s’Totemügerli läbt!
31. Dezember 2004 | Tim SpringerImmer wieder einmal – und zwar immer dann, wenn das Blog gerade nicht in Reichweite ist – stolpere ich über ein Wort, dass ich sonst völlig selbstverständlich (und auch ein bisschen achtlos) benutze, schaue es mir genauer an, und denke: Ein derart treffendes, originelles, liebevolles und selbst Fremdsprachigen intuitiv verständliches Wort kann es wirklich nur im Schweizerdeutschen geben. Natürlich fällt mir ausgerechnet jetzt (wo das Blog in Reichweite wäre) kein Beispiel ein, das meine These zweifelsfrei belegen würde; aber ich werde die Beispiele zu gegebener Zeit nachliefern.
Ein deutscher Freund ist beispielsweise dem Charme des Wortes Rundumeli (das sich mit Scheibchen wirklich nur äusserst dürftig übersetzen lässt) restlos erlegen. Ist eine kurze Erheiterung angesagt, rufe ich: “Rundumeli!” oder auch “Rundumeli?” – und er schmeisst sich weg.
So wirklich treffend sind aber eher die Verben: aapfurre zum Beispiel. Oder umegarettle. Oder schibäbele. Oder chröse. Wobei ich mir die Übersetzungsversuche an dieser Stelle erspare, denn schliesslich vertrete ich ja die These, dass diese Wörter selbst Fremdsprachigen intuitiv verständlich sind.
Nicht überzeugt? Dann führe man sich doch wieder einmal das Totemügerli von Franz Hohler zu Gemüte. Da wird mit sehr stimmigen, aber grösstenteils frei erfundenen Wörtern es bärndütsches Gschichtli erzählt, das jeder (irgendwie) versteht. (Eine Transkription gibt es beispielweise hier oder hier). Und auch heute noch, rund 25 Jahre nach meiner ersten Franz-Hohler-Kassette, kann ich mich immer noch wegschmeissen, sobald ich das Wort gschanghangizigerlifisionööggelet höre. Oder gibt es eine schönere Beschreibung für das plötzliche Erlamen des Lebensmutes als die Wendung, dass einem ds Härzgätterli zum Hosegschingg uspföderlet?