Die Kunst der klugen Fragen
15. Januar 2007 | Tim SpringerEine gute Antwort zu geben, ist eine Kunst. Gute Fragen zu stellen fast noch mehr. Max Frisch war einer dieser begabten Denker, der messerscharf und oft suggestiv die entscheidenden Themen in harmlos scheinende Fragen packen konnte – die Fragebögen in seinem Tagebuch 1966-1971 sind legendär. Ein paar Beispiele:
- Sind Sie sicher, dass Sie die Erhaltung des Menschengeschlechts, wenn Sie und alle ihre Bekannten nicht mehr sind, wirklich interessiert?
- Wenn Sie Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit? Ja oder Nein. – Warum nicht, wenn es Ihnen richtig erscheint?
- Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger werden, oder meinen Sie’s noch? Angabe des Alters.
- Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht: Wie erklären Sie es sich, dass es dazu nie gekommen ist?
Im ähnlichen Stil stellt uns Michèle Roten im neusten Magazin Fragen zum Thema Freundschaft. Vielleicht nicht ganz so raffiniert wie Frisch, aber durchaus bedenkenswert. Beispiele:
- Wie viele Ihrer alten Freunde sind eher Gewohnheiten?
- Wann haben Sie zuletzt eine neue Freundschaft geschlossen?
- Könnte es sein, dass Sie das Gefühl vermitteln, keine neuen Freunde zu brauchen?
- Möchten Sie ein Freund werden von jemandem, der sagt: Ich suche Freunde?
- Wie viele Ihrer Freunde sehen besser aus als Sie? Sind klüger als Sie?
- Wen könnten Sie nachts um vier anrufen und in Gummistiefeln irgendwohin bestellen und er oder sie würde es tun, ohne zu fragen?
4. Februar 2007 - 10:22 Uhr
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