Monatsarchiv für Oktober 2006

Digitalfotografie: Die Krux mit dem Seitenformat

Sonntag, den 29. Oktober 2006

Wer digitale Fotografien zuschneiden will, sieht sich unvermutet mit einem Dilemma konfrontiert: Welches Seitenverhältnis soll man wählen?

Das Urformat der Fotografie – der 36-mm-Kleinbild-Film – hat ein Seitenverhältnis von 3:2 (Breite : Höhe), was einen Quotienten von 1.50 ergibt. Daran orientieren sich auch die klassischen Papierbild-Formate 9 x 13 bzw. 10 x 15 cm. Digitale Spiegelreflexkameras bleiben diesem Seitenverhältnis treu – wahrscheinlich deshalb, weil der deutliche Unterschied zwischen Quer- und Hochformat gestalterisch mehr hergibt.

Das zweite uns geläufige Format ist der PAL-Fernseher, wo die Bildpunkte in einem Verhältnis von 5:4 (Quotient = 1.25) zueinander stehen. Bei diesem Format unterscheiden sich die beiden Seitenlängen also deutlich weniger stark, das Bild tendiert mehr ins quadratische. Das ist vielleicht ein bisschen langweilig, aber weil man den Fernseher nicht jedes Mal um 90 Grad drehen kann, wenn eine Hochformataufnahme kommt, macht das Sinn: Bewegte Bilder gibt es nun mal nur im Querformat.

Genau dazwischen liegt das Seitenverhältnis bei den klassischen Computerbildschirm-Auflösungen: VGA und seine Nachfolger erzielen einen Wert von 4:3 (Quotient = 1.33). Auch einfachere Digitalkameras orientieren sich daran – wohl deshalb, weil solche Bilder am häufigsten am Computer betrachtet werden.

Die Rückbesinnung auf Standardformate ausserhalb der Fotografie schafft ebenfalls nicht die erwünschte Klarheit: Bei den Papierformaten gibt es zwei abweichende Normen (DIN/ISO und ANSI), und weder A4 noch Letter bringen es auf eines der obigen Seitenverhältnisse. Fehlanzeige auch beim berühmten Goldenen Schnitt, dessen Seitenverhältnis überraschend extrem ist und quasi auf halbem Weg zum Breitbildfernsehen HDTV (16:9) liegt.

Kurz: Ich habe keine befriedigende Lösung gefunden – aber immerhin den Überblick.

Meh Gas?

Donnerstag, den 26. Oktober 2006

Der Blick zückt die “Rote Karte für unnötige Radarfallen!” und schürt damit den Volkszorn über “die reinste Abzocker-Schikane” der Waadtländer Polizei. Diese hat entlang der Autobahn A1 ein gutes Dutzend neue Radarfallen installiert, die nicht von weit her sichtbar, sondern in der Mittelleitplanke versteckt sind. “So nicht”, schreibt der Wissenschaftsredaktor Reto Kohler, sondern so: “Eine gut sichtbare Radaranlage vor einem Fussgängerstreifen erhöht die Verkehrssicherheit.”

Mit anderen Worten: Nur eine Radarfalle, die jeder sieht (und vor der man somit kurz runterbremsen kann), ist eine gute Radarfalle. Wenn man dagegen an einem Ort geblitzt wird, wo man nicht damit gerechnet hat, dann ist das sinnlos (weil dann ja keiner bremst) und somit reine “Abzockerei und Wegelagerei des Staates” (Zitat Radar-Info-Zentrale). Mobile und versteckte Radarfallen sind also böse Radarfallen.

Wenn ich mich kurz beim Jugend-Slang bedienen darf: HALLO? Wer so redet (oder schreibt), meint doch im Prinzip, dass auf unseren Strassen freie Fahrt gilt, so lange man der Polizei die Genugtuung lässt, dass man bei den allseits bekannten Blechpolizisten kurz das Unschuldslamm spielt. Das mögen sich viele Autofahrer wünschen, aber es entspricht nicht der Realität – zum Glück, möchte ich anfügen, denn echte Verkehrssicherheit kann sich nicht darauf beschränken, dass Tempolimiten nur auf 0.5 Promille des Strassennetzes eingehalten werden.

Regeln werden bekanntlich dann befolgt, wenn deren Übertretung Konsequenzen hat, die weh tun. Dass man Geschwindigkeitsübertretungen mit Bussen ahndet, macht unter diesem Aspekt absolut Sinn, wie das Wehgeschrei der Autolobby beweist. Wer dies als unrechtmässige Bereicherung der Staatskasse empfindet, darf aber gerne auch “bargeldlose” Formen der Bestrafung vorschlagen. Wie wäre es beispielsweise mit 1 Tag Freiwilligenarbeit in einer Unfallklinik pro 10 km/h zuviel?

Im Prinzip ist es doch ein Spiel mit ganz einfachen Regeln. Und wer dabei erwischt wird, wenn er die Regeln bewusst bricht, soll es tragen wie ein Mann (oder eine Frau) – und nicht darüber lamentieren, dass sich die Gegenseite nicht an die Regeln hält. Wenn nur jene erwischt würden, die dümmer sind als die Polizei erlaubt, dann wäre das Spiel ja auch ein bisschen reizlos, oder?

Nachtrag: Im Tages-Anzeiger desselben Tages lese ich folgende Schlagzeile:

“Pro Woche sterben auf Europas Strassen 800 Menschen”

Das entspricht 2 Jumbo-Abstürzen pro Woche. Und schuld daran ist – nebst anderen Gründen – eben auch das Tempo:

“Hauptursache für die tödlichen Unfälle seien das Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit, Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss und das Nichttragen der Sicherheitsgurte.”

Kolumnen hören

Montag, den 23. Oktober 2006

Als bekennender Liebhaber von Hörbüchern einerseits und Kolumnen andererseits kann ich nicht umhin, Ihnen die Website www.hoerkolumnen.ch zu empfehlen. Dort lesen die Kolumnisten Philippe Amrein (Zürcher StudentIn), Bänz Friedli (Migros-Magazin), Alex Oberholzer (Radio 24), Michèle Roten (Das Magazin), Thomas Schenk (20 Minuten), Peter Schneider (SonntagsZeitung) und Philipp Tingler (Facts) ihre Kolumnen. Die Aufnahmen im MP3-Format kann man als Podcast für iTunes abonnieren, damit man auch sicher keine Folge verpasst.

Ghana Youth Photo Project

Sonntag, den 22. Oktober 2006

Einen Dokumentarfilmpreis wird dieses Video wohl nie gewinnen. Trotzdem ist es schön zu sehen, dass es zwischen den vielen Belanglosigkeiten auf YouToube auch immer wieder einmal eine kleine Perle gibt, wo jemand wirklich etwas zu sagen und zu zeigen hat.

Anonymes Online-Shopping unerwünscht?

Donnerstag, den 19. Oktober 2006

Swisscom stellt per März 2007 das Online-Zahlungssystem EasyPay mangels Rentabilität ein, wie die Handelszeitung berichtet. Das ist ausgesprochen schade, denn EasyPay war meines Wissens das einzige System, mit dem man im Internet anonym bezahlen konnte. So wie ich im “richtigen” Leben die Wahl habe zwischen (anonymem) Bargeld und (personalisierter) Kreditkarte, so hätte ich diese Wahl auch gerne online. Müsste das nicht den Datenschutzbeauftragten interessieren?  

Das Versprechen des Roger Köppel

Mittwoch, den 18. Oktober 2006

Roger Köppel ist zurück, und die Weltwochenschau hat es schlicht verschlafen! Das selbsternannte Watchblog der Weltwoche behauptet nach wie vor:

“Roger Köppel hat sein Amt noch gar nicht angetreten bei der Weltwoche, deshalb gibts auch noch keine Köppeliaden (Copyright by Martin Hauzenberger) zu rapportieren. Also: abwarten bis Darth Vader die Redaktion betritt.”

Die Weltwochenschau ist mit dem grossen Anspruch angetreten, einem der streitbarsten Schweizer Medienmacher auf die Finger zu schauen, und hat – ausser ein bisschen voreiliger Publicity in eigener Sache – bisher rein gar nichts geleistet. Das nährt natürlich Verschwörungstheorien: Hat der neue Weltwoche-Besitzer die Blogger unter Druck gesetzt? Oder hat er das Blog gar selbst eingerichtet, um seinen Kontrahenden zuvorzukommen, und lässt es nun wieder sterben, um die Diskussionen um seine Person einschlafen zu lassen?

Bleiben wir bei den Fakten – denn genau das ist es, was sich auch die Weltwoche auf die Fahnen geschrieben hat:

“Die Weltwoche lebt vom Leitsatz ‘schreiben was ist’. Der Leser erwartet, dass die Dinge so dargestellt werden, wie sie wirklich sind.” (Köppel im Interwiew mit Persönlich)

Diesen Anspruch vertieft Köppel auch in seinem Leitartikel der neuesten Weltwoche-Ausgabe, in dem er die ruhmreiche Vergangenheit des Blattes als Sprachrohr gegen Nazi-Deutschland und als Heimat der emigrierten deutschen Intelligenzia beschwört.

“Die Zeiten haben sich verändert, aber die Weltwoche ist ein Ort der unabhängigen, der unbequemen Reflexion geblieben, eine Weltschau und ein Forum der distanzierten, punktgenauen Debatte.”

Und weiter:

“Sie pflegte den Humor als Stilmittel, die souveräne Heiterkeit als Grundton jeder vernünftigen Verständigung.”

Und schliesslich:

“Journalistisch steht das Blatt in bewährten Traditionen. Es fühlt sich dem publizistischen Realismus verpflichtet: Schreiben, was ist. Die Weltwoche hat sich immer bemüht, die Dinge so darzustellen, wie sie wirklich sind, jenseits der Schlachtordnungen, in der Mitte des Geschehens, aber immer über der Sache, durchaus engagiert und meistens gut gelaunt. Es spielt keine Rolle, woher die Kritik kommt, von welcher Seite der Applaus. Entscheidend ist der Drang zur eigenen Agenda.”

Einverstanden, Herr Köppel: Genau so wardie Weltwoche, bevor sie unter Ihrer ersten Chefredaktion polarisiert und polemisch wurde. Seither lesen wir regelmässig in gehässigem Ton darüber, wie der Staat und die Linken jede vernünftige Entwicklung in unserem Land verunmöglichen und wie wir von anderen Kulturen überrannt werden. Falls Sie tatsächlich zur alten Tradition der Weltwoche zurückzukehren wollen, dann kann ich nur sagen: Welcome back! Andernfalls haben Sie mit Ihrem Leitartikel ein unzweideutiges Versprechen abgegeben, an dem Sie Ihre Leserschaft jederzeit messen kann und wird.

Zur Rückkehr von Roger Köppel gebloggt haben unter anderen auch Tim der Grosse (mit dem ich weder verwandt noch verschwägert bin), die Blattkritik, Paperholic und Der Dissident.

Nachtrag: Tim der Grosse hat offenbar Geschmack an der Sache gefunden und Roger Köppels Leitmotiv zum Titel seines alternativen Weltwoche-Watchblogs gemacht: Schreiben, was ist! Der inoffizielle Weltwoche-Watchblog, der den selbsterklärten Welterklärern auf die Finger schaut. (Aber verwandt oder verschwägert sind wir noch immer nicht.)

Firefox: Websuche auf www.google.ch

Montag, den 16. Oktober 2006

Dass Firefox ein integriertes Suchfeld besitzt, über das man direkt eine Anfrage an eine Suchmaschine absetzen kann, ist ausgesprochen praktisch. Leider sind die Konfigurationsmöglichkeiten gelinde gesagt rudimentär – man kann lediglich neue Suchmaschinen hinzufügen. Wer etwa Suchmaschinen aus der Auswahl entfernen will, muss die Extension SearchPluginHacks installieren; wer die Auswahl auch noch sortieren möchte, braucht Search Engine Ordering.

Nicht ganz augenfällig ist ferner, wie man die Google-Suche dazu bringt, nicht auf www.google.de, sondern auf www.google.ch zu suchen (was den Vorteil hat, dass man die Trefferliste ggf. sehr rasch nach Seiten aus der Schweiz filtern kann). Eine Konfigurationsmöglichkeit für die einzelnen Suchmaschinen, wie man dies vielleicht erwarten würde, fehlt nämlich. Stattdessen muss man pro gewünschte Konfiguration ein separates Suchmaschinen-Plugin installieren. Möchte man beispielsweise die Web-Suche von Google Schweiz in deutscher Sprache nutzen, wählt man aus dieser Liste das Plugin Google CH-de – Das Web; für die Bildersuche auf Google Schweiz in französischer Sprache wäre das Plugin Google Images CH-fr das Richtige usw.

Die bislang beste Lösung für sämtliche obigen Problemstellungen ist die Extension Web Search Pro: Sie bietet in etwa das, was ich stardmässig in Firefox erwarten würde. Glücklicherweise scheinen das die Entwickler ähnlich zu sehen und haben für Firefox 2.0 eine deutliche Verbesserung der Suchwerkzeuge angekündigt:

“Search term suggestions will now appear as users type in the integrated search box when using the Google, Yahoo! or Answers.com search engines. A new search engine manager makes it easier to add, remove and re-order search engines, and users will be alerted when Firefox encounters a website that offers new search engines that the user may wish to install. […] The Firefox search engine format now supports search engine plugins written in Sherlock and OpenSearch formats and allows search engines to provide search term suggestions.”

Konzentrationsprozess in der New Economy

Sonntag, den 15. Oktober 2006

Dieser Beitrag wurde am 07.09.2007 letztmals aktualisiert.

Der zweite grosse Internet-Hype lässt derzeit wieder unzählige neue Unternehmen entstehen (siehe etwa das Museum of Modern Betas). Natürlich hoffen alle, dereinst so erfolgreich zu sein wie Google oder zumindest eine feste Grösse im Online-Business zu werden.

Das ist naiv. Denn erstens hat das Internet bei aller Vielfalt die Tendenz, Monopole heranzubilden: The Winner Takes It All – die zweitbeste Lösung hat langfristig fast nie eine Chance. Und zweitens werden erfolgreiche neue Konzepte von den etablierten Playern innert Kürze übernommen oder kopiert (wobei ersteres durchaus im Interesse der Firmengründer sein kann).

Die Grossen der Branche haben sich längst viele erfolgversprechende Startups unter den Nagel gerissen – die Übernahme von YouTube durch Google ist nur die Spitze des Eisbergs. Hier eine (absolut unvollständige) Liste der Besitzverhältnisse in der New Economy:

Google

Yahoo!

eBay

  • Skype (Internet-Telefonie)
  • PayPal (Online-Payment)
  • shopping.com
  • rent.com
  • mobile.de

Amazon

Microsoft

Nobelpreis für den Mikrokredit

Samstag, den 14. Oktober 2006

Dass Mikrokredite (vgl. “Gute Vorsätze“) längst kein Nischenphänomen mehr sind, belegt der diesjährige Friedensnobelpreis für Mohammed Yunus und seine Grameen Bank. Das Nobel Comittee verleiht den Preis

“[…] for their efforts to create economic and social development from below. Lasting peace can not be achieved unless large population groups find ways in which to break out of poverty. Micro-credit is one such means. Development from below also serves to advance democracy and human rights.”

Der Tages-Anzeiger sieht darin auch eine “Ehrenmeldung für den Kapitalismus”:

“Es straft jene Lügen, die Kapitalismus und Entwicklungshilfe gerne als unvereinbar darstellen.”

Denn: Yunus verschenkt kein Geld (wie bei klassischen Entwicklungsprojekten), sondern agiert letztlich nach den Prinzipien des Kapitalismus, indem er Geld gegen Zinsen verleiht. Dadurch schafft er Anreize für Eigenverantwortlichkeit und Selbsthilfe.

“All dies zusammen ist auf der Basis kapitalistischer Mechanismen ein erheblicher Beitrag für eine bessere Welt, weil wirtschaftliche Not nachhaltig gelindert wird, statt in Verzweiflung und Fanatismus zu enden. Dies kontrastiert in wohltuender Weise mit den Schattenseiten, die der Kapitalismus bei seiner Entfesselung im Zuge der Globalisierung offenbart.”

Geheimnisvolle Beipackzettel

Samstag, den 14. Oktober 2006

Wer hat es schon einmal geschafft, einen Medikamenten-Beipackzettel nach dem Lesen wieder in der ursprünglichen Weise zusammenzufalten, so dass er wieder in die Schachtel passt? Gibt irgend eine Regel, wie sie gefaltet werden müssen? Leider weiss für einmal auch die Wikipedia keinen Rat, und Google liefert nur Seiten über Anti-Falten-Crèmes.  Ob ich das meinen Arzt oder Apotheker fragen kann?