Roger Köppel findet nicht, dass Blocher und die SVP die Berner Krawalle provoziert haben:
“Genau so wenig wie die jüdischen Gewerbler während der dreissiger Jahre in Deutschland die Verwüstung ihrer Läden ‘auslösten’, sind die SVPler schuld am Strassenkrieg von Bern. Es ist damals wie heute die Unfähigkeit oder der Unwille des Staates, seine Bürger zu beschützen.” (Weltwoche Nr. 42/2007, S. 82)
Äxgüsi, Herr Köppel, aber das ist (um mit den Worten des Philosophen Frankfurt zu sprechen) Bullshit! Halten wir fest: Die Verwüstung der jüdischen Geschäfte, die sich insbesondere in der Reichskristallnacht manifestierte, waren keine spontanen Krawalle von Anarchisten, sondern ganz im Gegenteil organisierte Aktionen von Kreisen, die mit dem Nazi-Regime (also dem Staat) eng verbunden waren. Die Judenverfolgung als ein Beispiel anzuführen für die Unfähigkeit des Staates, seine Bürger (vor anderen Bürgern) zu beschützen, ist schlicht falsch: Die Judenverfolgung (und generell das Dritte Reich) ist vielmehr ein Beispiel dafür, wie ein Staat seine eigenen Bürger aktiv verfolgt.
Abgesehen davon: Finden Sie nicht auch, dass der Vergleich der fremdenfeindlichen SVP mit den Juden des Dritten Reichs selbst in Zeiten des Wahlkampfs einen rhethorischen Tiefschlag darstellt, den sich der “leidenschaftlichste, unerschrockenste, fleissigste Journalist des Landes” (Schawinski über Köppel, Weltwoche 42/2007, S. 15) nicht leisten sollte? Interessant übrigens, dass ausgerechnet die Weltwoche als Organ derjenigen, die den Staat auf allen Ebenen zurückbinden wollen, hier nach einem potenteren Staat rufen.