Monatsarchiv für Juli 2006

Bekenntnisse

Sonntag, den 30. Juli 2006

Hugo Loetscher kommt das Verdienst zu, der unsäglichen “Was ich mag/Was ich nicht mag”-Kolumne im Magazin endlich einmal ein bisschen Gehalt zu verleihen. Denn wenn Prominente ihre Aversion gegen Pistazieneis, Hundekot oder SUV-Fahrer auflisten und zugleich ihre Vorliebe für Sonnenuntergänge, Lohnerhöhungen und James Bond gestehen, dann ist das meist herzlich banal und langweilig. Loetscher dagegen schafft es, auf wenig Raum ein paar Sätze zu platzieren, die man gerne auch ein zweites Mal liest, z.B.

“Ich mag am Sport, dass ich für den sein kann, der besser spielt, und damit für den Sieger, ohne mir als Opportunist oder Verräter vorzukommen.”

Mehr davon im Magazin 30/2006, Seite 28.

Bloggers: Map Your Mind!

Sonntag, den 30. Juli 2006

Ich weiss nicht, ob es irgend etwas mit diesem Post zu tun hat, jedenfalls habe ich vor einigen Tagen ein Mail von Mindjet erhalten mit dem Angebot, mir die Software MindManager zu schenken. Und nicht nur mir, sondern allen Bloggern, die sich bis Ende August per Mail an blog@mindjet.ch akkreditieren. Wobei “akkreditieren” bedeutet, dass man Mindjet die URL seines Blogs, das gewünschte Betriebssystem (Windows oder Mac OS) sowie die bevorzugte Sprache (Deutsch, Französisch oder Englisch) mitteilt.

Da gibt es nur eines: zugreifen! Denn der MindManager ist so ziemlich die beste Mindmap-Software, die es derzeit gibt. Da wir spätestens seit Troja wissen, dass man auch einem geschenkten Gaul durchaus ins Maul schauen darf (und muss), sei hier trotzdem die Frage erlaubt: Warum machen die das?

“Mindjet ist überzeugt, dass diese Blogs die Kommunikation revolutionieren und herkömmliche Grenzen zwischen informeller und formeller Kommunikation nachhaltig aufweichen.”

Mit dieser Überzeugung ist Mindjet nicht allein, und sie schmeichelt natürlich all jenen Bloggern, die sich als eine neue Generation von Medienschaffenden verstehen. Trotzdem: Eine plausible Erklärung ist das nicht. Auch Mercedes glaubt an die Bedeutung des Indivdualverkehrs und verschenkt ihre Karossen trotzdem nicht. Also nochmals: Warum macht Mindjet eine solche Promotion?

Ich würde mal vermuten, dass es sich um einen Versuch handelt, die Blogsphere für Marketing-Zwecke zu nutzen. (Ich sage nutzen, nicht missbrauchen – die Bewertung überlasse ich jedem selbst.) Wenn Blogs tatsächlich die Bedeutung haben, die ihnen manche zuschreiben, dann wird Mindjet innert wenigen Tagen in aller Munde sein, und wenn die Blogger die Software tatsächlich anfordern und auch noch gut finden, dann ist das beste PR für wenig Geld.

Bei mir hat es jedenfalls funktioniert. Und gerne erwarte ich in Zukunft ähnliche Mails von allen namhaften Software-Anbietern.

Eher nicht

Samstag, den 29. Juli 2006

Die Frage, wieviele Prozent seiner Haut (und welche) ein Mann im öffentlichen Raum trotz Jahrhunderthitze zu bedecken hat, beschäftigt derzeit Gazetten, Kolumnisten und Blogger gleichermassen. Doris Knecht beispielsweise meint:

“Müssen Männer also in langen Hosen und geschlossenen Schuhen schwitzen? Sagen wir so: eher ja. Beziehungsweise: das kommt auf die Männer an.”

(Nebenbei: Ja, Doris Knecht hat jetzt auch einen Blog. Lassen Sie sich von der Optik nicht abschrecken, der Inhalt ist trotzdem Kult.)

Also: Natürlich kommt es auf die Männer an. Aber das gilt bei Frauen genau so. Wenn die Wampe sich bereits beim Stehen in Sorgenfalten legt, ist das bauchfreie Top auch bei Frauen unvorteilhaft und deshalb selbst bei hohen Temperaturen nicht angezeigt.

Und dann gibt es auch noch Kleidungsstücke, die per se nicht akzeptabel sind, unabhängig sowohl von Temperatur als auch Geschlecht. Sage nicht ich, sondern sagt die Kaltmamsell, welche Birkenstöcke, Trekking-Sandalen, Flipflops und Badelatschen als eine Eskalation des schlechten Geschmacks erlebt. Ob sie auch die vom Autor der Schweizer Ansichten als Alternative zu den Flipflops ins Gespräch gebrachten Zoccolinos dazu zählen würde, ist mir leider nicht bekannt.

Jedenfalls ist die Diskussion so hitzig (und das Sommerloch so tief), dass selbst etablierte Medien wie Guardian und Spiegel nicht um das Thema herum kommen. Latschen zum Abwatschen reimte letzterer holprig und lancierte rasch einen Quickpoll – mit dem wenig überraschenden Ergebnis, dass die Meinungen bezüglich Flipflops geteilt sind. Da wissen sich zumindest alle Geschäftsleitungen, welche die Zulässigkeit von Flipflops bei Damen und kurzen Hosten bei Herren mit einem klaren Jein beantworten, in bester Gesellschaft.

Vom Nutzen der Fremdsprachen

Sonntag, den 23. Juli 2006

Manchmal ist es schon sehr hilfreich, Fremdsprachen zu können. Gelegentlich erschliesst sich dadurch die Bedeutung und Herkunft eines Wortes wie von selbst:

Oboe (dt.) = Hautbois (franz.)

To think about [12]

Sonntag, den 23. Juli 2006

“Schachspielen ist die grösste Verschwendung von Intelligenz, die sich ausserhalb einer Werbeagentur denken lässt.”
Raymond Chandler

Neulich im Büro

Donnerstag, den 20. Juli 2006

Der Traum aller Schwiegermütter

Dienstag, den 18. Juli 2006

Spenden Sie Ihren Computer!

Dienstag, den 18. Juli 2006

Eine ungewohnte Form der Entwicklungshilfe betreibt Africa@home: Ungenutzte Rechenleistung von Computern soll humanitären Projekten zur Verfügung gestellt werden. Dazu braucht niemand seinen Computer wegzuschenken – es geht lediglich darum, dass man seinen Computer auch bei Nichtbenutzung eingeschaltet und am Internet angeschlossen lässt. Sofern man die entsprechende Software installiert hat, vertreibt sich der Computer dann die freie Zeit damit, dass er gemeinsam mit anderen Computern an rechenintensiven wissenschaftlichen Simulationen teilnimmt, etwa im Zusammenhang mit der Verbreitung von Malaria.

Das Prinzip des sogenannten Volunteer Computing ist nicht neu. Das bekannteste Projekt, das nach diesem Muster funktioniert, ist SETI@home: Hier stellt man seinen Rechner in den Dienst der Suche nach ausserirdischer Intelligenz (SETI = Search for Extraterrestial Intelligence), indem er in den Arbeitspausen selbständig Daten eines Radioteleskops herunterlädt und analysiert. Bei anderen Projekten kann man seine CPU dem Kampf gegen AIDS und Krebs oder der Erforschung von Genomen und Proteinen widmen (Links).

Hat man dieses Prinzip einmal verstanden, dann ist es nicht mehr weit zum nächsten Buzzword des Internet-Zeitalters: The Grid. Anders als ich einst vermutete, ist dies nicht etwa der Nachfolger des Internets, sondern ein neuer Dienst, der weiterhin auf der Internet-Infrastruktur basiert. Doch während wir über das World Wide Web “nur” Informationen austauschen können, stellt uns The Grid die gemeinsame Rechen- und Speicherleistung aller verbundenen Computer zur Verfügung. Am besten erklären konnte mir dies bisher die Website GridCafé des CERN.

Erbschleicher

Montag, den 17. Juli 2006

Offenbar war das Loch in der Kasse der Expo02 so gross, dass man selbst die jährlich Gebühr für die Domain www.expo02.ch nicht mehr aufbringen konnte. Und wo eine derart prominente Adresse frei wird, sind natürlich die Domain-Grabber nicht weit, welche sich das Erbe unter den Nagel reissen und ein bisschen Zusatztraffic auf die eigene Site leiten wollen.

In diesem Fall heisst der Erbschleicher LYOBA Le portail de la Gruyère, und obwohl die da einen ganz phantastischen Käse machen, ist das Portal definitiv keine Besuch wert. (Im Gegensatz zur Expo02, aber die ist ja leider schon Geschichte. Immerhin gibt es die Website noch. Allerdings unter der Adresse www.expo.02.ch.)

Lohnerhöhung

Dienstag, den 11. Juli 2006

Kann man eigentlich sagen, dass die Manager-Löhne in den letzten Jahrzehnten überdurchschnittlich gestiegen sind? Man kann.

“1970 verdienten Manager rund 30 x mehr als durchschnittliche Arbeiter und Angestellte – heute ist das Verhältnis 300:1.”

Das obige Zitat stammt aus der aktuellen Ausgabe 3/2006 des Unimagazins, welche über das Forschungsprojekt Gerechte Löhne und Arbeitsgerechtigkeit von Anton Leist und Carsten Köllmann berichtet.

Werden wir doch einmal konkret: Der monatliche Bruttomedianlohn für einfache und repetitive Tätigkeiten beträgt rund 4’300 Franken (vgl. Schweizerischer Lohnstrukturerhebung 2004 des Bundesamtes für Statistik). Ein Manger würde demnach 300 x 4’300 = 1’290’000 Franken pro Monat einstreichen, das wären (wir gehen einmal von 13 Monatslöhnen aus) 16’770’000 Franken im Jahr. Kann das stimmen?

Solche Löhne gibt es natürlich: Die aktuellen Spitzenreiter wie Marcel Ospel (UBS) oder Daniel Vasella (Novartis) lassen sich ihre Arbeit mit gut 20 Millionen pro Jahr bezahlen. Danach kommen wir allerdings ziemlich rasch in den einstelligen Millionenbereich. Das ist zwar immer noch ziemlich viel Moos, aber ob man das obige Zitat auf die Verhältnisse in der Schweiz beziehen darf, erscheint mir doch fraglich. Andererseits: Selbst bei einem Faktor 30 resultiert ein stattlicher Zahltag von 129’000 Franken pro Monat.

Darüber, dass unsere Manger nicht gerecht entlöhnt werden, mache ich mir jedenfalls die geringsten Sorgen.