My Web Pages: Open Source CMS von Microsoft

Mit My Web Pages Starter Kit hat Microsoft kürzlich ein einfaches Open Source Content Management System veröffentlicht, das auf dem .NET-Framework 2.0 basiert und ohne Datenbank auskommt. Das CMS ist mit folgenden Modulen ausgestattet: HTML, Events, Links, Guest Book, Contact Form, Downloads, RSS und Gallery. Grossen Wert wurde auf eine einfache Lokalisierbarkeit gelegt.

My Web Pages ist insgesamt deutlich einfacher gehalten als beispielsweise DotNetNuke, wie das Positioning Statement klar macht. Das CMS kann sofort produktiv genutzt werden, ist aber auch als Studienobjekt für ASP.NET-Programmierer gedacht. My Web Pages wird unter der Microsoft Permissive License (Ms-PL) veröffentlicht und steht auf CodePlex – Microsofts Plattform für Open-Source-Projekte – zum Download bereit. Eine Demo-Website ist unter www.mwpsk.org zu sehen.
Fragen an Thorsten D. Künnemann, Projektleiter von My Web Pages

Open Mind: Wie kommt Microsoft dazu, ein Open Source CMS zu entwickeln?

Thorsten D. Künnemann: Der in der Frage implizierte Widerspruch ist eigentlich keiner. Microsoft ist ja nicht nur der Entwickler des Windows-Betriebssystems und des Office-Software-Pakets, sondern stellt mit dem .NET Framework, verschiedenen Server-Lösungen und Programmiersprachen auch anderen Entwicklern die Rahmenbedingungen für die Entwicklung eigener Software zur Verfügung.

Microsoft wollte einen einfachen Einstieg in die Welt von ASP.NET 2.0 schaffen. Statt sich gleich am Anfang mit den technischen Details auseinandersetzen zu müssen sollte eine funktionsfähige Applikation die Leistungsfähigkeit der Technologie beweisen und den Webmastern ein einfach zu bedienendes CMS zur Hand geben.

Erst mit individuellen Anpassungswünschen kann man dann Aufbau und Syntax von ASP.NET 2.0 kennen lernen. Ausserdem erhalten Entwickler Einblick in den Source Code des CMS, um einerseits den Einsatz der neuen Technologien am Fallbeispiel kennen zu lernen und andererseits an der Weiterentwicklung des CMS zu partizipieren. Nur mit einem kostenlosen Open Source CMS lassen sich diese Ziele erreichen. Bereits heute sind verschiedene Entwickler weltweit an dem Projekt beteiligt, sie liefern Lokalisierungen für andere Länder und Sprachen, zusätzliche Module und Bugfixes.

Wichtig ist vor allem, viele Entwickler von den Vorteilen des .NET Frameworks zu überzeugen und langfristig natürlich auch die Zahl von Websites auf Microsoft IIS Servern zu erhöhen, denn das CMS benötigt das .NET Framework dieser Server.

Open Mind: Kann man My Web Pages auch als Nicht-Programmierer bedenkenlos für eine produktive Website einsetzen oder ist es doch primär als Demo für .NET-Entwickler gedacht?

Thorsten D. Künnemann: Das My Web Pages CMS kann von jedem Nicht-Programmierer für produktive Websites eingesetzt werden: Die Dateien werden einfach auf den Webserver geladen und die Konfigurationsseite direkt im Web-Browser geöffnet, der normale User sieht im Idealfall keine einzige Zeile Code. Lediglich bei der Rechtevergabe für einen speziellen Applikationsordner kann es je nach Hosting-Partner nötig sein, kleinere Anpassungen vorzunehmen; diese sind im Paket beschrieben. Es braucht einen ASP.NET 2.0 Hosting Partner.

Open Mind: Was hat My Web Pages, was andere Open Source CMS nicht hat? Anders gefragt: Warum braucht es ein weiteres Open Source CMS?

Thorsten D. Künnemann: Jeder User mag andere Vorteile in diesem CMS erkennen. So bietet das My Web Pages Starter Kit viele Module wie ein Gästebuch, eine News- und Event-Liste oder eine Bildergallerie, deren Betrieb aber keine komplizierte Datenbankinstallation benötigt, wie bei manch anderem CMS mit gleichem Funktionsumfang. Die Daten werden in XML Dateien gespeichert. (Ein Entwicker der Community hat allerdings auch schon ein Plugin für die Integration einer SQL Datenbank geschrieben).

Das My Web Pages Starter Kit bietet mit neun verschiedenen Content-Modulen, einem Rich-Text- und einem HTML-Editor, einer User-Verwaltung und einer RSS-Feed-Generierung alles, was es für umfangreiche Websites braucht. Es zeichnet sich aber gegenüber vielen anderen CMS durch eine geringere Komplexität in der Bedienung aus. Der Einsatz von Master Pages in ASP.NET erlaubt nicht nur, alle Eigenschaften der Webseiten global zu definieren, sondern auch das Design der gesamten Website mit nur einem Klick komplett zu ändern.

Das CMS wird bereits mit einem Dutzend verschiedener Designs geliefert. Jede Seite kann inviduell mit Hilfe der Module gestaltet werden, der Einsatz vieler vordefinierter Module im ASP.NET Framework erleichtert und beschleunigt den Bau einer Website. Ein Easy-Control-Modul erleichtert zudem den Einbau neuer, selbst entwickelter Module.

Open Mind: Aktuell ist die Version 1.0.3 Stable von My Web Pages verfügbar, seit kurzem steht auch der Release Candidate 1.1 zum Download bereit. Wie geht es mit dem Projekt weiter? Geht es überhaupt weiter?

Thorsten D. Künnemann: Das Projekt wird auf der Codeplex-Plattform kontinuierlich weiterentwickelt. Unsere Entwickler und die Community liefern Ergänzungen, Bugfixes und neue Lokalisierungen für neue Releases. Die Version 1.1 enthält weitere Lokalisierungen, darunter auch eine für Arabisch inklusive einer neuen Master Page für das dafür benötigte rechtsbündige Layout und den Recht-Links-Textverlauf.

Disclosure: Der Betreiber dieses Blogs ist – wie Thorsten D. Künnemann – Angestellter von Futurecom interactive AG, welche My Web Pages Starter Kit im Auftrag von Microsoft EMEA entwickelt hat.

Auf dem Weg zu TYPO3 Version 5.0 "Phoenix"

Gerade wurde das TYPO3 Maintenance Release 4.0.4 veröffentlicht, und TYPO3 4.1 steht kurz vor der Fertigstellung (vgl. TYPO3 4.1 Beta1 erschienen). Das Entwickler-Team denkt allerdings bereits weiter – viel weiter. Die zukünftige Version 5 von TYPO3 (Code-Name “Phoenix”) soll eine vollständige Neuentwicklung werden, die den Ballast der über Jahre gewachsenen Architektur abwirft. Stattdessen sollen moderne Technologien (insbesondere PHP5 bzw. PHP6), Konzepte und Standards implementiert werden, die neue Massstäbe bezüglich Qualität, Sicherheit, Skalierbarkeit, Wartbarkeit und Erweiterbarkeit setzen.

Bei den Features und der Benutzeroberfläche strebt man zwar Kontinuität an: Die “Seele von TYPO3” soll erhalten bleiben. Der technische Unterbau hingegen wird sich radikal ändern – mit der einschneidenden Konsequenz, dass TYPO3 5.x nicht rückwärtskompatibel zum aktuellen TYPO3 4.x sein wird. Eine Migration von der alten auf die neue TYPO3-Generation wird somit kein ganz simples Unterfangen sein, auch wenn die Entwickler entsprechende Dokumentationen und Tools bereitstellen wollen.

Die Idee einer neuen TYPO3-Generation entstand bereits 2005. Seinen offiziellen Start erlebte das Projekt mit Projektleiter Robert Lemke an den TYPO3 Developer Days 2006 in Dietikon/Zürich. Das erste greifbare Resultat ist ein Konzept, wie TYPO3 5.0 Daten speichern wird. Statt wie bisher einen Teil der Daten in einer Datenbank und einen Teil im Filesystem abzulegen, wird in Zukunft ein Content Repository benutzt. TYPO3 und seine Extensions sprechen dann nicht mehr direkt Datenbankinhalte oder Dateien an, sondern greifen über eine API auf das Content Repository zu. Jenes regelt die physische Datenspeicherung selbst, wobei weiterhin relationale Datenbanken (MySQL, Oracle…), aber auch andere Dateiformate (CSV, Excel…) für die Datenhaltung genutzt werden können. Zudem kann ein Content Repository besser mit hierarchisch strukturierten Informationen umgehen.

Das Konzept eines solchen Content Repositorys ist nicht TYPO3-spezifisch, sondern insbesondere von Day Communiqué her bekannt. Das Content Repository API des Schweizer CMS-Herstellers ist inzwischen unter der Bezeichnung JSR 170 zum offiziellen Standard in der Java-Welt erhoben worden. Mit Jackrabbit gibt es von der Apache Software Foundation auch ein JRS-170-konformes Open Source Content Repository, das allerdings ebenfalls in Java implementiert ist. Dank der PHP/Java-Bridge kann aber auch ein PHP-basiertes System wie TYPO3 auf Java-Software zugreifen, und so wird zunächst Jackrabbit als Content Repository für TYPO3 eingesetzt. Bis zur Veröffentlichung von TYPO3 5.0 will man dann ein eigenes Content Repository in PHP implementierten, damit das CMS auch ohne Java lauffähig ist; der Datenaustausch mit JRS-170-basierten Repositories aus der Java-Welt steht dann allerdings weiterhin offen.

Bis TYPO3 5.0 für den produktiven Einsatz verfügbar ist, wird noch viel Zeit vergehen. Die Roadmap nennt auch ganz bewusst keine Daten. Zudem werden die Versionen 4.x und 5.x eine ganze Weile parallel existieren – wie lang, das hängt ganz vom Interesse der TYPO3-Community ab.

Mehr Informationen:

TYPO3 4.0.3 ist final

Das Maintenance-Release 4.0.3 von TYPO3 ist heute offiziell freigegeben worden. Es enthält keine neuen Features, sondern lediglich Bugfixes und Security Updates, wie der Mitteilung der Entwickler zu entnehmen ist. Für viele Anwender zentral dürfte dabei die Kompatibilität mit dem kürzlich erschienenen Internet Explorer 7 sein.

(via Die ContentSchmiede und TYPO3 Blogger)

CMS Benchmark: Gute Resultate für TYPO3, eZ Publish, Umbraco und Zope

In der CMS & Portal Benchmark Analysis 2006/2007 der dänischen BNP Consulting haben vier Open Source CMS gute Resulate erzielt. So wurde TYPO3 in der Kategorie “Community” als Leader (= Platz 1) und in den Kategorien “Development Environment” sowie “Focus on third party development” als Challenger (= Platz 2) erkoren. Auch eZ Publish errang eine Goldmedaille, und zwar in der Kategorie “Customisation”. Umbraco brachte es auf einen 2. Platz in der Kategorie “Integration”, Zope schafft dasselbe in der Kategorie “Customisation”. Insgesamt wurden 38 Produkte in 14 Kategorien bewertet.

Mehr zum Thema:

TYPO3 4.1 Beta1 erschienen

Vergangenen Freitag wurde die erste Beta der zukünftigen Version 4.1 von TYPO3 veröffentlicht. Die zentralen Neuerungen:

  • Inline Relational Record Editing (IRRE) – Vereinfachte Bearbeitung von abhängigen Datensätzen (1:n- und m:n-Relationen) im Backend.
  • UTF-8 Dateinamen – Unterstützung von Dateinamen mit nicht-lateinischen Zeichen (z.B. Arabisch).
  • Who is online – Anzeige im Backend, welche anderen Backend-Users aktuell eingeloggt sind.
  • Stay logged in – Das Frontend-Login für passwortgeschützte Bereiche bietet nun auch die Möglichkeit, permanent angemeldet zu bleiben (auch über den Verfall der Session hinaus).
  • Bidirektionale m:n-Relationen – Ähnlich wie IRRE eine Verbesserung bei der Bearbeitung von abhängigen Datensätzen im Backend: Bei m:n-Relationen können die Daten aus beiden Perspektiven betrachtet und editiert werden.

Details zur Version 4.1 sind auf typo3.org zu finden. Die finale Version von TYPO3 4.1 ist zum Jahreswechsel geplant.

Beta-Tester für Drupal 5.o gesucht

Drupal gehört – nebst TYPO3 und Mambo/Joomla! – zu den am besten etablierten Open Source CMS im PHP-Umfeld. Ähnlich wie PHP-Nuke und dessen zahlreiche Forks eignet es sich insbesondere für Community-Websites.

Die letzte stabile Drupal-Version trägt die Nummer 4.7.4 – doch das soll nicht mehr lange so bleiben, denn die Version 5.0 steht vor der Tür. Die Entwickler suchen nun Beta-Tester für Drupal 5.0 beta 1 und sind dabei nicht wählerisch: Von “Newbies” bis “Drupal Ninjas” sind alle willkommen.

Web-CMS Contelligent unter LGPL veröffentlicht

Das Hamburger IT-Beratungs- und Produkthaus C1 Financial Services GmbH hat die neue Version 9.1 ihres Web Content Management Systems Contelligent als Open Source unter der GNU Lesser General Public Licence (LGPL) veröffentlicht.

Contelligent ist eine vollständig Java-basierte Lösung (J2EE) mit den Schwerpunkten Content Management, Personalisierung und Anbindung von Drittsystemen. Sie verfügt über eine modulare Architektur, die es Entwicklern und Integratoren erlaubt, die Funktionen des Kernsystems durch Erweiterungspakete beliebig zu ergänzen.

C1 Financial Services begründet die Öffnung des Quellcodes wie folgt:

“Mit diesem Schritt wird die C1 den Wert des Systems als Integrationsplattform für Drittanbieter erhöhen und es einer breiteren Anwenderschicht zugänglich zu machen, sowie externen Entwicklern zu ermöglichen, bei Bedarf funktionale Verbesserungen an der Software vorzunehmen.

[…]

Die Entscheidung zur Veröffentlichung der Quellen wurde getroffen, da in den vergangenen Jahren die Umsätze aus Consultingleistungen und Individualentwicklung gegenüber dem klassischen Lizenzgeschäft immer mehr an Bedeutung zugenommen haben.”

Joomla! 1.5 als Beta-Version verfügbar

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Vom Open Source CMS Joomla! – das die Mambo-Entwickler nach dem Zerwürfnis mit Miro bzw. der Mambo Foundation ins Leben gerufen haben – ist die Beta-Version 1.5 verfügbar. Die Software wurde von Grund auf neu entwickelt und verfügt über ein neues API. Ziel der neuen Version war vorab die Optimierung in Sachen Usability, Stabilität und Skalierbarkeit. Weitere Verbesserungen betreffen die folgenden Punkte:

  • Internationalisierung (Double-Byte Characters, Schriftsysteme mit Laufrichtung von links nach rechts)
  • Integration von externen Applikationen via Web Services
  • Benutzer-Authentifizierung über LDAP-Server
  • Accessibility (behindertengerechte Websites)
  • Integration von Components und Extensions
  • Rückwärtskompatibilität zu früheren Joomla!-Versionen

Damit wird immer deutlicher, dass Joomla! der wesentlich lebendigere Zweig dieses Projekts ist und damit bestimmt, wohin sich dieses CMS entwickelt. Von Mambo sind seit der Abspaltung von Joomla! nur einige kleinere Updates erschienen, dort ist man derzeit bei der Version 4.6.1 angekommen.