Kalifornien schafft Bibliothek mit frei zugänglichen digitalen Lehrmitteln

In der California Digital Open Source Library will der US-Bundesstaat Kalifornien in Zukunft digitale Lehrmittel für Studenten kostenlos und mit einer Creative-Commons-Lizenz bereitstellen. Dies sieht ein Gesetz vor, das kürzlich von Gouverneur Jerry Brown unterzeichnet wurde. Zugleich werden Mittel bereitgestellt, um 50 solcher Open Source Textbooks zu erstellen; die ersten Titel sollen in einem Jahr bereitstehen. Die Initative will primär dazu beitragen, die Kosten für ein Studium zu senken.

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REPLAY: Gesamtlösung zur Aufzeichnung und Verbreitung von Vorlesungen der ETH Zürich

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Immer mehr Hochschulen bieten audiovisuelle Aufzeichnungen von Vorlesungen im Internet an. Damit verbunden ist ein beträchtlicher Aufwand für die Erstellung, Indexierung, Archivierung und Verbreitung solcher Videos.

Mit REPLAY wird an der ETH Zürich derzeit eine Software entwickelt, welche den gesamten Workflow von der Aufnahme bis zur Distribution automatisiert, so dass eine Hochschule mit ihren beschränkten Ressourcen trotzdem eine grössere Anzahl von Lehrveranstaltungen aufzeichnen kann. Sie ist dieser Tage in der Version 0.6 erschienen und bietet bereits alle wesentlichen Elemente, welche für die Version 1.0 vorgesehen sind. REPLAY basiert auf Java und ist somit auf allen gängigen Betriebssystemen lauffähig, als Lizenz kommt die LGPL v2 zum Einsatz.

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Einige Aspekte, welche mir bemerkenswert erscheinen:

Damit aus Videos eigentliche E-Learning-Inhalte werden, die interaktiv und langfristig genutzt werden können, müssen sie über eine Volltextsuche erschlossen sein. Die Indexer-Komponente von REPLAY kann ganz unterschiedlichen Input verarbeiten: Gesprochener Text aus Video- oder Audioaufzeichnungen wird per Spracherkennung indexiert, der Inhalt von Präsentationen kann entweder per OCR aus dem Beamer-Signal extrahiert oder direkt aus PowerPoint- bzw. PDF-Dateien gewonnen werden.

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Für die Aufzeichnung von Vorlesungen steht in aller Regel kein Kameramann zur Verfügung. Somit muss die Aufnahme automatisch erfolgen. Da sich ein Redner im Raum bewegt, muss die Kamera in der Lage sein, ihm zu folgen; allerdings soll sie nicht wegen jeder kleinsten Bewegung des Redners einen Schwenk ausführen, weil dies unnötig und ablenkend ist. Das Team an der ETH hat dies gut in den Griff bekommen, wie dieses Demo-Video zeigt.

image Ergänzt wird REPLAY durch Playmobil, ein Kombination aus Hardware und Linux-Software zur Aufzeichnung während der Vorlesung. Diese Aufzeichnung besteht aus dem Übersichtsvideo (gesamter Saal), dem Detailvideo (Bild des Dozenten), der Tonspur sowie dem Beamer-Signal.

REPLAY ist im Moment ein zeitlich befristetes Projekt an der ETH Zürich, soll jedoch in Zukunft unter dem Code-Namen Matterhorn von der Opencast Community weitergeführt werden.

Wer sich in das Thema vertiefen will bekommt mit der rund zweistündigen Aufzeichnung der REPLAY-Präsentation inklusive Demo vom 07.11.2008 eine sehr gute Einführung. Weitere Informationen:

ILIAS: Noch ein E-Learning-System auf PHP/MySQL-Basis

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Nachdem in diesem Blog bereits Moodle und eFront Erwähnung gefunden haben, darf natürlich auch ein Hinweis auf ILIAS (Integriertes Lern-, Informations- und Arbeitskooperations-System) nicht fehlen. Das E-Learning-System geht auf ein Projekt an der Universität Köln zurück, wird aber inzwischen an verschiedensten Hochschulen eingesetzt und ist damit ein breit abgestütztes Open-Source-Projekt im akademischen Umfeld, wobei nebst der Uni Köln auch die ETH Zürich Koordinationsaufgaben übernimmt.

ILIAS ist ein sehr mächtiges System, bietet aber im Kern dieselben Funktionen wie andere E-Learning-Lösungen: Wissensvermittlung, Lernkontrolle und Interaktion. Im Praxiseinsatz als Dozent an der Hochschule Luzern empfand ich das System mit seinem enormen Leistungsumfang am Anfang etwas unübersichtlich; die wahren Qualitäten von ILIAS kommen vor allem bei regelmässigem Gebrauch zum tragen.

In technischer Hinsicht setzt auch ILIAS die gängige Kombination aus PHP und MySQL voraus. Als Lizenz kommt die GNU General Public Licence (GPL) zur Anwendung.

eFront: Umfassende E-Learning-Lösung für Schulen und Unternehmen

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Ob man eFront nun als E-Learning-Lösung, als Course Management System (CMS) oder als Human Capital Development System (O-Ton des Herstellers) bezeichnet, ist letztlich einerlei: Am Ende des Tages ist eFront ein gut konzipiertes und attraktiv gestaltetes System, mit dem Wissensvermittlung inkl. Erfolgskontrolle über eine Website stattfinden kann. Dazu gehört, dass Professors Kurse und Lektionen in Form von Webseiten erstellen können, die von Students durchgearbeitet werden. Dazu gehören aber auch Tests per Online-Formular, mit denen der Lernerfolg gemessen werden kann. Und natürlich gehören dazu auch Interaktionsmöglichkeiten zwischen den Students in Form von Foren und Chats. eFront ist damit für ähnliche Anwendungen konzipiert wie Moodle.

Eine Besonderheit scheint mir die Unterstützung von SCORM (Sharable Content Object Reference Model), einem übergeordneten Standard für den Austausch von web-basierten Lerninhalten. Wie gut der Austausch zwischen verschiedenen Systemen in der Praxis funktioniert, kann ich persönlich nicht beurteilen. Dass sich eFront an einem Standard orientiert, der in der E-Learning-Welt Gewicht hat, ist aber auf jeden Fall ein Pluspunkt bei einer Evaluation.

Hinter eFront steht ein Unternehmen aus Athen, welches das System seit 2001 entwickelt und erst 2007 als Open Source (CPAL-Lizenz) freigegeben hat. Wer also professionellen Support oder gar einen Hosted Service benötigt, findet in Epignosis einen professionellen Partner. Wer sich dagegen zutraut, eine Web-Applikation auf einem Web-Server mit PHP und MySQL selbst zu installieren, braucht für die Software kein Geld auszugeben.

eduCommons: OpenCourseWare Management System

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eduCommons ist eine Software, welche OpenCourseWare-Projekte unterstützt. OpenCourseWare (OCW) wiederum ist eine Bezeichnung für universitäre Vorlesungen und Unterrichtsmaterialien, welche über das Internet frei zugänglich sind. OCW steht oft unter einer Creative Commons Lizenz, welche zumindest eine kostenlose Weiterverbreitung erlaubt, während das Copyright in der Regel bei der Universität bzw. deren Angehörigen verbleibt. OpenCourseWare geht auf eine Initiative des Massachusetts Institute of Technology (MIT) zurück und wird heute durch das OpenCourseWare Consortium (OCWC) gefördert.

eduCommons unterstützt den Workflow bei der Publikation von OCW-Materialien. Dazu gehört das Hochladen des Materials in ein Repository, die Klärung der Copyright-Aspekte, die Zusammenstellung der Materialien zu Kursen, die Qualitätssicherung sowie die eigentliche Publikation.

Technisch gesehen ist eduCommons eine Erweiterung des Plone CMS. Es wird durch die COSL Group an der Utah State University entwickelt, die selbst ein umfangreiches OCW-Programm betreibt. eduCommons untersteht der GNU General Public License (GPL).

Open Source Essentials: Moodle, die E-Learning-Plattform

CMS steht normalerweise für Content Management System. Wenn es um E-Learing oder Web-Based Training geht, kann CMS aber auch Course Management System bedeuten. Die beiden Konzepte sind allerdings gar nicht so verschieden, wie man vielleicht denken könnte – nur die Gewichtung ist anders: Während ein Content Management System vor allem auf die effiziente Publikation von Informationen ausgelegt ist, stehen beim Course Management System Interaktionsmöglichkeiten wie Foren, Chats, Umfragen, Multiple-Choice-Tests oder Wikis im Vordergrund.

Ein bekannter Vertreter der zweiten Kategorie ist Moodle, eine in PHP entwickelte Lernplattform, die unter der GNU General Public Licence (GPL) vertrieben wird. Moodle stellt eine Vielzahl von Modulen bereit, die auf eine aktive Teilnahme der Lernenden abzielen. Das Aufgaben-Modul beispielsweise dient dazu, dass schriftliche Arbeiten hochgeladen und anschliessend auf der Plattform bewertet werden können. Das Test-Modul erlaubt es, Kontroll- und Prüfungsfragen bereitzustellen. Mit dem Abstimmungs- und dem Umfrage-Modul können Kursleiter Feedbacks einholen und Kurse bewerten lassen. Das Foren- und das Chat-Modul ermöglicht die direkte Kommunikation zwischen den Lernenden. Nebst diesen Basis-Funktionen gibt es zudem viele Dutzend weitere Module, mit denen ein Kursleiter, eine Schule oder auch eine Universität eine individuelle E-Learning-Plattform aufbauen kann.

Moodle ist inzwischen ein komplexes System, das sowohl optisch als auch funktional in hohem Masse anpassbar ist. Mit über 20’000 Installationen weltweit ist es eine feste Grösse im E-Learning-Umfeld – auch in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich setzen viele Institutionen auf diese Plattform. Wenn man die Versionsnummern als Massstab nimmt, wird Moodle derzeit intensiv weiterentwickelt, und über das MoodleZine wird die Community regelmässig mit Informationen versorgt.

Um Moodle aus der Perspektive eines Lernenden zu erleben, empfiehlt sich der Moodle Features Demo Course. Wer dagegen die Perspektive eines Kursleiters oder Systemadministrators ausprobieren möchte, sollte die Moodle Demonstration Site besuchen.

Vorlesungen der University of California als Webcast

Die renommierte University of California in Berkeley bietet einen Teil ihrer Vorlesungen als frei zugängliche Webcasts an – je nach dem als Video-Stream, Audio-Stream oder als MP3-Datei zum Herunterladen. Auch zum Thema Open Source und Open Content gibt es einen Kurs: Open Source Development and Distribution of Digital Information: Technical, Economic, Social, and Legal Perspectives.