WLAN for free

Während Inhalte im Internet oft frei verfügbar sind, ist der Zugang zum Internet in aller Regel kostenpflichtig. Wir zahlen also für die Nutzung einer technischen Infrastruktur, nicht aber für die Informationen. Ob dieses Modell sinnvoll und gerechtfertigt ist, sei einmal dahingestellt – aber es ist Realität. Und selbst wenn wir als Angestellte, Studenten oder Bibliotheksbenutzer vermeintlich kostenlos surfen können – irgend jemand berappt die Rechnung für den Internet-Zugang, den wir dabei nutzen. Somit sind es die Access Provider, welche mit dem Internet Geld verdienen, während die Content Provider sich oft schwer tun, ein funktionierenes Business-Modell zu entwickeln.

Vereinzelt gibt es nun allerdings Meldungen über freien Internet-Zugang via Public WLAN. So wurden in Leysin, Zürich, Bern und Luzern erste Projekte mit frei zugänglichen Funk-LANs gestartet, die über Werbung finanziert werden sollen (vgl. NZZ Online vom 22.12.2006).

Auch in St. Gallen soll per März 2007 ein flächendeckendes kostenloses WLAN aufgebaut werden – allerdings nach einem anderen Konzept: Die Stadt betreibt einige zentrale Sender mit Internet-Gateway, die Bevölkerung übernimmt die Feinverteilung, indem sie WLAN-Router mit spezieller Firmware (Linksys WRT54GL – vgl. WLAN Router mit Open Source Firmware) anschafft. Diese WLAN-Router verbinden einerseits die Rechner ihrer Besitzer mit den städtischen Sendern, dienen aber zugleich als Relais-Station für andere WLAN-Router und bilden zusammen ein sogenanntes Mesh-Netzwerk. (Für weitere Informationen: Website des Projekts Wireless St. Gallen, Medienorientierung der Stadt St. Gallen).

Einer der Partner beim St. Galler Projekt ist Openwireless.ch, eine Community zur Förderung eines freien und offenen Drahtlos-Netzwerk in der Schweiz:

“Die Vision von Openwireless.ch ist die Verbreitung freier OLSR-Netzwerke in der Schweiz und die Förderung lokaler Sozialstrukturen. Die Bürgernetze unter Openwireless.ch sind selbständig, unabhängig und fördern die nachbarschaftliche Kommunikation, sowie ermöglichen eine sinnvolle Freizeitgestaltung.

Die Motivation ist durch die Vernetzung ganzer Stadtteile freie unabhängige Netzwerkstrukturen aufzubauen, in denen zum Beispiel lizenzfreies Community-Radio, die Übertragung lokaler Events per Stream, VoIP, Datei-Austausch oder Datenbereitstellung und die gemeinsame Nutzung eines Internetzugangs möglich werden.

Das Konzept von openwireless.ch ist eine nicht kommerzielle, für jeden offene Initiative zur Förderung freier (Funk-)Netze und ein ist Teil einer internationalen Bewegung für freie, drahtlose Netze (WLAN’s). Der Austausch in den freien Netzen basiert dabei auf dem freiwilligem Geben und Nehmen jeder und jedes Einzelnen im Netzwerk. Diese Idee ist im Pico-Peering-Agreement formuliert.

Der anfängliche Beweggrund Teil eines OLSR-Netzes zu werden, ist meist das Bedürfnis einen kostengünstigen Zugang zum Internet zu erhalten. Dies zu ermöglichen ist jedoch nicht das Hauptziel der Aktiven beim Openwireless.ch. Wir sehen die Zukunft unserer Anstrengungen vielmehr in der Möglichkeit sich miteinander in freien Netzen verbinden zu können- ohne sich den Beschränkungen kommerzieller Anbieter unterordnen zu müssen.”

Openwireless.ch ist ein Teil von Freifunk.net, das dieses Konzept im gesamten deutschsprachigen Raum unterstützt. Auf internationaler Ebene koordinieren sich vergleichbare Initiativen an den World Summits on Free Information Infrastructures WSFII.

Weitere Informationen zum Thema:

Net Neutrality oder The End Of The Internet As We Know It

Rocketboom explain net neutrality

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Save the Internet!

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What is Net Neutrality

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In den USA wird derzeit intensiv über Network Neutrality diskutiert. Es geht um die Frage, ob diejenigen Unternehmen, welche die Leitungen des Internets bauen und betreiben, auch darüber bestimmen dürfen, welche Daten sie transportieren und welche nicht.

Net Neutrality meint das Prinzip, dass die Benutzer des Internets absolut frei darin sind, welche Daten sie senden oder empfangen. Net Neutrality impliziert den Verzicht auf jegliche Zensur oder Benachteiligung bestimmter Inhalte oder Protokolle – seien diese Eingriffe nun politisch oder wirtschaftlich motiviert.

Diese Neutralität der Internet-Infrastruktur ist durch das neue amerikanische Telekommunikationsgesetz gefährdet. Auf dieser gesetzlichen Grundlage könnten Telekommunikationskonzerne beispielsweise beginnen, gewisse Daten gegen entsprechendes Entgelt bevorzugt zu transportieren – auf Kosten von Daten nicht-zahlender Anbieter.

Es ist absehbar, dass ein solches Gesetz den freien und gleichberechtigten Zugang zum Internet massiv gefährden würde. Im besten Fall würde es zu einer Zweiklassengesellschaft im Internet führen, im schlechtesten Fall zu einer kompletten Ausgrenzung von nicht zahlenden Content-Providern. Das Internet würde zu einem Massenmedium in dem Sinn, dass Inhalte nur noch von wenigen grossen Unternehmen produziert würden, während heute das Internet ja genau davon lebt, dass sich jeder aktiv beteiligen kann.

Die Gefährdung der Net Neutrality ruft nicht nur Bürgerrechtler auf den Plan, sondern auch grosse Unternehmen wie beispielsweise Google (vgl. A Guide to Net Neutrality for Google Users). Auch der Erfinder des World Wide Web Tim Berners-Lee hat klar Stellung bezogen. Die folgenden Websites unterstützen die Net Neutrality:

Mehr zum Thema ist in der deutschsprachigen (Schlagwort: Netzneutralität) und vor allem in der englischsprachigen Wikipedia (Schlagwort: Network Neutrality) zu finden. Bei CNET gibt es ein Dossier Net Neutrality Showdown.