Microsoft-Chef interpretiert Novell-Kooperation

Eine interessante Deutung der Vereinbarung zwischen Microsoft und Novell hat Microsoft-Chefe Steve Ballmer geliefert: Mit dem Deal zahle Novell nun endlich angemessen für die Nutzung von Microsoft-Patenten durch SuSE Linux, während andere Linux-Distributionen weiterhin solche Patente verletzen würden. Ballmer blieb allerdings vage in seinem Vorwurf:

“Ich glaube, es gibt Experten, die sagen, Linux verletzt unser geistiges Eigentum.”

Öffentliche Hand als Wegbereiter für Open Source Software

Das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation hat eine Studie über Freie Software veröffentlicht: “Open Source Software – Strukturwandel oder Strohfeuer?” Diese Studie streicht drei Aspekte hervor:

  1. Open Source Software kann zu erheblichen Einsparungen führen – sowohl in der Privatwirtschaft als auch in der öffentlichen Verwaltung.
  2. In der öffentliche Verwaltung ist das Interesse an Open Source Software besonders gross.
  3. Bei Aufträgen im Zusammenhang mit Open Source Software kommen häufig kleine und mittlere Unternehmen zum Zug.

Die Studie ist im PDF-Format verfügbar (Management Summary und ausführliche Version).

Ältere Beiträge zum Thema:

Was bedeutet die Partnerschaft zwischen Microsoft und Novell?

In einer überraschenden Erklärung haben Microsoft und Novell eine Partnerschaft angekündigt, in deren Zentrum die Interoperabilität zwischen Windows und dem freien Betriebssystem SuSE Linux steht, speziell im Umfeld von virtualisierten Systemen.

Die Zusammenarbeit betrifft aber auch OpenOffice.org und Microsoft Office (wo es darum geht, dass OpenOffice.org Microsofts neues Dateiformat Office Open XML verarbeiten kann), Samba sowie Microsoft .NET und Mono. Ein weiterer Punkt ist ein bis 2012 befristetes Patentabkommen, welches Klagen von Microsoft wegen Patentverletzungen durch SuSE-Linux-Entwickler ausschliesst.

Was die Partnerschaft konkret bedeutet, wird die Zukunft zeigen. Eingermassen missverständlich titelte NZZ Online heute: “Linux wird Windows-kompatibel”. Auch im Lead weckt die NZZ falsche Erwartungen:

“Nach Jahren der Rivalität haben Microsoft und Novell eine Zusammenarbeit beim freien Betriebssystem Linux vereinbart. Die amerikanischen Konzerne kündigten am Donnerstag gemeinsame Technologien an, damit Linux-Software auf Windows-Computern und umgekehrt laufen könne.”

Auch der folgende Satz bei Heise will richtig gelesen sein:

“Microsoft wird offiziell den Suse Linux Enterprise Server denjenigen Kunden empfehlen, die sowohl Windows- als auch Linux-Lösungen einsetzen wollen.”

Wer nun glaubt, dass Microsoft seinen Kunden Linux empfiehlt, verkürzt die Zusammenhänge unzulässig. Richtig ist vielmehr, dass Microsoft seinen Kunden – wenn sie denn unbedingt das ungeliebte Konkurrenz-Betriebssystem einsetzen wollen – die Distribution von Novell empfehlen wird, damit sie nur dieses eine Linux supporten müssen. Das stärkt primär SuSE-Linux innerhalb des Linux-Lagers und nur sekundär Linux als Ganzes.

Die bisher beste Interpretation des ganzen Deals findet sich bei Heise Open.

Mehr zum Thema:

Status Update: Linux in Stadtverwaltungen

München ist eines der prominentesten Beispiele für Städte, die ihre Verwaltung auf Open Source Software umstellen, um Kosten zu sparen und von monopolistischen Software-Anbietern unabhängig zu werden. Heise Open berichtete regelmässig über das Projekt LiMux und zieht aktuell eine positive Bilanz: Volle Fahrt voraus für Linux in München.

In Wien dagegen sind noch nicht alle Entscheidungen gefallen, und so fährt man dort im Moment eine Doppelstrategie: Wien überdenkt seine Software-Strategie. Immerhin existiert aber mit Wienux bereits eine eigene, auf Debian aufbauende Linux-Distribution, die mit häufig genutzten Applikationen und Konfigurationseinstellungen bestückt ist.

Erstaunlicherweise wenig Publicity erfuhr die laufende Umstellung auf Linux in Mannheim, obwohl diese Stadt damit eine Pionierrolle in Deutschland wahrnimmt. Hier wurden allerdings zunächst die Server umgerüstet, während die Rechner der Mitarbeiter erst ganz am Schluss mit Linux ausgestattet werden sollen.

In Deutschland werden die Kommunen vom Bundesinnenministerium mit dem Migrationsleitfaden unterstützt, wenn sie eine Umstellung auf Open Source in Betracht ziehen. Wesentlich für die Verbreitung von freier Software auf staatlichen Rechnern war ferner die Kampagne Bundestux, welche die Einführung von Linux im Deutschen Bundestag vorantrieb. Dort gibt es auch eine Artikelsammlung zum Thema Einsatz von Open Source in Kommunen, die allerdings mässig aktuell ist.