OpenWebsuite.org: Freigabe von HTML-Editor entfacht Grundsatzdebatte

Die gestrige Meldung auf Heise “Webdesign-Suite unter GNU-Lizenz” hat eine heftige Debatte über HTML-Editoren und über Open Source Software ausgelöst. Worum geht es?

In der OpenWebsuite.org hat der Entwickler Christian Diekmann zwei schon länger existierende Tools zusammengefasst und unter die GNU General Public Licence (GPL) gestellt: den HTML-Editor (X)HTML-Format und das Analyseprogramm WebAnalyse. (X)HTML-Format ist kein WYSIWYG-Editor, sondern rein textbasiert und eignet sich deshalb nur für Webentwickler, welche von Hand HTML-Code schreiben wollen und dazu Syntax-Highlighting, Code-Bausteine und Assistenten (z.B. für Tabellen) benötigen. WebAnalyse überprüft die Gültigkeit von Links und hilft bei der Suchmaschinen-Optimierung. Optisch kommen die beiden Tools nicht besonders attraktiv daher, sie erfüllen aber ihren Zweck und laufen auf jedem Betriebssystem, für das es ein Java Runtime Environment gibt.

Das Echo auf die Freigabe von OpenWebsuite.org war gelinde gesagt durchzogen, wenn man die Kommentare auf heise.de als Massstab nimmt. Rasch war die Diskussion um den besten Quellcode-Editor lanciert, und bei diesem Vergleich schneidet (X)HTML-Format nicht besonders gut ab, weder was den Funktionsumfang noch was die Benutzeroberfläche betrifft. Die Kritik zielte allerdings nicht nur auf die Software, sondern auch auf den Entwickler (“Und wieder ein Ladenhüter als OSS entsorgt…”) und auf Heise (“Hauptsache Open – damit schafft es auch die letzte Schrott-Software in den Heise-Newsticker”).

Das Beispiel macht deutlich, dass auch bei Open Source Software die Ansprüche der Anwender steigen. Es stellt sich die Frage, ob diese Anspruchshaltung sinnvoll und gerechtigfertigt ist: Fördert sie die Qualität von Open Source Software – oder ist sie nur der Ausdruck einer Konsumhaltung, die selbst einem geschenkten Gaul ins Maul schaut? Christian Diekmann wird sich jedenfalls verwundert die Augen gerieben haben, als er statt Lob und Dankbarkeit vor allem Kritik erntete. Allerdings hat er sich dieser Kritik gestellt, und dies wiederum zeigt eine grosse Stärke der Open-Source-Bewegung: die offene Diskussion, die im besten Fall zu besserer Software führt.