Growl wird kostenpflichtig – bleibt aber Open Source

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Nur allzu oft wird Open Source Software mit Freeware gleichgesetzt. Doch obwohl viele quelloffenen Programme kostenlos sind, ist das nicht der Kern des Open-Source-Prinzips, wie der berühmte Satz von Richard Stallmann verdeutlicht:

“Think free as in free speech, not free beer.”

Exemplarisch erleben das derzeit viele Mac-Benutzer, welche Growl installiert und schätzen gelernt haben: Das elegante Benachrichtigungssystem, das inzwischen von zahlreichen Applikationen unterstützt wird, macht mit der Version 1.3 den Schritt zur kostenpflichtigen Software, bleibt aber Open Source. Wer sich also die Mühe macht, den Quellcode selbst zu kompilieren, kommt weiterhin gratis an Growl – andernfalls sind CHF 2.00 fällig. Mit den Einnahmen werden Vollzeit-Programmierer bezahlt, welche sich um die Weiterentwicklung der Software kümmern.

Es ist wohl kein Zufall, dass die Einführung der Kostenpflicht kurz nach der Lancierung von Apples App Store erfolgt: Der App Store macht den Zahlungsvorgang einfacher denn je, und davon profitieren insbesondere unabhängige Entwickler von kleineren Programmen. Dass nun auch die Entwickler von Open Source Software diesen Weg beschreiten, ist per se nichts Schlechtes: Wenn der Ertrag tatsächlich dazu dient, die langfristige, professionelle Weiterentwicklung sicherzustellen, dann kann das nur im Interesse der Nutzer sein.

Feng Office: OpenGoo mit professionellem Support

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Unter dem Namen Feng Office kann man OpenGoo (vgl. Online Collaboration und Project Management mit OpenGoo 1.0) seit kurzem auch mit professionellem Support nutzen. Hinter dem neuen Unternehmen stehen Mitglieder des OpenGoo-Teams, welche kostenpflichtige Services rund um das freie Web Office anbieten.

Zu unterscheiden ist zwischen Feng Office Online (Hosting auf den Servern von Feng Office = Software as a Service SaaS) und Feng Office Onsite (Hosting auf den Servern des Kunden, Support durch Feng Office). Der Funktionsumfang der Software ist bei allen Preisplänen identisch, der Unterschied liegt einzig bei der Anzahl der User, die bei allen Standard-Preisplänen limitiert ist. Die Tarife sind – wenn man es etwa mit Basecamp vergleicht – eher hoch.

Das Open-Source-Projekt OpenGoo bleibt davon unberührt: Die Software wird weiterhin unter einer Open-Source-Lizenz angeboten und ist nach wie vor kostenlos. Wer also nicht auf professionellen Support angewiesen ist, kann OpenGoo weiterhin unter den bisherigen Bedingungen nutzen. Details sind im OpenGoo-Blog nachzulesen.

Disclosure: Der Autor dieses Blogs ist Mitglied des OpenGoo-Projekt-Teams, aber in keiner Weise mit Feng Office verbunden.

Drupal, Acquia und das duale Modell

Als duales Modell bezeichnet man in der Open-Source-Welt ein Lizenzierungskonzept, bei dem der Benutzer die Wahl hat, ob er eine Software kostenlos nutzen will oder ob ihm professioneller Support durch die Entwickler wichtiger ist. MySQL oder RedHat sind Beispiele für Unternehmen, die ihre Produkte nach diesem Modell vertreiben. Das duale Modell macht Sinn: Unternehmenskunden können so Open Source Software einsetzen und erhalten trotzdem Support wie bei einer kommerziellen Software, während Benutzer mit technischem Know-how weiterhin von kostenloser Software auf hohem Niveau profitieren können, wenn sie das wollen.

Nachdem die Drupal-Entwickler kürzlich von Investoren das Kapital zur Gründung von Acquia erhalten haben, erfolgt nun auch bei diesem Open Source CMS der Schritt zum dualen Modell. Man kann Drupal weiterhin nach den Spielregeln der GNU General Public Licence kostenlos nutzen und sich dabei auf freiwilliger Basis von der Community helfen lassen – man kann nun aber auch bei Acquia gegen Bares professionellen Support buchen.

Mehr dazu bei OStatic. (Bemerkung am Rande: Acquia ist ein Sponsor von OStatic.)

Was ein Open Source Entwickler mit einem Bäcker gemeinsam hat und wie SourceForge in Zukunft seine Brötchen verdienen will

Ein Freund, der bei einem grossen Software-Hersteller arbeitet, meinte heute sinngemäss: Open Source Software existiere nur deshalb, weil sie entweder von staatlich bezahlten Wissenschaftern oder von sich selbst ausbeutenden Enthusiasten geschrieben werde. Müsste Open Source Software unter normalen ökonomischen Bedingungen entwickelt werden, würde sie rasch verschwinden. Es sei zudem nur legitim, dass man Investitionen in Forschung und Entwicklung – egal ob man nun ein Medikament oder eine Software entwickle – über das resultierende Produkt finanziere und dass man dieses Einkommen durch Patente und Lizenzbestimmungen schütze. Und schliesslich funktioniere das Open-Source-Prinzip sowieso nur bei digitalisierten Daten, da nur diese sich ohne Aufwand und ohne Verlust beliebig multiplizieren liessen, das Prinzip lasse sich also nicht auf die gesamte Wirtschaft übertragen.

Bei den klassischen Open-Source-Projekten trifft das wahrscheinlich zu: Sie ernähren die Entwickler nicht direkt (es sei denn durch Spenden, was ich aber nicht als Businessmodell gelten lassen würde). Es gibt aber auch prominente Beispiele für das, was ich als duales Modell bezeichnen würde: Dieselbe Open Source Software wird sowohl kostenfrei (aber ohne Support) also auch kostenpflichtig (dafür mit professionellem Support) angeboten – nehmen wir MySQL als Beispiel. Dieses Modell generiert Income, allerdings zahlt der Kunde nicht für die Nutzung des geistigen Eigentums, sondern für die Dienstleistung. Nach diesem Prinzip funktionieren übrigens auch andere Bereiche der Wirtschaft: Wir zahlen dem Bäcker keine Lizenzgebühr für sein Zopfrezept, sondern wir zahlen das Material und die Zeit, welche in einem Zopf stecken. Das Zopfrezept ist Allgemeingut, und jeder kann seinen Zopf selbst backen, wenn er den Aufwand nicht scheut.

Natürlich ist es legitim, seine Investitionen in Forschung und Entwicklung zu schützen, indem man seine Urheberschaft durch juristische Massnahmen absichert und kommerzialisiert. Gerade in der Software-Industrie gibt es allerdings zahlreiche Beispiele dafür, wie Unternehmen mit Patenten Konzepte schützen liessen, welche nicht das Resultat ihrer eigenen Anstrengungen waren, sondern Allgemeingut – vgl. etwa den Beitrag Software-Patente des Jahres 2006 ausgezeichnet. Open Source Software ist somit eine Gegenbewegung zur Privatisierung von Informatikkonzepten; sie ist aber keine prinzipielle Absage an ökonomische Prinzipien.

Dass das duale Modell an Bedeutung gewinnen könnte zeigt das Beispiel von SourceForge: Derzeit läuft ein Mitgliederbefragung, mit der ganz offensichtlich sondiert werden soll, ob es die Nutzer der Plattform akzeptieren oder gar begrüssen würden, wenn auf www.sourceforge.net ein Marktplatz für kostenpflichtigen Support von Open Source Software entstehen würde.