Songbird: Der erste Release Candidate des Musik-Browsers

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Vor rund eineinhalb Jahren war in diesem Blog erstmals die Rede von Songbird, einer interessanten Kombination aus Media-Player und Web-Browser. Damals noch in der Version 0.2 ist Songbird inzwischen zur Version 1.0 gereift; soeben wurde der Release Candidate 1 veröffentlicht.

Auch wenn der Standard-Skin deutliche Anleihen bei iTunes macht, so steckt hinter Songbird doch mehr als nur eine Kopie von Apples Media-Player. Im Kern handelt es sich einen auf Firefox basierenden Web-Browser, der zusätzlich mit Funktionen zur Wiedergabe und Verwaltung von Audiodateien ausgestattet ist. Unterstützt werden MP3, FLAC und Vorbis, unter Windows auch WMA und WMA DRM, unter Mac und Windows zudem AAC und Fairplay. Damit ist zugleich gesagt, dass es Songbird für alle drei wichtigen Betriebssysteme (Windows, Mac OS, Linux) gibt.

Firefox ist bekanntlich über Skins, Plug-ins und Extensions enorm erweiter- und anpassbar. Dies spürt man auch bei Songbird, auch wenn die Auswahl natürlich nicht vergleichbar ist. Dass es sich hier um einen offenen Ansatz handelt, der einen deutlich anderen Weg als Apples geschlossene iTunes-Welt geht, wird jedenfalls schon heute klar.

iTaf: Mein Mac ist auch ein Wecker

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Dank iTaf wird jeder Mac zum Wecker: Das kleine Programm setzt zum vorprogrammierten Zeitpunkt iTunes in Gang und fährt zu diesem Zweck selbständig den Rechner hoch. Auch zum Einschlafen eignet sich iTaf, indem es nach einer bestimmten Zeit iTunes ausschaltet und den Rechner herunterfährt. Das Programm bietet zahlreiche Optionen für seine Weckdienste und unterliegt der GNU General Public Licence (GPL).

Jamendo: Freie Musik unter Creative Commons

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Die Musikgeschichte des frühen 21. Jahrhunderts ist geprägt durch den Kampf um die Nutzungsrechte von digitaler Musik: Hier die MP3-Generation, die seit Napster meint, dass Musik generell nichts kostet – dort die Plattenlabels, die ihre Rechte mit Rechtsanwälten und Kopierschutzmechanismen verteidigen, selbst wenn sie dadurch ihre loyale Kundschaft vergraulen.

In dieser Krise der nicht-materiellen Kulturgüter (die natürlich Texte, Bilder und Videos genauso betrifft) zeichnen sich heute zwei Lösungsansätze ab: Einerseits der Verkauf von nicht kopiergeschützter Musik zu akzeptablen Preisen über das Internet, wie es iTunes populär gemacht hat – und andererseits der freie Austausch von kostenloser Musik mit erweiterten Nutzungsrechten gemäss Creative Commons.

image Jamendo ist ein Vertreter der zweiten Gattung. Hier können Künstler ihre Aufnahmen einem breiten Publikum vorstellen, welches die Titel nicht nur kostenlos hören und herunterladen, sondern – je nach gewählter Lizenz – auch weitergeben oder gar in eigenen Aufnahmen verwerten darf. Das Portal ist nach allen Regeln der Web-2.0-Kunst gebaut. Die Musik, die man darauf findet, ist naturgemäss von gemischter Qualität: Von kreativen Querköpfen über talentierte Nachahmer und vielversprechende Nachwuchstalente bis hin zu hoffnungslos Untalentierten findet sich hier alles. Das ist manchmal sehr spannend, manchmal auch anstrengend, aber letztlich der Preis der Freiheit, und dank der Rating-Mechanismen der Plattform wird Gutes rasch an die Oberfläche gespült.

MuseScore: Notensatz für den Alltag

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Professioneller Notensatz ist eine Kunst für sich. Um ein korrektes, gut lesbares und ästhetisches Notenblatt zu gestalten braucht es viel Erfahrung und eine leistungsfähige Software. Wer eine Neu-Edition von Beethovens symphonischem Werk plant, sollte vielleicht nicht zu MuseScore greifen – dazu fehlt es dem Programm da und dort an gestalterischen Freiheiten, und wirklich absturzsicher ist die von mir getestete Windows-Version auch noch nicht (weshalb die Software von Entwickler Werner Schweer auch noch als “early beta” klassifiziert wird).

Für alltäglichere Notationsaufgaben ist MuseScore hingegen gut geeignet. Es besitzt ein gradliniges WYSIWYG-Bedienungskonzept, das man rasch begreift – besonders wenn man schon einmal ein anderes Notensatzprogramm benutzt hat. Die wohlgefüllten Symbolpaletten können bei Bedarf durch eigene Symbole ergänzt werden. Für eine effiziente Notenerfassung können sowohl Tastaturbefehle als auch MIDI-Signale benutzt werden (Realtime-Aufnahmen über MIDI sind allerdings nur möglich, indem man ein MIDI-File importiert). Auch Partituren sowie Stimmauszüge beherrscht MuseScore. Definierbare Styles bieten Zugriff auf zahlreiche Gestaltungsparameter, wobei bereits die Grundeinstellungen für ein ansprechendes Resultat sorgen. Abgerundet wird der positive Eindruck durch ein deutsches Handbuch, das die Grundfunktionen knapp, aber klar beschreibt. Einzig der List-Edit-Dialog (der alle Parameter eines einzelnen Objekts darstellt) ist derzeit noch sehr unübersichtlich und für Normalanwender ungeeignet.

MuseScore ist ursprünglich ein Linux-Programm, das aber auf der Qt-Bibliothek von Trolltech basiert und damit grundsätzlich auch auf Windows und Mac OS X laufen kann; allerdings steht nur eine kompilierte Windows-Version zum Download bereit.

UltraStar Deluxe: Karaoke als Game

UltraStar Deluxe

UltraStar Deluxe ist eine Karaoke-Software, die den musikalischen Aspekt mit einem spielerischen verbindet: Ähnlich wie Singstar für die PlayStation 2 wird hier die Qualität der Darbietung durch den Computer analysiert, und es können sogar bis zu sechs Sänger gegeneinander antreten. Wie gut die Analyse durch den Rechner ist, kann ich mangels Gesangstalent schlecht beurteilen, aber das Konzept wirkt durchdacht und die Benutzeroberfläche überzeugt.

Anders als man vielleicht erwarten würde spielt UltraStar Deluxe keine MIDI-Files ab, sondern MP3-Songs. Da letztere keine Texte enthalten, müssen die Texte in einem zusätzlichen Text-File pro MP3-Song hinterlegt werden. Diese Text-Files können aus einem MIDI-File gewonnen (sofern man ein solches findet bzw. selbst erstellen kann) oder mit dem internen Editor von UltraStar Deluxe erstellt werden. Beide Methoden scheinen mir allerdings vergleichsweise umständlich und trüben den ansonsten positiven Eindruck dieser Software. Immerhin gibt es eine gute Anleitung zum Erstellen eigener Songs in deutscher Sprache.

International Music Score Library Project geht wegen potentiellem Rechtsstreit offline

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Das International Music Score Library Project IMSLP hat seinen Betrieb eingestellt, nachdem der Verlag Universal Edition Copyright-Verletzungen geltend gemacht hatte und vom IMSLP in einer Unterlassungsaufforderung geeignete Gegenmassnahmen verlangte. Das IMSLP sammelte Scans von Musiknoten, deren Copyright abgelaufen ist, und nutzte dazu die MediaWiki-Software, auf der auch die Wikipedia aufbaut.

Wie der Initiator des Projekts Xiao-Guang Guo schreibt, habe Universal Edition zwar nicht die Schliessung des Wikis verlangt; die Umsetzung der geforderten Massnahmen würden aber seine Möglichkeiten übersteigen. Und auf einen Rechtsstreit wollte sich der Student verständlicherweise nicht einlassen. Er bietet aber Hand dazu, dass eine Organisation das Projekt weiterführt:

“Due to demand, I strongly encourage any organization willing to support a continuation of IMSLP to contact me at imslp@imslp.org.”

Letzteres wäre aus meiner Sicht ausgesprochen wünschenswert. Es geht mir nicht einmal so sehr um den Fortbestand des IMSLP, sondern um die Klärung der Grundsatzfrage, wie weit der Betreiber eines Wikis für Copyright-Verletzungen haftbar gemacht werden kann. Denn letztlich (und das müsste auch Ken Clark als Anwalt von Universal Edition wissen) ist es unmöglich, Copyright-Verletzungen in einem Wiki 100prozentig auszuschliessen, wenn man nicht jeden Beitrag vor der Veröffentlichung einem Rechtsgutachten unterziehen will (was sicher nicht praktikabel ist und dem Wiki-Prinzip fundamental widerspricht). Auch der vom Anwalt konkret vorgeschlagene IP-Filter wäre ein völlig untaugliches Mittel:

“It is our understanding that it is possible to filter lP addresses of those who take part in copying files from your site to prevent such unauthorized copyright infringement.”

Sollte der Fall der IMSLP Schule machen, dann müssten wohl viele Wikis auf dieser Welt offline gehen. Ein Musterprozess, der die Grenzen der Haftbarkeit von Wiki-Betreibern auslotet, wäre deshalb wünschenswert. Persönlich scheint es mir fragwürdig, den Plattformbetreiber haftbar zu machen, weil er einfacher greifbar ist als der eigentliche Copyright-Verletzer. Und vor allem würde dieses Konzept eine fundamentale Einschränkung der Meinungsäusserungsfreiheit bewirken, wie sie heute in Wikis praktiziert wird.

Links zum Thema:

Cog: Schlanker Audio-Player für Mac OS X

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Als Mac-Benutzer hat man mit iTunes automatisch einen attraktiven und leistungsfähigen Audio- und Video-Player an Bord. Wer – aus welchen Gründen auch immer – trotzdem eine Alternative sucht, findet in Cog einen schlanken Audio-Player mit GNU General Public Licence. Cog besitzt ein sauberes Aqua-Interface, aber keinerlei visuelle Extras. Er spielt die folgenden Formate:

  • Ogg Vorbis
  • MP3
  • FLAC
  • Musepack
  • Monkeys Audio
  • Shorten
  • Wavpack
  • AAC
  • Apple Lossless
  • Wave/AIFF

Hervorzuheben ist ferner die Unterstützung von Last.fm. Cog liegt aktuell in der Version 0.06 vor, wobei die tiefe Versionsnummer ein krasses Unterstatement darstellt: Cog ist eine praxistaugliche, benutzerfreundliche Software, die man bedenkenlos einsetzen kann.

MP3 Tag Tools: Das Schweizer Taschenmesser für MP3-Sammlungen

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Man schaut unwillkürlich zweimal hin, wenn man das Copyright-Datum der MP3 Tag Tools sieht: 2003 hat John George K. die letzte stabile Version veröffentlicht. Das ändert aber nichts daran, dass die MP3 Tag Tools ein leistungsfähiges, gut strukturiertes Werkzeug zur Bearbeitung von Dateinamen und ID3-Tags sind. Da die Entwicklung der ID3-Tags in den letzten Jahren nicht dramatisch vorangeschritten ist (Details auf id3.org), ist die Software durchaus noch aktuell – jedenfalls werden auch die heute üblichen ID3v2-Tags verarbeitet. Wer grössere Mengen an MP3-Dateien umbenennen oder taggen will, kommt an den MP3 Tag Tools nicht vorbei. Die Software unterliegt der GNU General Public Licence GPL.

Musipedia: Die Wikipedia für Melodien

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Inspiriert von den Prinzipien der Wikipedia will die Musipedia ein kollaborativ erstelltes Nachschlagewerk für Melodien werden. Das ist anspruchsvoller, als man im ersten Moment denken könnte, denn: Wie formuliert man eine Suchanfrage an eine Melodiensuchmaschine?

Bei Musipedia stehen verschiedene Eingabemethoden zur Auswahl. Wer die Notenschrift beherrscht, kann die Melodie über den oben gezeigten Editor zusammenklicken. Diese sogenannte Keyboard Search ist ziemlich effektiv und führt zu relativ verlässlichen Treffern – die obige Melodie aus Vivaldis Vier Jahreszeiten wurde jedenfalls auf Platz 2 im Suchresultat gelistet.

Spannend, aber nicht ganz so präzise ist die Suchmethode Sing or Whistle: Hier kann man eine Melodie summen oder pfeifen, anschliessend versucht die Applikation daraus Tonhöhen und Tonlängen zu erkennen. Dies ist grundsätzlich ein anspruchsvolles Unterfangen und führt auch bei Musipedia nicht immer zu befriedigenden Resultaten – glücklicherweise kann das Ergebnis in der sogenannten Piano-Roll-Notation anschliessend noch editiert werden.

Ein dritte Methode besteht darin, nur den Rhythmus auf der Computertastatur zu klopfen. Interessenter Ansatz – aber mit Take five war das System bei meinem Test hoffnungslos überfordert.

Die vierte Methode schliesslich heisst Contour Search. Sie basiert auf dem sogenannten Parsons Code, der eine Melodie lediglich dadurch beschreibt, ob der nächste Ton höher, tiefer oder gleich hoch wie der vorangehende ist. Ein Parsons Code besteht also aus einem “Wort” mit den Buchstaben U (für up), D (für down) und R (für repeat) und kann dann über ein normales Formularfeld gesucht werden.

Insgesamt ist die Musipedia ein spannender Ansatz, auch wenn die Oberfläche noch nicht so geschliffen daher kommt wie bei den heutigen Web 2.0-Anwendungen. Hinter dem Projekt steht übrigens Rainer Typke, der am Österreichischen Institut für Künstliche Intelligenz über genau solche Probleme forscht und auch ein Buch zum Thema Music Retrieval based on Melodic Similarity publiziert hat.

Magnatune: "Music like fair trade coffee"

Magnatune ist eigentlich ein Online-Musikshop, über den Musiker ihre Aufnahmen direkt den Musikkonsumenten anbieten. Die Plattform wurde geschaffen, um die Plattenlabels auszuschalten, die normalerweise den grössten Teil der Erträge aus dem Tonträgerverkauf abschöpfen: Bei Magnatune erhält der Musiker 50 Prozent der Einnahmen und behält trotzdem alle Rechte an seiner Musik.

Magnatune ist auch in anderer Hinsicht aussergewöhnlich: Wer die Musik kauft, kann sie nicht nur als MP3-Datei, sondern auch als AAC, Ogg Vorbis, FLAC oder sogar WAV in CD-Qualität (44k/16 Bit) herunterladen. Den Preis bestimmt der Käufer selbst, das Minimum sind 5 US-Dollars pro Album. Die Audiodateien sind nicht kopiergeschützt, und der Käufer wird sogar aufgefordert, seine gekauften Alben an drei Freunde weiterzugeben.

Das Konzept geht aber noch weiter (und dies ist der eigentliche Grund, warum Magnatune in diesem Blog auftaucht): Alle Aufnahmen können ohne Einschränkungen als MP3 in 128k Qualität abgespielt oder heruntergeladen werden. In dieser Qualität stehen die Aufnahmen unter einer Creative Commons Licence (Attribution – Non Commercial – Share Alike), welche auch Remixes erlaubt, so lange dies nicht zu kommerziellen Zwecken geschieht.

Die Magnatune-Website besitzt einen sehr ausführlichen Informationsbereich, der das Konzept im Detail erklärt. Wer es nicht ganz so genau wissen muss, erhält im folgenden Video die wichtigsten Fakten vermittelt.