Grenzwertig

26. Juni 2005 | Tim Springer

Wenn ich innerorts mit 60 statt 50 km/h fahre, dann kann es mir passieren, dass mich diese 20prozentige Überschreitung des Tempogrenzwerts 120 Franken kostet. Bei 65 km/h (entspricht 25 Prozent) komme ich gerade noch mit 250 Franken davon, darüber muss ich mit einer Anzeige rechnen. (Details in der Ordnungsbussenverordnung)

Wenn dagegen dieser Tage die Ozongrenzwerte im gesamten Mittelland um 50 Prozent, im Tessin gar um 100 Prozent überschritten werden, dann passiert gar nichts. Auch dann nicht, wenn der Grenzwert letztes Jahr in Lugano an 100 von 365 Tagen überschritten wurde. (Details beim BUWAL)

Man sieht: Wir Schweizer sind gar nicht so Tüpflischiisser, wie man immer meint. Trotzdem kann es so nicht weitergehen. Da hohe Ozonwerte bekanntlich durch hohe Temperaturen bedingt sind, fordere ich hiermit ultimativ die Abschaffung des Sommers!

SBBashing

25. Juni 2005 | Tim Springer

Das grosse SBB-Blackout erwischte mich im Trolley-Bus. Doch der gehört der VBZ, hatte also Strom und fuhr absolut fahrplanmässig. Das Chaos am Hauptbahnhof bekam ich nur in Form einer „Information der ZüriLinie“ mit. Ich habe also gut reden.

Roland Schlumpf hatte offenbar weniger Glück. Und offenbar nicht nur dieses eine Mal. Offensichtlich hatte sein Zug schon öfters Verspätung, oft war er zudem überfüllt, so dass Herr Schlumpf für sein sauer verdientes Geld nicht das bekam, was er glaubte erwarten zu dürfen. Das ist natürlich sein gutes Recht. Schade nur, dass die Redaktion des Tages-Anzeigers am Donnerstag ausgerechnet diesem Herrn die fünfte Spalte auf der Frontseite überliess, damit dieser per Kommentar am Day After so richtig gegen die SBB vom Leder ziehen konnte:

„Ihre Dienstleistungen sind typisch für einen Monopolisten, wenig kundenorientiert und teuer: Mit der Pünktlichkeit ist es trotz aller gegenteiligen Behauptungen der Unternehmensleitung nicht sonderlich weit her, Sitzplätze sind nicht garantiert, und wer von einem vergünstigen Generalabonnement für Familienmitglieder profitieren will, wird mit administrativen Hürden schikaniert. Längst schon lassen sich Schulklassen mit dem Car ins Ski- und Pfadilager ins Sommerlager fahren, weil die Kollektivpreise der SBB ihre Budgets sprengen.“

Markige Sätze, die Quote machen und dem Blick nicht schlecht anstehen würden – aber nicht zum Tagi passen. Nehmen wir aus aktuellem Anlass die Sitzplatzdiskussion, in der ich seit kurzem Experte bin. Richtig: Die Sitzplätze sind nicht garantiert – wenn man eine Platzreservation scheut. Auch ein Monopolist kann leider nicht hellsehen und voraussagen, ob an diesem Abend um 21:02 Uhr nun 513 oder 947 Personen von Zürich nach Basel fahren wollen. (Das Geschrei möchte ich hören, wenn plötzlich alle Bahnreisen vorangemeldet werden müssten – oder wenn die SBB ständig maximale Kapazitäten bereitstellen und deshalb die Billettpreise erhöhen würde.) Übrigens: Letzhin bekam ich auch in meinem Stammlokal keinen Platz mehr! Ist das nicht unerhört?

Auch die Informationspolitik der SBB bekam ihr Fett weg:

„… in den Zügen wie auf den Bahnhöfen hiess es lapidar: ‚Kein Strom.'“

Ich denke, man hätte nicht treffender sagen können, was Sache ist. Und es scheint mir eine gute Idee, mit Erklärungen zuzuwarten, so lange man selbst keine Klarheit hat. Nicht wahr, Herr Schlumpf?

P.S. Man kann die ganze Sache auch mit Humor nehmen…

Füsse hoch

21. Juni 2005 | Tim Springer

Am Wochenende geht die Post ab – da ist die ganze Schweiz unterwegs, tanzt die Nächte durch oder erobert die Berge. Die ganze Schweiz? Von wegen! Gemäss einer Studie der Werbeagentur Publicis sind die Schweizer am Wochenende mehrheitlich couch potatoes. Bezogen auf ihr Wochenendverhalten stufen sich die Befragten wie folgt ein:

Der Ausspanner 32.8%
Der Familienmensch 29.3%
Der „ich-will-alles-machen“-Typ 11.7%
Der Aktive/Sportler 8.2%
Der Ausgehtyp 7.6%
Der Shopper 4.7%
Keiner der genannten 5.7%

Und wenn wir schon mit den Vorurteilen aufräumen: Kennen Sie das Gefühl am Freitagabend, wenn alle Kollegen mit grossen Plänen ins Wochenende starten und nur Sie selbst völlig planlos vor 48 Stunden arbeitsfreier Zeit stehen? Fakt ist: Exakt zwei Drittel aller Schweizer verbringen ihre Wochenenden spontan, sprich sie haben auch am Freitag noch nichts geplant. Und das alles ist durchaus positiv zu sehen, denn 93% der Befragten sind am Wochenende sehr gut oder eher gut gelaunt!

Die Studie findet man beispielsweise hier.

Let’s grokk!

20. Juni 2005 | Tim Springer

Googeln ist out – grokken ist angesagt!

Pimp my Blog

12. Juni 2005 | Tim Springer

Manche Redewendungen verdienen das Prädikat „Epidemie“. Pimp my… ist so eine. „Pimp my Dingsbums“ an allen Ecken und Enden. Ich will mit Kollegen ein Treffen vereinbaren – das Mail-Subject heisst natürlich „Pimp my Agenda“. Und jetzt noch Michèle Roten im Magazin: „Pimp my Uni!“.

Auch auf die Gefahr hin, mich mal wieder gnadenlos als TV-Abstinenzler zu outen (vgl. die Subline dieses Blogs): Kann mir mal jemand erklären, was das heissen soll? „Aufmotzen“ ist die bisher einleuchtendste Übersetzung, die mir über den Weg gelaufen ist. Andere Vorschläge? Und wo ist – um im Bild zu bleiben – der Herd dieser Epidemie?

In diesem Sinn: Pimp my Blog – write a comment!

Good news

12. Juni 2005 | Tim Springer

„Küsse“, meint S., „sind im Grunde genommen erneuerbare Ressourcen.“

Leseliste

12. Juni 2005 | Tim Springer

Warum ist das Internet (und die Suchmaschine Google, die es uns erschliesst) so wichtig? Weil man früher an der Aufgabe, innert zwei Tagen einen Aufsatz über den Palästina-Konflikt zu schreiben, schlicht verzweifelt wäre, während man heutzutage dank Google sehr rasch einen Einstieg ins Thema findet.

Regula Freuler beschreibt in der heutigen NZZ am Sonntag sehr treffend meine eigene Faszination für dieses Medium (auch wenn es bei mir damals nicht der Palästina-Konflikt, sondern die Indios Mittelamerikas waren). Google macht uns nicht automatisch klüger, aber wer sich Wissen aneignen will und das Denken gelernt hat, kommt googelnd sehr viel rascher zum Ziel.

Nur manchmal wage ich mich an den Gedanken heran, wie mein Studium hätte sein können, wenn ich 10 Jahre später geboren worden wäre. Aber dafür weiss ich noch, was ein Zettelkatalog, eine Bibliographie oder die interbibliothekarische Fernausleihe ist.

Die Google-Gesellschaft

Kai Lehmann, Michael Schetsche (Hg.)
Die Google-Gesellschaft: Vom digitalen Wandel des Wissens
Transcript-Verlag
www.google-gesellschaft.de

Dolce far niente [3]

11. Juni 2005 | Tim Springer

Katzensee

CAGE

10. Juni 2005 | Tim Springer

Da sitzt man ganz unschuldig bei einem Glas Wein und ahnt gar nicht, wie gefährlich nahe man schon dem Alkoholismus ist! Jedenfalls wenn es nach den MedizinierInnen geht, die sich mit einer simplen Formel behelfen: CAGE. Nicht GABI, sondern CAGE.

Die vier magischen Buchstaben stehen für:

  • Have you ever thought you should CUT DOWN on your drinking?
  • Have you ever felt ANNOYED by others‘ criticism of your drinking?
  • Have you ever felt GUILTY about your drinking?
  • Do you have a morning EYE OPENER?

Alkoholismus-Verdacht besteht, wenn mehr als 2 Fragen positiv beantwortet werden. Santé!

Nackte Bratwürste – igitt!

9. Juni 2005 | Tim Springer

So weit haben wir es also gebracht mit unserer Political Correctness: Selbst eine nackte Bratwurst wird als anzüglich empfunden und zwecks Minimierung potientieller Ablehnung durch die anvisierte Zielgruppe vorsorglich züchtig verhüllt:

Thomy