Lieber Thomas Schenk

3. Februar 2007 | Tim Springer

Sie kennen mich nicht, aber Sie haben mich bestimmt schon gesehen: Ich bin der nicht mehr ganz junge Mann, der fast jeden Morgen vom Central zum Bahnhofquai sprintet, weil der 4er grundsätzlich immer genau dann beim Central losfährt, wenn der 3er ankommt. Auf diese Weise komme ich zu regelmässigem Frühsport und kann zudem noch beim Kiosk einen Kaugummi oder eine Zeitschrift kaufen, denn typischerweise steht der 4er – der es beim Central immer wahnsinnig pressant hat – anschliessend noch eine ganze Weile im Stau auf der Bahnhofbrücke, bis ich ihn dann beim Bahnhofquai etwas ausser Atem besteige.

Sie sehen: Die heutige Lösung hat viele Vorteile. Trotzdem wäre es mir manchmal ganz recht, wenn es sich der 4er einrichten könnte, den Anschluss zu gewährleisten für Leute, die vom Kreis 7 in den Kreis 5 zur Arbeit fahren. Gerade bei Regen und Schnee, aber auch wenn man zwecks Kundenbesuch in feines Tuch gekleidet ist, würde man den oben beschriebenen Frühsport gerne einmal ausfallen lassen.

Da Sie durch Ihre Kolumne im 20 Minuten quasi die Personifizierung der VBZ darstellen, wende ich mich mit meinem Anliegen vertrauensvoll an Sie. Könnten Sie sich nicht mit ihren Kollegen darauf verständigen, den umsteigenden Passagieren 15 Extra-Sekunden einzuräumen? Sie müssen es ja nicht gleich der Leitstelle erzählen (die Sie bestimmt darauf hinweisen würde, dass das Central – im Gegensatz etwa zum Stauffacher – eben keine Haltestelle mit Anschluss sei). Geben Sie dem 3er einfach ein bisschen die Sporen, wenn Sie den Weg vom Klusplatz zum Central unter die Räder nehmen, dann holen Sie locker 15 Sekunden Vorsprung heraus. Ich sag’s auch nicht weiter, versprochen – das bleibt ein kleines Geheimnis zwischen Ihnen und mir. Na, wie wär’s?

2 Kommentare

  1. Kommentar von Thomas Schenk

    Guten Tag
    Per Zufall bin ich Ihr Anliegen gestossen, auf das ich natürlich kurz antworten möchte. Nun, das von Ihnen geschilderte Problem ist mir durchaus bekannt – wenn ich nicht selbst in der Führerkabine des Trams sitze und vom Klus- zum Limmatplatz möchte, fährt der 4er davon. Da ich regelmässig auf der Linie 3, aber nie auf der 4 im Einsatz bin, kenne ich leider nur die eine Seite des Problems. Und leider, muss ich Ihnen sagen, ist es gar nicht so einfach, zuverlässig ein paar Sekunden auf den Fahrplan zu gewinnen. Okay, man könnte beim Klusplatz zu früh losfahren, aber das würde dann die Passagiere verärgern, die sich auf den Fahrplan verlassen. Deshalb würde ich Ihren Vorschlag gerne an meine Kollegen der Linie 4 weiterreichen und ihnen ans Herz legen, beim Central mit dem Abfahren etwas zuzuwaren.

    Mit freudlichem Gruss
    Thomas Schenk

    _________________________________________

    thomas schenk
    stadtfahrer

    tramkolumnen im internet: http://www.thomasschenk.ch


  2. Pingback von Weitblick » Blog Archive » Voll abgefahren

    […] Schreibt mir Thomas Schenk (vgl. Lieber Thomas Schenk) und meint damit seine Kolumnen aus 20 Minuten über das Tramführen und Tramfahren. Nun, mein Bedauern darüber, dass es mit dem Verhindern nicht geklappt hat, hält sich in Grenzen. In so engen Grenzen, dass ich hier sogar einen Hinweis auf die Buchvernissage anbringen möchte: “Am 26. Juni 2007 liest Thomas Schenk aus seinem Buch «Im Tram. Anleitung zum Vorwärtskommen». Getreu dem Titel und passend zum 125-jährigen Jubiläum der VBZ findet die Lesung in voller Fahrt statt: in einem Cobratram. Das Lesetram startet jeweils um 17:00 h, 18:00 h und 19:00 h an der Haltestelle Bellevue, Einstieg auf dem Extrafahrtgleis Richtung Sechseläutenwiese. Am Ende jeder Lesefahrt signieren Thomas Schenk und Anna Sommer, die das Buch illustriert hat.” Abgelegt unter Digital Moleskine Trackback-URL: https://www.workshop.ch/weitblick/wp-trackback.php?p=581 Kommentare als RSS-Feed del.icio.us Digg it Earthlink Furl ma.gnolia Mister Wong […]


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