Open Atrium: Basecamp-Alternative auf Basis von Drupal

Open Atrium: Dashboard

Soviel vorweg: Open Atrium ist eine der spannendsten Entdeckungen, die ich bisher auf meiner Suche nach Open Source Software gemacht habe. Basierend auf Drupal haben die Entwickler von Development Seed eine Plattform gebaut, welche man als Intranet, Extranet und Projektmanagement-Lösung nutzen kann. Dabei hat mich insbesondere interessiert, wie weit der Vergleich mit Basecamp gerechtfertigt ist.

Open Atrium ist ähnlich strukturiert wie die meisten Projektplattformen: Als Administrator kann man eine Anzahl von Gruppen (z.B. für Firmen, Organisationen, Teams) anlegen und ihnen dann Projekte zuweisen. Auf diese Weise kann man beispielsweise als Agentur oder Freelancer mehrere Kunden betreuen, ohne dass sich diese gegenseitig in die Quere kommen. Aber auch im Intranet/Extranet-Umfeld kann es Sinn machen, mehrere Gruppen zu bilden – die Buchhaltung muss ja nicht zwingend die Dokumente der IT einsehen können, und die Geschäftsleitung wird ihre vertraulichen Informationen ebenfalls schützen wollen. Der Einstieg ins System erfolgt über ein Dashboard, das aktuelle Informationen von all jenen Gruppen anzeigt, denen man als Benutzer zugewiesen ist.

Grössere Unterschiede zwischen den verschiedenen Tools gibt es erfahrungsgemäss bei den Funktionalitäten, welche den Projektteams zur Verfügung stehen. Wenn man es auf das Wesentliche reduziert, dann besteht ein Projekt aus einer Anzahl von Aufgaben, welche eine Anzahl von Personen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erledigt haben müssen. Entsprechend gehört eine Aufgabenverwaltung, ein Personenverzeichnis und ein Terminkalender zu den Kernelementen eines jeden Projektmanagement-Tools. Zudem braucht es ein Kommunikationsmittel, das entweder als Forum oder als Blog mit Kommentarfunktion ausgestaltet sein kann.

Open Atrium: Kopfbereich mit allen verfügbaren Features (Blog, Notizbuch, Aufgabenverwaltung, Shoutbox, Kalender, Mitglieder)

Das ist bei Open Atrium nicht anders, wobei die Aufgabenverwaltung keine simple To-do-Liste ist, sondern eher ein Issue Tracker: Hier kann man Aufgaben kategorisieren, priorisieren, einer Person zuweisen sowie mit Tags (Keywords), Kommentaren und Attachments versehen. Ein Suchformular erlaubt es, die Aufgaben nach allen Parametern zu filtern, so dass man bei einer grösseren Zahl von Aufgaben nicht den Überblick verliert. Für sehr einfache Anwendungen ist dies vielleicht etwas zu viel, für die meisten Projekte scheint es mir aber genau richtig (während Basecamp für meinen Geschmack bei der Aufgabenverwaltung etwas allzu simpel funktioniert).

Open Atrium: Detailansicht einer Aufgabe mit Attachments und Kommentaren

Anhand der Aufgabenverwaltung kann ich gleich noch einige allgemeine Konzepte von Open Atrium erläutern, die auch anderswo wieder auftauchen. Eines davon ist die Benachrichtigung per E-Mail, welche bei jedem Update wahlweise verschickt werden kann. Legt man also eine neue Aufgabe an oder kommentiert eine bestehende Aufgabe, dann kann man dies den entscheidenden Personen per Mausklick mitteilen, ohne deswegen selbst eine E-Mail schreiben zu müssen. Das ist ausgesprochen praktisch, denn viele Projektmitarbeiter schauen selten auf der Projektplattform vorbei und würden ohne Benachrichtigung wichtige Informationen verpassen. Damit sie nicht mit E-Mails überschwemmt werden, können sie in ihren persönlichen Einstellungen festlegen, ob sie Benachrichtigungen sofort oder nur in bestimmten Intervallen erhalten wollen.

Open Atrium: Benachrichtigung von Gruppenmitgliedern

Ein weiteres allgemeines Konzept ist die Versionierung. Ähnlich wie bei einem Wiki wird bei jedem Update eine neue Version angelegt (ausser man wünscht dies ausdrücklich nicht), die man auch noch mit einer Bearbeitungsnotiz versehen kann. Auf diese Weise ist jederzeit nachvollziehbar, wer wann was geändert hat. Das kann helfen, um die Entwicklung eines Themas nachzuvollziehen, es kann aber auch wichtig werden, wenn man sich einmal nicht mehr einig ist, was wann vereinbart wurde.

Open Atrium: Differenzdarstellung des Versionierungsmoduls

Ein drittes durchgehendes Konzept sind Attachments. Man kann also einer Aufgabe, einem Termin oder einem Blog-Artikel eine oder mehrere Dateien anhängen. Dafür gibt es keinen zentrale Dateiablage, was im ersten Moment verwundern mag. In der Praxis ist es aber schon so, dass Dokumente fast immer im Zusammenhang mit einer Aufgabe oder einem Termin stehen oder aber in einem Blog-Artikel beschrieben werden müssen – insofern vermisse ich die klassische Dateiablage nicht.

Termine haben viele Gemeinsamkeiten mit Aufgaben, nur dass sie eben an ein Datum und eine Zeit gebunden sind. Attachments, Kommentare oder Benachrichtigungen gibt es aber auch hier. Die Darstellung der erfassten Termine kann wahlweise als Monatskalender oder als Liste erfolgen. Interessant ist auch die Option, externe Agenden über einen iCal-Feed einzubinden.

Open Atrium: Notizbuchseite mit Inline-Darstellung der Änderungen

Auch Blog-Artikel (welche innerhalb von Open Atrium für den Informationsaustausch sorgen) sind vom Aufbau her mit Aufgaben und Terminen verwandt, somit brauche ich an dieser Stelle nicht viele Worte darüber zu verlieren. Spannender ist das sogenannte Notizbuch, das auf dem Bücher-Konzept von Drupal basiert: Es eignet sich ausgezeichnet, um gemeinsam umfangreiche, strukturierte Dokumente (z.B. Konzepte oder Handbücher) online zu verfassen. Auch hier hilft der Versionierungsmechanismus von Drupal, und es gibt sogar eine Inline-Darstellung der Unterschiede. Notizbücher scheinen mir eine gute Alternative zu einem Wiki oder einer Online-Textverarbeitung im Stil von Google Docs.

Open Atrium: Administrationsbereich

Je länger man sich mit Open Atrium beschäftigt, desto mehr merkt man, dass unter der aufgeräumten, schön gestalteten Oberfläche eine enorme Funktionalität steckt. Schon die Konfigurationsoptionen des Dashboards und der Funktionsmodule (Features) in den Gruppen sind nicht ohne. Und wenn man dann den schwarzen Administrationsbereich im linken Fensterrand einblendet, spürt man endgültig, dass unter der Haube von Open Atrium die geballte Funktionalität von Drupal steckt. Die Entwickler von Open Atrium haben es aber hervorragend verstanden, diese Komplexität vor dem Durchschnittsanwender zu verstecken, ohne deswegen den Power User in seinen Möglichkeiten einzuschränken.

Fazit

Open Atrium ist ohne Zweifel eines der besten Projektmanagement-Tools mit Open-Source-Lizenz auf PHP-Basis. Es sieht attraktiv aus und ist trotz umfangreicher Funktionalität auch für einen Durchschnittsanwender noch bedienbar. Installation und Konfiguration sind für einen halbwegs geübten Administrator intiuitiv und ohne Handbuch möglich.

Der Vergleich mit Basecamp ist nicht falsch, und doch sind die beiden Produkte in diversen Punkten unterschiedlich. Open Atrium ist also keine Basecamp-Kopie, aber ebenfalls dem Konzept einer mandantenfähigen, einfach bedienbaren und visuell attraktiven Projektplattform verpflichtet. Was man derzeit unter der Versionsnummer 1.0 beta 8 herunterladen kann ist ein erstaunlich ausgereiftes System zum Nulltarif, das ich nur empfehlen kann.

Online Collaboration und Project Management mit OpenGoo 1.0

Gerade mal eine Woche ist es her, seit das Entwickler-Team von OpenGoo den Release Candidate 1 freigegeben hatte. In den letzten 7 Tagen folgten zwei weitere Release Candidates, und jetzt liegt die erste finale Version 1.0 des sogenannten Web Office vor. Das Tempo ist beeindruckend, zeugt aber auch von einer gewissen Ungeduld des Teams, nach zwei Jahren Entwicklungszeit endlich eine erste offizielle Version veröffentlichen zu können. Entsprechend ist die Software nicht perfekt, und im offiziellen Forum gibt es noch einige Issues, die bewusst auf die Version 1.1 verschoben wurden. Andererseits hat OpenGoo einen Reifegrad erreicht, der einer Versionsnummer 1.0 angemessen ist.

Am Funktionsumfang hat sich in den letzten Wochen nicht mehr viel geändert – ich verweise hier auf meine beiden früheren Artikel (OpenGoo: Release Candidate 1 zur Version 1.0 veröffentlicht und OpenGoo: Eine vielversprechende Online Collaboration Platform). Es geht mir hier mehr darum, OpenGoo in das Angebot an web-basierten Plattformen für die Projektarbeit einzuordnen.

Wenn man ganz grob klassische Projektmanagement-Tools (mit Gantt-Charts, Budgets, Ressourcen-Planung und Zeiterfassung) und Web-2.0-Tools (im Stil von Basecamp) unterscheidet, dann gehört OpenGoo klar in die zweite Kategorie. Letztlich basiert der Code auf activeCollab, einer ziemlich offensichtlichen Basecamp-Kopie. Allerdings wurde OpenGoo weiterentwickelt und bietet eine Oberfläche, die fast ein bisschen in die Richtung einer Desktop-Applikation weist und zudem intensiven Gebrauch von AJAX macht. Wer häufig und intensiv mit Web-Applikationen arbeitet, wird dies zu schätzen wissen, denn der Submit-Reload-Submit-Rhythmus einer klassischen Website ist auf Dauer sehr ermüdend.

OpenGoo geht auch insofern einen Schritt weiter, als grundlegend neue Funktionen eingebaut wurden. Da wäre zum einen der integrierte Web-Mail-Client zu nennen, zum anderen die Online-Editoren für Rich-Text-Dokumente und einfache Präsentationen. Beide Features sind noch nicht ausgereift, aber durchaus nutzbar, und sie zeigen die Ambitionen des Entwickler-Teams (das übrigens auch noch einen Online-Editor für die Tabellenkalkulation entwickeln will). Hier muss man allerdings vor Illusionen warnen: Bis zu einer ernstzunehmenden Alterantive zu Google Docs ist es noch ein sehr weiter Weg.

Optimierungspotential gibt es auch noch bei der Rechtesteuerung. OpenGoo nutzt ein Konzept, das als Workspace bezeichnet wird. Workspaces können für Projekte, Kunden, Abteilungen oder bliebige andere Strukturen angelegt werden und regeln unter anderem, welcher User Zugriff auf die enthaltenen Informationen hat. Das macht OpenGoo sehr flexibel, andererseits ist das Setzen von Zugriffsrechten nicht immer ganz einfach.

Ein drittes Manko ist das Handbuch. Derzeit gibt es nur das OpenGoo Wiki, das ich mangels einer vernünftigen Dokumentation selbst aufgebaut habe und das heute etwa 80 Prozent der Software beschreibt. Ziel ist es, dieses Wiki zuerst zu vervollständigen und dann auf die offizielle Website von OpenGoo zu überführen. Wer dieses Dokumentationsprojekt unterstützen möchte, ist herzlich willkommen!

Collabtive: Einfaches Projektmanagement-Tool im Web-2.0-Stil

image

Collabtive ist ein web-basiertes Tool für die Projektarbeit: Es verwaltet Projekte und deren Mitglieder, Aufgaben, Milestones, Nachrichten, Dateien und Timesheets. Es gehört zu einer Gruppe von Projektmanagement-Tools, die von BaseCamp inspiriert sind und viel Wert auf ein ansprechendes Design und ein einfaches Bedienungskonzept legen: Kommerzielle Beispiele dafür wären nebst BaseCamp beispielsweise Goplan, OnStage, ActiveCollab oder Zoho Planner, in der Open-Source-Welt ist insbesondere ProjectPier zu erwähnen.

Collabtive kommt allerdings noch nicht an seine Vorbilder heran: Hinter der trendig gestalteten Oberfläche sind erst elementare Funktionalitäten vorhanden. Das ist kein Vorwurf, zumal erst die Beta-Version 0.4 vorliegt – bis zur Version 1.0 kann sich noch vieles ändern. Es dürfte sich lohnen, Collabtive im Auge zu behalten, zumal das Angebot an zeitgemässen Projektmanagement-Lösungen mit Open-Source-Lizenz beschränkt ist.

Redmine: Project Management Tool für die Software-Entwicklung

image

Grundsätzlich kann man Redmine für unterschiedliche Projekttypen nutzen: Diskussionsforum, Wiki, Dokumentenablage oder Ticket-Verwaltung (Issue Tracker) sind elementare Konzepte einer jeden Projektmanagement-Lösung. Trotzdem spürt man, dass die Software in erster Linie für ein Entwickler-Team konzipiert wurde, das eine Anzahl von Tickets abarbeiten muss, um ein neues Software-Release fertigzustellen – nicht zuletzt am integrierten Codebrowser, der ein Subversion-Repository erschliesst.

Redmine ist damit nicht unähnlich zu Trac; während Trac allerdings in Python geschrieben ist, basiert Redmine auf Ruby on Rails. Da das Rails-Framework bei gängigen Hosting-Paketen meist nicht enthalten ist, ist es nicht ganz einfach, Redmine produktiv zu betreiben. Über einen BitName-Stack kann man es aber immerhin problemlos lokal testen.

Insgesamt wirkt Redmine sehr durchdacht, übersichtlich und sauber umgesetzt. Dass das Entwickler-Team von TYPO3 Version 5 ebenfalls mit Redmine arbeitet, dürfte dessen Popularität weiter Vorschub leisten. Das Tool gehört auf jede Shortlist wenn es darum geht, einen Issue Tracker mit integrierter Projektmanagement-Funktionalität zu evaluieren. Redmine unterliegt der GNU General Public Licence (GPL) und setzt nebst Ruby on Rails eine MySQL-Datenbank voraus.

Mindquarry: Collaboration Software mit ungewöhnlichen Ansätzen

image

Mindquarry versteht sich selbst als “The Open Source Collaboration Software”. Konzeptionell verwandt mit Lösungen wie ProjectPier, ActiveCollab oder Basecamp hat es einige interessante Besonderheiten. Zunächst basiert es technologisch weder auf PHP noch auf Ruby on Rails, sondern auf Java (J2EE). Dies wiederum macht es möglich, neben der web-basierten Server-Software auch noch eine (optionale) Client-Software anzubieten, die ebenfalls in Java programmiert ist und somit unter Windows, Mac OS X und Linux läuft. Mit diesem Client kann man auch offline arbeiten – dem haben die oben erwähnten Konkurrenten nichts entgegenzusetzen. Ausserdem ist die Timeline hervorzuheben, die nicht etwa zur Visualisierung des Projektplans im Stil eines Gantt-Charts dient, sondern einen intuitiven Zugriff auf frühere Versionen aller Daten bietet.

Auch Mindquarry beschränkt sich auf einige grundlegende Konzepte, um die Hürde für alle Anwender niedrig zu halten. Im wesentlichen gibt es Teams (und deren Members), Files (und Folders), Wikis (um gemeinsam Texte zu entwickeln und miteinander zu kommunizieren) sowie Tasks. Abgesehen davon, dass Tasks ein Fälligkeitsdatum haben können, gibt es keine Zeit- oder Ressourcenplanung – Mindquarry ist also wirklich eine Collaboration Software, aber kein Project Management Tool. Optisch kommt die Software farbenfroh daher, und es fällt der grosszügige (um nicht zu sagen: verschwenderische) Umgang mit Bildschirmfläche auf.

Mindquarry unterliegt der Mozilla Public Licence. Ein Versuch, die Software im Dualen Modell auch als kostenpflichtiges Produkt (als Hosted Service und mit professionellem Support) anzubieten, ist offenbar vor kurzem gescheitert, da sich die Geldgeber vom Projekt zurückgezogen haben.

ProjectPier: ActiveCollab als Open-Source-Projekt weitergeführt

image

Wie bereits berichtet hat der Entwickler der Projektmanagement-Lösung ActiveCollab beschlossen, sein einstiges Open-Source-Projekt zu kommerzialisieren (vgl. Richtungswechsel: activeCollab wird kommerzialisiert). Ein internationales Team von Entwicklern hat darauf beschlossen, den Code der letzten freien Version 0.7.1 in ein neues Projekt zu überführen und unter dem Namen ProjectPier weiter zu entwickeln. Mit dem Release 0.8 steht die PHP-Software nun erstmals der Community zur Verfügung.

image

Anders als andere Projektmanagement- und Extranet-Lösungen arbeitet ProjectPier mit sehr einfachen, aber universellen Konzepten: Nachrichten, Aufgabenlisten, Milestones (Endtermine) und Dateien. Hinzu kommen Benachrichtigungs-, Tagging- und Kommentarfunktionen, wie sie im Web 2.0 üblich sind.

Bei ProjectPier stehen Einfachheit und Usability im Zentrum. Trotzdem handelt es sich um eine leistungsfähige Lösung mit Mandantenfähigkeit, die beliebig viele Projekte von unterschiedlichen Organisationen verwalten kann und ein dreistufiges Rechte-Management bietet. ProjectPier eignet sich für kleine und mittlere Unternehmen bzw. Communities und liegt in über einem Dutzend Sprachen vor.

ProjectPier unterliegt der Honest Public Licence (HPL). Technische Voraussetzungen sind PHP5 und MySQL (mit InnoDB).

Disclosure: Der Autor dieses Blogs ist Mitglied des ProjectPier-Teams.

OpenProj: Open-Source-Alternative zu Microsoft Project

image

OpenProj heisst ein neues Projektmanagement-Programm mit Open-Source-Lizenz, das sich explizit als Alternative zu Microsoft Project bezeichnet und damit auch in Konkurrenz zu GanttProject (vgl. GanttProject: Projektplanung für alle Betriebssysteme) und Open Workbench steht.

Als Java-Applikation läuft OpenProj auf allen gängigen Betriebssystemen (Windows, Mac OS X, Linux) – mit dem kleinen Nachteil, dass es sich nirgends als 100prozentig native Software anfühlt. Die Benutzeroberfläche ist sehr stark an Microsoft Project angelehnt, und auch bestehende Dateien im MS-Project-Format können mit OpenProj bearbeitet werden.

Insgesamt macht OpenProj einen sehr guten Eindruck, besonders im Vergleich zu den beiden Open-Source-Alternativen: Es ist leistungsfähiger als GanttProject und läuft im Gegensatz zu Open Workbench nicht nur unter Windows. Obwohl erst gerade als Open Source freigegeben wirkt das Programm sehr reif – was daran liegt, dass OpenProj aus dem kostenpflichtigen Project-On-Demand von Projity hervorgegangen ist.

In einem gewissen Sinn ist OpenProj natürlich Werbung für diesen Dienst: Wer irgendwann an die Grenzen einer Einzelplatz-Projektmanagement-Lösung stösst und online im Team planen will, wird zwangsläufig auf Project-On-Demand wechseln, mit dem Projity sein Geld verdient. Dazu passt, dass Projity die Software unter der Common Public Attribution License (CPAL) veröffentlich hat, die erst kürzlich von der Open Source Initiative OSI zertifiziert wurde. Die – nicht ganz unumstrittene – CPAL kann dem Benutzer vorschreiben, beim Einsatz einer Software nicht nur im Quelltext, sondern auch an gut sichtbarer Stelle auf die Herkunft des Codes zu verweisen (vgl. Anhang B).

Das Beispiel zeigt sehr schön, dass Open Source Software längst nicht immer ein Produkt von Enthusiasten und Idealisten ist, sondern zunehmend auch als Marketing-Instrument eingesetzt wird. An der Qualität von OpenProj ändert das allerdings nichts: Die Open-Source-Welt ist damit um ein attraktives Programm in einem bisher eher spärlich bestückten Anwendungsgebiet reicher geworden.

Wie man ein Open-Source-Projekt aufbaut und führt

image

Dieses Blog befasst sich primär mit dem Einsatz von Open Source Software, nicht mit deren Entwicklung. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle ein Fachbuch vorstellen, das den Aufbau und die Führung eines Open-Source-Projekts praxisnah und mit viel Sachkenntnis beschreibt: Producing Open Source Software: How to Run a Successful Free Software Project von Karl Fogel. Auch wenn teilweise technische Aspekte (z.B. Versionierungsmethoden) oder rechtliche Fragen (z.B. Lizenzen) diskutiert werden, so geht es in erster Linie darum, wie man ein solches Projekt managt und zum Erfolg führt:

“Producing Open Source Software is a book about the human side of open source development. It describes how successful projects operate, the expectations of users and developers, and the culture of free software.”

Der Titel ist im O’Reilly-Verlag erschienen, kann aber auch als PDF-Dokument oder im HTML-Format von der Website heruntergeladen werden. Da er unter einer Creative Commons Attribution-ShareAlike License steht können Texte daraus auch kopiert und weiterverarbeitet werden.

Richtungswechsel: activeCollab wird kommerzialisiert

Vor rund 2 Monaten habe ich an dieser Stelle die web-basierte Projektmanagement-Software activeCollab vorgestellt (vgl. ActiveCollab: Die Open-Source-Version von Basecamp). Inzwischen ist der Entwickler Ilija Studen dem Beispiel von 37signals gefolgt: Er will das nächste Release 1.0 nicht mehr unter einer Open-Source-Lizenz freigeben, sondern eine Firma gründen, die nebst einer kostenlosen Version für Privatpersonen und Non-Profit-Organisationen auch eine kostenpflichtige Businessversion anbietet.

Die Community zeigte sich über diese Entscheidung mehrheitlich enttäuscht, wie den Kommentaren zur offiziellen Ankündigung zu entnehmen ist. In einer nachgeschobenen Erklärung bemühte sich Studen zwar, gewisse Befürchtungen zu zerstreuen. Auch scheint noch nicht jedes Detail geklärt zu sein. Aber es ist zumindest klar, dass activeCollab in Zukunft keine Open Source Software mehr sein wird:

“We will make sure that developers get access to the source code, but that does not mean that it will be available under the terms of classic open source licenses such is GPL, LGPL, MPL… There are a lot of communities that work this way – vBulletin, IPB, Expression Engine etc. Developers have all the resources they need to develop their own functionality on top of the system, but the system itself is still the property of company who develops it.

ActiveCollab: Die Open-Source-Version von Basecamp

Basecamp ist eine populäre Project Management & Collaboration Platform von 37signals und zugleich der Ursprung des Frameworks Ruby on Rails (vgl. Ruby on Rails: Version 1.2 veröffentlicht). Während aber Ruby on Rails als Open Source freigeben ist, kostet Basecamp Geld.

Anders ActiveCollab von Ilija Studen: Die Applikation ist zwar in PHP geschrieben, orientiert sich aber ziemlich unverholen an Basecamp und ist unter der Honest Public License HPL (einer modifizierten Variante der GNU General Public License – Dokumentation der Unterschiede) freigegeben. Noch fehlen zwar einige Features von Basecamp, etwa das Time Tracking, Plug-Ins, eine API oder die AJAX-Benutzeroberfläche, doch sind diese bis zur Version 1.0 geplant. Bereits in der aktuellen Version 0.7.1 macht die Software einen sehr runden Eindruck und überzeugt durch eine ausgesprochen saubere und attraktive Benutzeroberfläche.

ActiveCollab verwaltet beliebig viele Kunden (d.h. Firmen), Benutzer (eigene Mitarbeiter sowie Mitarbeiter der Kunden), Projekte, Aufgaben innerhalb dieser Projekte und Meilensteine (die mit Aufgaben gekoppelt werden können). Zudem ist eine einfache Dokumentenverwaltung integriert. Eine Mitteilungssektion ermöglicht es den Projektmitarbeitern, Informationen auszutauschen, ähnlich einem Mini-CMS oder Blog, wobei auch eine Kommentarfunktion vorhanden ist. Aufgaben, Meilensteine, Dokumente und Mitteilungen können mit Tags gekennzeichnet werden, damit man über die Bereiche hinweg rasch zusammengehörende Informationen finden kann. Ein Benachrichtigungssystem per E-Mail rundet das Angebot ab.

Der Name ActiveCollab ist insofern gut gewählt, als die Software ihre Stärken im Bereich der Zusammenarbeit hat: Informationen und Dokumente auszutauschen geht mit ActiveCollab wunderbar. Im Bereich des Projekt-Managements stösst man allerdings irgendwann an Grenzen: Eine Aufgabenliste mit einigen Milestones zu führen reicht zwar in der Praxis oft aus und hat den Vorteil, dass es die Mitglieder eines Projekt-Teams nicht überfordert. Professionelles Projekt-Management braucht aber auch Tools für die Termin-, Ressourcen- und Budgetplanung, und solche kann ActiveCollab nicht bieten. Darin folgt es der Philosophie seines Vorbilds, schreibt doch 37signals in ihrem Blog:

“We’d rather our customers grow out of our products eventually than never be able to grow into them in the first place.”