Sturheit pur

23. März 2007 | Tim Springer

Es ist erschreckend, mit welchem Starrsinn sich dieses Land manchmal sinnvollen Veränderungen widersetzt. In Chur erschiesst ein junger Mann seine Freundin mit dem Sturmgewehr, eine Studie des Kriminologen Martin Killias macht Militärwaffen für 300 Tote pro Jahr verantwortlich – aber der Nationalrat beharrt darauf, dass Armeeangehörige ihre Waffen weiterhin mit nach Hause nehmen. Drei Schlagzeilen vom gleichen Tag.

In einer Zeit, in der Raucher per Verbot zu gesünderem Leben angehalten werden und auf unseren Strassen die Vision Zero gilt, nimmt unser Parlament 300 Familiendramen pro Jahr in Kauf – nur um einen alten Zopf unseres Milizsystems nicht abschneiden müssen, dessen Nutzen höchst fragwürdig ist. Das Sturmgewehr im Schrank soll unser Land schützen – in Tat und Wahrheit gefährdet es aber dessen Bürger. Selbst der Verzicht auf die Abgabe der Taschenmunition oder auch nur eine zentrales Waffenregister sind bisher nicht durchgekommen.

Das Parlament nimmt in dieser Frage schlicht seine Verantwortung nicht wahr. Und auf den Bundesrat können wir leider auch nicht zählen, solange das Militär- und das Justizdepartement von den beiden Hardlinern Schmid bzw. Blocher geführt werden.

Mehr zum Thema:

Unbezahlbar

12. März 2007 | Tim Springer

Freeware ist nicht einfach gratis, sie ist unbezahlbar. In diesem Sinn werden auf der Website Pricelessware die besten Programme aus der Newsgroup alt.comp.freeware gelistet. Noch mehr empfehlenswerte Freeware-Programme gibt es bei SnapFiles und – bei geeigneten Einstellungen in der Suchmaske – bei Softpedia.

Für alles andere gibt es Eurocard…

Der Bloglobus

28. Februar 2007 | Tim Springer

Schon in den Anfängen des Internets wurde versucht, die geografische Position eines Rechners zu eruieren. Dazu wurde die IP-Adresse ausgelesen, deren Besitzer ermittelt und daraus auf den Standort geschlossen. Was beispielsweise dazu führte, dass Schweizer CompuServe-Kunden (die über das Netzwerk des US-amerikanischen Dienstleisters ins Internet gelangten) automatisch den USA zugerechnet wurden.

Dass die Lokalisierung im Internet heute viel einfacher und präziser geworden ist, hängt unter anderem mit dem Geo-Tagging (zu Deutsch: Geokodierung) zusammen. Ein Geo-Tag enthält eine geografische Positionsangabe (also Koordinaten), die ein Blogger seinem Blog oder ein Fotograf seinem Foto beifügt. Indem diese Meta-Information ausgewertet wird, sind beispielsweise Blog-Landkarten wie die Planet Switzerland Map oder der Blog-Globus von Twingly möglich:

(Das Video http://www.youtube.com/watch?v=zgIT-hfgOX ist inwischen leider nicht mehr verfügbar.)

Beliebt ist insbesondere das Geo-Tagging von Bildern. Das Exchangeable Image File Format EXIF, das jede Digitalkamera und jedes Bildbearbeitungsprogramm beherrscht, kann in den Meta-Daten nebst Informationen zur Kamera und zu den Kameraeinstellungen auch Angaben über Zeitpunkt und Ort der Aufnahme speichern. Websites und Desktop-Applikationen können diese Informationen dann nutzen, um Bilder ihrem Ursprungsort zuzuordnen und dies auf Landkarten oder Satellitenbildern zu visualisieren. Ein prominentes Beispiel ist Panoramio, dessen Fotos auch in Google Earth eingeblendet werden. Weitere Beispiele sind bei Media Projekt aufgeführt.

Panoramio

Grundsätzlich kann aber jede Information, die einen Bezug zu einem geografischen Ort hat, mit Geo-Tags versehen werden. Ein schönes Beispiel ist PinToMap, das Wikipedia-Artikel und Hotelinformationen auf eine Google Map projiziert. Sogar die Beute von Tonjägern lässt sich auf eine Landkarte abbilden, wie man beim Free Sound Project sehen bzw. hören kann.

Noch einen Schritt weiter geht Plazes: Auf dieser Web-Plattform kann man laufend seinen eigenen Standort publizieren. Auf diese Weise wissen (je nach Datenschutzeinstellung) die persönlichen Kontakte oder auch die ganze Welt, wo man sich gerade befindet. Umgekehrt kann man herausfinden, wer (Personen) oder was (Restaurants, Museen, WiFi-Hotspots) sich jeweils in der Nähe befindet. Die Aktualisierung des eigenen Standorts erfolgt manuell, wahlweise über den Computer oder das Handy. Allerdings dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis das Handy entweder per GPS oder per Funkzelle den Standort automatisch ermittelt und an den Plazes-Server weiterleitet.

Plazes

Die Frage, ob man wirkllich ständig über seinen Aufenthaltsort Rechenschaft ablegen will, muss jeder für sich selbst beantworten. Allerdings darf man auch nicht naiv sein: Die Telecom-Gesellschaften wissen bereits heute, über welche Antenne ein Mobiltelefon mit dem Funknetz verbunden ist – was angesichts der Dichte der Mobilfunkantennen eine ziemlich genaue Lokalisierung aller Kunden erlaubt.

The Art of GUI

23. Februar 2007 | Tim Springer

Schnell – ohne lange zu studieren: Aus welchen Betriebssystemen stammen die obigen Papierkörbe? Nein, zu gewinnen gibt es leider nichts, und die Lösung verrate ich an dieser Stelle auch nicht – die können Sie nämlich selbst im GUIdebook nachschlagen. Diese von Marcin Wichary akribisch und mit viel Liebe zur visuellen Gestaltung gemachte Website dokumentiert grafischen Benutzeroberflächen von A wie Amiga OS bis X wie Xerox Star. Eine Fundgrube für jeden, der sich mit GUIs beschäftigt. Übrigens: Erinnern Sie sich noch an den Startup-Sound von Windows 95? Hier ist er!

Pimp my Windows

22. Februar 2007 | Tim Springer

Es gibt Dinge, die müssten eigentlich in jedem Betriebssystem standardmässig vorhanden sein. Eigentlich. Zwei Dinge, die ich bei Windows besonders vermisse, werden glücklicherweise durch die beiden folgenden Freeware-Programme ziemlich gut abgedeckt:

FastStone Capture ist ein Screenshot-Programm, das alles hat, was man regelmässig braucht: Es erfasst einen beliebigen Bildschirmausschnitt und übergibt das Resultat wahlweise an den integrierten Editor, die Zwischenablage oder eine Datei.

Skynergy HotKeyz erlaubt es, systemweit funktionierende Tastaturkürzel zu definieren, mit denen man Programme und Dateien aufrufen, Systembefehle ausführen, Textbausteine einfügen oder Makros abspielen kann.

Must have!

Schauen Sie nochmals genau hin!

21. Februar 2007 | Tim Springer

Julian Beever - Segelboot

Julian Beever heisst der Maler, der Dinge auf das Strassenpflaster zaubert, denen wir unwillkürlich ausweichen…

Rapper Gimma macht Wahlpropaganda für die SVP

16. Februar 2007 | Tim Springer

Es ist tragisch, wie die Schweizer Rapper der SVP auf den Leim gegangen sind. Die SVP setzt in einer perfiden Kampagne Jugendgewalt mit Rappern gleich – und die Rapper lassen sich prompt provozieren, reagieren mit (verbaler) Gewalt (Details z.B. bei persoenlich.com) und erwecken so in der breiten Öffentlichkeit den Eindruck, dass die SVP wahrscheinlich doch nicht so unrecht hat. Eine bessere Wahlpropaganda könnte sich die SVP gar nicht wünschen.

Zum Wohl!

16. Februar 2007 | Tim Springer

Digestiv.tv heisst die Schweizer Kopie von Ehrensenf. Was nicht ist, kann ja noch werden.

Wie man Telefonverkäufer mit den eigenen Waffen schlägt

12. Februar 2007 | Tim Springer

„Es tut mir leid, Sie um diese Zeit stören zu müssen…“. Ich weiss schon, was jetzt kommt: neue Telefongesellschaft, neue Krankenkasse, neues Zeitungsabo. Typischerweise am Feierabend zwischen 20 und 21 Uhr oder am freien Samstagmorgen (je nach Schlafgewohnheiten unmittelbar nach oder vor dem Aufwachen). Ohne Rücksicht auf das Sternchen im Telefonbuch, das besagt: Wünscht keine Werbung! („Ah, wüssed Si, mir händ eusi Adrässe nöd us em Telefonbuech!“)

Wie wird man solche Quälgeister los? Meine aktuelle Strategie besteht darin, den Anrufer noch vor dem ersten Punkt in seinem Skript abzuwürgen. Das geht dann so:

„Grüezi Herr Springer, sicher händ Sie sich au scho Gedanke gemacht, wie Sie könntet bi de Gsundheitschöschte Gäld…“ – „Danke, ich bin sehr zfride mit minere Chrankekasse und möchte au us Prinzip kei söttigi Telefonaarüef, adieu!“

Trotz meiner Renitenz wagt sich leider immer wieder mal ein Telefonmarketing-Unternehmen an meine Nummer. Ich überlege mir deshalb, zum Gegenangriff überzugehen und den Anrufer mit dem EGBG Anti-Telemarketing Gegenwehrskript so lange zu piesacken, bis er entnervt aufgibt. Oder ich verbinde ihn direkt mit Frank-geht-ran.

Meteo in 7,2 Sekunden

9. Februar 2007 | Tim Springer

Ich erinnere mich noch gut an einen E-Mail-Wechsel mit Thomas Bucheli vor etwa 10 Jahren, in dem es um das Sendekonzept von Meteo ging. Seit der Wetterbericht zu einer Wetter-Show geworden sei, beklagte ich mich damals, könne ich mich gar nicht mehr auf die eigentlichen Prognosen konzentrieren. Von mir aus könne man Meteo auf die Schautafeln reduzieren und auf einen Viertel der Sendezeit kürzen. Thomas Bucheli war verständlicherweise anderer Meinung, und offenbar war er nicht der einzige, denn es wird noch immer viel geplaudert und erklärt in Meteo.

Sei’s drum – ich habe ab sofort eine Alternative: Das Meteo Dashboard Widget von Nico Rohrbach zeigt mir auf einen Blick alle wichtigen Schautafeln. Ich sehe innert 7,2 Sekunden, dass morgen ein Scheisswetter ist, dass ich mir aber ab übermorgen wieder Hoffnungen machen darf. (Sorry folks: for Mac only!)

Und wer trotzdem wissen möchte, warum sich die feuchte Kaltluftfront im Verlaufe des Tages abtrocknet, kann das immer noch im offiziellen Meteo-Blog nachlesen.