Danke, Herr Bortoluzzi!
5. März 2005 | Tim SpringerKompliment, Herr Bortoluzzi – das haben Sie hervorragend gemacht! Ihr Kommunikationstrainer wird seine helle Freude an Ihnen gehabt haben. Denn eigentlich ging es ja letzten Donnerstag im Interview bei 10 vor 10 um Ihre Niederlage in der Regierungsratswahl. Es ging darum, dass Sie vom CVP-Kandidaten Hans Hollenstein klar geschlagen worden sind und nun auf den zweiten Wahlgang verzichten – wohl wissend, dass das Resultat nur noch schlechter hätte ausfallen können.
Sie aber haben diese Niederlage zu einem fulminanten Propagandaauftritt genutzt. Ungefähr drei Mal haben Sie die Antwort auf eine Frage dazu genutzt, um vor der linken Mehrheit und deren Steuererhöhungen zu warnen. „Nach der Wahl ist vor der Wahl!“ werden Sie sich gesagt haben, und „Steter Tropfen höhlt den Stein!“.
Ehrlich gesagt habe ich mich ja ein bisschen geärgert, dass Daniela Lager Sie nicht abgeklemmt hat, spätestens beim dritten Mal, als bereits alle Zuschauer das Sprüchlein auswendig hersagen konnten. „Das haben Sie bereits gesagt, Herr Bortoluzzi, und wir alle kennen die Parolen den SVP!“ So hätte Daniela Lager Ihnen charmant aber bestimmt ins Wort fallen können.
Hat sie aber nicht getan. Und je länger ich darüber nachdenke, desto besser finde ich das. Denn so haben Sie uns nochmals richtig schön vor Augen gehalten, warum wir Sie (oder präziser: den zur Wahl stehenden SVP-Vertreter) eben nicht gewählt haben: wegen der notorischen und phantasielosen Opposition gegen alles und jeden, wegen der unkonstruktiven und undifferenzierten Politik, und wegen des gelegentlichen Fehlens von Anstand und Fairness. Letzteres stört übrigens nicht nur mich, sondern auch einzelne SVP-Mitglieder: Man lese nur das Rücktrittsschreiben des Amtsvorgängers Christian Huber.
Symptomatisch für die Politik der SVP scheint mir die Nein-Parole zur neuen Kantonsverfassung zu sein. Ich habe diese Verfassung von A bis Z gelesen (Ja, die Ermunterung des Tagis hat Früchte getragen!), und es ist eine ausgesprochen gute Verfassung, die allen Anliegen angemessen Rechnung trägt. Wenn sich die SVP nicht einmal auf dieses Konsens einlassen mag, dann brauche ich auch keinen SVP-Vertreter in der Regierung und wähle mit Freuden den „Linken“ CVPler Hans Hollenstein. Nehmen Sie es nicht persönlich, Herr Bortoluzzi!
5. März 2005 - 22:55 Uhr
Der Mann heisst doch Bortoluzzi, nicht?
6. März 2005 - 10:47 Uhr
Schande über mich! Natürlich heisst der Mann nicht „Bertoluzzi“, sondern „Bortoluzzi“. Ist nun korrigiert.
1. April 2005 - 18:12 Uhr
[…] die Ersatzwahl in den Zürcher Regierungsrat, hat etwas von seinem glücklosen Vorgänger Bortoluzzi gelernt: dass es im Moment nicht unbedingt ein Vorteil ist, ein SVP-Kandidat zu sein, wenn man […]