Second Life Client wird Open Source

Linden Research hat heute angekündigt, die Client-Software für die virtuelle Welt Second Life unter der GNU Public Licence v2 als Open Source freizugegeben. Über die Gründe, die zu diesem Entscheid geführt haben, sagt die Ankündigung im Linden-Blog wenig – der Titel «Embracing the Inevitable» suggeriert allerdings, dass Linden offenbar keine Alternative dazu sah.

In ersten Kommentaren taucht häufig das Thema Sicherheit auf: Während die einen hoffen, die Community werde helfen, Sicherheitslücken zu schliessen, befürchten andere, durch den Einblick in den Quellcode hätten Betrüger und Abzocker nun leichtes Spiel. Ausserdem wurde darauf hingewiesen, dass die Freigabe des Codes nur der erste Schritt für ein erfolgreiches Open-Source-Projekt darstelle: Die Organisation eines solchen Projekts und die Entwicklung einer funktionierenden Community sei eine grosse Herausforderung. Einen ersten Schritt hat Linden mit der Eröffnung eines Wikis gemacht, das als erste Anlaufstelle für die Community dienen soll.

My Web Pages: Open Source CMS von Microsoft

Mit My Web Pages Starter Kit hat Microsoft kürzlich ein einfaches Open Source Content Management System veröffentlicht, das auf dem .NET-Framework 2.0 basiert und ohne Datenbank auskommt. Das CMS ist mit folgenden Modulen ausgestattet: HTML, Events, Links, Guest Book, Contact Form, Downloads, RSS und Gallery. Grossen Wert wurde auf eine einfache Lokalisierbarkeit gelegt.

My Web Pages ist insgesamt deutlich einfacher gehalten als beispielsweise DotNetNuke, wie das Positioning Statement klar macht. Das CMS kann sofort produktiv genutzt werden, ist aber auch als Studienobjekt für ASP.NET-Programmierer gedacht. My Web Pages wird unter der Microsoft Permissive License (Ms-PL) veröffentlicht und steht auf CodePlex – Microsofts Plattform für Open-Source-Projekte – zum Download bereit. Eine Demo-Website ist unter www.mwpsk.org zu sehen.
Fragen an Thorsten D. Künnemann, Projektleiter von My Web Pages

Open Mind: Wie kommt Microsoft dazu, ein Open Source CMS zu entwickeln?

Thorsten D. Künnemann: Der in der Frage implizierte Widerspruch ist eigentlich keiner. Microsoft ist ja nicht nur der Entwickler des Windows-Betriebssystems und des Office-Software-Pakets, sondern stellt mit dem .NET Framework, verschiedenen Server-Lösungen und Programmiersprachen auch anderen Entwicklern die Rahmenbedingungen für die Entwicklung eigener Software zur Verfügung.

Microsoft wollte einen einfachen Einstieg in die Welt von ASP.NET 2.0 schaffen. Statt sich gleich am Anfang mit den technischen Details auseinandersetzen zu müssen sollte eine funktionsfähige Applikation die Leistungsfähigkeit der Technologie beweisen und den Webmastern ein einfach zu bedienendes CMS zur Hand geben.

Erst mit individuellen Anpassungswünschen kann man dann Aufbau und Syntax von ASP.NET 2.0 kennen lernen. Ausserdem erhalten Entwickler Einblick in den Source Code des CMS, um einerseits den Einsatz der neuen Technologien am Fallbeispiel kennen zu lernen und andererseits an der Weiterentwicklung des CMS zu partizipieren. Nur mit einem kostenlosen Open Source CMS lassen sich diese Ziele erreichen. Bereits heute sind verschiedene Entwickler weltweit an dem Projekt beteiligt, sie liefern Lokalisierungen für andere Länder und Sprachen, zusätzliche Module und Bugfixes.

Wichtig ist vor allem, viele Entwickler von den Vorteilen des .NET Frameworks zu überzeugen und langfristig natürlich auch die Zahl von Websites auf Microsoft IIS Servern zu erhöhen, denn das CMS benötigt das .NET Framework dieser Server.

Open Mind: Kann man My Web Pages auch als Nicht-Programmierer bedenkenlos für eine produktive Website einsetzen oder ist es doch primär als Demo für .NET-Entwickler gedacht?

Thorsten D. Künnemann: Das My Web Pages CMS kann von jedem Nicht-Programmierer für produktive Websites eingesetzt werden: Die Dateien werden einfach auf den Webserver geladen und die Konfigurationsseite direkt im Web-Browser geöffnet, der normale User sieht im Idealfall keine einzige Zeile Code. Lediglich bei der Rechtevergabe für einen speziellen Applikationsordner kann es je nach Hosting-Partner nötig sein, kleinere Anpassungen vorzunehmen; diese sind im Paket beschrieben. Es braucht einen ASP.NET 2.0 Hosting Partner.

Open Mind: Was hat My Web Pages, was andere Open Source CMS nicht hat? Anders gefragt: Warum braucht es ein weiteres Open Source CMS?

Thorsten D. Künnemann: Jeder User mag andere Vorteile in diesem CMS erkennen. So bietet das My Web Pages Starter Kit viele Module wie ein Gästebuch, eine News- und Event-Liste oder eine Bildergallerie, deren Betrieb aber keine komplizierte Datenbankinstallation benötigt, wie bei manch anderem CMS mit gleichem Funktionsumfang. Die Daten werden in XML Dateien gespeichert. (Ein Entwicker der Community hat allerdings auch schon ein Plugin für die Integration einer SQL Datenbank geschrieben).

Das My Web Pages Starter Kit bietet mit neun verschiedenen Content-Modulen, einem Rich-Text- und einem HTML-Editor, einer User-Verwaltung und einer RSS-Feed-Generierung alles, was es für umfangreiche Websites braucht. Es zeichnet sich aber gegenüber vielen anderen CMS durch eine geringere Komplexität in der Bedienung aus. Der Einsatz von Master Pages in ASP.NET erlaubt nicht nur, alle Eigenschaften der Webseiten global zu definieren, sondern auch das Design der gesamten Website mit nur einem Klick komplett zu ändern.

Das CMS wird bereits mit einem Dutzend verschiedener Designs geliefert. Jede Seite kann inviduell mit Hilfe der Module gestaltet werden, der Einsatz vieler vordefinierter Module im ASP.NET Framework erleichtert und beschleunigt den Bau einer Website. Ein Easy-Control-Modul erleichtert zudem den Einbau neuer, selbst entwickelter Module.

Open Mind: Aktuell ist die Version 1.0.3 Stable von My Web Pages verfügbar, seit kurzem steht auch der Release Candidate 1.1 zum Download bereit. Wie geht es mit dem Projekt weiter? Geht es überhaupt weiter?

Thorsten D. Künnemann: Das Projekt wird auf der Codeplex-Plattform kontinuierlich weiterentwickelt. Unsere Entwickler und die Community liefern Ergänzungen, Bugfixes und neue Lokalisierungen für neue Releases. Die Version 1.1 enthält weitere Lokalisierungen, darunter auch eine für Arabisch inklusive einer neuen Master Page für das dafür benötigte rechtsbündige Layout und den Recht-Links-Textverlauf.

Disclosure: Der Betreiber dieses Blogs ist – wie Thorsten D. Künnemann – Angestellter von Futurecom interactive AG, welche My Web Pages Starter Kit im Auftrag von Microsoft EMEA entwickelt hat.

Open Source Essentials: KeePass

Der moderne Mensch verfügt über eine Vielzahl von Passwörtern, Seriennummern, PINs und Kreditkartennummern, die er sich unmöglich alle merken kann. Das verleitet dazu, immer dasselbe Passwort zu verwenden oder Passwörter auf Post-Its zu schreiben und diese an den Bildschirm zu kleben. Beides ist sicherheitstechnisch fahrlässig – und auch nicht nötig, den schliesslich gibt es Programme, welche Passwörter sicher verwalten.

Der beste Password Manager mit Open-Source-Lizenz ist KeePass von Dominik Reichl. Vom Entwickler selbst gibt es nur eine Windows-Version, auf der offiziellen Website werden aber auch Ports und Builds für Mac OS X, Linux, PocketPC und PalmOS aufgeführt.

Das Prinzip ist einfach: Alle Passwörter werden in einer verschlüsselten KeePass-Datenbank gespeichert, die nur mit einem Master-Passwort zu öffnen ist. Die Verschlüsselung erfolgt wahlweise über den Advanced Encryption Standard (AES) oder den Twofish-Algorithmus. Besonders sicherheitsbewusste Anwender wählen zusätzlich die Option, dass die Datenbank nur dann geöffnet werden kann, wenn eine zusätzliche Schlüsseldatei gefunden wird, die man beispielsweise auf einem USB-Stick oder einer CD ablegt. Ansonsten ist das Programm absolut selbsterklärend, schnell und attraktiv gemacht.

Ganze Websites herunterladen mit HTTrack

Es gibt verschiedene Gründe, warum man eine komplette Website über das HTTP-Protokoll auf die lokale Festplatte herunterladen möchte. Wer per Modem oder ISDN online geht (und somit Gebühren pro Zeiteinheit zahlt) kann so eine grössere Website in Ruhe studieren, ohne sich deswegen finanziell zu ruinieren (sog. Offline Browsing). Auch wer als Webpublisher eine Site überarbeiten oder nachbauen muss und nicht per FTP auf den Server zugreifen kann, muss sich die Dateien auf diesem Weg beschaffen. Und wer befürchtet, dass eine für ihn wichtige Website demnächst offline gehen oder verändert werden können, kann sich so eine persönliche Kopie anlegen.

HTTrack ist sich der Vielzahl seiner Anwendungszwecke durchaus bewusst und nennt sich deshalb sowohl Website Copier als auch Offline Browser. Das Open-Source-Programm ist für Windows, Linux/Unix/BSD und Mac OS X (Fink Package) verfügbar und untersteht der GNU Public Licence GPL. Ein Assistent führt durch ein paar wenige Schritte, und schon startet der Download. Das Programm hangelt sich von der Homepage aus durch die gesamte Website und lädt sowohl HTML-Seiten als auch die darin referenzierte Bilder, Flash-Elemente, PDF-Dokumente etc. herunter.

Eine Alternative, die auf HTTrack aufbaut, ist SpiderZilla: Diese Extension für Firefox erweitet das Extras-Menü um den Befehl «Komplette Website lokal speichern…». SpiderZilla hat den Vorteil, dass man kein separates Programm öffnen muss, sondern spontan aus dem Browser heraus eine Website herunterladen kann.

ClamWin: (Beschränkter) Virenschutz auf Open-Source-Basis

Verglichen mit den kommerziellen Anti-Virus-Programmen ist die Benutzeroberfläche von ClamWin ziemlich schmucklos. Auch in anderen Punkten kann das Open-Source-Programm nicht ganz mit Symantec, McAfee & Co. mithalten. So bietet ClamWin keine Dauerüberwachung des Rechners auf verdächtige Aktivitäten, sondern der Viren-Scan muss manuell angestossen werden. Auch basiert die Virenerkennung ausschliesslich auf Signaturen – eine Heuristik, die auch unbekannte oder mutierende Viren aufspüren könnte, fehlt. Immerhin kann ClamWin seine Virensignaturen per Online-Update auf dem neusten Stand halten, was angesichts der schnellen Verbreitung von Computerschädlingen entscheidend ist. Der Community wird ausserdem nachgesagt, dass sie die Signaturendatenbank bei neu auftretenden Viren sehr rasch aktualisiert.

ClamWin basiert auf der ClamAV-Engine. Ausser für Windows gibt es auch Portierungen für verschiedenste Linux-Distributionen, Mac OS X und BeOS. Als ClamWin Portable kann die Software auch direkt von einem Memorystick oder anderen mobilen Datenträgern aus gestartet werden.

PortableApps: Open Source Software Suite To Go

Viele Anwender von Open Source Software stehen vor dem Problem, dass sie auf anderen Rechnern nicht ihre vertrauten Programme vorfinden, sondern deren kommerziellen Pendants. Oft ist es zu umständlich – oder mangels Administratorrechten sogar unmöglich – ein Open-Source-Programm selbst zu installieren. Hier helfen Portable Apps – Programme, die ohne Installation direkt ab einem mobilen Datenträger laufen.

Wer mit minimalem Aufwand die wichtigsten Portable Apps auf einen Datenträger bringen will, greift zur PortableApps Suite von John T. Haller. Diese fasst zwei Dutzend der am häufigsten genutzten Open Source Programme in einem selbstextrahierenden Archiv zusammen und liefert ein hübsches Startmenü mit. Das Archiv kann im Prinzip auf einen beliebigen Datenträger entpackt werden – nebst dem klassischen USB Memorystick kommen auch portable Festplatten oder MP3-Player in Frage.

Mit Mozilla Firefox, Mozilla Thunderbird, Mozilla Sunbird, OpenOffice.org, GIMP, VLC Media Player, FileZilla, Gaim und 7zip bringt die Standard Edition der PortableApps Suite die gängigsten Tools für digitale Nomaden mit und beansprucht trotzdem nur 512 MByte Speicherplatz. Die Lite Edition ersetzt OpenOffice.org durch AbiWord und passt sogar auf einen 256-MByte-Datenträger. Bei der Base Edition kann der Anwender die gewünschten Programme selbst zusammenstellen.

NGO-in-a-Box: Software-Pakete für gemeinnützige Organisationen

Gemeinnützige Organisationen (engl. Non-Governmental Organisations NGO) verfügen in der Regel über ein beschränktes Budget. Zudem wird von ihnen erwartet, dass sie ihre Mittel möglichst vollständig in die Projektarbeit investieren und möglichst wenig für Infrastruktur ausgeben. Es ist deshalb nur logisch, dass viele NGOs Freie Software einsetzen, um das Informatik-Budget zu entlasten. Hinzu kommt, dass es für gewisse NGOs auch aus politischen Gründen Sinn machen kann, keine Produkte von kommerziellen Software-Herstellern einzusetzen. Auf der anderen Seite haben die IT-Verantwortlichen von NGOs aber selten die notwendigen Ressourcen, um Open Source Software zu evaluieren und die für Freie Software typischen Herausforderungen zu bewältigen. 

Hier setzt das Tactical Technology Collective an: Unter dem Label NGO-in-a-Box stellt die in Amsterdam beheimatete Organisation Pakete mit Freier Software zusammen, die sich im NGO-Alltag bewährt haben. Solche Pakete enthalten nicht nur die Software selbst, sondern auch Anwendungsszenarios und Support-Informationen. Mit unterschiedlichen Editionen versucht NGO-in-a-Box dabei den unterschiedlichen Bedürfnissen der NGOs gerecht zu werden – derzeit gibt es eine Security Edition, eine Audio Video Edition und eine Open Publishing Edition.

Linux ab USB Memorystick starten

Statt Linux mühsam auf der Festplatte zu installieren (und dabei eine bestehende Installation eines anderen Betriebssystems zu gefährden) kann man diverse Linux-Distributionen auch direkt von einer sogenannten Live-CD booten (vgl. dazu Live-CD auch von Fedora Core). Man braucht dazu nur das entsprechende ISO-Disk-Image auf eine CD zu brennen und das BIOS so zu konfigurieren, dass der Rechner beim Systemstart nicht zuerst auf der Festplatte, sondern auf dem CD-Laufwerk nach einem bootbaren System sucht.

Live-CDs eignen sich hervorragend für erste Erkundungstouren in die Linux-Welt. Erfahrene Systembetreuer schätzen zudem die Möglichkeit, per Live-CD auf die Festplatte eines Rechners zugreifen zu können, der sich wegen eines Fehlers nicht mehr normal starten lässt. Live-CDs haben aber auch entscheidende Nachteile: Erstens läuft ein Betriebssystem ab CD – im Vergleich zu einer Festplatte – quälend langsam. Und zweitens lassen sich Einstellungen und Daten nicht auf der CD speichern.

Beide Nachteile lassen sich vermeiden, wenn man statt einer CD-ROM einen USB Memorystick benutzt. «Live-Sticks» (den Begriff habe ich so bisher noch nicht angetroffen) sind zwar nicht so etabliert und problemlos wie Live-CDs – sowohl die Software als auch die Hardware (Rechner und Memorystick) sind potentielle Fehlerquellen. Bei mir persönlich funktionierte der «Live-Stick» aber auf Anhieb (mit Knoppix 5.1, HP Pavilion K351.CH, Sony MicroVault 2 GB). Und sowohl der Boot-Vorgang als auch der Betrieb ab Memorystick sind wesentlich flüssiger als mit der Live-CD.

Folgende Arbeitsschritte sind erforderlich:

  • USB Memorystick als Laufwerk formatieren (mit dem frei verfügbaren HP USB Disk Storage Format Tool)
  • ISO-Disk-Image der Live-CD herunterladen und dessen Inhalt auf den Memory Stick kopieren (beides zusammen kann einige Stunden dauern!)
  • Konfigurationseinstellungen vornehmen

Die beste Referenz in diesem Zusammenhang ist Pen Drive Linux. Die Standardprozedur Boot and run Knoppix from a USB flash memory stick funktionierte auf Anhieb, setzt keinerlei Linux-Kenntnisse voraus und ist technisch nicht speziell anspruchsvoll – die grösste Hürde besteht darin, über die DOS-Kommandozeile eine EXE-Datei zu starten. Seit gestern gibt es zudem unter All In One USB Knoppix 5.1.0 zip eine vereinfachte Variante mit einem kleinen Installer, die selbst diese Hürde eliminiert.

Eine Spur anspruchsvoller wird es, wenn man auf dem Memorystick auch Einstellungen und Daten speichern möchte . Hierzu muss man auf dem Stick ein sogenanntes persistentes Home-Verzeichnis anlegen und anschliessend Linux anweisen, dieses auch zu benutzen. Für Knoppix gibt es auch hierzu eine Anleitung auf Pen Drive Linux: Knoppix Linux Live CD and USB flash drive persistent image How To. Wobei diese Anleitung nach meiner Beobachtung zwei kleine Fehler enthält:

  • Booting from the CD, Schritt 1: Während der Rechner von der Live-CD gebootet wird darf der USB-Stick noch nicht eingesetzt sein. Andernfalls wird er nämlich automatisch eingebunden (gemountet) und kann dann im weiteren Verlauf nicht mehr als Ziel für das persistente Home-Verzeichnis gewählt werden. Stattdessen soll der USB-Stick erst dann eingesetzt werden, wenn Knoppix ab der Live-CD fertig gebootet hat.
  • Saving System Settings, Schritt 5: Nach dem Schreiben der Konfigurationsdateien erscheint – anders als angegeben – keine Bestätigungsmeldung.

Auf dem Weg zu TYPO3 Version 5.0 "Phoenix"

Gerade wurde das TYPO3 Maintenance Release 4.0.4 veröffentlicht, und TYPO3 4.1 steht kurz vor der Fertigstellung (vgl. TYPO3 4.1 Beta1 erschienen). Das Entwickler-Team denkt allerdings bereits weiter – viel weiter. Die zukünftige Version 5 von TYPO3 (Code-Name «Phoenix») soll eine vollständige Neuentwicklung werden, die den Ballast der über Jahre gewachsenen Architektur abwirft. Stattdessen sollen moderne Technologien (insbesondere PHP5 bzw. PHP6), Konzepte und Standards implementiert werden, die neue Massstäbe bezüglich Qualität, Sicherheit, Skalierbarkeit, Wartbarkeit und Erweiterbarkeit setzen.

Bei den Features und der Benutzeroberfläche strebt man zwar Kontinuität an: Die «Seele von TYPO3» soll erhalten bleiben. Der technische Unterbau hingegen wird sich radikal ändern – mit der einschneidenden Konsequenz, dass TYPO3 5.x nicht rückwärtskompatibel zum aktuellen TYPO3 4.x sein wird. Eine Migration von der alten auf die neue TYPO3-Generation wird somit kein ganz simples Unterfangen sein, auch wenn die Entwickler entsprechende Dokumentationen und Tools bereitstellen wollen.

Die Idee einer neuen TYPO3-Generation entstand bereits 2005. Seinen offiziellen Start erlebte das Projekt mit Projektleiter Robert Lemke an den TYPO3 Developer Days 2006 in Dietikon/Zürich. Das erste greifbare Resultat ist ein Konzept, wie TYPO3 5.0 Daten speichern wird. Statt wie bisher einen Teil der Daten in einer Datenbank und einen Teil im Filesystem abzulegen, wird in Zukunft ein Content Repository benutzt. TYPO3 und seine Extensions sprechen dann nicht mehr direkt Datenbankinhalte oder Dateien an, sondern greifen über eine API auf das Content Repository zu. Jenes regelt die physische Datenspeicherung selbst, wobei weiterhin relationale Datenbanken (MySQL, Oracle…), aber auch andere Dateiformate (CSV, Excel…) für die Datenhaltung genutzt werden können. Zudem kann ein Content Repository besser mit hierarchisch strukturierten Informationen umgehen.

Das Konzept eines solchen Content Repositorys ist nicht TYPO3-spezifisch, sondern insbesondere von Day Communiqué her bekannt. Das Content Repository API des Schweizer CMS-Herstellers ist inzwischen unter der Bezeichnung JSR 170 zum offiziellen Standard in der Java-Welt erhoben worden. Mit Jackrabbit gibt es von der Apache Software Foundation auch ein JRS-170-konformes Open Source Content Repository, das allerdings ebenfalls in Java implementiert ist. Dank der PHP/Java-Bridge kann aber auch ein PHP-basiertes System wie TYPO3 auf Java-Software zugreifen, und so wird zunächst Jackrabbit als Content Repository für TYPO3 eingesetzt. Bis zur Veröffentlichung von TYPO3 5.0 will man dann ein eigenes Content Repository in PHP implementierten, damit das CMS auch ohne Java lauffähig ist; der Datenaustausch mit JRS-170-basierten Repositories aus der Java-Welt steht dann allerdings weiterhin offen.

Bis TYPO3 5.0 für den produktiven Einsatz verfügbar ist, wird noch viel Zeit vergehen. Die Roadmap nennt auch ganz bewusst keine Daten. Zudem werden die Versionen 4.x und 5.x eine ganze Weile parallel existieren – wie lang, das hängt ganz vom Interesse der TYPO3-Community ab.

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