Zoundry Raven: Kann der freie Blog-Editor dem LiveWriter das Wasser reichen?

Eines der Produkte, für das ich Microsoft uneingeschränkt Respekt zolle, ist der LiveWriter: ein kostenloser Desktop-Blog-Editor, der das Bloggen mit verschiedensten Blog-Systemen (u.a. auch WordPress) massiv vereinfacht und beschleunigt. Von der Konfiguration der verschiedenen Blog-Konten bis hin zum Umgang mit Bildern funktioniert LiveWriter genau so, wie man sich das vorstellt.

Zoundry Raven ist ein vergleichbarer Editor für Windows, und seit einem guten Jahr ist er Open Source Software gemäss der GNU General Public Licence. Der Schritt von der Freeware zur freien Software erfolgte nicht unbedingt aus strategischen Überlegungen: Raven wurde ursprünglich als Tool für das Affiliate Marketing entwickelt und wollte Blogger beim Geldverdienen unterstützen. Wegen Zeitmangels der Entwickler wurde nach einigen Jahren jedoch der Quellcode freigegeben – keine optimale Voraussetzung, aber auch nicht zwingend ein Nachteil für ein solches Projekt.

Im Praxistest machte Raven einen guten Eindruck: Abgesehen von einer Plugin-Schnittstelle ist die Ausstattung vollständig und durchdacht, und die Bedienung leuchtet einem LiveWriter-Anwender rasch ein. Insbesondere kann man Bilder direkt in den WYSIWYG-Editor einfügen und skalieren, und auch der Zugriff auf bereits publizierte Blogposts funktioniert so als ob man auf lokale Dateien zugreifen würde. Das einzige, was bei meinem Test nicht funktioniert hat war die Darstellung der Artikel im Design des jeweiligen Ziel-Blogs – hier produzierte Raven in Verbindung mit WordPress 3.0 regelmässig eine Fehlermeldung.

Müsste ich in Zukunft auf LiveWriter verzichten, so würde ich ohne zu zögern zu Raven greifen. Die Software wirkt rund und funktioniert zuverlässig, der Produktivitätsgewinn gegenüber dem Web-Backend von WordPress ist ähnlich gross wie beim LiveWriter, die Unterschiede sind primär ästhetischer Natur. Ob Raven allerdings als Open-Source-Projekt abheben und eine aktive Community anziehen kann, muss sich erst noch zeigen – irgendwie wirken Blogs und Projektseiten etwas ausgestorben.

P.S. Dieser Artikel wurde selbstverständlich mit Raven verfasst und publiziert.

Textbausteine in TYPO3?

TYPO3 Pagecontent Type "Insert Records"

Es ist schon erstaunlich: Fast jedes Feature ist in TYPO3 vorhanden oder lässt sich per Extension nachrüsten – aber so etwas Simples wie Textbausteine sucht man vergeblich. Kann das wirklich sein?

In einem älteren Forumseintrag bin ich auf den Tipp gestossen, doch einfach den Pagecontent-Typ “Insert Records” für diesen Zweck zu missbrauchen. Tatsächlich kann man häufig benutzte Texte als Content-Elemente vom Typ “Text” oder “HTML” in einem SysFolder ablegen und diese dann mit “Insert Records” an unterschiedlichen Stellen der Website einfügen. Doch mit klassischen Textbausteinen hat das wenig zu tun: Weder kann man diese Textbausteine in einen anderen Text einfügen noch kann man sie bei Bedarf anpassen – anpassen kann man nur die Vorlage, und dann ändert sich der entsprechende Text auf der gesamten Website. Es gibt durchaus Situationen, wo dies wünschenswert ist, und deshalb ist “Insert Records” eine sinnvolle Sache, aber für Textbausteine taugt dies nicht.

Was ich mir vorstelle ist ein Dropdown-Menü direkt im Rich Text Editor, über das ich Textbausteine in ein Content-Element einfügen kann. Einmal eingefügt sind diese Texte eigenständige Kopien der Vorlage, d.h. sie können nachbearbeitet werden und verändern sich nicht, wenn die Vorlage angepasst wird. Hübsch wäre es, wenn das Dropdown nicht nur reinen Text, sondern auch formatierten Text und HTML-Code bereitstellen würde – so könnte man beispielsweise auch Aufzählungen oder Tabellen als Vorlagen bereitstellen.

Gibt es hier tatsächlich keine Lösung? Die Diskussion ist eröffnet!

Dummy Lipsum: Blindexte generieren mit Firefox

Dummy Lipsum: Blindtextgenerator für Firefox

Wenn man als CMS-Administrator eine Website aufbaut, sind die finalen Texte oft noch nicht verfügbar. Man behilft sich deshalb mit Blindtext, meist mit dem bekannten “Lorem ipsum”. Damit man diesen Blindtext direkt im Browser zur Verfügung hat, empfiehlt sich der Blindtextgenerator Dummy Lipsum, ein Add-on für Firefox. Damit kann man per Knopfdruck Blindtexte in der gewünschten Länge erzeugen und anschliessend via Zwischenablage in ein CMS einfügen. Im Gegensatz zur früher vorgestellten TYPO3-Extension lorem_ipsum ist diese Lösung universell, d.h. nicht an ein bestimmtes CMS gebunden.

Mapzen: Endlich ein guter Editor für OpenStreetMap

Mapzen - Editor für OpenStreetMap

Einen Wikipedia-Artikel zu editieren ist vielleicht nicht ganz simpel, aber durchaus lernbar. Eine Karte von OpenStreetMap zu bearbeiten stellt schon wesentlich höhere Anforderungen an den Benutzer, denn hier hat man es nicht mit einem Text-Editor, sondern mit einem Vektorgrafik-Editor zu tun. Hinzu kommt, dass Potlatch (der Standard-Editor von OpenStreetMap) nicht gerade der Inbegriff von Benutzerfreundlichkeit ist und sich die Desktop-Editoren JOSM und Merkaartor für Gelegenheitsnutzer eher weniger eignen.

Mit Mapzen gibt es glücklicherweise eine Alternative zu Potlatch, welche visuell attraktiv und intuitiv verständlich ist. Wie Potlatch basiert Mapzen auf Flash und läuft im Web-Browser – nach dem Login kann man sofort loslegen und findet sich auch ohne Handbuchstudium problemlos zurecht. Wer sich bisher scheute, aktiv an OpenStreetMap mitzuwirken, wird von Mapzen postiv überrascht sein.

Hinter Mapzen steht CloudMade. Das Unternehmen wurde vom OpenStreetMap-Initiator Steve Coast gegründet und bietet Tools rund um OpenStreetMap an. Dazu gehören Software Developer Kits (SDK) für Web- und Mobile-Applikationen sowie der im vorherigen Artikel vorgestellter Mapzen POI Collector für das iPhone.

Mapzen POI Collector: Mit dem iPhone Daten für OpenStreetMap sammeln

Mapzen POI Collector für iPhone

Dienste wie Google Maps, Bing Maps, map.search.ch oder OpenStreetMap stellen im wesentlichen zwei Arten von Informationen bereit: die eigentlichen Karten (welche Strassen, Siedlungen, Gewässer etc. abbilden) und die Points of Interest POI (welche die Karten mit ortsgebundenen Informationen über Museen, Einkaufsmöglichkeiten etc. anreichern).

Beim freien Kartenprojekt OpenStreetMap ist das Zeichnen der Karten schon weit gediehen – so weit, dass inzwischen auch Dienste wie MapQuest oder iPhone-Navigationsprogramme wie Roadee oder Skobbler darauf zurückgreifen. Um Google wirklich Paroli bieten zu können werden aber auch möglichst aktuelle und vollständige POI-Daten benötigt, und hier setzt OpenStreetMap wiederum auf die Unterstützung der Community. Mit dem Mapzen POI Collector kann man nun auch unterwegs per iPhone neue POI erfassen. Zwar erfolgt das Zoomen und Verschieben der Karten nicht ganz so flüssig wie bei der Kartenapplikation von Google, ansonsten ist der Mapzen POI Collector aber kinderleicht zu bedienen. Statt also Fronarbeit für kommerzielle Dienste wie Qype oder Foursquare zu leisten kann so wertvolle Daten für die freien Karten von OpenStreetMap sammeln.

Freie Geodaten von GeoNames

GeoNames: Homepage mit Suchmaske

Die Website von GeoNames wirkt unscheinbar, und doch beherbergt sie einen wahren Datenschatz: Hier findet man frei nutzbare Geodaten aus der ganzen Welt. Diese Geodaten beschreiben Länder und untergeordnete Verwaltungseinheiten, aber auch Städte oder Berge, immer unter Angabe der geografischen Koordinaten und weiterer Kennzahlen (z.B. Einwohnerzahl). In einer separaten Datenbank sind zudem die Postleitzahlen verfügbar.

Der Datenbestand kann entweder über das Web-Interface durchsucht, als Textdatei heruntergeladen oder über Web-Services abgefragt werden. Er unterliegt einer Creative Commons Attribution Licence, kann also unter Angabe der Quelle auch für kommerzielle Zwecke frei genutzt werden.

GeoNames: Dialog zur Bearbeitung eines Datensatzes

GeoNames bezieht die Daten aus verschiedensten Quellen, meist bei nationalen Behörden und Institutionen. Der Verdienst der Plattform besteht also weniger darin, dass sie Daten erhebt, welche anderswo nicht existieren, sondern dass sie Daten aus sämtlichen Ländern sammelt, in ein einheitliches Format bringt und zentral bereitstellt. Registrierte Benutzer der Plattform können zudem bestehende Datensätze sehr einfach editieren (vgl. obigen Screenshot) und so beim Qualitätssicherungsprozess mitwirken.

Twitter Ticker für WordPress

Twitter Ticker für WordPress

Twitter Ticker ist ein Plugin, das Tweets aus einer Twitter-Suche in einem halbtransparenten Footer auf einem WordPress-Blog anzeigt. Das sieht ausgesprochen elegant aus (Demo auf der Website des Entwicklers) und ist einfach zu integrieren.

Es lohnt sich allerdings, zunächst darüber nachzudenken, was man damit erreichen möchte. Man muss sich bewusst sein, dass man so anderen Personen einen prominenten Platz auf seiner Website einräumt, ohne dass man diese Beiträge moderieren oder auch nur sinnvoll monitoren könnte. Nehmen wir an, Sie sind ein stadtbekannter Koch und betreiben nebst ihrem Restaurant “GourmeTempl” auch noch ein dazu passendes Blog. Wenn Sie nun Twitter Ticker so konfigurieren, dass er alle Tweets mit dem Begriff “GourmeTempl” anzeigt, dann könnten darunter auch kritische Bemerkungen sein, die Sie ihren zukünftigen Gästen ganz bestimmt nicht unter die Nase reiben wollen (z.B. “Gestern wieder mal im GourmeTempl gegessen: Unverschämt teuer und lausige Bedienung. Never again!”). Suchen Sie nach dem Begriff “Restaurant”, dann werden Sie viele Tweets erhalten, die auf Ihre Konkurrenz Bezug nehmen – auch das möchten Sie wahrscheinlich vermeiden. Ausserdem müssen Sie sich darauf gefasst machen, das computertechnisch bewanderte Lausbuben den Twitter Ticker dazu nutzen, um Unflätigkeiten und Anzüglichkeiten auf Ihren Blog zu zaubern.

Fazit: Twitter Ticker ist eine sehr elegante Lösung – das dazu passende Problem sehe ich aber im Moment noch nicht so ganz.

e-rara.ch macht alte Drucke aus Schweizer Bibliotheken digital zugänglich

Zürcher Bibel, übersetzt von Ulrich Zwingli, gedruckt von Christoph Froschauer (Titelseite)

Gedruckte Bücher gibt es seit dem 15. Jahrhundert, und die Werke der vergangenen Jahrhunderte wären aus Sicht des Urheberrechts längst frei nutzbar. Weil es sich aber oft um seltene und empfindliche Objekte handelt, sind sie in der Praxis nur schwer zugänglich. Retrodigitalisierungsprojekte, welche inzwischen in vielen Bibliotheken laufen, stellen die wertvollen Stücke als digitale Faksimiles ins Internet und erschliessen sie so für ein breites Publikum.

Eines dieser Projekte ist e-rara.ch, welches sich auf alte Drucke aus den Beständen von Schweizer Bibliotheken konzentriert. Der Schwerpunkt liegt auf Schweizer Drucken des 16. Jahrhunderts mit unterschiedlichsten Inhalten (derzeit knapp 900 Titel), hinzu kommen Fachbücher aus den Bereichen Astronomie, Architektur und Städtebau sowie Mathematik und Physik (derzeit gut 450 Titel). Ein Teil der Werke ist in lateinischer Sprache verfasst, es finden sich aber genügend deutsche, englische, französische oder italienische Titel, die auch für Nicht-Lateiner verständlich sind.

Zürcher Bibel (Miniatur-Ansicht)

Sowohl die Suche nach Titeln innerhalb der ganzen Sammlung als auch die Navigation innerhalb eines einzelnen Titels scheint mir gut gelöst. Die Auflösung der Scans ist hoch genug, dass man auch Details problemlos erkennen kann – in der Zoom-Ansicht kann man etwa die von Christoph Froschauer gedruckte Zwingli-Bibel in gut 5facher Vergrösserung betrachten.

Zürcher Bibel (Zoom-Ansicht)

Erfreulicherweise gibt es aber nicht nur dieses gut gemacht Web-Interface, sondern auch die Möglichkeit, einen Titel komplett als PDF-Dokument herunterzuladen. Mit einem geeigneten PDF-Reader kann man dann beispielsweise Notizen anbringen, was für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einer historischen Quelle meist unerlässlich ist. Auch zur Lektüre auf einem iPad eignet sich die PDF-Version, wobei in diesem Fall eine (kostenpflichtige) App wie iAnnotate PDF oder GoodReader zu empfehlen ist.

Zürcher Bibel (PDF-Version auf iPad mit iAnnotate PDF)

eCart: Konkurrenz für Magento?

eCart 0.6 Backend

Bei den E-Commerce-Lösungen mit PHP/MySQL gibt es möglicherweise einen neuen Mitbewerber: eCart. Ähnlich wie das etablierte Magento basiert eCart auf dem Zend Framework, ist aber gemäss einem Bericht von t3n deutlich performanter. Dies dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass als JavaScript Library Ext JS statt Prototype zum Einsatz kommt.

Im Moment fehlt es allerdings noch an verlässlichen Informationen zu eCart. Die Website besteht im wesentlichen aus einem einzigen Blog-Beitrag, einer Download-Seite, einem Kontaktformular und einem schlecht besuchten Forum. Die Aussagen zur zukünftigen Ausrichtung der Software konzentrieren sich auf “Social Shopping”, was eine nur ungenau beschriebene Anbindung an die üblichen Social-Media-Plattformen Facebook, Twitter, Flickr oder YouTube meint. Ausserdem werden die Filterfunktionen hervorgehoben, welche es erlauben sollen, Produkte nach verschiedensten Kritierien zu filtern (was nach Faceted Search klingt). Unklar bleibt auch die Lizenz – es gibt nur den unspezifischen Hinweis, dass es sich bei eCart um Open Source Software handelt. Und vor allem wird darüber gerätselt, ob eCart eine eigenständige Entwicklung ist oder nur ein Fork von Magento, TomatoCart oder CRE Loaded (einem osCommerce-Abkömmling).

Linutop: Ein Mac mini für Ubuntu?

Linutop2 Vorderseite 

Der Linutop2 ist ein lüfterloser, energieeffizienter Miniatur-PC mit Linux, der sich für Surf-Stationen, Schaufenster- und Messe-Displays, Überwachungs-Terminals und ähnliche Anwendungen eignet. In Bezug auf Grösse und Gewicht stellt er sogar Apples Mac mini in den Schatten: Bei einer Grundfläche von 14 x 14 cm wiegt er nur gerade 580 Gramm. Auch die Leistungsaufnahme von 8 Watt ist rekordverdächtig.

Linutop2 Rückseite

Allerdings sind die beiden Geräte nicht wirklich vergleichbar, denn dem Linutop fehlt sowohl ein CD/DVD-Laufwerk als auch eine interne Festplatte – Software und Daten können nur per Ethernet-Netzwerk oder USB Memory Stick zugeführt werden, und der interne Flash-Speicher fasst gerade mal 1 GB (eine interne 2.5”-IDE-Festplatte kann allerdings nachgerüstet werden). Auch bei anderen Ausstattungsmerkmalen ist der Linutop auf das Notwendigste beschränkt: So gibt es keinen digitalen Monitorausgang, kein WiFi und nur 512 MB bis 1 GB RAM.

Das macht insofern Sinn, als der Linutop kein vollwertiger Arbeitsplatzrechner sein will, sondern ein sogenannter Thin Client: Sein Einsatzgebiet sind öffentliche oder halböffentliche Stationen in Läden, Hotels, Bibliotheken, Museen oder Schulen, wo Rechner meist nur kurz und mit den gängigsten Anwendungen genutzt werden. Geringer Energie- und Platzverbrauch, wenig Wartungsaufwand und niedrige Anschaffungskosten stehen hier im Vordergrund. Als Betriebssystem kommt Ubuntu Linux zum Einsatz, und zwar in der Form von Linutop OS, das auf dem ressourcenschonenden Xubuntu basiert. Die gängigsten Applikationen wie Firefox, OpenOffice.org oder VLC Player sind vorinstalliert.

In der Grundkonfiguration kostet der Linutop2 280 Euro. Gegenüber dem Mac mini (ab 800 Euro) ist dies ein günstiger Preis. Allerdings gibt es heute natürlich viele andere Miniatur-PCs auf dem Markt (vgl. PC Welt: Die besten Nettops), und letztlich muss sich der Linutop2 nicht nur gegen diese Nettops, sondern auch gegen Netbooks behaupten, welche gleich noch einen Bildschirm, eine Tastatur und ein Trackpad mitbringen.