World Wide Word

26. Dezember 2005 | Tim Springer

Da ich ein Mensch bin, der am besten denken kann, wenn er schreibt (Ob da ein Zusammenhang mit dem Bloggen besteht?), habe ich die Angewohnheit entwickelt, pro Thema ein Word-Dokument anzulegen, in dem ich mir alles notiere, was mir irgendwie notierenswert erscheint.

Da ich auf verschiedenen Computern arbeite (zuhause, im Büro, auf unterschiedlichen Betriebssystemen), kommt es jedoch immer wieder vor, dass das benötigte Dokument genau nicht dort ist, wo ich bin. Das ist ärgerlich und muss ein Ende haben. Weshalb ich folgende Lösungen am eigenen Leib getestet habe:

Synchronisation über ein FTP-Account: Das Prinzip besteht darin, mit einem Synchronisationsprogramm (z.B. SyncBack) alle Dokumente von der lokalen Festplatte auf einen FTP-Server zu kopieren, bevor man einen Rechner verlässt. Entsprechend muss man die Dokumente vom FTP-Server wieder auf die lokale Festplatte herunterkopieren, wenn man einen anderen Rechner benutzt. Ist insgesamt etwas raffinierter, als immer einen Memorystick mit sich herumzutragen – aber wehe, man vergisst einmal die Synchronisation! Und je nach Datenmenge und Internet-Anbindung kann die Synchronisation ziemlich zeitraubend sein. Dafür hat man die gesamte Funktionalität seines bevorzugten Textverarbeitungsprogramms zur Verfügung und kann auch offline arbeiten (z.B. auf dem Notebook im Zug).

Document Management System: Statt die Dokumente per FTP zwischen Server und Desktop-Rechnern zu transferieren kann man natürlich auch das HTTP-Protokoll bemühen und die Dokumente in einem webbasierten Documement Management System (DMS) ablegen. Je nach konkreter Software sorgt das DMS mit einem Check-Out/In-Mechanismus dafür, dass ein Dokument, welches man sich zwecks Bearbeitung auf einen Desktop-Rechner heruntergeladen hat (Check-Out), erst dann wieder freigegeben wird, wenn die aktualisierte Version des Dokuments wieder ins DMS gespielt wurde (Check-In). Was für geordnete Abläufe in einer Arbeitsgruppe sinnvoll sein mag, ist allerdings für eine Einzelperson, welche täglich und spontan Dokumente bearbeiten will, ziemlich umständlich.

Content Management System: Wenn man sichergehen will, dass man nie mehr divergierende Kopien desselben Dokuments hat, dann gibt es nur eines: auf Kopien verzichten, die Dateien zentral auf einem Server halten und direkt dort bearbeiten. Letzteres kann man beispielsweise mit einem Content Management System (CMS), was dank Open Source Software auch für Privatperson erschwinglich ist. Sowohl das Aufsetzen einer CMS-basierten Website als auch die Content-Bewirtschaftung via CMS-Backend ist allerdings nicht ganz trivial und erweist sich im Alltag oft als Barriere, um mal eben schnell eine Information zu notieren oder bestehenden Informationen umzustrukturieren. Ausserdem liegen eben doch Welten zwischen der Funktionalität einer Textverarbeitung (Stichwort: Formatvorlagen, Tabellenbearbeitung, Bildeinbindung) und einem CMS-Texteditor.

Wiki: Eine Variante zum obigen CMS-Konzept stellt ein Wiki dar. Es ist schneller aufgesetzt als ein CMS (insbesondere DokuWiki, das nicht einmal eine Datenbank benötigt) und erhöht auch die Spontaneität beim Schreiben. Allerdings sind der Textformatierung enge Grenzen gesetzt, und die unstrukturierte Ansammlung von querverlinkten Seiten helfen nicht gerade, eine grössere Informationsmenge zu gliedern und zu bewältigen. Als ein Mensch, der gerne in Strukturen, Hierarchien und Gliederungen denkt, wird man mit Wikis nur bedingt glücklich.

Kurz: Alle obigen Methoden haben ihre Nachteile. Was mir deshalb vorschwebt ist eine ausgewachsene Textverarbeitung, mit der man Dokumente direkt auf dem Server bearbeiten kann. Idealerweise ist diese Textverarbeitung zudem browser-basiert, so dass man ohne Installation von jedem Rechner aus darauf zugreifen kann (idealerweise auch von Nicht-Windows-Betriebssystemen). Erste Ansätze dazu gibt es bereits (oder sind in konkreter Entstehung begriffen):

Kennt jemand noch weitere solche webbasierten Textverarbeitungen?