Ich hätte darauf gewettet (so denn jemand da gewesen wäre, um dagegen zu wetten), und ich wurde nicht enttäuscht: So wie im Zürcher Magazin mit Bern bzw. den Bernern abgerechnet wird („Die Berner Krankheit“) – das konnte in der Berner Gazette nicht unkommentiert bleiben („Bern-Bashing“).
Da gesteht Guido Mingels also ein, dass seine langjährige Liebe zur Stadt Bern und ihren Bewohnern im Rückblick ein Irrtum gewesen sei. Die Berner seien „verliebt in ihre eigenen Klischees“, und diese würden bestimmt durch die historische Altstadt, die alternativ-kleinbürgerlichen Menschen, die charmante Sprache und die alles durchdringende Melancholie. Dabei hätte Bern das Potential zu viel mehr:
„Wenn Bern sich von seiner Krankheit lösen würde, könnte alles anders sein. So wie Basel die Hauptstadt der Industrie und Zürich die Hauptstadt des Geldes ist, so könnte Bern die Hauptstadt der Ideen sein: ein einziger grosser Thinktank, ein intellektuelles Laboratorium, das Berkeley der Alpen.“
Es ist verständlich, dass der Artikel den Bernern nicht gefällt. Aber er ist verdammt gut geschrieben und ausgesprochen überzeugend. Wobei an der Stelle von „Bern“ genau so gut auch „Winterthur“ hätte stehen können – oder der Name einer anderen mittelgrossen Schweizer Stadt.