für daz ôre

12. April 2005 | Tim Springer

Meine Leidenschaft für Hörbücher habe ich ja schon an anderer Stelle gestanden. Wer sich schon etwas satt gehört hat und denkt, es gebe diesbezüglich nichts Neues mehr unter der Sonne, dem sei die CD „âventiure für daz ôre“ empfohlen. Nein, das ist schon richtig geschrieben – höchstens das „für“ könnte man auch als „vür“ schreiben, aber dann wird der Titel noch schlechter lesbar.

Das „Abenteuer für das Ohr“ ist eine Reise ins Mittelhochdeutsch. Neun Studentinnen der Uni Zürich haben unter Prof. Hildegard E. Keller den ersten deutschsprachigen Artusroman „Erec“ des Harmann von Aue aufgenommen. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

Dabei stellt sich natürlich dieselbe Frage wie beim Latein: Wissen wir eigentlich, wie damals gesprochen wurde? Nein, schreibt Hildegard Keller im Unijournal 02/2005, das wissen wir nicht wirklich, weil es weder Zeitzeugen noch Tonaufnahmen gibt. Aber man kann es einigermassen rekonstruieren, wenn man davon ausgeht, dass im Mittelalter mehr oder weniger phonetisch geschrieben wurde und für die Nuancen die unterschiedlichen Schreibweisen der einzelnen Manuskripte zu Rate zieht. Ausserdem ist das Mittelhochdeutsch relativ eng verwandt mit den schweizerdeutschen Dialekten – da wird unsere oft geschmähte Sprache plötzlich zum Standortvorteil.

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