EPUB 3 – KF8 – iBooks: Der Kampf um E-Book-Formate geht in eine neue Runde

Screenshot von Apple iBooks Author

Schon heute gibt es bei den E-Books zwei Lager: Auf der einen Seite Amazon mit dem Kindle und E-Books im AZW-Format, und auf der anderen Seite die EPUB-Koalition. Das wird mit der nächsten Generation von E-Books nicht besser werden: Amazon hält an einem proprietären Format fest und führt das Kindle Format 8 (KF8) ein, während die International Digital Publishing Forum IDPF den EPUB-Standard in der Version 3.0 (EPUB 3) verabschiedet hat. Und als ob das nicht schon genug wäre, hat Apple in der vergangenen Woche ein weiteres Format lanciert, das nur mit der iBooks App auf dem iPad gelesen werden kann.

Das Absurde an dieser Entwicklung ist, dass die drei Formate letztlich gar nicht so verschieden sind. Sie alle schaffen die Voraussetzung dafür, dass E-Books mit multimedialen und interaktiven Elementen angereichert werden können. Und sie alle greifen auf Web-Technologien zurück, konkret auf HTML5. Dass Verlage und Leser in Zukunft mit mindestens drei verschiedenen Formaten leben müssen, hat also nicht primär technischen Gründe, sondern strategische: Sowohl Amazon als auch Apple streben ein geschlossenes System an, bei dem sie die alleinige  Kontrolle über Inhalte, Vertrieb, Hardware und Kundendaten haben, während beim EPUB-Standard sowohl die E-Reader (die Hardware) als auch die E-Books (der Content) aus unterschiedlichen Quellen bezogen werden können. 

Eines muss man Apple lassen: Die Lancierung des neuen E-Book-Formats für das iPad wurde äusserst geschickt eingefädelt. Der Fokus des Medien-Events im Guggenheim Museum lag ganz auf besseren Lernmaterialien für Schüler und Studenten. Zu diesem Zweck veröffentlichte Apple nicht nur die Version 2 der iBook App, sondern auch ein neues Tool zur Erstellung von multimedialen, interaktiven E-Books namens iBooks Author. Beide Programme sind sehr ansprechend, praxisorient, leistungsfähig – und kostenlos. Wer also wollte etwas gegen Apples Initiative einwenden? Dass bei dieser Gelegenheit klammheimlich ein neues E-Book-Format eingeführt wurde, das nur mit iBooks Author erstellt und nur mit der iBook App gelesen werden kann, ging dabei fast unter. Wenn Kritik geübt wurde, dann primär an der Lizenzvereinbarung von iBooks Author, wonach die damit erzeugten E-Books ausschliesslich über den Apple iBookstore verkauft werden dürfen. Das iBook-Ökosystem ist allerdings derart überzeugend, dass wohl viele Verlage bzw. Autoren diese Exklusivität akzeptieren werden, zumal sie 70 Prozent der Erträge erhalten, was ich persönlich ein sehr faires Modell finde. Man kann sogar nachvollziehen, dass Apple kein so attraktives Autoren-Tool wie iBooks Author verschenkt, ohne sich die Erträge aus den Buchverkäufen zu sichern. Dass allerdings bei dieser Gelegenheit ein proprietäres Format eingeführt wurde, ist sowohl für die Verlage als auch für die Leser unerfreulich – zumal mit EPUB 3 bereits ein geeigneter Standard existiert.

iPhone Tracker: Bewegungsdaten eines iPhones visualisieren

 iPhone Tracker

Für einmal möchte ich hier eine Software vorstellen, von der ich eigentlich wünschte, dass es sie gar nicht gäbe. iPhone Tracker ist eine kleine Applikation für Mac OS, welche die Bewegungsdaten eines iPhones (bzw. eines iPads 3G) auf einer OpenStreetMap abbildet.

Daran ist an sich nichts Schlechtes; brisant ist hingegen, dass Apple solche Bewegungsdaten (also Geokoordination mit Zeitstempel) ohne Wissen und Zustimmung des Benutzers aufzeichnet und bei jedem Synchronisationsvorgang auf den Rechner überträgt. Ob und wozu Apple diese Daten nutzt, scheint noch nicht abschliessend geklärt, aber es ist unwahrscheinlich, dass die Daten ohne jede Absicht aufgezeichnet werden. Ausserdem ist die Datei mit den Bewegungsdaten – die übrigens nicht verschlüsselt ist – ein gefundenes Fressen für Spionageprogramme jeglicher Couleur.

iPhone Tracker Ich habe die Probe aufs Exempel gemacht und bin mit meinem iPhone 3GS (iOS 4.3.2) einkaufen gegangen. Die anschliessende Auswertung mit iPhone Tracker zeigt, dass die Bewegungsdaten tatsächlich aufgezeichnet werden und dass man aufgrund dieser Daten problemlos herausfinden kann, wann ich in welcher Stadt war. Andererseits wird ebenfalls deutlich, dass die Angaben bei weitem nicht so präzise sind, dass man den exakten Standort im Sinne einer Strasse oder gar einer Hausnummer ablesen könnte. Dies hat einerseits damit zu tun, dass für die Positionsbestimmung nicht GPS, sondern die Mobilfunkantennen genutzt werden; andererseits scheint iPhone Tracker die Daten bewusst zu verschlechtern, um die Software für Spionagezwecke unattraktiver zu machen. Jedenfalls wurde mein iPhone fälschlicherweise im Zürcher Seebecken statt nahe des Zürcher Hauptbahnhofs lokalisiert.

Mehr zum Thema bei t3n und bei Heise.

Detect Mobile Browser: Mobile Browser erkennen und umleiten

Detect Mobile Browser

Man könnte argumentieren, dass es seit dem iPhone keine speziellen Websites für mobile Endgeräte mehr brauche – schliesslich besitzt das iPhone einen vollwertigen Browser und gute Zoom-Funktionen, so dass im Prinzip jede Website benutzbar ist (sofern sie kein Flash voraussetzt). Trotzdem wissen Smartphone-Benutzer auch heute noch eine für mobile Geräte optimierte Website zu schätzen. Eine solche Mobile Website zu bauen ist das eine – die Aufrufe von Smartphones korrekt umzuleiten das andere. Für letzteres bietet sich die Mobile Browser Detection von Chad Smith an, die man als kleines Skript für Apache, ASP, ASP.NET, ColdFusion, C#, JSP, JavaScript, jQuery, PHP, Python und Rails herunterladen kann. Zudem kann man die Website detectmobilebrowser.com gleich zum Testen eines bestimmten Browsers nutzen.

Wunderlist: Einfache Aufgabenverwaltung mit iPhone-Synchronisation

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Wunderlist ist eine wunderbar einfache To-do List, die sich durch drei Dinge auszeichnet: Erstens ist sie ganz im Look einer Mac-Applikation gestaltet (obwohl es sie auch für Windows gibt). Zweitens können die Aufgaben über ein Online-Konto synchronisiert werden. Und drittens wird es demnächst eine App für iPhone und iPad geben, so dass man seine Aufgabenliste auch unterwegs jederzeit verfügbar hat.

Ansonsten gibt es über Wunderlist nicht viel zu sagen. Aufgaben können mit einem Fälligkeitsdatum versehen, als wichtig markiert und schliesslich abgehakt werden. Als Gruppierungsprinzip gibt es Listen, welche am rechten Fensterrand verwaltet werden. Filtern kann man die Aufgaben bezüglich ihres Fälligkeitsdatums, ihrer Wichtigkeit und ihres Status, ausserdem steht eine Volltextsuche zur Verfügung. Aber mehr ist da nicht.

Für Menschen, welche das Einfache lieben, ist Wunderlist perfekt. Wer hingegen ein Projektmanagement-Tool sucht, ist hier komplett falsch. Wobei die Entwickler von Wunderlist etwas in Arbeit haben, das möglicherweise in diese Richtung gehen könnte. Und so ist denn Wunderlist auch kein ganz gewöhnliches Open-Source-Projekt (auch wenn die Software unter einer Apache-Lizenz steht), sondern eine Arbeitsprobe und ein Werbeträger für das, was das Berliner Startup als “our next big thing” bezeichnet (und das wohl eher keine Open-Source-Lösung werden dürfte). Wer sich daran nicht stört bekommt mit Wunderlist eine absolut gelungene Aufgabenverwaltung für den persönlichen Gebrauch.

VLC Media Player für das iPad

VLC Media Player für iPad: Wiedergabe

Dass der bekannte VLC Media Player nun auch auf das iPad portiert wurde, mag auf den ersten Blick erstaunen: Was hat eine Open Source Software im geschlossenen Apple-Universum verloren? Und wozu braucht es sie überhaupt, wo doch das iPad von Haus aus Videos abspielen kann?

Um die zweite Frage zuerst zu beantworten: Apple unterstützt längst nicht alle Video-Formate dieser Welt. Wer seine Filme und Video-Podcasts nur aus dem iTunes Store herunterlädt (wie sich das Steve Jobs wohl wünschen würde) oder per YouTube App anschaut, der wird damit kein Problem haben, denn dann muss man sich nie mit Video-Codecs beschäftigen. Wer allerdings auch Videos aus anderen Quellen nutzt, dürfte irgendwann in die Situation kommen, wo die Standard-Apps des iPad die Wiedergabe verweigern.

Hier schafft der VLC Media Player Abhilfe, ähnlich wie die kostenpflichtigen CineXPlayer oder yxplayer, aber eben kostenlos. Indem er seine eigenen Codecs mitbringt, ist er nicht auf die Codecs angewiesen ist, die Apple im iOS bereitstellt. Im Gegensatz zu anderen VLC-Portierungen wie etwa VLC4iPhone funktioniert diese VLC App auch ohne Jailbreak, sie ist ganz regulär im iTunes Store verfügbar.

VLC Media Player für iPad: Videos via iTunes laden

Um Videos mit VLC wiederzugeben muss man diese via iTunes auf das iPad transferieren. Hierzu weist man im Tab “Apps” unter “Datenfreigabe” der Applikation “VLC” die gewünschten Videos zu. Das ist zwar etwas umständlich – mir persönlich wäre es lieber, wenn man Videos direkt im Windows Explorer bzw. Mac Finder transferieren könnte –, aber man kann damit leben. Immerhin werden die Videos sofort transferiert, man muss also keinen kompletten Synchronisationsvorgang durchführen.

VLC Media Player für iPad: Mediathek

Der VLC besitzt seine eigene Mediathek was bedeutet, dass er nicht auf die Videos zugreifen kann, welche den Apps “iPod” bzw. “Videos” zur Verfügung stehen. Man mag argumentieren, dass dies auch nicht nötig sei, aber ständig den Player wechseln zu müssen ist kein Vergnügen. Ein weiterer Wermutstropfen ist der Umstand, dass das Videosignal nicht über den Dock Connector ausgegeben wird und Videos somit nicht via VGA-Adapter auf einem Fernsehgerät oder Beamer gezeigt werden können.

Schliesslich muss man auch die Behauptung, der VLC Media Player könne sämtliche Videos auf dem iPad wiedergeben, etwas relativieren: Ab einer gewissen Auflösung bzw. Bitrate ist die iPad-Hardware überfordert (vgl. Berichterstattung bei Golem), das kann auch der VLC Media Player nicht ändern. Ausserdem werden Videos in den Formaten FLV und MPEG2 nicht wiedergegeben.

Trotz obiger Einschränkungen (die übrigens teilweise nicht der Software, sondern Apple anzulasten sind) erweitert der VLC Media Player die Möglichkeiten des iPads als Video-Wiedergabegerät enorm. Er sollte deshalb auf keinem iPad fehlen.

Und um zur ersten Frage zurückzukehren: Was hat ein Open Source Mediaplayer auf dem iPad verloren, wo doch Apple für seine restriktive Haltung beim Umgang mit Dritt-Software bekannt ist? Wer so überlegt, denkt falsch herum. Open Source Software läuft häufig auf proprietären Betriebssystemen (auch den VLC Media Player gibt es für Windows und Mac OS), das ist kein Widerspruch. Und je geschlossener ein System ist, umso notwendiger ist Open Source Software.

Zudem muss man fairerweise sagen, dass Apple weniger restriktiv ist als auch schon, was die Zulassung von Apps anbelangt – TechCrunch spricht gar von “a new, friendlier App Store area”. Dass es den VLC Media Player nur für das iPad (und bald auch für das iPhone und den iPod Touch) gibt, ist jedenfalls eine gute Nachricht.