Monatsarchiv für November 2006

Werden Sie selbst Reporter!

Sonntag, den 19. November 2006

Seit der Erfindung des World Wide Web haben es Zeitungen und Zeitschriften nicht leicht. In der Ära des Web 1.0 stellte sich noch primär das Problem der Finanzierung: Wie kann man in der Gratiskultur des Internets mit Content Geld verdienen? Ob dieser Content überhaupt gefragt war, darüber mussten sich zumindest die etablierten Publikationen wenig Sorgen machen.

Mit dem Web 2.0 kommt nun eine ganz andere Herausforderungerung auf die Verlage zu: Eine wachsende Zahl an Online-Informationsdiensten, Community-Plattformen und Blogs werden zu Konkurrenten um die Aufmerksamkeit der Leser. Den reinen Leser gibt es sowieso immer weniger – dafür immer mehr Menschen, die selbst Content generieren: Unzählige Plattformen bieten auch technisch wenig versierten Zeitgenossen die Möglichkeit, kostenlos Texte, Fotos oder gar Videos zu veröffentlichen.

Es ist unübersehbar, dass im Internet die Einwegkommunikation der klassischen Massenmedien nicht (mehr) funktioniert. Die Medienhäuser werden sich deshalb Gedanken machen müssen, wie sie ihre Leser, Zuhörer und Zuschauer verstärkt einbinden. Und das bedeutet mehr als nur eine Leserbriefseite, einen Quickpoll oder ein Diskussionforum auf der Website bereitzustellen.

Einer, der dies früh verstanden hat, ist Al Gore mit seinem Current TV. Dieser Sender strahlt regelmässig Beiträge aus, die von Zuschauern produziert wurden. Die Besucher der Website bilden dabei die Jury, die darüber entscheidet, ob ein Beitrag gesendet werden soll oder nicht.

Auch die Netzeitung geht neue Wege bei der Leserbeteiligung. In der Readers Edition kann jeder seine Texte und Bilder veröffentlichen, solange er sich an die journalistische Grundsätze des Pressekodex hält. Die Macher sind durchaus offen für Themen abseits des Mainstreams, ungewohnte Perspektiven und persönliche Kommentare. Andererseits spürt man aber auch den Anspruch, relevante Beiträge zu publizieren und nicht einfach ein Feld-Wald-und-Wiesen-Blog zu betreiben. Letzteres dürfte wiederum die Leser motivieren, nicht bloss einige hingerotzte Zeilen oder einen Schnappschuss zu publizieren, sondern sich ernsthaft mit einem Thema auseinanderzusetzen. In der Readers Edition kann man somit einem wichtigen Thema zu mehr Medienpräsenz verhelfen und sich zugleich als journalistische Stimme profilieren. Auch für die Netzeitung geht die Rechnung auf, denn der so generierte Content kostet keinen Rappen (bzw. Cent): Wer hier publiziert, tut dies aus Enthusiasmus oder für Ruhm und Ehre, aber nicht gegen Geld.

Hello World!

Sonntag, den 19. November 2006

Wie erfährt eigentlich die Welt, dass Sie gerade einen neuen Blog-Beitrag veröffentlicht haben? Entweder durch Zufall, weil irgend ein Leser oder Suchmaschinen-Roboter gerade vorbeikommt und den neuen Beitrag entdeckt. Oder aber weil Sie es der Welt mitteilen – durch einen sogenannten Ping.

Wie viele andere Blog-Software auch erlaubt es WordPress, in den Einstellungen eine Liste mit Update Services anzulegen. Update Services sind Websites, welche Pings von Blogs empfangen und verarbeiten. Was man dort einträgt, ist grundsätzlich jedem selbst überlassen. Die einfachste Möglichkeit besteht darin, einen Service wie z.B. Ping-o-matic zu nutzen, der einen Ping an diverse andere Update Services verteilt. Weitere solche Dienste findet man auf der Liste One Click Multiple Blog Services Pinging Tools.

Natürlich kann man auch jeden Update Service direkt anpingen. Entsprechende URLs findet man beispielsweise hier:

Drei Dinge gibt es allerdings zu bedenken: Erstens bringt das Pingen nicht nur interessierte Leser auf das eigene Blog, sondern auch Spammer. Zweitens sind die meisten Update Services im englischsprachigen Raum zuhause, was für deutschsprachige Blogger wenig bringt – Ping-Dienste für deutschsprachige Blogs gibt es dagegen noch praktisch keine. Und drittens dauert das Anpingen einen Moment, was bei einer längeren Liste von Update Services das Publizieren von Blog-Beiträgen spürbar verlangsamt.

Leuchtturm

Sonntag, den 19. November 2006

Zürich hat den BlueWin-Tower, der (manchmal, ohne erkennbare Regel) blau-violett an den nächtlichen Wolken kratzt. Burgdorf hat den Lumolith, der viel mehr Farben kann. Dafür hat Zürich mehr Hochhäuser.

Die besondere Liedzeile

Donnerstag, den 16. November 2006

“Glück ist niemals antiseptisch”

(Irgend so eine Schlagertrulla frühmorgens auf DRS1)

Live sucks

Mittwoch, den 15. November 2006

Das Leben ist manchmal ganz schön ungerecht, mühsam und frustrierend. Man kann darüber lamentieren – oder darüber singen:

Nicht ganz so schön, aber immer noch sehens- und hörenswert ist der Complaints Choir of Birmingham.

Abt. Bleifuss

Mittwoch, den 15. November 2006

Heute im 20 Minuten gelesen:

“65 Prozent der Schweizer wollen auf Autobahnen schneller fahren als 120 km/h.”

Klar. Tun sie ja auch heute schon, wie man täglich beobachten kann. Ich sehe da überhaupt keinen Handlungsbedarf. Der TCS übrigens auch nicht.

“‘Wir sind gegen eine Erhöhung – unter anderem wegen der Verkehrssicherheit’, sagt etwa TCS-Sprecher Stephan Müller.”

Next Generation Interface

Freitag, den 10. November 2006

Die grafischen Benutzeroberflächen heutiger Computer (egal ob Windows Vista oder Mac OS X) sind zweifellos ein dramatischer Fortschritt gegenüber Text-Terminals. Wer allerdings glaubt, dass die Entwicklung damit abgeschlossen und die bestmögliche Bedienungsmetapher gefunden ist, sollte sich unbedingt diesen 3D Desktop anschauen:

Vielleicht noch einen Zacken weiter in der Zukunft ist dieses User Interface:

SWIFT – BIC – IBAN

Freitag, den 10. November 2006

Mein Bankkonto macht zwar nur bescheidene Umsätze, aber ich komme trotzdem gelegentlich in die Situation, wo ich meine Kontonummer angeben muss. Diese kann ich zwar nicht auswendig, aber ich weiss sie mir zu beschaffen. Schwieriger wird’s, wenn für die Zahlung noch weitere Angaben erforderlich sind. Was schon wieder sind Bank-Clearing-Nummer, SWIFT, BIC, IBAN?

Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, ist die Bank-Clearing-Nummer ein Identifikationssystem für Geldinstitute, das aber nur innerhalb der Schweiz gilt. Die Ersparniskasse des Amtsbezirks Interlaken beispielsweise hat die Clearing-Nummer 8393, die Zürcher Kantonalbank die Nummer 700, die UBS in Chur die Nummer 208 und die UBS in Genf die Nummer 240. Clearing-Nummern können für ein ganzes Finanzinstitut oder auch nur für einzelne Geschäftsstellen gelten. Andere Länder haben ihre eigenen Systeme, z.B. BLZ, Fedwire oder ABI/CAB.

SWIFT-Code oder BIC ist im Prinzip dasselbe, aber auf internationaler Ebene. SWIFT ist die Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication, und der BIC der von dieser Organisation benutzte Bank Identifier Code. Weil es auf der ganz Welt mehr Banken gibt als nur in der Schweiz, ist auch der Code länger, nämlich 8- oder 11stellig. Dabei stehen die ersten 4 Zeichen für die Bank, die nächsten 2 Zeichen für das Land, weiter 2 Zeichen für den Ort und die letzten 3 Zeichen (sofern vorhanden) für die Filiale. Die UBS Genf beispielsweise hat die SWIFT-Nummer UBSWCHZH12A, die UBS Chur die Nummer UBSWCHZH70A und die Zürcher Kantonalbank die Nummer ZKBKCHZZ80A. Wenn man den BIC einer Bank nicht kennt, kann man ihn bei der SWIFT nachschlagen.

IBAN ist demgegenüber eine Nummer, welche nicht die Bank, sondern das Konto identifiziert, aber ebenfalls international funktioniert. IBAN steht schlicht und ergreifend für International Bank Account Number und ist ein primär in Europa benutztes Format für Kontonummern. Die Anzahl der Zeichen in einer IBAN variiert von Land zu Land (Grönland: 18; Schweiz: 21; Andorra 24), der Aufbau ist hingegen immer derselbe:

(Bild: ZKB)

Weisse Weste

Mittwoch, den 8. November 2006

Privatsphäre ist ein rares Gut im Internet-Zeitalter. Es gibt kaum jemanden, den man nicht ergoogeln könnte. Und nicht selten kommen dabei auch Informationen zum Vorschein, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt oder gar falsch sind.

ReputationDefender ist gewissermassen ein virtueller Waschsalon, der dafür sorgt, dass Sie – zumindest im Internet – mit einer weissen Weste dastehen:

Our goal is straightforward:

  • To SEARCH out all information about you and/or your child on the Internet, wherever it may be, and present it to you in a clear report.
  • To DESTROY, at your command, all inaccurate, inappropriate, hurtful, and slanderous information about you and/or your child using our proprietary in-house methodology.

Ein interessanter Ansatz. Ob das allerdings auch tatsächlich funktioniert? Informationen im Internet zu finden ist das eine – sie zu löschen (und zwar endgültig und dauerhaft zu löschen) etwas ganz anderes. Wie beispielsweise will man ein komprimittierendes Foto aus der WayBackMachine entfernen, wo Webseiten der letzten 10 Jahre archiviert sind?

(via AYR Weblog)