1984 = 2009
24. Mai 2006 | Tim SpringerDer Schnüffelstaat (ein Helvetismus, dessen Bedeutung nicht ganz so niedlich ist, wie er klingt) hat Pläne, welche die guten alten Fichen (auch so ein Helvetismus) geradezu harmlos wirken lassen:
„Der Bund will den gesamten Internetverkehr der Schweiz erfassen und speichern.“
Schreibt zumindest die SonntagsZeitung. Hierzu werden derzeit verschiedene Methoden erpropt:
„Diese dritte Variante läuft im Prinzip darauf hinaus, die so genannten ADSL-Router und Kabelmodems mit einer als Wanze funktionierenden Software auszurüsten, die im Bedarfsfall von aussen eingeschaltet werden kann. Bei UMTS-Mobiltelefonen mit ihren Internetzugängen ist das schon der Fall. Der schnelle Datenfunk hat auf Verlangen von Polizeibehörden und Geheimdiensten eine Schnittstelle für die Telefonüberwachung. Moderne Mobiltelefone können somit als Abhörstation verwendet werden.“
Sind sie nicht liebenswert, die Schweizer? Nicht in die EU wollen aus lauter Schiss vor Fremdbestimmung – aber die eigenen Bürger überwachen, dass es einem graust. George Orwell hatte eben doch recht – er hat sich nur im Datum geirrt: 2009 soll der digitale Schnüffelstaat Realität werden. Das wäre dann so etwa das Jahr, in dem alle Verbrecher dieses Landes ihren Internet-Anschluss kündigen und nur noch über die WLANs ihrer Nachbarn surfen. Oder sich zumindest eine nette Kryptografie- bzw. Steganografie-Software zulegen, damit sie weiterhin ungestört Informationen mit ihren Spezis austauschen können. 9/11 wäre jedenfalls mit dieser Massnahme ganz sicher nicht zu verhindern gewesen, denn wer einen Jet fliegen lernen kann, der wird sich auch in die Basics der Computersicherheit einarbeiten können.
Hängt nur weiterhin Vorhänge in Eure Fenster – Privatsphäre war mal!
26. Mai 2006 - 15:52 Uhr
>> Hierzu werden derzeit verschiedene Methoden erpropt.
Ähem. :-))
27. Mai 2006 - 00:28 Uhr
Falls das jetzt jemand nicht versteht: Peter Hogenkamp freut sich diebisch, dass er in meinem Blog ebenfalls einen Tippfehler gefunden hat, nachdem ich ihn wegen eines Tippfehlers in seinem Blog gefoppt hatte. Ich könnte ihn jetzt natürlich ganz einfach zitieren und sagen: „Habe nie behauptet, ich tippe fehlerfrei.“ Aber ich sage doch lieber: Touché, Herr Peter!