Switzerland on Google Earth

6. Februar 2007 | Tim Springer

Langweile ich Sie schon mit meiner Begeisterung für Google Earth? Klicken Sie nicht weg! Ich bin der festen Überzeugung, dass dieses Programm innert kurzer Zeit fast so wichtig werden wird wie der Web-Browser. Und das wird Sie bestimmt interessieren.

Ganz viele Dinge, die wir online tun, haben einen Bezug zu unserer physischen Umwelt. Wenn wir irgendwo hinfahren, dann müssen wir wissen, welchen Weg wir nehmen sollen, wo Bahnhöfe und Bushaltestellen liegen, wie man zum Flughafen kommt. Wenn wir in die Ferien fahren oder einen Umzug in Betracht ziehen, interessiert es uns, wie es am Ziel aussieht. Wollen wir gar bauen, dann brauchen wir zuerst eine Vorstellung, wie das Haus dereinst aussehen und in der Landschaft stehen wird. Möchten wir einkaufen, dann suchen wir das nächstgelegene Geschäft. Wollen wir essen, dann sind Restaurants gefragt. Steht uns der Sinn nach Freizeit, dann suchen wir Kinos, Clubs, Badeanstalten, Skipisten, Museen oder Aussichtspunkte. Und, und, und…

Die meisten Informationen sind aber nicht einfach so in Google Earth vorhanden. Jemand muss Ortsmarken setzen, Beschreibungen verfassen, vielleicht auch neue Ebenen einfügen oder gar 3D-Objekte modellieren. Und diesen Aufwand scheuen bisher die meisten Unternehmen und Organisationen. Offenbar fehlt vielerorts noch das Verständnis dafür, was man mit Google Earth alles machen kann. Und dass es langfristig wahrscheinlich wichtiger ist, in Google Earth präsent zu sein als in Second Life.

Schauen wir uns doch einmal in der virtuellen Schweiz um. Wo gibt es bereits Anwendungen von/für Google Earth?

  • Bei Bernmobil, dem öffentlichen Nahverkehr in der Bundeshauptstadt, kann man alle Haltestellen in Google Earth anzeigen lassen. Ein schöner Ansatz, der aber noch verbesserungsfähig ist. Wie wäre es beispielsweise mit Haltestellen-Icons, welche die Liniennummer tragen? Oder mit einem Layer mit dem Netzplan, damit man den Verlauf der einzelnen Linien besser verstehen kann?
  • Die Stadt Zürich publiziert aktuelle Baustellen als KMZ-File für Google Earth. Dabei werden auch gleich die betroffenen Strassenabschnitte unübersehbar markiert. Ein Projektbeschrieb mit Start- und Enddatum runden die Information ab. Eigentlich fehlt nur die konkrete Information, ob die markierten Abschnitte gesperrt oder bloss eingeschränkt befahrbar sind.
  • Das Wetterradar der ETH lässt sich ebenfalls in Google Earth einbinden. Allerdings handelt es sich offenbar nicht um eine offizielle Dienstleistung – den Link habe ich jedenfalls hier gefunden.
  • Der Schweizer Heimatschutz stellt Ortsmarken für einzigartige Hotels, architektonisch herausragende Bäder und sowie alle Wakkerpreise bereit. Für Detailbeschreibungen wird man allerdings auf die Website zurückgeschickt, aber es ist ein Anfang. 3D-Modelle wären natürlich auch hier eine Bereicherung und würden das Verständnis fördern, warum ein bestimmtes Haus schützenswert ist – zumal der Heimatschutz ja mit dem Modell der Villa Patumbah in Zürich (dem zukünftigen Zentrum für Baukultur) ein geradezu vorbildliches Beispiel liefert, wie man sowas macht.
  • Apropos: Langsam, ganz langsam wird die Stadt Zürich in Google Earth dreidimensional modelliert. Wobei sich bisher nicht eine Organisation oder ein Unternehmen dieser Aufgabe angenommen hat, sondern die Google Earth Community. Sucht man im 3D Warehouse nach Zürich bzw. Zurich, so findet man aktuell ein gutes Dutzend Gebäude. Bevorzugte Objekte sind Hochhäuser, die markant und zugleich einfach zu modellieren sind (z.B. Sunrise Tower, Hardau, Triemli, Swissôtel Oerlikon). Aber auch einige anspruchsvolle klassizistische Gebäude (Hauptbahnhof, ETH Zentrum) sowie einige grössere moderne Komplexe (ETH Hönggerberg, Briefzentrum Zürich-Mülligen) sind verfügbar.
  • Etwas dünner wird es in Bern, Basel, Schaffhausen oder Genf, und weitgehend unbebaut sind derzeit Städte wie Luzern oder Chur. Hier kann man also noch richtiggehend Neuland betreten.