Democracy Player: Namenswechsel zu Miro vollzogen

miro.jpg

Die Participatory Culture Foundation hat ihren Democracy Player nun definitiv in Miro umbenannt (vgl. Announcing Miro). Abgesehen davon kommt die aktuelle Version 0.9.8.1 im vertrauten Gewand daher, und auch von den Features her handelt es sich primär um ein Maintenance-Update (vgl. What’s New in Miro Public Preview 1).

Vom legalen und illegalen Sound Sampling

image

Darf man Sound Samples für eigene Musikproduktionen verwenden? Diese Frage, die für die heutige Musikkultur von zentraler Bedeutung ist, versucht Poto Wegener zumindest für das Schweizer Urheberrecht zu beantworten. Wegener ist als Leiter der Urheberabteilung der SUISA ein Spezialist auf diesem Gebiet. Seine Dissertation “Sound Sampling: Der Schutz von Werk- und Darbietungsteilen der Musik nach schweizerischem Urheberrechtsgesetz” ist bei Helbing & Lichtenhahn erschienen.

(via Swiss Music News)

Umbenennung: Aus Democracy Player wird Miro

image

Als Collector’s Edition wird die neueste Version 0.9.6 des Democracy Players angekündigt: “Last version before name change!” Eine nicht ganz ernsthafte Ankündigung eines ernsthaften Themas: Der Player, der für die Demokratisierung des Mediums Internet-TV steht, soll spätestens ab der Version 1.0 den Namen Miro tragen. Die Begründung dafür lautet wie folgt:

“… the name [Democracy Player] … confused a huge number of potential users. In all our debates about whether you could call something ‘Democracy’ and how people would react to the name, we hadn’t realized that so many people would simply assume that the software was for politicians and videos about politics. We hear this response over and over, and it’s a real limitation to our user base. So we’re changing the name to Miro.”

Persönlich finde ich es schade, dass der programmatische Name aufgegeben wird – Miro ist absolut austauschbar und könnte für einen Weichspüler, einen japanischen Kleinwagen oder einen Schokoriegel stehen. Nur eine gut getextete Subline kann dies noch retten…

CamStudio: Screen Recorder für Windows

Wenn es darum geht, eine Software oder eine Website zu erklären, gibt es kaum etwas besseres als einen Screencast, d.h. einen Film, der die Vorgänge auf dem Bildschirm wiedergibt. Ein Programm, das solche Screencasts erzeugt, heisst Screen Recorder. Und wer einen Screen Recorder mit einer Open-Source-Lizenz suchst, stösst unweigerlich auf CamStudio.

Die Geschichte von CamStudio ist etwas kompliziert. Die Software wurde ursprünglich von RenderSoft entwickelt, im Verlaufe der Jahre aber von eHelp, Macromedia und schliesslich Adobe übernommen. Teile des CamStudio-Codes flossen dadurch in RoboDemo ein, das später zu Captivate wurde. Im Gegensatz zu Captivate, das ein eigentliches E-Learning Authoring Tool ist, stellt CamStudio aber wirklich nur einen Screen Recorder dar.

Etwas verwirrend sind auch die verschiedenen Entwicklungslinien von CamStudio. Was man heute als Open Source Software auf www.camstudio.org herunterladen kann, ist die Version 2.0 aus dem Jahre 2003. Eine später veröffentlichte Version 2.1 verfügt über weniger Funktionen und ist offenbar nicht Open Source. Nick Smith, der das Open Source Projekt leitet, hat in seinem Blog einmmal eine Version 2.2 erwähnt, die aber bisher ebensowenig Realität geworden ist wie die vorschnell angekündigte Version 3. Dafür gibt es seit kurzem erste Video-Demos einer Version 2.5, die offenbar kurz vor der Fertigstellung steht. Ausserdem gibt es mit dem Etrusoft !Quick Screen Recorder ein kommerzielles Produkt, das unter dem Verdacht steht, eine Kopie von CamStudio zu sein.

Was den Leistungsumfang betrifft so liefert CamStudio eine gute Grundausstattung. Das Programm kann Vorgänge auf dem Bildschirm inkl. Ton als AVI-Movie aufzeichnen. Dabei stehen alle im System installierten Codecs zur Auswahl, ausserdem bringt CamStudio einen eigenen Codec mit. Bei Bedarf kann das AVI-Movie nach der Aufnahme automatisch in eine streaming-fähige Flash-Datei (SWF) konvertiert werden, was für die Bereitstellung im Web vorteilhaft ist. Für textuelle Anmerkungen stehen sogenannte Screen Annotations zur Verfügung, und es können auch Video-Quellen (z.B. von einer Webcam) mitaufgezeichnet werden.

Was CamStudio dagegen fehlt ist die Möglichkeit, eine Aufnahme nachzubearbeiten, beispielsweise um Längen zu eleminieren, Schnitzer herauszuschneiden, Zwischentitel einzufügen oder die Tonspur nachträglich zu besprechen. Auch interaktive Elemente fehlen: CamStudio erzeugt reine Filme, und wer Zwischenhalte, Verzweigungen oder gar Testfragen einbauen möchte, muss auf ein anderes Programm zurückgreifen.

Free Software Foundation fordert Ogg Vorbis statt MP3

Mit der Kampagne “Play Ogg” macht sich die Free Software Foundation FSF für die Ablösung des MP3-Formats durch Ogg Vorbis stark. Vorbis ist nicht nur technisch überlegen, sondern vor allem frei von Patenten. Während beim Einsatz von MP3-Codecs in Hardware- und Software-Playern Lizenzgebühren fällig werden (bzw. Schadenersatzklagen drohen), können Vorbis-Codecs frei genutzt werden.

Die beiden grössten Hindernisse bei der Verbreitung von Ogg Vorbis ist der geringe Bekanntheitsgrad sowie der Umstand, dass nicht alle MP3-Player auch Ogg Vorbis unterstützen. Dies gilt insbesondere für Software-Mediaplayer. Die FSF empfiehlt deshalb den VLC Media Player (vgl. Open Source Essentials: VLC Media Player).

Musipedia: Die Wikipedia für Melodien

musipedia.jpg

Inspiriert von den Prinzipien der Wikipedia will die Musipedia ein kollaborativ erstelltes Nachschlagewerk für Melodien werden. Das ist anspruchsvoller, als man im ersten Moment denken könnte, denn: Wie formuliert man eine Suchanfrage an eine Melodiensuchmaschine?

Bei Musipedia stehen verschiedene Eingabemethoden zur Auswahl. Wer die Notenschrift beherrscht, kann die Melodie über den oben gezeigten Editor zusammenklicken. Diese sogenannte Keyboard Search ist ziemlich effektiv und führt zu relativ verlässlichen Treffern – die obige Melodie aus Vivaldis Vier Jahreszeiten wurde jedenfalls auf Platz 2 im Suchresultat gelistet.

Spannend, aber nicht ganz so präzise ist die Suchmethode Sing or Whistle: Hier kann man eine Melodie summen oder pfeifen, anschliessend versucht die Applikation daraus Tonhöhen und Tonlängen zu erkennen. Dies ist grundsätzlich ein anspruchsvolles Unterfangen und führt auch bei Musipedia nicht immer zu befriedigenden Resultaten – glücklicherweise kann das Ergebnis in der sogenannten Piano-Roll-Notation anschliessend noch editiert werden.

Ein dritte Methode besteht darin, nur den Rhythmus auf der Computertastatur zu klopfen. Interessenter Ansatz – aber mit Take five war das System bei meinem Test hoffnungslos überfordert.

Die vierte Methode schliesslich heisst Contour Search. Sie basiert auf dem sogenannten Parsons Code, der eine Melodie lediglich dadurch beschreibt, ob der nächste Ton höher, tiefer oder gleich hoch wie der vorangehende ist. Ein Parsons Code besteht also aus einem “Wort” mit den Buchstaben U (für up), D (für down) und R (für repeat) und kann dann über ein normales Formularfeld gesucht werden.

Insgesamt ist die Musipedia ein spannender Ansatz, auch wenn die Oberfläche noch nicht so geschliffen daher kommt wie bei den heutigen Web 2.0-Anwendungen. Hinter dem Projekt steht übrigens Rainer Typke, der am Österreichischen Institut für Künstliche Intelligenz über genau solche Probleme forscht und auch ein Buch zum Thema Music Retrieval based on Melodic Similarity publiziert hat.

AudioXplorer: Analyse von Audiosignalen unter Mac OS X

audioxplorer.jpg

Der AudioXplorer dient der Analyse von Audiosignalen. Er visualisiert den Signalpegel (Oszilloskop) sowie die Frequenzanteile (Spektrometer und Sonagramm). Das Ganze funktioniert in Echtzeit, man kann aber auch aufgezeichnete Signale oder bestehende Audiodateien (z.B. MP3) analysieren. AudioXplorer unterstützt Audio Unit Plug-ins (Plug-In-Architektur von Core Audio in Mac OS X), wobei dieses Feature als “Preliminary Support” deklariert wird und bei meinen Tests regelmässig einen Programmabsturz verursacht hat.

Die Software untersteht der BSD-Lizenz und wird seit eineinhalb Jahren nicht mehr aktiv weiterentwickelt. Immerhin hat der Autor im letzten Herbst noch eine Universal Binary Version nachgeschoben, so dass AudioXplorer auch auf Intel-Macs läuft. Das Programm ist schön gemacht und bietet einen ansehnlichen Leistungsumfang. Für einen professionellen Toningenieur sind wahrscheinlich nicht alle Funktionen vorhanden (beispielsweise fehlt ein Korrelationsgradmesser), als edukatives Spielzeug ist es aber hervorragend geeignet.

Max: CD-Ripper und Audio-Konverter für Mac OS X

Klar: Eine Audio-CD in MP3-Dateien konvertieren kann man auch mit iTunes – allein dafür bräuchte es Max (Macintosh Audio for OS X) nicht. Auch die Formate AAC, AIFF, Apple Lossless und WAV beherrscht iTunes. Wenn allerdings andere Dateiformate wie z.B. Ogg Vorbis oder FLAC (zwei freie Formate, die deshalb gerne von Open-Source-Programmen genutzt werden) benötigt werden, ist Max ein hilfreiches Werkzeug. Zudem kann man damit nicht nur Tracks von einer Audio-CD rippen, sondern auch bestehende Audio-Dateien in andere Formate konvertieren.

Max besitzt eine aufgeräumte Benutzeroberfläche, die ganz im Look & Feel von Mac OS X gehalten ist. Die Bedienung erschliesst sich intuitiv – ein Blick in die Dokumentation ist höchstens dann nötig, wenn man sich vertieft über die gut 20 unterstützten Audioformate und deren spezifischen Konfigurationseinstellungen informieren möchte.

Die Vielfalt an Formaten und Funktionen verdankt Max verschiedensten Open-Source-Projekten, deren Software geschickt zu einem einzigen mächtigen Programm zusammengefügt wurden, ohne dass der Benutzer dies als Patchwork empfindet. So basiert das MP3 Encoding auf LAME, das Ogg Vorbis Encoding auf aoTuV, das FLAC Encoding auf libFLAC und die Formate AAC and Apple Lossless auf den Core Audio Komponenten des Mac OS X. Max selbst ist ebenfalls Open Source und untersteht der GNU General Public Licence (GPL).

Damit man Interpreten-, Album- und Titelbezeichnungen beim Rippen nicht von Hand eingeben muss bietet Max eine integrierte Nachschlagefunktion für MusicBrainz. Diese Online-Datenbank für Musik-Metainformationen untersteht einer Creative-Commons-Lizenz, welche eine freie Nutzung für nicht-kommerzielle Zwecke erlaubt.

Magnatune: "Music like fair trade coffee"

Magnatune ist eigentlich ein Online-Musikshop, über den Musiker ihre Aufnahmen direkt den Musikkonsumenten anbieten. Die Plattform wurde geschaffen, um die Plattenlabels auszuschalten, die normalerweise den grössten Teil der Erträge aus dem Tonträgerverkauf abschöpfen: Bei Magnatune erhält der Musiker 50 Prozent der Einnahmen und behält trotzdem alle Rechte an seiner Musik.

Magnatune ist auch in anderer Hinsicht aussergewöhnlich: Wer die Musik kauft, kann sie nicht nur als MP3-Datei, sondern auch als AAC, Ogg Vorbis, FLAC oder sogar WAV in CD-Qualität (44k/16 Bit) herunterladen. Den Preis bestimmt der Käufer selbst, das Minimum sind 5 US-Dollars pro Album. Die Audiodateien sind nicht kopiergeschützt, und der Käufer wird sogar aufgefordert, seine gekauften Alben an drei Freunde weiterzugeben.

Das Konzept geht aber noch weiter (und dies ist der eigentliche Grund, warum Magnatune in diesem Blog auftaucht): Alle Aufnahmen können ohne Einschränkungen als MP3 in 128k Qualität abgespielt oder heruntergeladen werden. In dieser Qualität stehen die Aufnahmen unter einer Creative Commons Licence (Attribution – Non Commercial – Share Alike), welche auch Remixes erlaubt, so lange dies nicht zu kommerziellen Zwecken geschieht.

Die Magnatune-Website besitzt einen sehr ausführlichen Informationsbereich, der das Konzept im Detail erklärt. Wer es nicht ganz so genau wissen muss, erhält im folgenden Video die wichtigsten Fakten vermittelt.

Songbird: Die Synthese aus Web-Browser und Media-Player

Wie nennt man ein Programm, das sowohl Web-Browser als auch Media-Player ist? Das also sowohl Webseiten anzeigt als auch Audio- und Video-Dateien abspielt? Web-Player?

Wie auch immer: Songbird ist ein wirklich spannender Ansatz, der den Browser nicht mehr nur als Anzeigeprogramm für Texte und Bilder versteht, sondern multimediale Inhalte ins Zentrum stellt. Surft man beispielsweise auf ein Musik-Blog, so werden alle auf dieser Seite verlinkten MP3-Dateien wie in einem Media-Player aufgelistet. Man kann sie direkt abspielen oder auch per Drag-and-Drop in die eigene Musiksammlung ablegen.

Der Web-Browser von Songbird basiert auf Firefox, und auch als Media Player bietet die Software eine reichhaltige Ausstattung: Nebst MP3 werden auch Dateiformate wie AAC, OGG, FLAC und WMA unterstützt, austauschbare Skins (“Feathers”) sind ebenso vorhanden wie eine Extension-Architektur. Das Bedienungskonzept ist sehr ähnlich wie bei iTunes, so dass man sich rasch zurechtfindet. Kein Wunder wird Songbird gelegentlich als Open-Source-Alternative zu iTunes bezeichnet.

Songbird ist derzeit in der Version 0.2.5 verfügbar und somit noch nicht fertiggestellt. Trotzdem spürt man bereits heute, dass hier ein Programm ausgebrütet wird, welches das Potential hat, Software-Geschichte zu schreiben. Sowohl das Programm als auch die Website zeigen deutlich, dass hier nicht einfach ein paar Freaks drauflos programmieren, sondern dass ein starkes Konzept hinter Songbird steht. Verantwortlich dafür ist eine Gruppe von Entwicklern, die unter anderem auch für Winamp gearbeitet haben. Nebst dem Democracy Player (vgl. Democracy Player: Freies Internet-TV mittels Video-Blogs) ist Songbird eine weitere Multimedia-Internet-Applikation, die das Zeug zu einer Standard-Software hat.

Wichtig ist vielleicht noch die folgende Klarstellung: Auch wenn es Songbird sehr einfach macht, MP3-Dateien im Web zu finden und lokal zu speichern, so ist es doch keine Software, welche illegale Praktiken in der Musiknutzung fördert – jedenfalls nicht mehr als jeder normale Web-Browser auch. Die Entwickler stellen sich sogar ausdrücklich hinter die Bill of Rights von DigitalConsumer.org, welche sich war gegen ein restriktives DRM wendet, aber das Copyright respektiert.