Swiss-Bschiss

16. Oktober 2005 | Tim Springer

Fairerweise muss man sagen: Das Mail, das die Swiss-TravelClub-Mitglieder kürzlich erhalten haben, nennt das Kind durchaus beim Namen.

“Vermeiden Sie bitte, dass Ihre Swiss TravelClub Meilen per 31. März 2006 verfallen und beachten Sie den Anmeldeschluss.”

Aber eben erst im zweiten Teil des Mails – der erste Teil besteht aus Marketing-Smalltalk über die Vorteile des neuen Vielfliegerprogramms Miles & More, in das wir uns eingeheiratet (und mit der Swiss als Mitgift bezahlt) haben. Wer liest sowas zu Ende? Eben. Und so haben wohl zig Swiss-TravelClub-Mitglieder per Delete-Taste nicht nur das Mail gelöscht, sondern indirekt auch zig tausend Meilen.

Ein origineller Weg, um eine Fluggesellschaft zu sanieren: Meilenguthaben mittels unklarer Kommunikation, komplizierter Prozeduren und knapper Fristen verfallen lassen. Andererseits sind Meilensammler bekanntlich die treuen Kunden einer Airline – und dass man genau diese nicht verscheissern sollte, gehört eigentlich zu den Marketing Basics.

Die NZZ am Sonntag bringt das Thema heute auf die Frontseite. Und gibt der Swiss Gelegenheit zur Stellungnahme:

“Swiss-Sprecherin Priska Spörri begründet das Vorgehen damit, dass die Kunden selbst über die Programm-Zugehörigkeit entscheiden müssten. ‘Wir können das nicht einfach für unsere Kunden beschliessen.'”

Autsch! Auch die Swiss-Sprecherinnen sind nicht mehr das, was sie zu Zeiten von Beatrice Tschanz einmal waren. Glaubt man bei der Swiss ernsthaft, dass ihre Kunden bewusst auf ein Meilenguthaben verzichten würden, nur weil das Vielfliegerprogramm wechselt? (Wir sind ja geübt darin – es ist noch nicht so lange her, da waren wir noch QualiFlyer-Mitglieder.) Nach dieser Logik würde ich Frau Spörri zudem gerne fragen: Wer hat mich damals gefragt, als die Swiss an die Lufthansa verkauft wurde?