Lexikon 1888: Meyer’s und Brockhaus’ Konversations-Lexika digital erschlossen

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Der Schweizer Mathematiker Peter Hug hat es sich zur Aufgabe gemacht, die wichtigsten Lexika des späten 19. Jahrhunderts im Internet bereitzustellen und optimal zu erschliessen. Dazu gehören insbesondere die 4. Auflage von Meyers Konversations-Lexikon aus den Jahren 1885 bis 1892 sowie die 14. Auflage von Brockhaus’ Konversationslexikon aus den Jahren 1894 bis 1896. Aufbauend auf dem Digitalisierungsprojekt Retro-Bib von Christian Aschoff hat Hug seine Website Lexikon 1888 geschaffen, die bezüglich Funktionalität Massstäbe setzt. Die Lexika steht als Faksimilie sowie als durchsuchbarer Volltext zur Verfügung, wobei der Volltext durch Querverlinkungen, Kontextinformationen und Quellen angereichert ist. Sogar eine für Handys optimierte Version ist vorhanden.

Die Wikipediaisierung von Meyers Lexikon

Auch wenn Vorbehalte in gewissen Fällen berechtigt sind: Die Wikipedia ist innert kürzester Zeit zu einer ernsthaften Konkurrenz für die etablierten Lexika geworden. Die Reaktion der Verlage ist unterschiedlich: Während der Brockhaus auf seine Reputation vertraut und gute Information gegen gutes Geld verkauft, nimmt sich Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden die Wikipedia zum Vorbild: Die Artikel sind online frei verfügbar, und wer sich (kostenlos) registriert, kann zudem neue Artikel zur Aufnahme in das Lexikon vorschlagen und bestehende Artikel kommentieren. Die Finanzierung soll offenbar durch Google-AdSense-Anzeigen erfolgen. Das Modell ist ein interessanter Kompromiss zwischen dem JeKaMi der Wikipedia und der klassischen Informationshoheit der Lexikon-Redakteure. Wobei man wissen muss, dass Meyers Lexikon genau wie der Brockhaus zum Bibliographischen Institut & F. A. Brockhaus AG gehört und dieser Verlag somit mit seinen zwei Marken eine Doppelstrategie fährt.