Calibre: Manager, Reader und Konverter für E-Books

Screenshot: Calibre auf Mac OS

Salopp formuliert ist Calibre für E-Books das, was iTunes für Audio- und Videoaufnahmen ist: Eine universelle Applikation, welche alle gängigen Aufgaben im Umgang mit diesem Medientyp meistert. Auch die Benutzeroberfläche von Calibre orientiert sich entfernt an iTunes.

Aber es gibt auch entscheidende Unterschiede: Denn während iTunes proprietäre Software ist, die primär den Zugang von iPods, iPhones und iPads zum iTunes Store sicherstellt, ist Calibre eine Open Source Software, die mit den Hardware-Readern diverser Hersteller zusammenarbeitet, diverse Quellen für E-Books erschliesst und die Konvertierung von E-Books in die verschiedensten Formate ermöglicht. Auch bei den Betriebssystemen ist Calibre universell, läuft es doch gleichermassen auf Windows, Mac OS und Linux.

Calibre muss man ganz einfach haben, wenn man einen E-Book-Reader besitzt. Es ist erstaunlich leistungsfähig – man darf sich einfach nicht von der etwas ungeschliffenen und teilweise leicht überladenen Benutzeroberfläche irritieren lassen.

e-rara.ch macht alte Drucke aus Schweizer Bibliotheken digital zugänglich

Zürcher Bibel, übersetzt von Ulrich Zwingli, gedruckt von Christoph Froschauer (Titelseite)

Gedruckte Bücher gibt es seit dem 15. Jahrhundert, und die Werke der vergangenen Jahrhunderte wären aus Sicht des Urheberrechts längst frei nutzbar. Weil es sich aber oft um seltene und empfindliche Objekte handelt, sind sie in der Praxis nur schwer zugänglich. Retrodigitalisierungsprojekte, welche inzwischen in vielen Bibliotheken laufen, stellen die wertvollen Stücke als digitale Faksimiles ins Internet und erschliessen sie so für ein breites Publikum.

Eines dieser Projekte ist e-rara.ch, welches sich auf alte Drucke aus den Beständen von Schweizer Bibliotheken konzentriert. Der Schwerpunkt liegt auf Schweizer Drucken des 16. Jahrhunderts mit unterschiedlichsten Inhalten (derzeit knapp 900 Titel), hinzu kommen Fachbücher aus den Bereichen Astronomie, Architektur und Städtebau sowie Mathematik und Physik (derzeit gut 450 Titel). Ein Teil der Werke ist in lateinischer Sprache verfasst, es finden sich aber genügend deutsche, englische, französische oder italienische Titel, die auch für Nicht-Lateiner verständlich sind.

Zürcher Bibel (Miniatur-Ansicht)

Sowohl die Suche nach Titeln innerhalb der ganzen Sammlung als auch die Navigation innerhalb eines einzelnen Titels scheint mir gut gelöst. Die Auflösung der Scans ist hoch genug, dass man auch Details problemlos erkennen kann – in der Zoom-Ansicht kann man etwa die von Christoph Froschauer gedruckte Zwingli-Bibel in gut 5facher Vergrösserung betrachten.

Zürcher Bibel (Zoom-Ansicht)

Erfreulicherweise gibt es aber nicht nur dieses gut gemacht Web-Interface, sondern auch die Möglichkeit, einen Titel komplett als PDF-Dokument herunterzuladen. Mit einem geeigneten PDF-Reader kann man dann beispielsweise Notizen anbringen, was für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einer historischen Quelle meist unerlässlich ist. Auch zur Lektüre auf einem iPad eignet sich die PDF-Version, wobei in diesem Fall eine (kostenpflichtige) App wie iAnnotate PDF oder GoodReader zu empfehlen ist.

Zürcher Bibel (PDF-Version auf iPad mit iAnnotate PDF)

Silex: Flash CMS mit Open-Source-Lizenz

Silex Flash CMS im Edit Mode

Der Begriff “Flash CMS” gehörte bis vor kurzem nicht zu meinem Aktivwortschatz. Allerdings zeichnete sich in meiner täglichen Arbeit schon länger ab, dass viele Kunden nicht zwischen einem CMS und einer Flash Website wählen wollen, sondern eine Flash Website mit CMS wünschen. Und hier haben viele etablierte CMS leider nicht viel zu bieten.

Ein Flash CMS ist nichts anderes als ein Tool, um eine Flash Website direkt auf dem Server (und ohne Adobes Flash-Software) zu bewirtschaften. Das Tool selbst ist in der Regel ebenfalls in Flash programmiert, somit ist der Begriff “Flash CMS” im doppelten Sinn richtig.

Silex ist genau ein solches Flash CMS. Es besteht aus einem Backend – dem Manager – und einem WYSIWYG-Editor im Frontend. Im Manager legt man neue Sites an und definiert die grundlegenden Einstellungen. Das eigentliche Content Management erledigt man jedoch im Frontend, und somit ist das Backend weit weniger wichtig als bei einem konventionellen CMS.

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Den Editor im Frontend erreicht man per Rechtsklick auf die Flash Website. Nach dem Login wird am oberen Fensterrand ein Toolbar eingeblendet, der Zugriff auf verschiedene Paletten bietet. Mit diesen Paletten wählt man Ebenen, die darin enthaltenen Objekte und schliesslich deren Parameter aus. Für die eigentlichen Eingaben wird dann am unteren Fensterrand ein Panel eingeblendet, um Texte zu editieren, Pfade auf Multimedia-Objekte (Video, Audio, Flash, PDF) zu setzen oder Parameterwerte zu bearbeiten.

Die Installation von Silex ist denkbar einfach und nicht anders als bei vielen anderen PHP-Applikationen: Man spielt die Files per FTP auf den Server, ruft den Installer auf, der ein Admin-Account anlegt und das URL Rewriting installiert. Nach drei Klicks ist man bereits soweit, dass man sich in das Backend einloggen kann. Auf dem Server muss PHP 5 installiert sein, eine Datenbank wird dagegen nicht benötigt.

Silex war im Juni 2009 das Projekt des Monats bei SourceForge. Die hohen Erwartungen, welche diese Auszeichnung bei mir geweckt hat, konnte Silex leider nicht ganz erfüllen: Nicht alles funktioniert so intuitiv, wie man es sich wünschen würde, und manchmal fühlt sich das Interface etwas hakelig an. Besonders störend empfand ich, dass der Texteditor bei höheren Tippfrequenzen nicht mithalten kann und Buchstaben verschluckt bzw. vertauscht. Insofern ist Silex ein spannender Ansatz, der in der Umsetzung aber noch Verbesserungspotential hat.

Photoshop-Dateien öffnen mit Paint.NET

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Paint.NET ist wahrscheinlich eines der besten Open-Source-Grafikprogramme. Einen empfindlichen Nachteil hat es allerdings: Es kann keine Photoshop-Dateien öffnen oder speichern, so dass der Datenaustausch mit anderen Grafikern nur über die Standard-Dateiformate erfolgen kann.

Dank dem PSD Plug-in von Frank Blumenberg lässt sich das aber leicht ändern: Man braucht nur eine DLL in das FileTypes-Verzeichnis zu legen, und schon erkennt der Dateiauswahldialog von Paint.NET auch PSD-Dateien. Man muss allerdings realistisch bleiben: Photoshop kann einiges mehr als Paint.NET, und so enthalten PSD-Dateien zwangsläufig auch Informationen, mit denen Paint.NET nichts anfangen kann. Der Dateiaustausch mit Photoshop geht somit unter Umständen nicht verlustfrei vonstatten. Trotzdem ist dieses Plug-in sehr wertvoll und dürfte in der Praxis oft völlig ausreichen.

PDF-Dokumente bearbeiten mit pdfsam

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PDF-Dokumente kann man mit dem Adobe Reader (sowie mit verschiedenen Open Source Readern) kostenlos lesen. Will man hingegen selbst PDF-Dokumente erzeugen oder bearbeiten, so lässt sich dies Adobe in Form der Acrobat-Software teuer bezahlen.

Auch hier gibt es allerdings Alternativen: Mit dem PDF Creator, der sich unter Windows als Drucker im System installiert und jedes beliebige Dokument in ein PDF-Dokument konvertiert, habe ich in den letzten Monaten gute Erfahrungen gemacht. Vermisst habe ich aber bisher eine Software, mit der man bestehende PDF-Dokumente nachbearbeiten kann – insbesondere zusammenfügen oder aufteilen möchte man PDF-Dokumente hin und wieder.

Genau dies kann pdfsam (PDF Split and Merge). Die Java-Software wirkt zwar etwas technisch und leicht ungeschliffen, ist aber auf Anhieb verständlich und erfüllt ihren Zweck. Wer noch etwas mehr Funktionen braucht, wählt die Enhanced-Version, für die der Programmierer allerdings eine Spende von mindestens 1 Euro verlangt (ausser man macht sich die Mühe und kompiliert den Source Code selbst). Diese Enhanced-Version kann zusützlich PDF-Dokumente verschlüssen und entschlüsseln, Titelseiten und Fusszeilen einfügen sowie den Standard-Ansichtsmodus eines Dokuments setzen.

P.S. Derzeit noch im Alpha-Stadium befindet sich die Version 2 von pdfsam. Damit wird man die Reihenfolge von Seiten visuell ändern sowie Seiten aus anderen Dokumenten einfügen können.

Mono und Moonlight: Freie Alternativen zu .NET und Silverlight

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Das .NET-Framework von Microsoft ist nicht nur Voraussetzung für einige interessante Desktop-Applikationen (z.B. Paint.NET), sondern bildet insbesondere die Grundlage für viele Web-Applikationen. Allerdings gibt es das Framework nur für Windows.

Nun ist es allerdings so, dass .NET eine Imlementierung des CLI-Standards darstellt, und dass es für diesen Standard auch andere Implementierungen gibt – insbesondere das von Novell unterstützte Mono. Mono ist freie Software und läuft auf Linux, Mac OS und Windows (wobei man sich natürlich fragen kann, wie sinnvoll der Einsatz unter Windows ist). Damit werden .NET-Applikationen plattformunabhängig – zumindest wenn diese nicht die neuste .NET-Version voraussetzen, denn das Mono-Framework ist erst bei der Version 2.x angelangt, während Microsoft schon .NET 3.5 ausliefert und .NET 4.0 ankündigt.

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Zum Mono-Projekt gehört auch die Entwicklungsumgebung MonoDevelop. Somit kann man im Prinzip .NET-Applikationen entwickeln, ohne auf proprietäre Software angewiesen zu sein.

Noch eine weitere Microsoft-Technologie ist als Teil des Mono-Projekts in die Unix-Welt portiert worden: Unter dem Namen Moonlight steht in Form eines Firefox-Plugins eine Implementierung von Silverlight zur Verfügung – auch hier gibt es aber erst die Version 1.0, während Microsoft bereits das deutlich leistungsfähigere Silverlight 2.0 ausliefert.

FSFE fordert und fördert freie PDF-Reader

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Die Free Software Foundation Europe (FSFE) hat eine Initiative gestartet, um die Verbreitung von freien PDF-Programmen zu fördern. Das von Adobe entwickelte Portable Document Format (PDF) existiert in verschiedenen Versionen, von denen manche offene Standards sind, während andere Software-Patente beinhalten. Als Betrachter wird aber fast immer der Adobe Reader eingesetzt, der eine zwar kostenlose, aber proprietäre Software darstellt. Unter der Adresse www.pdfreaders.org will die FSFE deshalb die Verbreitung von Open Source PDF Readern fördern. Von den dort verlinkten Programmen kann ich insbesondere Sumatra PDF Viewer (Windows) und Skim (Mac OS) empfehlen.

(via Wortgefecht)

OpenXMLViewer: Word-2007-Dokumente in Firefox öffnen

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Wer ein Dokument im neuen Dateiformat von Microsoft Word 2007 (*.docx) lesen will, dieses Programm aber nicht besitzt, kann es neuerdings auch mit Firefox öffnen – das Plug-in OpenXMLViewer macht’s möglich. Ist es installiert, so kann man über den normalen Weg (Datei > Datei öffnen…) das gewünschte Dokument auswählen und es vom Browser rendern lassen. Im Prinzip ist OpenXMLViewer also ein OpenXML to HTML Converter.

Ich habe das Plug-in mit einem ziemlich anspruchsvollen Dokument konfrontiert, das unter anderem Bilder, mehrspaltigen Text und Makros enthält. Resultat: Die Formatierung hat zwar arg gelitten, aber der Text war lesbar. Wenn es rasch gehen soll, dann ist OpenXMLViewer also eine pragmatische Lösung – und sie ist Open Source Software (unter der Microsoft Public License). Leider gibt es das Plug-in nur für Windows und Linux, nicht aber für Mac OS.

Open XML-HTML Translator Add-in for Firefox demo

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Inhalte aus einem MediaWiki als PDF exportieren mit der Collection Extension

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Schon seit längerem beschäftigt mich die Frage, wie man den Inhalt eines Wikis mit vernünftigem Aufwand und in guter Qualität ausdrucken kann (vgl. Wie druckt man ein MediaWiki aus?). Inzwischen habe ich eine Lösung gefunden, die zumindest in meinem eigenen Setup sehr gut funktioniert.

Der Schlüssel zur Lösung ist die Extension Collection, welche von PediaPress entwickelt wird. Wie bei den meisten MediaWiki-Extensions ist zwar etwas Handarbeit erforderlich, im Prinzip ist die Installation aber nicht schwierig. Die Skripts der Extension kann man als Snapshot herunterladen (richtige MediaWiki-Version auswählen!), anschliessend sind noch einige Einträge in den LocalSettings.php sowie im Skin-File erforderlich. Wenn man das README.txt beachtet, kann eigentlich nichts schiefgehen.

Der Clou an der Sache ist, dass man die Phython-Libraries mwlib und mwlib.rl, welche für das Parsen der Wiki-Seiten und die Konvertierung in ein PDF zuständig sind, nicht unbedingt auf dem eigenen Server installieren muss, sondern dass man den Server von PediaPress benutzen kann. Für Wikis mit beschränktem Traffic reicht dies vollkommen aus.

image In der Anwendung ist Collection sehr elegant: In der Navigation erscheint ein neuer Befehl, mit dem man beliebige Seiten in eine Kollektion aufnehmen kann. Lässt man sich später die Kollektion anzeigen (vgl. obigen Screenshot), so kann man noch die Reihenfolge der Seiten anpassen und Kapitel einfügen. Anschliessend lässt sich aus der gesamten Kollektion ein einziges PDF generieren. Alternativ kann man auch ein Textdokument im OpenOffice.org-Format erzeugen, das man dann nicht nur drucken, sondern ggf. auch noch editieren kann.

XML Copy Editor: Ein XML-Editor für den Alltag

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Immer mehr digitale Daten sind nicht in proprietären binären Dateien, sondern im XML-Format gespeichert. Für den Datenaustausch und für die langfristige Archivierung hat dies enorme Vorteile. Dabei sind XML-Dateien nichts anderes als strukturierte Textdateien und können deshalb mit jedem beliebigen Text-Editor geöffnet werden. Wer regelmässig XML-Dateien bearbeiten muss, sollte sich allerdings den Komfort eines spezialisierten Editors gönnen.

Da ich kein Entwickler bin, sind meine Anforderungen an einen XML-Editor eher bescheiden. Trotzdem habe ich eine ganze Reihe von Open-Source-Produkten getestet, bis ich fündig wurde. Konkret gelten für mich folgende Minimalanforderungen:

  • Tags und Daten müssen visuell gut unterscheidbar sein (Syntax-Highlighting).
  • Die Hierarchie der Elemente muss über Einrückungen o.ä. erkennbar sein.
  • Elemente müssen auf- und zugeklappt werden können (Folding).
  • Dokumente müssen auf Wohlgeformtheit und Gültigkeit geprüft werden können.
  • Der Editor muss auch mit grossen Dateien umgehen können.
  • Der Editor muss performant sein (rasch geöffnet, flüssig auch im Umgang mit grossen Dateien).
  • UTF-8 muss unterstützt werden.
  • Suchen/Ersetzen-Funktionen im üblichen Umfang sind zwingend.

Um Sie nicht länger auf die Folter zu spannen: XML Copy Editor erfüllt alle diese Anforderungen und ist dabei sowohl für Windows als auch für Linux verfügbar. Er schaffte es insbesondere auch, eine 135 MByte grosse Datei mit über 2,3 Millionen Zeilen zu öffnen. Das dauert dann zwar einen Moment, weil das gesamte Dokument geparsed und formatiert werden muss, aber es funktioniert. Und wer es eilig hat, kann den speziellen Befehl “Öffne grosses Dokument…” benutzen, dann entfallen Syntax-Highlighting und Klappmechanismen, so dass das Dokument schneller zur Verfügung steht.