Denemo: Grafischer Noteneditor als Frontend für LilyPond

Denemo

Mit LilyPond gibt es in der Open-Source-Welt ein leistungsfähiges Notensatzprogramm, das allerdings mit Textdateien gefüttert werden muss. Wer letzteres nicht beherrscht, wird froh sein über Denemo, einen grafischen Noteneditor, der LilyPond-Dateien erzeugt und unter der GNU General Public Licence (GPL) steht.

Der Leistungsumfang von Denemo ist beachtlich, und das Bedienungskonzept leuchtet auf Anhieb ein. Auch mehrstimmiger Notensatz und Partituren sind möglich. Gewöhnungsbedürftig ist der Umstand, dass man nicht nur für den Druck (inkl. PDF-Generierung) zwingend auf LilyPond angewiesen ist, sondern dass man auch für die MIDI-Wiedergabe eine externe Software benötigt. Vor allem aber ist Denemo unter Windows Vista noch ausgesprochen instabil und scheiterte bei meinen Tests auch am Import von LilyPond-Dateien, die ich vom Mutopia-Projekt heruntergeladen hatte. Das mag unter Linux anders sein, aber für Windows-Vista-Nutzer gehört das Programm derzeit noch in die Kategorie “unbedingt beobachten, für den produktiven Einsatz aber nur bedingt geeignet”.

LilyPond: Ästhetischer Notensatz aus Textdateien

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Wer LilyPond verstehen will, muss so ziemlich alles vergessen, was er über Notensatzprogramme weiss. LilyPond ist kein WYSIWYG-Editor wie beispielsweise MuseScore, mit dem man Noten und andere Symbole per Maus in Notensystemen platziert. Das Programm bietet nicht einmal eine grafische Benutzeroberfläche – die einzige Interaktion mit dem Batch-Programm besteht darin, dass man LilyPond-Dateien auf das Programm-Icon zieht, worauf dieses selbständig Noten im PDF-Format generiert. Solche LilyPond-Dateien sind Text-Files, in denen Musik in einer speziellen Syntax notiert ist:

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Man kann sich vorstellen, dass das Schreiben von LilyPond-Dateien einigermassen beschwerlich ist: Die Syntax (die wesentlich komplexer ist, als es obiges Beispiel zeigt) will erst einmal gelernt sein, und während der Erfassung fehlt die visuelle Kontrolle des Geschriebenen. Man muss sich also fragen, warum man diese Methode nutzen soll, obwohl es heute eine ganze Reihe von WYSIWYG-Notensatzprogramme gibt.

Das Hauptargument für LilyPond besteht darin, dass das Programm vollautomatisch ein sehr ästhetisches Notenbild erzeugt, das dem manuellen Notenstich sehr nahe kommen soll. Und wer die Erfassung per Texteditor scheut, findet auf der LilyPond-Website eine Liste mit Sequenzer- und Notensatz-Programmen, welche LilyPond-Dateien exportieren können.

LilyPond ist für Linux, Mac OS X und Windows verfügbar und unterliegt der GNU General Public Licence. Die Software wird übrigens auch bei der Musipedia eingesetzt.

MuseScore: Notensatz für den Alltag

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Professioneller Notensatz ist eine Kunst für sich. Um ein korrektes, gut lesbares und ästhetisches Notenblatt zu gestalten braucht es viel Erfahrung und eine leistungsfähige Software. Wer eine Neu-Edition von Beethovens symphonischem Werk plant, sollte vielleicht nicht zu MuseScore greifen – dazu fehlt es dem Programm da und dort an gestalterischen Freiheiten, und wirklich absturzsicher ist die von mir getestete Windows-Version auch noch nicht (weshalb die Software von Entwickler Werner Schweer auch noch als “early beta” klassifiziert wird).

Für alltäglichere Notationsaufgaben ist MuseScore hingegen gut geeignet. Es besitzt ein gradliniges WYSIWYG-Bedienungskonzept, das man rasch begreift – besonders wenn man schon einmal ein anderes Notensatzprogramm benutzt hat. Die wohlgefüllten Symbolpaletten können bei Bedarf durch eigene Symbole ergänzt werden. Für eine effiziente Notenerfassung können sowohl Tastaturbefehle als auch MIDI-Signale benutzt werden (Realtime-Aufnahmen über MIDI sind allerdings nur möglich, indem man ein MIDI-File importiert). Auch Partituren sowie Stimmauszüge beherrscht MuseScore. Definierbare Styles bieten Zugriff auf zahlreiche Gestaltungsparameter, wobei bereits die Grundeinstellungen für ein ansprechendes Resultat sorgen. Abgerundet wird der positive Eindruck durch ein deutsches Handbuch, das die Grundfunktionen knapp, aber klar beschreibt. Einzig der List-Edit-Dialog (der alle Parameter eines einzelnen Objekts darstellt) ist derzeit noch sehr unübersichtlich und für Normalanwender ungeeignet.

MuseScore ist ursprünglich ein Linux-Programm, das aber auf der Qt-Bibliothek von Trolltech basiert und damit grundsätzlich auch auf Windows und Mac OS X laufen kann; allerdings steht nur eine kompilierte Windows-Version zum Download bereit.