Online-Dateiverwaltung mit Pydio: Eine Alternative zu Dropbox oder Box?

Pydio: Web-Interface mit Ordnerstruktur, Dateiliste und Vorschau
Pydio: Web-Interface mit Ordnerstruktur, Dateiliste und Vorschau

Pydio im Überblick

Pydio ist ein Dateimanager mit Web-Oberfläche. Bis vor kurzem hiess die Software AjaXplorer (Informationen zur Umbenennung), und sie ist u.a. auf NAS-Produkten von LaCie vorinstalliert. Grundsätzlich kann man Pydio aber auf jedem beliebigen Webserver nutzen, der PHP unterstützt – selbst eine Datenbank ist nicht zwingend erforderlich (die Konfigurationsdaten können aber optional in einer MySQL- oder Sqlite-Datenbank abgelegt werden statt im Filesystem.)

Die Installation ist problemlos, zumal das Installationsskript die Server-Voraussetzungen im Detail prüft und ggf. rückmeldet, welche Komponenten oder Konfigurationen für eine erfolgreiche Installation fehlen. Auch die erste Inbetriebnahme ist weitgehend selbsterklärend, zumal sich die Benutzeroberfläche stark an den Windows Explorer anlehnt: links die Ordnerstruktur, in der Mitte die Dateien des aktuellen Ordners, und rechts die Detailinformationen mit Vorschau der selektierten Datei. Das Hoch- und Herunterladen von Dateien jeglicher Art ist somit schnell erlernt, ebenso das Anlegen von neuen Ordnern und das Kopieren, Verschieben und Löschen von Dateien.

Editoren und Viewer in Pydio

Pydio: Online-Editor für Textdateien
Pydio: Online-Editor für Textdateien

Pydio beschränkt sich aber nicht nur darauf, Dateien zu speichern, sondern kann sie auch bearbeiten. Textdokumente beispielsweise können direkt im Web-Interface editiert werden, und für Fotos ist sogar der Bildeditor Pixlr eingebunden. Das Prinzip hat allerdings Grenzen: Word-, Excel-, PowerPoint- oder PDF-Dokumente können nur heruntergeladen und lokal bearbeitet werden. Für Audiodateien steht immerhin ein schöner Sound Player zur Verfügung, wie man auch Bilder in der Image Preview komfortabel betrachten kann (inkl. Slideshow).

Pydio: Online-Editor für Bildateien
Pydio: Online-Editor für Bildateien

Dokumente sharen mit Pydio

Damit andere Personen die Dokumente einer Pydio-Installation nutzen können, gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Für regelmässige Nutzer richtet man individuelle Konten ein und weist ihnen die gewünschten Zugriffsrechte zu. Bei Bedarf kann man auch mehrere, voneinander unabhängige Workspaces definieren – beispielsweise um die Dokumente unterschiedlicher Projekte oder Kunden getrennt voneinander abzulegen.
  • Für einen einmaligen Dateitransfer hingegen kann man einzelne Dokumente oder ganze Ordner teilen: Hierbei wird ein Link generiert, der auch ohne Login direkt zum gewünschten Download führt. Teilt man einen ganzen Ordner, so wird eine sogenannte Mini-Site eingerichtet, die je nach Konfiguration sogar Uploads zulässt. Wenn man möchte, kann man den Zugriff auf solche geteilte Dokumente limitieren, indem der Link nur eine bestimmte Anzahl Tage gültig ist oder indem er nach einer bestimmten Anzahl Downloads verfällt.
Pydio: Mini-Sites ermöglichen das Teilen eines ganzen Ordners
Pydio: Mini-Sites ermöglichen das Teilen eines ganzen Ordners

Um Pydio nutzen zu können benötigt man nicht zwingend einen “richtigen” Computer: Es steht auch eine App für iOS bzw. für Android zur Verfügung. Ausserdem gibt es ein Add-on für den E-Mail Client Thunderbird, das den Versand eines Dokumenten-Links anstelle eines Attachments erlaubt.

Weitere Funktionen

Pydio kann aber noch mehr. Spannend ist etwa die Möglichkeit, Benutzerkonten nicht manuell anlegen zu können, sondern aus einem LDAP- oder AD-Server zu übernehmen. Die Benutzer müssen sich zwar trotzdem noch an Pydio anmelden (kein Single Sign-on), aber zumindest sind die Anmeldedaten identisch. Single Sign-on gibt es “nur” in Kombination mit den CMS-Systemen Drupal, Joomla und WordPress.

Schliesslich kann man Pydio nicht nur dazu nutzen, um Dokumente im Filesystem eines Webservers zu verwalten. Pydio kann auch als Interface für andere Datenrepositories genutzt werden, etwa um auf Dateien zuzugreifen, die auf einem FTP-, Samba- oder WebDAV-Server liegen. Sogar ein Dropbox-Account kann angebunden werden.

Pydio als Dropbox-Alternative?

Das führt uns zur Frage, die im Titel dieses Artikels aufgeworfen wurde: Ist Pydio eine Alternative zu Dropbox (wie es auf der Pydio-Homepage heisst)? Grundsätzlich schon, wenn es darum geht, digitale Dokumente online zu speichern und zu teilen. Gerade in Zeiten ausufernder staatlicher Überwachung werden viele Unternehmen und Organisationen ihre Dateien lieber auf einem eigenen Server als im Rechenzentrum eines US-amerikanischen Unternehmens ablegen. Was allerdings Pydio (noch) fehlt ist das, was Dropbox, Google Drive oder Microsoft Sky Drive im Alltag so komfortabel macht: Die Integration in den Windows Explorer bzw. in den Mac OS Finder. Allerdings wird bereits an einem auf Java basierenden Desktop Sync Client gearbeitet.

Pydio ist Open Source Software unter der AGPL-Lizenz. Sie kann kostenlos genutzt werden, es werden aber auch kostenpflichtige Preispläne mit professionellem Support angeboten.

2 Gedanken zu „Online-Dateiverwaltung mit Pydio: Eine Alternative zu Dropbox oder Box?“

  1. Ich hatte früher schon mal AjaXplorer 4 ausprobiert und fand den ganz gut, aber da konnte man, glaube ich, noch keine Benutzer anlegen.

    Jedenfalls installiere ich gerade Pydio, denn momentan will ich für eine kleine Arbeitsgruppe eine Möglichkeit schaffen, auf einfache Art und Weise Dateien austauschen zu können (eigene Dokumente und Fotos). Dass es ein Add-on für Thunderbird gibt, wusste ich noch nicht, bevor ich diesen Artikel las, und das ist natürlich eine interessante Option.

    Danke für den guten Artikel!

  2. Ich habe gerade gesehen, dass es auch in AjaXplorer 4 schon eine Benutzerverwaltung gab. In der unteren Menüleiste klappt man das ganz linke Dropdown-Menü auf und wählt „Einstellungen“.

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