Abt. Bleifuss

15. November 2006 | Tim Springer

Heute im 20 Minuten gelesen:

„65 Prozent der Schweizer wollen auf Autobahnen schneller fahren als 120 km/h.“

Klar. Tun sie ja auch heute schon, wie man täglich beobachten kann. Ich sehe da überhaupt keinen Handlungsbedarf. Der TCS übrigens auch nicht.

„‚Wir sind gegen eine Erhöhung – unter anderem wegen der Verkehrssicherheit‘, sagt etwa TCS-Sprecher Stephan Müller.“

Next Generation Interface

10. November 2006 | Tim Springer

Die grafischen Benutzeroberflächen heutiger Computer (egal ob Windows Vista oder Mac OS X) sind zweifellos ein dramatischer Fortschritt gegenüber Text-Terminals. Wer allerdings glaubt, dass die Entwicklung damit abgeschlossen und die bestmögliche Bedienungsmetapher gefunden ist, sollte sich unbedingt diesen 3D Desktop anschauen:

Vielleicht noch einen Zacken weiter in der Zukunft ist dieses User Interface:

SWIFT – BIC – IBAN

10. November 2006 | Tim Springer

Mein Bankkonto macht zwar nur bescheidene Umsätze, aber ich komme trotzdem gelegentlich in die Situation, wo ich meine Kontonummer angeben muss. Diese kann ich zwar nicht auswendig, aber ich weiss sie mir zu beschaffen. Schwieriger wird’s, wenn für die Zahlung noch weitere Angaben erforderlich sind. Was schon wieder sind Bank-Clearing-Nummer, SWIFT, BIC, IBAN?

Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, ist die Bank-Clearing-Nummer ein Identifikationssystem für Geldinstitute, das aber nur innerhalb der Schweiz gilt. Die Ersparniskasse des Amtsbezirks Interlaken beispielsweise hat die Clearing-Nummer 8393, die Zürcher Kantonalbank die Nummer 700, die UBS in Chur die Nummer 208 und die UBS in Genf die Nummer 240. Clearing-Nummern können für ein ganzes Finanzinstitut oder auch nur für einzelne Geschäftsstellen gelten. Andere Länder haben ihre eigenen Systeme, z.B. BLZ, Fedwire oder ABI/CAB.

SWIFT-Code oder BIC ist im Prinzip dasselbe, aber auf internationaler Ebene. SWIFT ist die Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication, und der BIC der von dieser Organisation benutzte Bank Identifier Code. Weil es auf der ganz Welt mehr Banken gibt als nur in der Schweiz, ist auch der Code länger, nämlich 8- oder 11stellig. Dabei stehen die ersten 4 Zeichen für die Bank, die nächsten 2 Zeichen für das Land, weiter 2 Zeichen für den Ort und die letzten 3 Zeichen (sofern vorhanden) für die Filiale. Die UBS Genf beispielsweise hat die SWIFT-Nummer UBSWCHZH12A, die UBS Chur die Nummer UBSWCHZH70A und die Zürcher Kantonalbank die Nummer ZKBKCHZZ80A. Wenn man den BIC einer Bank nicht kennt, kann man ihn bei der SWIFT nachschlagen.

IBAN ist demgegenüber eine Nummer, welche nicht die Bank, sondern das Konto identifiziert, aber ebenfalls international funktioniert. IBAN steht schlicht und ergreifend für International Bank Account Number und ist ein primär in Europa benutztes Format für Kontonummern. Die Anzahl der Zeichen in einer IBAN variiert von Land zu Land (Grönland: 18; Schweiz: 21; Andorra 24), der Aufbau ist hingegen immer derselbe:

(Bild: ZKB)

Weisse Weste

8. November 2006 | Tim Springer

Privatsphäre ist ein rares Gut im Internet-Zeitalter. Es gibt kaum jemanden, den man nicht ergoogeln könnte. Und nicht selten kommen dabei auch Informationen zum Vorschein, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt oder gar falsch sind.

ReputationDefender ist gewissermassen ein virtueller Waschsalon, der dafür sorgt, dass Sie – zumindest im Internet – mit einer weissen Weste dastehen:

Our goal is straightforward:

  • To SEARCH out all information about you and/or your child on the Internet, wherever it may be, and present it to you in a clear report.
  • To DESTROY, at your command, all inaccurate, inappropriate, hurtful, and slanderous information about you and/or your child using our proprietary in-house methodology.

Ein interessanter Ansatz. Ob das allerdings auch tatsächlich funktioniert? Informationen im Internet zu finden ist das eine – sie zu löschen (und zwar endgültig und dauerhaft zu löschen) etwas ganz anderes. Wie beispielsweise will man ein komprimittierendes Foto aus der WayBackMachine entfernen, wo Webseiten der letzten 10 Jahre archiviert sind?

(via AYR Weblog)

Digitalfotografie: Die Krux mit dem Seitenformat

29. Oktober 2006 | Tim Springer

Wer digitale Fotografien zuschneiden will, sieht sich unvermutet mit einem Dilemma konfrontiert: Welches Seitenverhältnis soll man wählen?

Das Urformat der Fotografie – der 36-mm-Kleinbild-Film – hat ein Seitenverhältnis von 3:2 (Breite : Höhe), was einen Quotienten von 1.50 ergibt. Daran orientieren sich auch die klassischen Papierbild-Formate 9 x 13 bzw. 10 x 15 cm. Digitale Spiegelreflexkameras bleiben diesem Seitenverhältnis treu – wahrscheinlich deshalb, weil der deutliche Unterschied zwischen Quer- und Hochformat gestalterisch mehr hergibt.

Das zweite uns geläufige Format ist der PAL-Fernseher, wo die Bildpunkte in einem Verhältnis von 5:4 (Quotient = 1.25) zueinander stehen. Bei diesem Format unterscheiden sich die beiden Seitenlängen also deutlich weniger stark, das Bild tendiert mehr ins quadratische. Das ist vielleicht ein bisschen langweilig, aber weil man den Fernseher nicht jedes Mal um 90 Grad drehen kann, wenn eine Hochformataufnahme kommt, macht das Sinn: Bewegte Bilder gibt es nun mal nur im Querformat.

Genau dazwischen liegt das Seitenverhältnis bei den klassischen Computerbildschirm-Auflösungen: VGA und seine Nachfolger erzielen einen Wert von 4:3 (Quotient = 1.33). Auch einfachere Digitalkameras orientieren sich daran – wohl deshalb, weil solche Bilder am häufigsten am Computer betrachtet werden.

Die Rückbesinnung auf Standardformate ausserhalb der Fotografie schafft ebenfalls nicht die erwünschte Klarheit: Bei den Papierformaten gibt es zwei abweichende Normen (DIN/ISO und ANSI), und weder A4 noch Letter bringen es auf eines der obigen Seitenverhältnisse. Fehlanzeige auch beim berühmten Goldenen Schnitt, dessen Seitenverhältnis überraschend extrem ist und quasi auf halbem Weg zum Breitbildfernsehen HDTV (16:9) liegt.

Kurz: Ich habe keine befriedigende Lösung gefunden – aber immerhin den Überblick.

Meh Gas?

26. Oktober 2006 | Tim Springer

Der Blick zückt die „Rote Karte für unnötige Radarfallen!“ und schürt damit den Volkszorn über „die reinste Abzocker-Schikane“ der Waadtländer Polizei. Diese hat entlang der Autobahn A1 ein gutes Dutzend neue Radarfallen installiert, die nicht von weit her sichtbar, sondern in der Mittelleitplanke versteckt sind. „So nicht“, schreibt der Wissenschaftsredaktor Reto Kohler, sondern so: „Eine gut sichtbare Radaranlage vor einem Fussgängerstreifen erhöht die Verkehrssicherheit.“

Mit anderen Worten: Nur eine Radarfalle, die jeder sieht (und vor der man somit kurz runterbremsen kann), ist eine gute Radarfalle. Wenn man dagegen an einem Ort geblitzt wird, wo man nicht damit gerechnet hat, dann ist das sinnlos (weil dann ja keiner bremst) und somit reine „Abzockerei und Wegelagerei des Staates“ (Zitat Radar-Info-Zentrale). Mobile und versteckte Radarfallen sind also böse Radarfallen.

Wenn ich mich kurz beim Jugend-Slang bedienen darf: HALLO? Wer so redet (oder schreibt), meint doch im Prinzip, dass auf unseren Strassen freie Fahrt gilt, so lange man der Polizei die Genugtuung lässt, dass man bei den allseits bekannten Blechpolizisten kurz das Unschuldslamm spielt. Das mögen sich viele Autofahrer wünschen, aber es entspricht nicht der Realität – zum Glück, möchte ich anfügen, denn echte Verkehrssicherheit kann sich nicht darauf beschränken, dass Tempolimiten nur auf 0.5 Promille des Strassennetzes eingehalten werden.

Regeln werden bekanntlich dann befolgt, wenn deren Übertretung Konsequenzen hat, die weh tun. Dass man Geschwindigkeitsübertretungen mit Bussen ahndet, macht unter diesem Aspekt absolut Sinn, wie das Wehgeschrei der Autolobby beweist. Wer dies als unrechtmässige Bereicherung der Staatskasse empfindet, darf aber gerne auch „bargeldlose“ Formen der Bestrafung vorschlagen. Wie wäre es beispielsweise mit 1 Tag Freiwilligenarbeit in einer Unfallklinik pro 10 km/h zuviel?

Im Prinzip ist es doch ein Spiel mit ganz einfachen Regeln. Und wer dabei erwischt wird, wenn er die Regeln bewusst bricht, soll es tragen wie ein Mann (oder eine Frau) – und nicht darüber lamentieren, dass sich die Gegenseite nicht an die Regeln hält. Wenn nur jene erwischt würden, die dümmer sind als die Polizei erlaubt, dann wäre das Spiel ja auch ein bisschen reizlos, oder?

Nachtrag: Im Tages-Anzeiger desselben Tages lese ich folgende Schlagzeile:

„Pro Woche sterben auf Europas Strassen 800 Menschen“

Das entspricht 2 Jumbo-Abstürzen pro Woche. Und schuld daran ist – nebst anderen Gründen – eben auch das Tempo:

„Hauptursache für die tödlichen Unfälle seien das Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit, Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss und das Nichttragen der Sicherheitsgurte.“

Kolumnen hören

23. Oktober 2006 | Tim Springer

Als bekennender Liebhaber von Hörbüchern einerseits und Kolumnen andererseits kann ich nicht umhin, Ihnen die Website www.hoerkolumnen.ch zu empfehlen. Dort lesen die Kolumnisten Philippe Amrein (Zürcher StudentIn), Bänz Friedli (Migros-Magazin), Alex Oberholzer (Radio 24), Michèle Roten (Das Magazin), Thomas Schenk (20 Minuten), Peter Schneider (SonntagsZeitung) und Philipp Tingler (Facts) ihre Kolumnen. Die Aufnahmen im MP3-Format kann man als Podcast für iTunes abonnieren, damit man auch sicher keine Folge verpasst.

Ghana Youth Photo Project

22. Oktober 2006 | Tim Springer

Einen Dokumentarfilmpreis wird dieses Video wohl nie gewinnen. Trotzdem ist es schön zu sehen, dass es zwischen den vielen Belanglosigkeiten auf YouToube auch immer wieder einmal eine kleine Perle gibt, wo jemand wirklich etwas zu sagen und zu zeigen hat.

Anonymes Online-Shopping unerwünscht?

19. Oktober 2006 | Tim Springer

Swisscom stellt per März 2007 das Online-Zahlungssystem EasyPay mangels Rentabilität ein, wie die Handelszeitung berichtet. Das ist ausgesprochen schade, denn EasyPay war meines Wissens das einzige System, mit dem man im Internet anonym bezahlen konnte. So wie ich im „richtigen“ Leben die Wahl habe zwischen (anonymem) Bargeld und (personalisierter) Kreditkarte, so hätte ich diese Wahl auch gerne online. Müsste das nicht den Datenschutzbeauftragten interessieren?  

Das Versprechen des Roger Köppel

18. Oktober 2006 | Tim Springer

Roger Köppel ist zurück, und die Weltwochenschau hat es schlicht verschlafen! Das selbsternannte Watchblog der Weltwoche behauptet nach wie vor:

„Roger Köppel hat sein Amt noch gar nicht angetreten bei der Weltwoche, deshalb gibts auch noch keine Köppeliaden (Copyright by Martin Hauzenberger) zu rapportieren. Also: abwarten bis Darth Vader die Redaktion betritt.“

Die Weltwochenschau ist mit dem grossen Anspruch angetreten, einem der streitbarsten Schweizer Medienmacher auf die Finger zu schauen, und hat – ausser ein bisschen voreiliger Publicity in eigener Sache – bisher rein gar nichts geleistet. Das nährt natürlich Verschwörungstheorien: Hat der neue Weltwoche-Besitzer die Blogger unter Druck gesetzt? Oder hat er das Blog gar selbst eingerichtet, um seinen Kontrahenden zuvorzukommen, und lässt es nun wieder sterben, um die Diskussionen um seine Person einschlafen zu lassen?

Bleiben wir bei den Fakten – denn genau das ist es, was sich auch die Weltwoche auf die Fahnen geschrieben hat:

„Die Weltwoche lebt vom Leitsatz ’schreiben was ist‘. Der Leser erwartet, dass die Dinge so dargestellt werden, wie sie wirklich sind.“ (Köppel im Interwiew mit Persönlich)

Diesen Anspruch vertieft Köppel auch in seinem Leitartikel der neuesten Weltwoche-Ausgabe, in dem er die ruhmreiche Vergangenheit des Blattes als Sprachrohr gegen Nazi-Deutschland und als Heimat der emigrierten deutschen Intelligenzia beschwört.

„Die Zeiten haben sich verändert, aber die Weltwoche ist ein Ort der unabhängigen, der unbequemen Reflexion geblieben, eine Weltschau und ein Forum der distanzierten, punktgenauen Debatte.“

Und weiter:

„Sie pflegte den Humor als Stilmittel, die souveräne Heiterkeit als Grundton jeder vernünftigen Verständigung.“

Und schliesslich:

„Journalistisch steht das Blatt in bewährten Traditionen. Es fühlt sich dem publizistischen Realismus verpflichtet: Schreiben, was ist. Die Weltwoche hat sich immer bemüht, die Dinge so darzustellen, wie sie wirklich sind, jenseits der Schlachtordnungen, in der Mitte des Geschehens, aber immer über der Sache, durchaus engagiert und meistens gut gelaunt. Es spielt keine Rolle, woher die Kritik kommt, von welcher Seite der Applaus. Entscheidend ist der Drang zur eigenen Agenda.“

Einverstanden, Herr Köppel: Genau so wardie Weltwoche, bevor sie unter Ihrer ersten Chefredaktion polarisiert und polemisch wurde. Seither lesen wir regelmässig in gehässigem Ton darüber, wie der Staat und die Linken jede vernünftige Entwicklung in unserem Land verunmöglichen und wie wir von anderen Kulturen überrannt werden. Falls Sie tatsächlich zur alten Tradition der Weltwoche zurückzukehren wollen, dann kann ich nur sagen: Welcome back! Andernfalls haben Sie mit Ihrem Leitartikel ein unzweideutiges Versprechen abgegeben, an dem Sie Ihre Leserschaft jederzeit messen kann und wird.

Zur Rückkehr von Roger Köppel gebloggt haben unter anderen auch Tim der Grosse (mit dem ich weder verwandt noch verschwägert bin), die Blattkritik, Paperholic und Der Dissident.

Nachtrag: Tim der Grosse hat offenbar Geschmack an der Sache gefunden und Roger Köppels Leitmotiv zum Titel seines alternativen Weltwoche-Watchblogs gemacht: Schreiben, was ist! Der inoffizielle Weltwoche-Watchblog, der den selbsterklärten Welterklärern auf die Finger schaut. (Aber verwandt oder verschwägert sind wir noch immer nicht.)