Globalisierter Irrsinn

19. Mai 2007 | Tim Springer

Stehe ich also in der Gemüseecke vor dem Bio-Regal und schaue mir die Zwiebeln an: riesig. Etwa so gross wie ein Tennisball. Beeindruckend, aber herzlich unpraktisch für einen Zweipersonen-Haushalt – da muss man bei jedem Risotto die Hälfte wegschmeissen. Die Nicht-Bio-Zwiebeln dagegen: klein und knuddelig. Ich lasse also für einmal meine Prinzipien sausen und kaufe konventionellen Food.

Ich bin schon fast bei der Kasse, als ich einen Blick auf das Etikett werfe. Neuseeland! Nein, warten Sie, ich muss das genauer beschreiben: NEUSEELAND!!! Ich denke, mich trifft der Schlag: Ist die Versorgungslage derart desperat, dass die Migros Zwiebeln ausgerechnet aus dem am weitesten entfernten Land auf dem Globus einführen muss? Und hat sich mal jemand überlegt wieviel Energie dieser Transport verschlingt? Wie lange ist es her, seit die Uno eindringlich vor den Konsequenzen der globalen Erwärmung gewarnt hat?

Ich spurte also nochmals in die Gemüseecke und tausche meine handlichen Nicht-Bio-Zwiebeln gegen viel zu grosse Bio-Zwiebeln ein. Irgendwo hört die Konsumfreiheit auf und fängt die Verantwortung an, sage ich mir. Als ich die Zwiebeln aufs Band lege, grinst mich die Etikette an: ARGENTINIEN!!!

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