Weihnachtslieder mit Creative-Commons-Lizenz

Morgen kommt der Weihnachtsmann

Auch wer andächtig Weihnachtslieder singt ist nicht davor gefeit, eine Straftat zu begehen: Wenn jedes Jahr in der heimischen Stube, in der Schule oder an einem öffentlichen Adventssingen die traditionellen Lieder angestimmt werden, dann geschieht dies oft auf Basis von unerlaubt kopierten Noten. Das Liederbuch “Singen im Advent” schafft hier Abhilfe: Sein Inhalt darf nicht nur frei kopiert, sondern bei Bedarf auch verändert werden. Hierzu stehen die Noten nicht nur als PDF-Dateien, sondern auch im Format des Notensatzprogramms LilyPond zur Verfügung.

Mutopia Project: Noten von klassischer Musik mit CC-Lizenz

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So wie das Project Gutenberg gemeinfreie Bücher digitalisiert so ist das Mutopia Project damit beschäftigt, gemeinfreie Musik mit Hilfe des Notensatzprogramms LilyPond zu reproduzieren und via Internet zu verbreiten. Das Resultat ist eine Sammlung mit klassischer Musik bekannter und weniger bekannter Komponisten, die als PDF, als LilyPond-Datei sowie als MIDI-File heruntergeladen werden kann. Die Daten stehen entweder unter einer liberalen Creative-Commons-Lizenz oder sind gar als Public Domain freigegeben. Die Website des Mutopia Projects strahlt einen ähnlich spröden Charme aus wie die Wikipedia, aber sie erfüllt ihren Zweck. Und mit gut 1’500 Kompositionen ist bereits ein ansehnlicher Grundstock gelegt.

Jamendo: Freie Musik unter Creative Commons

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Die Musikgeschichte des frühen 21. Jahrhunderts ist geprägt durch den Kampf um die Nutzungsrechte von digitaler Musik: Hier die MP3-Generation, die seit Napster meint, dass Musik generell nichts kostet – dort die Plattenlabels, die ihre Rechte mit Rechtsanwälten und Kopierschutzmechanismen verteidigen, selbst wenn sie dadurch ihre loyale Kundschaft vergraulen.

In dieser Krise der nicht-materiellen Kulturgüter (die natürlich Texte, Bilder und Videos genauso betrifft) zeichnen sich heute zwei Lösungsansätze ab: Einerseits der Verkauf von nicht kopiergeschützter Musik zu akzeptablen Preisen über das Internet, wie es iTunes populär gemacht hat – und andererseits der freie Austausch von kostenloser Musik mit erweiterten Nutzungsrechten gemäss Creative Commons.

image Jamendo ist ein Vertreter der zweiten Gattung. Hier können Künstler ihre Aufnahmen einem breiten Publikum vorstellen, welches die Titel nicht nur kostenlos hören und herunterladen, sondern – je nach gewählter Lizenz – auch weitergeben oder gar in eigenen Aufnahmen verwerten darf. Das Portal ist nach allen Regeln der Web-2.0-Kunst gebaut. Die Musik, die man darauf findet, ist naturgemäss von gemischter Qualität: Von kreativen Querköpfen über talentierte Nachahmer und vielversprechende Nachwuchstalente bis hin zu hoffnungslos Untalentierten findet sich hier alles. Das ist manchmal sehr spannend, manchmal auch anstrengend, aber letztlich der Preis der Freiheit, und dank der Rating-Mechanismen der Plattform wird Gutes rasch an die Oberfläche gespült.

International Music Score Library Project geht wegen potentiellem Rechtsstreit offline

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Das International Music Score Library Project IMSLP hat seinen Betrieb eingestellt, nachdem der Verlag Universal Edition Copyright-Verletzungen geltend gemacht hatte und vom IMSLP in einer Unterlassungsaufforderung geeignete Gegenmassnahmen verlangte. Das IMSLP sammelte Scans von Musiknoten, deren Copyright abgelaufen ist, und nutzte dazu die MediaWiki-Software, auf der auch die Wikipedia aufbaut.

Wie der Initiator des Projekts Xiao-Guang Guo schreibt, habe Universal Edition zwar nicht die Schliessung des Wikis verlangt; die Umsetzung der geforderten Massnahmen würden aber seine Möglichkeiten übersteigen. Und auf einen Rechtsstreit wollte sich der Student verständlicherweise nicht einlassen. Er bietet aber Hand dazu, dass eine Organisation das Projekt weiterführt:

“Due to demand, I strongly encourage any organization willing to support a continuation of IMSLP to contact me at imslp@imslp.org.”

Letzteres wäre aus meiner Sicht ausgesprochen wünschenswert. Es geht mir nicht einmal so sehr um den Fortbestand des IMSLP, sondern um die Klärung der Grundsatzfrage, wie weit der Betreiber eines Wikis für Copyright-Verletzungen haftbar gemacht werden kann. Denn letztlich (und das müsste auch Ken Clark als Anwalt von Universal Edition wissen) ist es unmöglich, Copyright-Verletzungen in einem Wiki 100prozentig auszuschliessen, wenn man nicht jeden Beitrag vor der Veröffentlichung einem Rechtsgutachten unterziehen will (was sicher nicht praktikabel ist und dem Wiki-Prinzip fundamental widerspricht). Auch der vom Anwalt konkret vorgeschlagene IP-Filter wäre ein völlig untaugliches Mittel:

“It is our understanding that it is possible to filter lP addresses of those who take part in copying files from your site to prevent such unauthorized copyright infringement.”

Sollte der Fall der IMSLP Schule machen, dann müssten wohl viele Wikis auf dieser Welt offline gehen. Ein Musterprozess, der die Grenzen der Haftbarkeit von Wiki-Betreibern auslotet, wäre deshalb wünschenswert. Persönlich scheint es mir fragwürdig, den Plattformbetreiber haftbar zu machen, weil er einfacher greifbar ist als der eigentliche Copyright-Verletzer. Und vor allem würde dieses Konzept eine fundamentale Einschränkung der Meinungsäusserungsfreiheit bewirken, wie sie heute in Wikis praktiziert wird.

Links zum Thema:

Free Software Foundation fordert Ogg Vorbis statt MP3

Mit der Kampagne “Play Ogg” macht sich die Free Software Foundation FSF für die Ablösung des MP3-Formats durch Ogg Vorbis stark. Vorbis ist nicht nur technisch überlegen, sondern vor allem frei von Patenten. Während beim Einsatz von MP3-Codecs in Hardware- und Software-Playern Lizenzgebühren fällig werden (bzw. Schadenersatzklagen drohen), können Vorbis-Codecs frei genutzt werden.

Die beiden grössten Hindernisse bei der Verbreitung von Ogg Vorbis ist der geringe Bekanntheitsgrad sowie der Umstand, dass nicht alle MP3-Player auch Ogg Vorbis unterstützen. Dies gilt insbesondere für Software-Mediaplayer. Die FSF empfiehlt deshalb den VLC Media Player (vgl. Open Source Essentials: VLC Media Player).

Musipedia: Die Wikipedia für Melodien

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Inspiriert von den Prinzipien der Wikipedia will die Musipedia ein kollaborativ erstelltes Nachschlagewerk für Melodien werden. Das ist anspruchsvoller, als man im ersten Moment denken könnte, denn: Wie formuliert man eine Suchanfrage an eine Melodiensuchmaschine?

Bei Musipedia stehen verschiedene Eingabemethoden zur Auswahl. Wer die Notenschrift beherrscht, kann die Melodie über den oben gezeigten Editor zusammenklicken. Diese sogenannte Keyboard Search ist ziemlich effektiv und führt zu relativ verlässlichen Treffern – die obige Melodie aus Vivaldis Vier Jahreszeiten wurde jedenfalls auf Platz 2 im Suchresultat gelistet.

Spannend, aber nicht ganz so präzise ist die Suchmethode Sing or Whistle: Hier kann man eine Melodie summen oder pfeifen, anschliessend versucht die Applikation daraus Tonhöhen und Tonlängen zu erkennen. Dies ist grundsätzlich ein anspruchsvolles Unterfangen und führt auch bei Musipedia nicht immer zu befriedigenden Resultaten – glücklicherweise kann das Ergebnis in der sogenannten Piano-Roll-Notation anschliessend noch editiert werden.

Ein dritte Methode besteht darin, nur den Rhythmus auf der Computertastatur zu klopfen. Interessenter Ansatz – aber mit Take five war das System bei meinem Test hoffnungslos überfordert.

Die vierte Methode schliesslich heisst Contour Search. Sie basiert auf dem sogenannten Parsons Code, der eine Melodie lediglich dadurch beschreibt, ob der nächste Ton höher, tiefer oder gleich hoch wie der vorangehende ist. Ein Parsons Code besteht also aus einem “Wort” mit den Buchstaben U (für up), D (für down) und R (für repeat) und kann dann über ein normales Formularfeld gesucht werden.

Insgesamt ist die Musipedia ein spannender Ansatz, auch wenn die Oberfläche noch nicht so geschliffen daher kommt wie bei den heutigen Web 2.0-Anwendungen. Hinter dem Projekt steht übrigens Rainer Typke, der am Österreichischen Institut für Künstliche Intelligenz über genau solche Probleme forscht und auch ein Buch zum Thema Music Retrieval based on Melodic Similarity publiziert hat.

Open Music Contest: Jetzt bewerben!

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Der Open Music Contest ist weder eine Casting-Show noch ein fröhliches JeKaMi, sondern ein Musikwettbewerb, dessen Sieger auf einem Sampler verewigt werden. Das Besondere daran ist, dass alle eingereichten Songs einer Creative-Commons-Lizenz unterstehen müssen.

Organisiert wird der Wettbewerb vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Philipps-Universität Marburg, der prominente Supporter wie z.B. mp3.de, Chaos Computer Club, LinuxUser, LinuxTag oder netzpolitik.org mobilisieren konnte. Der Open Music Contest wird bereits zum dritten Mal durchgeführt.

Die Sampler der beiden ersten Jahre sind vergriffen, können aber selbstverständlich frei heruntergeladen werden – inklusive Druckvorlage für das Booklet und das CD-Label (OMC-Sampler Nr. 1, OMC-Sampler Nr. 2). Und natürlich wurde als Dateiformat für die einzelnen Tracks das freie Ogg-Vorbis benutzt.