Monatsarchiv für September 2006

Wie abstimmen?

Donnerstag, den 21. September 2006

Wer bei Volksabstimmungen nicht einfach Parteiparolen einlegen will und sich trotzdem nicht tagelang mit einer Vorlage auseinandersetzen kann, findet auf den Websites der führenden Zeitungen in der Regel ein Dossier mit Pro- und Kontra-Artikeln sowie einem Kommentar, in dem die Redaktion ihren eigenen Standpunkt begründet. Wenn mann dann noch zwei klar unterschiedlich positionierte Titel wie den Tages-Anzeiger und die Neue Zürcher Zeitung berücksichtigt, kann man sich in einer Stunde schon einen ganz guten Überblick verschaffen.

Leider ist die NZZ dazu übergegangen, diese Dossiers kostenpflichtig zu machen. Dank Click&Buy, dem Micropayment-System von Swisscom, das über die Telefonrechnung abrechnet, geht dies zwar relativ schnell und bequem. Trotzdem ist es eine Hürde. Und was die NZZ damit vor allem erreicht ist, dass ihre Argumente weniger gehört werden. Im konkreten Fall ist das nicht ganz so schlimm, denn der Tages-Anzeiger legt absolut überzeugend dar, warum man beim Asylgesetz und beim Ausländergesetz je ein Nein einlegen sollte.

Trotzdem sollte man sich an der Falkenstrasse überlegen, ob es einer NZZ nicht besser anstehen würde, im Interesse der demokratischen Meinungsbildung auf die bescheidenen Mehreinnahmen zu verzichten und Abstimmungsdossiers prinzipiell kostenlos bereitzustellen.

Die Kunst der kurzen Form

Sonntag, den 17. September 2006

Sie kennen die Lange Nacht der Museen? (Richtig: Das gibt’s nicht nur in Zürich.) Oder die Lange Nacht der kurzen Geschichten? Vielleicht sogar die Lange Nacht der Hotelbars (die ja eigentlich immer lang sind)?

Aber kennen Sie auch die Nacht der Kolumnisten? Als ein Fan von knappen, pointierten Texten ist mir diese fast die liebste. Und das schöne daran ist: Auch wenn sie schon vorbei ist und noch keine Daten für die nächste Durchführung feststehen, so kann man sie jederzeit in CD- und Buchform nachholen – bei ernsthaften Entzugserscheinungen auch in Form des Aficionado-Pack.

Das Beste an der Nacht der Kolumnisten ist aber, dass dort auch Doris Knecht gelesen hat. Denn nachdem diese nun den Dienst beim Tages-Anzeiger quittiert hat, Hurra bereits ausgelesen ist und Geht doch! noch nicht lieferbar, da sitzen wir schon ein bisschen auf dem Trockenen. Denn eigentlich geht bei uns ohne es Knächtli als Gutenachtgeschichte gar nichts. Und im Bett aus dem Doris Knecht Blog vorzulesen ist irgendwie dann doch nicht das, was man sich unter Romantik vorstellt. 

Eine Frage der persönlichen Einstellung

Samstag, den 16. September 2006

Eines verstehe ich nicht: Warum kann nicht jedes Programm alle persönlichen Einstellungen und Konfigurationsdaten in einer einzigen Datei (die so heisst wie das Programm selbst) in einem zentralen Verzeichnis (z.B. “Eigene Einstellungen”) ablegen? Warum muss man diese Daten vor einer Neuinstallation seines Rechners in kriminalistischer Kleinarbeit an zig verschiedenen Orten aufspüren, in Handarbeit zusammenkopieren und anschliessend wieder an die richtige Stelle zurückspielen?

Beim “alte” Mac OS gab es einen Ordner Preferences, und wenn man den in Sicherheit brachte, dann funktionierten nach der Neuinstallation 99 Prozent aller Programme so wie vorher. Klar: Auch unter Windows gibt es den Ordner Dokumente und Einstellungen. Aber erstens kann man den nicht einfach so kopieren, und zweitens gibt es weiterhin eine stattliche Anzahl Programme, welche ihre Konfigurationsdateien andernorts ablegen.

Ich meine: Wenn wenigstens alle Einstellungen eines Programms in einer einzigen Datei liegen würden! Dann gäbe es sicher längst ein kleines, elegantes Tool, welches die Konfigurationsdateien der 100 verbreitetsten Programme sichern und wiederherstellen könnte. Aber so…

Ein konkretes Beispiel. Wie sichert man die Daten, damit sich Outlook nach einer Neuinstallation wieder genau so anfühlt wie vorher? Zum Beispiel so, so oder so. Mit anderen Worten: Indem ich entweder Geld ausgebe für ein Outlook-Backup-Tool oder aber mich auf die abenteuerliche Reise in die Windows Registry mache. Hallo!?!

Euphorie 2.0

Samstag, den 16. September 2006

Man wähnt sich im Jahr 2000: Es herrscht wieder Goldgräberstimmung im Internet. Die Weltwoche portraitiert Kevin Rose (www.digg.com), Nicolas Dengler (www.cocomment.com) sowie Lars Hinrichs (www.openbc.com) und titelt:

“Er hat 60 Millionen Dollar in 18 Monaten verdient”

Und zur besten Sendezeit vor der Tagesschau flimmern Spots für www.coopathome.ch und www.alpha.ch über den Bildschirm. Ich frage mich einfach: Wie lange muss ich hier noch bloggen, bis mir jemand Weitblick abkaufen und mich aller finanziellen Sorgen entledigen will?

Always with you

Samstag, den 16. September 2006

Meine Liste der Top 10 Firefox Extensions braucht ein Update. Google Browser Sync ist eine wirklich schöne Lösung, um nicht nur seine Bookmarks, sondern auch andere persönliche Browser-Einstellungen zwischen mehreren Computern vollautomatisch zu synchronisieren. Das ist erstens mehr, als der Bookmarks Synchronizer kann, zweitens geschieht die Synchronisation diskret im Hintergrund, so dass man nicht jedesmal 30 Sekunden blockiert ist, wenn man Firefox startet (so lange kann die Synchronisation bei einer umfangreichen Bookmark-Sammlung schon mal dauern), und man braucht drittens kein FTP-Account.

Google macht sowas natürlich nicht nur zum Spass. Ich bin überzeugt, dass diese Daten statistisch ausgewertet werden und dann irgendwie in den berühmten Google Page Rank einer Website einfliessen. Stört mich das? Solange das anonym geschieht: eigentlich nicht. Und da man lediglich eine E-Mail-Adresse angeben muss, um diesen Service zu nutzen, ist die Anonymität durchaus gewährleistet, wenn ich das will. Wer allerdings in irgend einer Weise verfängliche Bookmarks anlegt und zugleich ein E-Mail-Adresse benutzt, die Rückschlüsse auf seine Person zulässt, sollte diesen Service vielleicht eher nicht in Anspruch nehmen.

Kritischer ist, dass Google Browser Sync auch die History, Cookies und sogar Passwörter synchronisiert. Zwar können alle Daten verschlüsselt weden – aber wer garantiert mir, dass Google sie bei Bedarf nicht auch wieder entschlüsseln kann? Auch wenn in der Computer-Welt wahrscheinlich realere Gefahren lauern: Es muss nicht sein, dass alle meine Passwörter in einer Datenbank bei einem Grosskonzern lagern. Zum Glück lässt sich die Synchronisation der einzelnen Datentypen einzeln ein- und ausschalten.

No Copy – The Movie

Dienstag, den 12. September 2006

No Copy – Die Welt der digitalen Raubkopie ist ein Buch über Raubkopierer und über den Kampf der Industrie gegen sie. Die Kurzfassung gibt es nun auch als handwerklich gut gemachtes und eingängiges Video:

no_copy.gif

Geht es nur mir so oder versucht das Video tatsächlich, den Hacker als eine Art Robin Hood des Informationszeitalters darzustellen? Das fände ich dann doch etwas gewagt. Das Urheberrecht ist an sich nichts Schlechtes – jeder, der sein Geld mit Kopfarbeit verdient, sollte den Schutz von Geistigem Eigentum zu schätzen wissen. Eine andere Sache ist es, wenn man bewusst auf sein Urheberrecht verzichtet oder zumindest ein Produkt seiner geistiger Arbeit zur kostenlosen Nutzung bereitstellt. Das nennt man dann Open Source oder Open Content – und hat mit Hacken und Raubkopieren rein gar nichts zu tun.

Wintervorrat

Sonntag, den 10. September 2006

Gibt es eigentlich auch Open Source Computerspiele? Gibt es – und die Wikipedia führt dankenswerterweise eine List of open source games. Gut zu wissen, jetzt wo die Tage wieder kürzer werden…

Internet Startups Made in Switzerland

Sonntag, den 10. September 2006

Die Schweizer haben zwar das Ricola Kräuterbonbon erfunden, aber Google, Yahoo! und die vielen anderen erfolgreichen Unternehmen der New Economy sind in aller Regel nicht hierzulande entstanden. Trotzdem gibt es – im kleineren Rahmen – auch hierzulande erfolgreiche Internet Startups.

Das Institut für Jungunternehmen IFJ führt eine Rangliste der Top 100 Start-Ups in der Schweiz:

“Als Jungunternehmen bewertet werden Firmen, welche jünger sind als 10 Jahre, die nicht als Tochtergesellschaft aus einem Konzern entstanden sind und in der eine oder mehrere Personen das unternehmerische Risiko tragen.”

Auf dieser Rangliste finden sich eine ganze Reihe von Internet-Unternehmen im engeren und weiteren Sinn. Eine Auswahl (in Klammern der aktuelle Rang):

  • Crealogix (17)
  • VisionOne (18)
  • Futurecom (26)
  • Unic (28)
  • Netarchitects (40)
  • eBookers (42)
  • Endoxon (45)
  • Metalayer (52)
  • Green (54)
  • Via Net.Works (58)
  • TopJobsScout24 (71)
  • Online Consulting (72)
  • Cybernet (74)
  • Comparis (77)
  • Jobs.ch (91)

(via Chuchichäschtli)

Gutes muss nicht teuer sein

Samstag, den 9. September 2006

Google Pack

Dass Google längst nicht mehr nur eine Suchmaschine ist, sondern auf dem besten Weg zu einem universellen Software-Konzern, dürfte kein Geheimnis mehr sein. Selbst die Grenze der reinen Online-Services ist klar überschritten – mit Google Earth, Google Desktop oder Google Picasa macht sich der Gigant inzwischen auch auf vielen Desktops breit.

Seit Anfang dieses Jahres gibt nun sogar das Google Pack, eine Sammlung mit essentiellen Programmen – teilweise von Google selbst, teilweise von Drittherstellern. In alphabetischer Reihenfolge sind das:

  • Adobe Reader 7
  • Ad-Aware SE Personal
  • GalleryPlayer HD Images
  • Google Desktop
  • Google Earth
  • Google Pack Screensaver
  • Google Picasa
  • Google Talk
  • Google Toolbar für Internet Explorer
  • Mozilla Firefox mit Google Toolbar
  • Norton Antivirus 2005 Special Edition
  • Real Player
  • Trillian

Klar: Im Moment ist dieses Paket noch ähnlich heterogen wie die zahlreichen Online-Dienste von Google, welche irgendwie noch kein geschlossenes Ganzes ergeben. Google Pack ist im Moment noch viel eher ein Marketingkonzept als eine Software-Suite.

Aber wer vermag schon zu sagen, was Google in ein paar Jahren aus dem Boden stampft bzw. zusammenkauft? Und was aus der Zusammenarbeit mit Sun bezüglich der OpenOffice-Suite entsteht? Falls man Google Pack und Microsoft Office dereinst im gleichen Atemzug nennt, hat Google zudem einen entscheidenden Vorteil: das Google Pack ist kostenlos, denn Google finanziert sich über Werbung.

So gesehen ist Microsoft wirklich nicht zu beneiden, weil das Konzept von kostenpflichtiger Standard-Software doppelte Konkurrenz bekommt: Auf der einen Seite gibt es zunehmend valable Open-Source-Alternativen, auf der andern Seite rollt Google mit werbefinanzierten Online- und Desktop-Applikationen den Markt auf.

Virtual iPod

Freitag, den 8. September 2006

 

Erst kürzlich habe ich über die vielfältigen und oft innovativen Wege des heutigen Musikkonsums gebloggt.  In diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben darf da BlogMusiK, ein Music On Demand Service, dessen Benutzeroberfläche irgendwie an diesen Player der Firma Dingsda, na Sie wissen schon, erinnert.

Anders als bei Pandora (wo einem ähnliche Songs vom System ausgesucht werden) muss/kann man bei BlogMusiK seine Titel per Volltextsuche absolut frei wählen und daraus seine Playlists zusammenstellen. Das ist an sich nichts Bahnbrechendes – nur dass man die Songs weder kaufen noch klauen muss, sondern dass man anonym und kostenlos auf das gesamte Musikrepertoire von BlogMusiK zugreifen kann – so lange man online ist, versteht sich. Und abgesehen von ein paar Google-Ads wird man nicht einmal mit Werbung belästigt. Keine Ahnung, wie dieses Businessmodell aufgehen soll – aber ich find’s prima!

P.S. Für Ästheten: den virtuellen iPod kann man auch auf Weiss umschalten…