EtherPad: Gleichzeitig online am gleichen Textdokument arbeiten

EtherPad

Vor einiger Zeit habe ich in diesem Blog Gobby vorgestellt, ein Texteditor, mit dem mehrere Personen an unterschiedlichen Rechnern gleichzeitig dasselbe Dokument bearbeiten können (Kooperatives Schreiben). Etherpad macht im Prinzip dasselbe, ist aber eine web-basierte Anwendung, während Gobby als Desktop-Software auf jedem beteiligten Rechner installiert werden muss. Nebst der Farbmarkierung – die jeden Text einem Autor zuordnet – kennt EtherPad auch einen Time Slider, über den man die Entstehung eines Textes chronologisch nachvollziehen kann.

Wer schon einmal Google Docs oder Google Wave benutzt hat, kennt das Prinzip. Und wohl nicht zufällig wurde AppJet (das Unternehmen hinter EtherPad) im Dezember 2009 von Google übernommen. Glücklicherweise hat Google aber die Software als Open Source freigegeben, und so sind inzwischen verschiedene Webplattformen entstanden, wo man EtherPad weiterhin nutzen kann, beispielsweise bei typewith.me. Wer möchte kann aber auch den Source Code herunterladen und EtherPad auf einem eigenen Server beitreiben, beispielsweise in einem Intranet.

Gobby: Gemeinsam Textdateien bearbeiten

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Es gibt ganz unterschiedliche Lösungen, wenn mehrere, räumlich getrennte Personen gemeinsam einen Text bearbeiten wollen.

Da wäre beispielsweise der Überarbeitungsmodus von Textverarbeitungen zu nennen, der jede Änderung in einem Dokument protokolliert. Auf diese Weise lassen sich die Beiträge der einzelnen Autoren auseinanderhalten, akzeptieren oder verwerfen und (falls mehrere Versionen eines Dokuments existieren) zusammenführen. Dieses Prinzip eignet sich insbesondere dann, wenn es nicht nur um rohen Text, sondern um formatierte Dokumente geht und wenn die Autoren bei der Arbeit nicht immer online sein wollen. Zumindest diejenige Person, welche das Dokument am Schluss bereinigt, muss allerdings fortgeschrittene Anwenderkenntnisse besitzen.

Ein anderer Ansatz sind Wikis, welche ebenfalls jede Änderung festhalten. Im Unterschied zu Textverarbeitungen braucht es allerdings niemanden, der am Schluss den Text redigiert: Es gilt ganz einfach immer die letzte Version, und das Änderungsprotokoll dient lediglich dazu, alle Änderungen inkl. ihre Urheber anzuzeigen und im schlimmsten Fall rückgängig zu machen. Wikis sind Server-Applikationen, somit ist die aktuellste Version des Texts immer für alle Autoren verfügbar; dafür muss man immer online sein, und nicht alle Wikis bieten den Komfort von WYSIWYG-Editoren.

Ein drittes Konzept sind Programme, welche das kollaborative Schreiben in Echtzeit über LAN- oder Internet-Verbindungen erlauben. Nebst den kommerziellen Vertretern dieser Gattung wie MoonEdit oder SubEthaEdit gibt es auch eine entsprechende Open Source Software: Gobby. Hauptanwendungsgebiet solcher Texteditoren ist die gemeinsame Arbeit an Programmcode, aber natürlich kann man damit auch normale Texte schreiben – einfach ohne Formatierung.

Das Prinzip ist rasch erklärt (vgl. Screenshot): Nehmen wir an, ich arbeite an einem PHP-Skript und brauche dabei Unterstützung. Ich starte Gobby und eröffne eine Sitzung, wobei ich ein Passwort vergeben kann, falls ich den Zugang für andere Personen beschränken will. Nun fungiert mein Rechner als Host, und andere Personen können an der Sitzung teilnehmen.

Ich öffne die PHP-Datei, die ich bearbeiten möchte, und lade (z.B. über E-Mail oder Telefon) Max Muster ein, wobei dieser nur die IP-Adresse meines Rechners und allenfalls das Passwort wissen muss. Max startet ebenfalls Gobby, wählt die Funktion “Sitzung beitreten” und kann dann ebenfalls auf die PHP-Datei zugreifen. Wir können nun gleichzeitig Änderungen vornehmen, wobei über Farbmarkierung jederzeit klar ist, wer was eingegeben hat. Sofern man nicht sowieso per Telefon oder Chat in Verbindung steht, bietet Gobby eine integrierte Chat-Applikation, über die man miteinander diskutieren kann.

Wie gesagt: Das Prinzip ist rasch erklärt, und es ist bestechend. In der Praxis gibt es allerdings noch die eine oder andere Hürde zu meistern. So ist Gobby spürbar eine Linux-Applikation – unter Windows muss man GTK+ installieren, für den Mac muss man auf MacPorts zurückgreifen. In der Anwendung sind insbesondere die Angabe der korrekten IP und die Freischaltung der von Gobby benutzten Ports in der Firewall kritische Punkte. Wenn die Verbindung aber einmal steht, ist die Zusammenarbeit sehr einfach und ausgesprochen effizient.

(via T3N)