Sugar on a Stick: Betriebssystem des OLPC von USB-Stick booten

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Sugar – so heisst das Betriebssystem des 100-Dollar-Laptops XO des Projektes One Laptop per Child (OLPC). Sugar basiert auf der Linux-Distribution Fedora, hat aber ein sehr eigenständige Benutzerführung, welche Kindern entgegenkommen soll. Die Konzepte kann man entweder hier nachlesen – oder gleich selbst ausprobieren, denn man braucht dazu keinen XO-Rechner zu kaufen (was ohnehin schwierig ist, weil er nicht auf dem freien Markt erhältlich ist). Stattdessen kann man Fedora inkl. Sugar auf einen USB-Stick installieren und dann seinen PC oder Mac von diesem Stick aus booten. Und das ist viel einfacher, als man denkt – dank dem Fedora LiveUSB Creator.

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Der Fedora Live USB Creator ist eine Software, die unter Windows, Mac OS oder Linux läuft. Sie erlaubt es, vollautomatisch einen bootfähigen USB-Stick zu erstellen, wobei Fedora entweder von einer Live CD kopiert oder direkt aus dem Internet heruntergeladen wird. Nebst diversen “normalen” Fedora-Varianten steht auch die Option “Sugar on a Stick” zur Auswahl. Ansonsten muss man nur den USB-Stick wählen, den man benutzen will, und die Grösse des Persistent Storage (Speicherbereich für Daten auf dem Stick) festlegen. Danach braucht man bloss noch Geduld, denn sowohl das Herunterladen einer Distribution als auch das Schreiben auf einen USB-Stick dauert ziemlich lange (typischerweise einige Stunden). Nach der erfolgreichen Installation sollte man unbedingt den USB-Stick nicht einfach abziehen, sondern regulär abmelden. Ausserdem muss man natürlich seinem Rechner sagen, dass er bevorzugt vom USB-Stick booten soll statt von der internen Festplatte.

Das Booten vom USB-Stick hat bei mir absolut problemlos geklappt, und auch Sugar lief problemlos. Für den Zugang zum Internet via WLAN musste ich lediglich das WAP2-Passwort eingeben und war sofort online. Die Software ist ganz klar auf Kinder ausgerichtet – sie ist in der Regel bunt und reduziert. Spannend ist das Konzept, dass man nie explizit speichern muss. Und was Sugar anstelle des traditionellen Desktops anbietet finde ich ebenso kreativ wie gelungen. Wer sich für GUIs und Usability interessiert, sollte sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen.

WOS Portable und WOS X: Der WAMP-Server für den USB-Stick

WOS steht für Webserver on Stick, und damit ist das Wichtigste eigentlich bereits gesagt: Das Software-Paket von Cornelius Herzog installiert einen kompletten Webserver mit Apache, PHP und MySQL auf einer Festplatte oder eben auf einem USB-Memorystick. Zudem bietet WOS eine komfortable Oberfläche, um den Server zu starten, zu konfigurieren und zu stoppen – etwa so, wie man das auch von XAMPP von Apache Friends kennt.

Wer WOS herunterlädt, kann über den sogenannten WOS Mixer nicht nur zwischen verschiedenen Apache-, PHP- und MySQL-Paketen auswählen, sondern bei Bedarf auch noch einige populäre Web-Applikationen dazupacken: Die Content-Management-Systeme Drupal, Joomla, Mambo und TYPO3 stehen hier ebenso zur Auswahl wie MediaWiki, Moodle, OS Commerce, phpMyAdmin und WordPress. Der WOS Mixer berechnet dabei nicht nur die Download-Grösse, sondern auch gleich den Speicherbedarf auf der Festplatte bzw. dem USB-Stick.

WOS gibt in zwei Versionen: Die Standardversion heisst WOS Portable und umfasst alles, was man als Einsteiger braucht. WOS X bietet erweiterte Konfigurationsmöglichkeiten sowie die Option, den Webserver über Internet zu steuern. Nachdem WOS X durch die Community für 1’000 Euro freigekauft wurde, sind nun beide Versionen unter der GNU GPL verfügbar.

Die Website von CH Software ist leider etwas unstrukturiert. Eine gute Einführung gibt es in diesem Wikipedia-Artikel, und für den Download laden Sie zunächst WOS Portable über den WOS-Mixer herunter und – falls gewünscht – anschliessend noch WOS X.

Linux ab USB Memorystick starten

Statt Linux mühsam auf der Festplatte zu installieren (und dabei eine bestehende Installation eines anderen Betriebssystems zu gefährden) kann man diverse Linux-Distributionen auch direkt von einer sogenannten Live-CD booten (vgl. dazu Live-CD auch von Fedora Core). Man braucht dazu nur das entsprechende ISO-Disk-Image auf eine CD zu brennen und das BIOS so zu konfigurieren, dass der Rechner beim Systemstart nicht zuerst auf der Festplatte, sondern auf dem CD-Laufwerk nach einem bootbaren System sucht.

Live-CDs eignen sich hervorragend für erste Erkundungstouren in die Linux-Welt. Erfahrene Systembetreuer schätzen zudem die Möglichkeit, per Live-CD auf die Festplatte eines Rechners zugreifen zu können, der sich wegen eines Fehlers nicht mehr normal starten lässt. Live-CDs haben aber auch entscheidende Nachteile: Erstens läuft ein Betriebssystem ab CD – im Vergleich zu einer Festplatte – quälend langsam. Und zweitens lassen sich Einstellungen und Daten nicht auf der CD speichern.

Beide Nachteile lassen sich vermeiden, wenn man statt einer CD-ROM einen USB Memorystick benutzt. “Live-Sticks” (den Begriff habe ich so bisher noch nicht angetroffen) sind zwar nicht so etabliert und problemlos wie Live-CDs – sowohl die Software als auch die Hardware (Rechner und Memorystick) sind potentielle Fehlerquellen. Bei mir persönlich funktionierte der “Live-Stick” aber auf Anhieb (mit Knoppix 5.1, HP Pavilion K351.CH, Sony MicroVault 2 GB). Und sowohl der Boot-Vorgang als auch der Betrieb ab Memorystick sind wesentlich flüssiger als mit der Live-CD.

Folgende Arbeitsschritte sind erforderlich:

  • USB Memorystick als Laufwerk formatieren (mit dem frei verfügbaren HP USB Disk Storage Format Tool)
  • ISO-Disk-Image der Live-CD herunterladen und dessen Inhalt auf den Memory Stick kopieren (beides zusammen kann einige Stunden dauern!)
  • Konfigurationseinstellungen vornehmen

Die beste Referenz in diesem Zusammenhang ist Pen Drive Linux. Die Standardprozedur Boot and run Knoppix from a USB flash memory stick funktionierte auf Anhieb, setzt keinerlei Linux-Kenntnisse voraus und ist technisch nicht speziell anspruchsvoll – die grösste Hürde besteht darin, über die DOS-Kommandozeile eine EXE-Datei zu starten. Seit gestern gibt es zudem unter All In One USB Knoppix 5.1.0 zip eine vereinfachte Variante mit einem kleinen Installer, die selbst diese Hürde eliminiert.

Eine Spur anspruchsvoller wird es, wenn man auf dem Memorystick auch Einstellungen und Daten speichern möchte . Hierzu muss man auf dem Stick ein sogenanntes persistentes Home-Verzeichnis anlegen und anschliessend Linux anweisen, dieses auch zu benutzen. Für Knoppix gibt es auch hierzu eine Anleitung auf Pen Drive Linux: Knoppix Linux Live CD and USB flash drive persistent image How To. Wobei diese Anleitung nach meiner Beobachtung zwei kleine Fehler enthält:

  • Booting from the CD, Schritt 1: Während der Rechner von der Live-CD gebootet wird darf der USB-Stick noch nicht eingesetzt sein. Andernfalls wird er nämlich automatisch eingebunden (gemountet) und kann dann im weiteren Verlauf nicht mehr als Ziel für das persistente Home-Verzeichnis gewählt werden. Stattdessen soll der USB-Stick erst dann eingesetzt werden, wenn Knoppix ab der Live-CD fertig gebootet hat.
  • Saving System Settings, Schritt 5: Nach dem Schreiben der Konfigurationsdateien erscheint – anders als angegeben – keine Bestätigungsmeldung.