Geburtstag der alten Tante
16. Januar 2005 | Tim SpringerEines muss man der „alten Tante“ lassen: Sie hat relativ früh die Bedeutung der Neuen Medien erkannt. Ein Online-Archiv der NZZ gab es schon zu Zeiten als Schweizer Medienkonsumenten erst über CompuServe an die weltweiten Datennetze angeschlossen waren. Das CD-ROM-Archiv hat Studenten bereits bei der Vollendung ihrer Lizenziatsarbeit geholfen, als andere Printmedien noch mühsam per Mikrofilm durchgesehen werden mussten. Die NZZ online ist – abgesehen von einem verunglückten Logo in der Frühphase – seit Jahren ein sicherer Wert in der Web-Landschaft. Und NZZ global ist eine der überzeugendsten Umsetzungen des E-Paper-Konzepts.
Trotz allem Pioniergeist an der Falkenstrasse ist die Zeitung aber erst seit 1993 elektronisch erschlossenen. Zum Jubeljäum lässt die NZZ nun sämtliche Ausgaben der ersten 225 Jahre scannen und per OCR in durchsuchbaren Text umwandeln (Details hier). Dass man diese 2 Millionen Seiten demnächst auf einer DVD erwerben kann, ist allerdings unwahrscheinlich: Da pro Seite 4 MByte Daten anfallen, umfasst das gesamte Archiv 10 TByte, und die NZZ investiert allein 300 000 Franken in ein Speichersystem, das diese Daten aufnehmen kann.
Diese netten Summen lassen vermuten, dass auch dieses Jahrhundertarchiv nicht frei zugänglich sein wird. Das kann man der „Tante NZZ“ aber nicht mal übel nehmen: Denn dass sie überhaupt so alt geworden ist, verdankt sie nicht zuletzt dem Umstand, dass sie journalistische Qualität immer auch mit wirtschaftlichem Denken verband. Happy Birthday!