Vielfalt

9. Juli 2005 | Tim Springer

Manchmal habe ich ja so Momente, wo ich die Kampagne für die vom Aussterben bedrohte Südphilippinische Zwergnacktschnecke herzlich irrelevant finde. Und wo ich Artenvielfalt für einen Selbstzweck halte, den man durchaus hinterfragen darf. Dann aber stolpere ich wieder über einen Artikel, der mir klar macht, dass den 300 Millionen Malariafällen pro Jahr fast nur mit dem Wirkstoff Artemisinin beizukommen ist, und dass dieser Stoff fast ausschliesslich aus dem einjährigen Beifuss (Artemisia annua) gewonnen werden kann.

Wär‘ schon blöd gewesen, wenn wir diese Pflanze ausgerottet hätten, bevor wir das rausgefunden hätten, oder?

P.S. Bevor Sie Google bemühen: die Zwergnacktschnecke ist frei erfunden. War nur so ein Beispiel. (Oder vielleicht ist sie bloss noch nicht entdeckt worden?)

P.P.S. Natürlich könnte man auch so argumentieren: Wenn wir die Anopheles-Mücke (welche die Malaria-Erreger auf den Menschen überträgt) ebenfalls ausrotten würden, dann könnten wir auch auf den Beifuss verzichten, weil wir ja dann für das Artemisinin keinen Bedarf mehr hätten. Eine überzeugende Logik – wenn Malaria die einzige Krankheit auf der Welt wäre…

Open Source als Konzept für die Entwicklungshilfe

9. Juli 2005 | Tim Springer

Dass das Open-Source-Konzept nicht auf die Informatik beschränkt bleiben muss, ist längst kein Geheimnis mehr. Im wissenschaftlichen Umfeld gibt es derzeit intensive Bestrebungen, elektronische Fachpublikationen (insbesondere Zeitschriften) kostenfrei und öffentlich zugänglich zu machen (sog. Open Access). Wissen, das durch öffentliche Gelder massgeblich finanziert worden sei, sollte auch der Öffentlichkeit zugänglich sein – so ein oft gehörtes Argument. Und wenn durch die Publikation Kosten entstünden, dann sollten diese die Autoren (welche dadurch ihre wissenschaftliche Karriere förderten) bezahlen, nicht die Leser. (Vgl. dazu den Artikel in Spectrum direkt).

Diese Bestrebungen stehen in Zusammenhang mit der allgemeinen Diskussion um erweiterte Nutzungsrechte für digitale Inhalte wie Texte, Bilder, Audio und Video (sog. Open Content). Hierfür wurden verschiedene Lizenzen geschaffen, welche eine kostenlose Nutzung oder gar eine Modifikation von solchen Inhalten vorsehen (z.B. GNU Free Documentation License, Creative Commons Licence).

Die Stiftung DNDi (Drugs for Neglected Diseases Initiative, an der unter anderem die Médecins Sans Frontières MSF beteiligt sind) macht sich den Open-Source-Gedanken auch für das Gesundheitswesen in Entwicklungsländern zu Nutze. Die DNDi hat ein Malaria-Medikament entwickelt, das sie nun vom Pharmakonzern Sanofi-Aventis produzieren lässt.

Nur: Im Gegensatz zu selbst entwickelten Medikamenten, welche die Pharmakonzerne mit Patenten gegen Nachahmer schützen, hat Sanofi-Aventis hier keine exklusiven Rechte. Somit darf (und soll) jeder Hersteller das Medikament kopieren, was zwangläufig dazu führt, dass sich seinVerkaufspreis zunehmend in Richtung der effektiven Herstellungskosten verschiebt. Und genau das ist die Voraussetzung dafür, dass sich die Menschen in den Entwicklungsländern solche Medikamente überhaupt leisten können.

Abkürzung des Tages

7. Juli 2005 | Tim Springer

Nachdem heute morgen bereits die dritte Auto-Reply in meine Mailbox flattert, plädiere ich für die Einführung einer neuen Abkürzung:

I’m OOO (= out of office)

Damit könnte man sehr kompakte Abwesenheitsmeldungen komponieren:

OOO ≤ 01.08.2005

würde bedeuten: Ich bin bis und mit 1. August abwesend.

Motto des Tages

6. Juli 2005 | Tim Springer

Lieber ohni Peperoni!

To think about [12]

3. Juli 2005 | Tim Springer

„Gewisse Leute“, sagt S., „verwechseln Selbstverwirklichung mit Selbstdarstellung.“

Paradox [4]

1. Juli 2005 | Tim Springer

Paradox ist, wenn die SDA von der „Weichenstellung für Rotkreuzer Autobahn-Raststätte“ berichtet (so geschehen am 30.06.2005).

Freiflug (mit Upgrade-Option)

30. Juni 2005 | Tim Springer

Was die NASA kann, kann Google auch: Nach World Wind (vgl. meinen euporischen Blog-Eintrag von einst) kommt nun Google Earth, gewissermassen die grosse Schwester von Google Maps (und früher unter dem NamenKeyhole auf dem Markt).

Während allerdings World Wind und Google Maps die Erde nur platt von oben zeigen, erlaubt Google Earth auch 3D-Ansichten und virtuelle Überflüge. Das geht zwar im Moment noch etwas rucklig, weil laufend Bilddaten vom Server nachgeladen werden müssen, und die 3D-Modellierung hat noch ihre Ecken und Kanten (im konkreten wie im übertragenen Sinn). Trotzdem kann man sich vorstellen, wohin die Entwicklung geht, und dieser Blick auf unseren Planeten ist bereits jetzt beeindruckend. Zudem unterlegt Google den Satellitenaufnahmen diverse geografische und Adressdaten – man kann sich als beispielsweise alle chinesischen Restaurant im Stadtteil anzeigen lassen, den man gerade aus der Vogelperspektive betrachtet.

Google ist allerdings nicht die NASA und kann folglich nicht nur Geld ausgeben, sondern muss auch welches verdienen. Nebst dem frei verfügbaren Basis-Version von Google Earth gibt es deshalb auch kostenpflichtige Plus- (USD 20), Pro- (USD 400) und Enterprise-Versionen (Preis auf Anfrage). Bereits die Basis-Version ist allerdings einen Download wert. Und sie zeigt, dass „googeln“ ein viel universelleres Prinzip sein kann als nur eine triviale Textsuche.

Solche 3D-Ansichten sind natürlich nicht neu: Solches gab es beispielsweise auch im Microsoft Encarta Weltatlas oder auch im Microsoft Flugsimulator, wenn auch noch ohne integrierte Satellitenaufnahmen. Und natürlich ist auch bei Microsoft die Zeit nicht stehen geblieben: Diesen Sommer soll MSN Virtual Earth vorgestellt werden, das ähnliches verheisst und die MapPoint-Technologie (Karten) mit den Satellitenaufnahmen des Terra-Servers verbindet.

Schon wieder was gelernt [4]

28. Juni 2005 | Tim Springer

„Stillstand beim Fliegen bedeutet Absturz“

Wo sie recht hat hat sie recht, die NZZ (28.05.2005, S. 13)

Ich glaub‘ mich tritt n’Elch!

28. Juni 2005 | Tim Springer

Jetzt ist es also amtlich: Man darf die Slogans seiner Mitbewerber nicht durch den Kakao zu ziehen. Wirbt also ein Möbelhaus mit

„Lebst Du schon oder schraubst Du noch?“

dann ist das eine nicht zulässige Variante des Slogans eines anderen grösseren Möbelhauses:

„Wohnst Du noch oder lebst Du schon?“

Mehr dazu bei Pepp-a-Spot.

Chochichästli-Orakel

26. Juni 2005 | Tim Springer

Schwyzertütsch ist ja nicht ein einzelne Sprache, sondern eine ganze Sprachfamilie mit vielen, sehr unterschiedlichen Dialekten. Mit der zunehmenden Mobilität ist allerdings die Dialektreinheit gefährdet, und wir selbst wissen oft gar nicht mehr, welchen Dialekt wir eigentlich sprechen. Abhilfe schafft hier das Chochichästli-Orakel. Aufgrund der Begriffe Hand, nicht, heute, Fenster, gestern, Abend, gehorchen, Mond, jeweils und Holzsplitter ordnet Sie das Orakel einer geografischen Region zu, wo der Dialekt am ehesten dem Ihrigen entspricht. Uu luschtig!