Eher nicht

29. Juli 2006 | Tim Springer

Die Frage, wieviele Prozent seiner Haut (und welche) ein Mann im öffentlichen Raum trotz Jahrhunderthitze zu bedecken hat, beschäftigt derzeit Gazetten, Kolumnisten und Blogger gleichermassen. Doris Knecht beispielsweise meint:

“Müssen Männer also in langen Hosen und geschlossenen Schuhen schwitzen? Sagen wir so: eher ja. Beziehungsweise: das kommt auf die Männer an.”

(Nebenbei: Ja, Doris Knecht hat jetzt auch einen Blog. Lassen Sie sich von der Optik nicht abschrecken, der Inhalt ist trotzdem Kult.)

Also: Natürlich kommt es auf die Männer an. Aber das gilt bei Frauen genau so. Wenn die Wampe sich bereits beim Stehen in Sorgenfalten legt, ist das bauchfreie Top auch bei Frauen unvorteilhaft und deshalb selbst bei hohen Temperaturen nicht angezeigt.

Und dann gibt es auch noch Kleidungsstücke, die per se nicht akzeptabel sind, unabhängig sowohl von Temperatur als auch Geschlecht. Sage nicht ich, sondern sagt die Kaltmamsell, welche Birkenstöcke, Trekking-Sandalen, Flipflops und Badelatschen als eine Eskalation des schlechten Geschmacks erlebt. Ob sie auch die vom Autor der Schweizer Ansichten als Alternative zu den Flipflops ins Gespräch gebrachten Zoccolinos dazu zählen würde, ist mir leider nicht bekannt.

Jedenfalls ist die Diskussion so hitzig (und das Sommerloch so tief), dass selbst etablierte Medien wie Guardian und Spiegel nicht um das Thema herum kommen. Latschen zum Abwatschen reimte letzterer holprig und lancierte rasch einen Quickpoll – mit dem wenig überraschenden Ergebnis, dass die Meinungen bezüglich Flipflops geteilt sind. Da wissen sich zumindest alle Geschäftsleitungen, welche die Zulässigkeit von Flipflops bei Damen und kurzen Hosten bei Herren mit einem klaren Jein beantworten, in bester Gesellschaft.