Unter Druck
12. November 2005 | Tim SpringerWenn früher ein Erpresserbrief auf einer Schreibmaschine getippt wurde, dann konnte die Polizei einen Verdächtigen anhand eines Schriftvergleichs mit dessen Schreibmaschine überführen. In Zeiten der Computerdrucker ist das ein bisschen schwieriger geworden. Glücklicherweise hatten die führenden Druckerhersteller Verständnis für die Nöte der Polizei und lassen ihre Farblaser auf jedem Ausdruck einen (von Auge kaum erkennbaren) Code anbringen, welcher den Drucker eindeutig indentifiziert und gleich auch noch Datum und Zeit des Ausdrucks enthält. Wie dieser Code aussieht und wie man ihn entschlüsselt sieht man hier.
Dieser Code kann beispielsweise helfen, Kriminellen auf die Spur zu kommen, welche auf hochwertigen Farblasern Falschgeld oder gefälschte Ausweise drucken. Leider kann er aber genauso den Urhebern von missliebigen politischen Schriften zum Verhängnis werden, was im gegenwärtigen Klima sowohl Menschenrechtler in totalitären Staaten als auch Bürgerrechtler in westlichen Ländern betreffen kann.
Aus Sicht des Datenschutzes ist es zudem prinziell abzulehnen, wenn Daten ohne Wissen des Urhebers erzeugt und gespeichert werden. Genau das ist hier der Fall: Die Druckerhersteller haben natürlich nicht offengelegt, dass es solche Codes gibt und wie sie gelesen werden – vielmehr hat die Electronic Frontier Foundation (EFF) die Codes entschlüsselt. Ich könnte mir vorstellen, dass HP, Canon, Lexmark, Konica/Minolta, Epson & Co. damit heisse Anwärter für einen Big Brother Award sind.
- Bürgerrechtler entschlüsseln Punktmarkierungen auf Farblaser-Ausdrucken (Heise)
- Is Your Printer Spying On You? (EFF)