Monatsarchiv für April 2005

Nullkommafünf Promille = Null Problem?

Mittwoch, den 13. April 2005

Erst die Weltwoche (“Auf Ihr Wohl”, Ausgabe 14/2005), heute 10 vor 10: Es setzt Prügel für das BfU, und zwar wegen der Kampagne zur 0,5-Promille-Grenze, die seit dem 1. Januar 2005 auf Schweizer Strassen gilt. “Eins ist o.k.” sagt die Kampagne – was implizit heisst: Mehr als 1 Glas Alkohol sind zu viel, um sich noch ans Steuer zu setzen.

“Stimmt gar nicht!”, schreien jetzt alle auf: die Gastwirte (welche seit dem 1.1.2005 deutlich weniger Alkohol ausgeschenkt haben), aber auch die Medien (die eine publikumswirksame Enthüllungsstory wittern). Und tatsächlich: Sogar der Promillerechner auf der Kampagnen-Website zeigt, dass man – je nach Geschlecht, Gewicht, Nahrungsmittelaufnahme und Zeitraum des Alkoholkonsums – deutlich mehr bechern kann, ohne die Polizeikontrolle fürchten zu müssen.

Und was schliessen wir daraus? “Erwachsene Menschen sollte man nüchtern informieren und nicht beschwindeln”, meint die Weltwoche. Ist es geschwindelt, wenn man in einer Kampagne einen Sachverhalt auf eine griffige Botschaft reduziert, die so nicht vollumfänglich stimmt? Das kann man so sehen. Aber so ziemlich jede Kampagne funktioniert nach diesem Prinzip: einen komplexen Sachverhalt auf eine einfache Botschaft reduzieren, damit sie hängen bleibt. (Nebenbei: Auch die Schlagzeilen der Weltwoche funktionieren nach diesem Prinzip.)

Das BfU macht also ganz normale Werbung. Und bleibt dabei mit der Aussage auf der sicheren Seite. So what? Man stelle sich die Medienschelte vor, wenn die Kampagne lauten würde: “2 Gläser sind genug!” Flugs hätten die Journalisten einer Frau mit 55 Kilogramm Körpergewicht 2 dl Wein eingeflösst, ihr dabei jegliche Nahrung verweigert und sie 2 Stunden später in ein Auto gesetzt – 0,5 Promille überschritten, Ausweis entzogen oder gar jemanden totgefahren, Skandal!

Übrigens können wir die Diskussion auch gerne mal andersrum führen: Wer sagt eigentlich, dass 0,5 Promille noch o.k. sind? Gemäss Bundesamt für Gesundheit lassen sich bereits bei 0,2 Promille alkoholbedingte Symptome wie verminderte Sehleistung, Konzentrationsschwächen und steigende Risikobereitschaft beobachten.

Es bleibt dabei: Eins ist o.k. – und genug. Prost!

Geht ja!

Mittwoch, den 13. April 2005

Kürzlich hatte ich das Salärmodell des Apple-CEO Steve Jobs als nachahmenswertes Beispiel bezeichnet. Inzwischen hat er Nachahmer gefunden: Auch die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin sowie der Google-CEO Eric Schmidt verdienen ab diesem Jahr nur noch einen symbolischen Dollar pro Jahr. Verhungern werden diese drei Herren dank eines soliden Vermögens trotzdem nicht – ihre Google-Aktien sind einige Milliarden US-Dollar wert. Mehr im NetzwocheTicker.

Ich bin auch ein Radio

Dienstag, den 12. April 2005

Die Billag, welche in der Schweiz die Radio- und Fernsehgebühren eintreibt und gerne mal einen Ferienhäuschenbesitzer zu viel schröpft, hat sich kürzlich wieder einmal etwas weit aus dem Fenster gelehnt, als sie eine Offensive gegen das Schwarzhören bzw. Scharzsehen im Internet startete. Jetzt folgt eine – naja: “Präzisierung”.

Mein Computer ist demnach nur dann ein Radio, wenn er a) über ISDN oder Breitband am Internet hängt und b) der Empfang der Radiosendungen über entsprechende Software erfolgt. Entweder deinstalliert man also den Media-Player oder man schliesst die entsprechenden Ports per Firewall.

Damit mein Computer auch als Fernseher gilt, muss ich zusätzlich ein Abonnement für Internet-TV abgeschlossen haben. Die paar Filmchen, die ich mir heutzutage von den Websites runtersaugen kann, gelten nämlich noch nicht als reguläres, gebührenpflichtiges Fernsehen. Aber Achtung:

“Diese Voraussetzung kann in Zukunft wegfallen, wenn das live gestreamte Programmangebot, welches ohne Abonnement empfangen werden kann, qualitativ und quantitativ zunimmt und dem heutigen terrestrischen Programmangebot (Empfang via Antenne) entspricht.”

Ist nun endlich alles klar?

für daz ôre

Dienstag, den 12. April 2005

Meine Leidenschaft für Hörbücher habe ich ja schon an anderer Stelle gestanden. Wer sich schon etwas satt gehört hat und denkt, es gebe diesbezüglich nichts Neues mehr unter der Sonne, dem sei die CD “âventiure für daz ôre” empfohlen. Nein, das ist schon richtig geschrieben – höchstens das “für” könnte man auch als “vür” schreiben, aber dann wird der Titel noch schlechter lesbar.

Das “Abenteuer für das Ohr” ist eine Reise ins Mittelhochdeutsch. Neun Studentinnen der Uni Zürich haben unter Prof. Hildegard E. Keller den ersten deutschsprachigen Artusroman “Erec” des Harmann von Aue aufgenommen. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

Dabei stellt sich natürlich dieselbe Frage wie beim Latein: Wissen wir eigentlich, wie damals gesprochen wurde? Nein, schreibt Hildegard Keller im Unijournal 02/2005, das wissen wir nicht wirklich, weil es weder Zeitzeugen noch Tonaufnahmen gibt. Aber man kann es einigermassen rekonstruieren, wenn man davon ausgeht, dass im Mittelalter mehr oder weniger phonetisch geschrieben wurde und für die Nuancen die unterschiedlichen Schreibweisen der einzelnen Manuskripte zu Rate zieht. Ausserdem ist das Mittelhochdeutsch relativ eng verwandt mit den schweizerdeutschen Dialekten – da wird unsere oft geschmähte Sprache plötzlich zum Standortvorteil.

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Montag, den 11. April 2005

La Fille du Limmatquai spricht ein grosses Wort gelassen aus: Das Übertiteln von Weblog-Beiträgen ist wirklich etwas vom Schwierigsten. Ich ermuntere mich immer: “Sei spontan!”. Meistens bleibt das betreffende Feld dann leer, beim Speichern des Beitrags mault das Blog, und ich gebe mich in der Eile mit etwas Halb-Originellem zufrieden. Eigentlich hätte ich ja viel lieber diese megaintellektuellen Titel, die man (bestenfalls) erst dann versteht, wenn man den ganzen Beitrag gelesen hat. Aber ich bin ja nicht die FAZ, oder?

Alles hat seine Zeit

Montag, den 11. April 2005

“Nach ca. 4 Jahren rumgeblogge beginnt die halbjährliche Wiederholung von Themen zu nerven – ob nu Blogs das nächste große Ding sind, oder target _blank nun eingesetzt werden sollte oder nicht – es gähnt mich an. […] Ich habe mittlerweile anderes zu tun. Viel hat mit ‘Leben’ zu tun.”

Ein starker Abgang bei www.metamorphine.de. Kein Vergleich mit dem mehr oder minder sanften Abebben, Auspendeln, Verlöschen und Versanden der meisten Blogs.

Dann wollen wir hier mal einen Vorsatz fassen: So lange mir dieses Blog Anregung und Horizonterweiterung ist, so lange es mein Interesse für neue Themen wach hält, meinen Denkapparat in Bewegung versetzt und vertiefende Recherchen anregt, so lange es ein Ort der argumentatorischen und sprachlichen Fingerübungen ist – so lange wird es “Weitblick” geben. Sollte sich hingegegen irgendwann der Verdacht erhärten, dass ich mit meinem Bloggen lediglich beweisen will, dass ich länger durchhalte als der Durchschnitts-Blogger, dann wird es Zeit, obigem Beispiel zu folgen. Denn Zeilenschinden muss nicht sein – besonders wenn man dafür nicht bezahlt wird.

(via MonoBlog)

Schon wieder was gelernt [3]

Montag, den 11. April 2005

“Paare sind deutlich glücklicher mit ihrem Sexualleben als Singles.”

Nachzulesen in einer Studie des Marktforschungsinstituts IHA-GfK.

Inspiration

Freitag, den 8. April 2005

Rex Sparschäler

Ich bin fast überzeugt davon, dass der Rex Sparschäler erfunden wurde, als Herr Neweczeral bei der morgendlichen Rasur einmal etwas hastig zu Werke ging.

April, April!

Donnerstag, den 7. April 2005

In der Kategorie “Bester politischer Aprilscherz” ist hiermit nominiert: Die WOZ mit dem Buch “Meine Visionen” von Christoph Mörgeli. Details bei persoenlich.com.

Blau-schwarz

Donnerstag, den 7. April 2005

So schnell fliegt man auf, wenn man sich als önologisches Greenhorn quer durch die ExpoVina Primavera säuft und dabei ein bisschen klugscheissern will: Wer zuerst 3 Blauburgunder vernascht (sorry: verkostet) und dann “mal was ganz anderes, z.B. einen Pinot Noir” verlangt, versteht ganz offensichtlich nichts von Wein. Merke: Blauburgunder, Spätburgunder, Pinot Noir und Pinot Nero sind nur verschiedene Namen für dieselbe Rebsorte.