Encyclopaedia Britannica 1911 online

image

“The Sum of Human Knowledge” versprach die vielleicht wichtigste englischsprachige Enzyklopädie, die Encyclopaedia Britannica, 1911 ihren Lesern. Dank ihrer unglaublichen Informationstiefe und den zahlreichen prominenten Autoren war die 11. Ausgabe der Britannica sicher ein Meilenstein in der Lexikografie. Inzwischen sind viele Artikel veraltet, aber gerade historische und biografische Artikel können auch heute noch von Interesse sein, und manche Information ist hier noch greifbar, die in späteren Ausgaben nicht mehr zu finden ist.

Aufgrund seines Erscheinungsdatums ist das Werk inzwischen gemeinfrei (Public Domain). Es ist an verschiedenen Orten im Internet frei zugänglich – allerdings weisen alle diese digitalen Ausgaben Mängel auf:

  • LoveToKnow Classic Encyclopedia präsentiert die Britannica in Form eines Wikis, das nebst der Volltextsuche einen thematischen Einstieg basierend auf Artikelkategorien anbietet. Die Artikel sind querverlinkt, aber nur als Text verfügbar (d.h. nicht als Faksimilie). Die Qualität dieser (auf den ersten Blick sehr ansprechenden) Ausgabe ist umstritten, da die Aufbereitung offenbar maschinell erfolgte und dadurch diverse Fehler enthält (vgl. Kritik in der Wikipedia).
  • Die Online Encyclopedia ist ebenfalls eine reine Textausgabe. Sie ist schlicht, aber funktional, und sie verfügt ebenfalls über Querverlinkungen. Leser können auch hier Korrekturen und Ergänzungen anbringen – allerdings nicht direkt wie bei einem Wiki, sondern über ein Formular. Alle Beiträge werden also vor der Freischaltung von einem Redaktor geprüft. Ein systematisches Korrekturlesen der eingescannten Artikel hat aber auch hier nicht stattgefunden, und es gelten ähnliche Vorbehalte wie bei der obigen Version.
  • Beim Project Gutenberg sind einige wenige Bände der Britannica verfügbar. Die Texte enthalten auch Abbildungen, dafür keine Querverweise, und sie werden als eine einzige, lange HTML-Seite ohne Suchfunktion oder Sprungmarken angeboten – für ein Nachschlagewerk eine wenig geeignete Form. Dafür werden beim Project Gutenberg die gescannten und per OCR konvertierten Texte in der Regel korrekturgelesen.
  • Wikisource 1911 Encyclopaedia Britannica basiert auf den Texten von Project Gutenberg, ist also ebenso unvollständig, verfügt aber über eine bessere Struktur und die gesamte Wiki-Funktionalität. Der Ansatz ist somit vielversprechend – weil die meisten Bände noch fehlen bleibt der Nutzwert aber gering. Das entsprechende Wikisource-Projektteam könnte also noch Unterstützung gebrauchen.

Zeno.org: Digitale Bibliothek mit gemeinfreien Büchern

image

Zeno.org ist eine Online-Bibliothek mit lexikalischen, wissenschaftlichen und literarischen Texten in deutscher Sprache, die im Volltext und in vielen Fällen auch als Faksimile vorliegen. Dass Zeno.org die Texte frei verfügbar machen kann liegt daran, das ihr Copyright ausgelaufen ist und sie deshalb als gemeinfrei (Public Domain) gelten. Daraus folgt, dass man hier keine aktuellen Werke findet, sondern solche aus den vorangehenden Jahrhunderten. Die Lexika von Brockhaus, Herder, Pierer & Co. etwa stammen aus dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert, die Autoren im Fachgebiet Geschichtswissenschaft heissen beispielweise Jacob Burckhardt, Johann Gustav Droysen oder Theodor Mommsen. Das Bedienungskonzept ist einfach, aber zweckmässig.

Persönlich frage ich mich einfach, ob es Sinn macht, eine weitere universelle digitale Bibliothek zu schaffen und damit in Konkurrenz zu Wikibooks bzw. Wikisource, Projekt Gutenberg oder Google Buchsuche zu treten. Es ist zwar spannend, in den verschiedenen alten Werken zu schmökern, insbesondere wenn diese auch als Faksimilie eingescannt sind. Für eine Bibliothek ist der Bestand im einzelnen Fachgebiet aber sehr dünn.

Die Nutzungsbedingungen stellen klar, dass man zwar einzelne Texte von Zeno.org kopieren und weiterverwenden darf, dass aber für die Gesamtheit des Angebots ein Urheberrecht gilt. Zudem wird im Sinne einer Creative-Commons-Lizenz eine Herkunftsangabe verlangt. Ob dies bei Texten, die gemeinfrei sind, rechtlich haltbar ist, kann ich nicht beurteilen, scheint mir aber nicht ganz schlüssig. Zudem wirkt es wenig konsequent, dass Zeno.org einerseits ein Urheberrecht auf der Datenbank als Ganzes beansprucht, andererseits aber die komplette deutsche Wikipedia übernimmt.

Spannend erscheint mir dagegen, dass auch hier das Prinzip der Buchpatenschaft existiert (vgl. DigiWunschbuch: Digitalisierung von alten Drucken über Buchpatenschaften). Wer ein urheberrechtsfreies Werk in der Bibliothek von Zeno.org vermisst, kann dessen Digitalisierung finanzieren und wird damit Buchpate.