Tine 2.0: Schritt für Schritt zur Outlook/Exchange-Alternative

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Tine 2.0 wurde in diesem Blog schon mehrfach vorgestellt. Die auf dem Zend Framework und ExtJS basierende Groupware, die sich vom eGroupware-Projekt abgespalten hat, hat inzwischen wesentliche Fortschritte gemacht. Derzeit stehen folgende Module zur Verfügung (die gezielt für einzelne Benutzergruppen aktiviert oder deaktiviert werden können):

  • Adressbuch (Kontaktverwaltung mit mehreren Adressbüchern)
  • Telefon (Telefonsteuerung, d.h. Anrufe basierend auf Telefonnummern im Adressbuch)
  • Kalender (Agenda)
  • CRM (Lead Management)
  • Aufgaben
  • E-Mail (Verwaltung von IMAP-Konten)
  • VOIP-Manager (Konfiguration von Asterisk-Telefonanlage und Snom-Apparaten)
  • ERP (einfache Verwaltung von Kundenverträgen)
  • Zeiterfassung

Dabei ist zu sagen, dass die meisten dieser Module eine solide Ausstattung aufweisen – nur das ERP-Modul ist noch absolut rudimentär, und der auf der Website angekündigte File Manager existiert noch überhaupt nicht.

Dank dem JavaScript/AJAX Framwork ExtJS verfügt Tine 2.0 über eine gepflegte Benutzeroberfläche, die stark an eine Desktop-Software erinnert (obwohl es sich um eine Web-Applikation handelt). Diese Oberfläche verfügt über einige Funktionen, die mehr oder weniger durchgängig verfügbar sind:

  • Datensätze haben eine Historie, d.h. Änderungen sind zurückverfolgbar
  • Datensätze können mit Tags und Notizen versehen werden
  • Datensätze können als PDF und CSV exportiert werden
  • Datensätze können in der Listenansicht gespeichert werden; Filtereinstellungen können gespeichert werden

Wichtig ist auch die Unterstützung von ActiveSync, so dass Daten zwischen Tine 2.0 und Windows-basierten Mobiltelefonen synchronisiert werden können. Das ganze funktioniert nach dem Push-Prinzip, d.h. neue Daten werden sofort an die mobilen Clients weitergereicht.

Auch wenn ich Tine 2.0 keinem Langzeittest unterzogen habe und die Telefoniefunktionalität nicht beurteilen kann, so macht die Software doch einen sehr guten Eindruck. Dass die Oberfläche entfernt an Outlook Web Access erinnert, ist sicher kein Zufall, denn im Moment bietet Tine 2.0 vor allem Funktionen, für die man typischerweise einen Exchange-Server einsetzt. Die beiden Produkte gleichzusetzen wäre sicher vermessen. Aber nachdem mit dem neuste Release “Leonie”  das Kalender- und das E-Mail-Modul verfügbar ist, könnten Projekt-Teams oder KMUs schon auf die Idee kommen, Tine 2.0 als Groupware-Lösung einzusetzen.

Tine 2.0: Die nächste Generation von eGroupWare?

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eGroupWare ist eine der bekanntesten Groupware-Lösungen im Open-Source-Bereich. Sie verfügt über eine grosse Entwicklergemeinde und eine Vielzahl von Installationen. Meiner persönlichen Meinung nach ist die Software allerdings vergleichsweise heterogen und mit Funktionen überladen, was sich negativ auf die Usability auswirkt. Die Ankündigung, dass eine datenkompatible, aber von Grund auf neu programmierte Version 2.0 mit einer zeitgemässen Benutzeroberfläche in Entwicklung sei, hat deshalb spontan mein Interesse geweckt.

Inzwischen hat sich das Entwickler-Team von eGroupWare 2.0 allerdings mit den übrigen Entwicklern überworfen (oder umgekehrt), jedenfalls wird die Software nun unter dem Namen Tine 2.0 unabhängig von eGroupWare weiterentwickelt. Ob dies nun zum Vor- oder zum Nachteil des Projekts ist, kann man zum heutigen Zeitpunkt schwer beurteilen: Tine 2.0 wird sich dadurch freier entfalten und Altlasten hinter sich lassen können, dafür wird die Migration von eGroupWare 1.x auf Tine 2.0 schwieriger werden. Jedenfalls ist Tine bereits der zweite Fork in der Geschichte dieser Software, denn eGroupWare hatte sich seinerseits im Jahr 2003 aus phpGroupeWare abgespalten.

Zum heutigen Zeitpunkt ist der Milestone 2 in der Roadmap von Tine 2.0 erreicht. Verglichen mit dem riesigen Funktionsumfang von eGroupWare ist noch praktisch keine Funktionalität vorhanden – erst die Kontaktverwaltung, das CRM-Modul und eine einfache Task-Liste sind implementiert. Das Interface ist allerdings unvergleichlich moderner, arbeitet im Fullscreen-Modus und fühlt sich an wie eine Desktop-Applikation. Insofern darf man sehr gespannt sein, wie sich das Projekt entwickelt – und ein Blick auf die Demo-Installation lohnt sich schon heute.