Denemo: Grafischer Noteneditor als Frontend für LilyPond

Denemo

Mit LilyPond gibt es in der Open-Source-Welt ein leistungsfähiges Notensatzprogramm, das allerdings mit Textdateien gefüttert werden muss. Wer letzteres nicht beherrscht, wird froh sein über Denemo, einen grafischen Noteneditor, der LilyPond-Dateien erzeugt und unter der GNU General Public Licence (GPL) steht.

Der Leistungsumfang von Denemo ist beachtlich, und das Bedienungskonzept leuchtet auf Anhieb ein. Auch mehrstimmiger Notensatz und Partituren sind möglich. Gewöhnungsbedürftig ist der Umstand, dass man nicht nur für den Druck (inkl. PDF-Generierung) zwingend auf LilyPond angewiesen ist, sondern dass man auch für die MIDI-Wiedergabe eine externe Software benötigt. Vor allem aber ist Denemo unter Windows Vista noch ausgesprochen instabil und scheiterte bei meinen Tests auch am Import von LilyPond-Dateien, die ich vom Mutopia-Projekt heruntergeladen hatte. Das mag unter Linux anders sein, aber für Windows-Vista-Nutzer gehört das Programm derzeit noch in die Kategorie “unbedingt beobachten, für den produktiven Einsatz aber nur bedingt geeignet”.

Mutopia Project: Noten von klassischer Musik mit CC-Lizenz

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So wie das Project Gutenberg gemeinfreie Bücher digitalisiert so ist das Mutopia Project damit beschäftigt, gemeinfreie Musik mit Hilfe des Notensatzprogramms LilyPond zu reproduzieren und via Internet zu verbreiten. Das Resultat ist eine Sammlung mit klassischer Musik bekannter und weniger bekannter Komponisten, die als PDF, als LilyPond-Datei sowie als MIDI-File heruntergeladen werden kann. Die Daten stehen entweder unter einer liberalen Creative-Commons-Lizenz oder sind gar als Public Domain freigegeben. Die Website des Mutopia Projects strahlt einen ähnlich spröden Charme aus wie die Wikipedia, aber sie erfüllt ihren Zweck. Und mit gut 1’500 Kompositionen ist bereits ein ansehnlicher Grundstock gelegt.

LilyPond: Ästhetischer Notensatz aus Textdateien

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Wer LilyPond verstehen will, muss so ziemlich alles vergessen, was er über Notensatzprogramme weiss. LilyPond ist kein WYSIWYG-Editor wie beispielsweise MuseScore, mit dem man Noten und andere Symbole per Maus in Notensystemen platziert. Das Programm bietet nicht einmal eine grafische Benutzeroberfläche – die einzige Interaktion mit dem Batch-Programm besteht darin, dass man LilyPond-Dateien auf das Programm-Icon zieht, worauf dieses selbständig Noten im PDF-Format generiert. Solche LilyPond-Dateien sind Text-Files, in denen Musik in einer speziellen Syntax notiert ist:

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Man kann sich vorstellen, dass das Schreiben von LilyPond-Dateien einigermassen beschwerlich ist: Die Syntax (die wesentlich komplexer ist, als es obiges Beispiel zeigt) will erst einmal gelernt sein, und während der Erfassung fehlt die visuelle Kontrolle des Geschriebenen. Man muss sich also fragen, warum man diese Methode nutzen soll, obwohl es heute eine ganze Reihe von WYSIWYG-Notensatzprogramme gibt.

Das Hauptargument für LilyPond besteht darin, dass das Programm vollautomatisch ein sehr ästhetisches Notenbild erzeugt, das dem manuellen Notenstich sehr nahe kommen soll. Und wer die Erfassung per Texteditor scheut, findet auf der LilyPond-Website eine Liste mit Sequenzer- und Notensatz-Programmen, welche LilyPond-Dateien exportieren können.

LilyPond ist für Linux, Mac OS X und Windows verfügbar und unterliegt der GNU General Public Licence. Die Software wird übrigens auch bei der Musipedia eingesetzt.