Optaros: Fehleinschätzung von TYPO3?

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Bruno von Rotz ist Vice President und Country Manager Schweiz des internationalen Beratungsunternehmens Optaros, das sich auf Open Source Software spezialisiert hat. In der Ausgabe 32/2007 der Zeitschrift Netzwoche schreibt er über Open Source CMS (Eine Orientierungshilfe im Open-Source-CMS-Nirwana).

Der Artikel zeugt insgesamt von Erfahrung und Überblick – allerdings mutet die Qualifizierung von TYPO3 etwas seltsam an: Das System sei eher für einfache Websites mit statischem Content und für Online-Periodika geeignet, weniger für komplexe Websites oder dynamische Community-Portale. Ausgerechnet das hoch komplexe TYPO3 mit seiner Multi-Site-Architektur, seiner durchgängigen Mehrsprachigkeit und seinem 3-Stufen-Workflow soll sich für einfache Websites eignen? Und wie sind die vielen Dutzend Extensions in die Bewertung eingeflossen, welche TYPO3 mit allen denkbaren applikatorischen Komponenten ausstattet?

Zwar relativiert von Rotz seine Bewertung:

«Typo3 wird auch erfolgreich für die Publikation von […] komplexeren Websites eingesetzt. […] Mit einem gewissen Konfigurations- und Programmieraufwand können viele der CMS-Lösungen für andere Anwendungsfälle erweitert und tauglich gemacht werden.»

Wer allerdings nur auf die Grafik des Artikel vertraut, wird von TYPO3 definitiv ein ganz falsches Bild erhalten.

EOS Directory: Open Source Software für Unternehmen

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Das EOS Directory ist ein weiteres Verzeichnis für Open Source Software. Es ist allerdings insofern speziell, als es sich explizit an IT-Entscheider von Unternehmen richtet und nicht von einer Community, sondern von einem internationalen Beratungsunternehmen für Open Source Software betrieben wird.

«The objective of Optaros‘ EOS Directory 2007 is to give IT decision makers navigation support by listing the most relevant, useful and enterprise-ready open source platforms, components, frameworks and solutions in an easy-to-read overview.

Optaros‘ EOS Directory 2007 lists some 260 projects in four software categories (operating systems and infrastructure, application development and infrastructure, infrastructure solutions and business applications). The selection and the rating system is based on the experience of Optaros‘ worldwide consulting and integration work force, substantial research and evaluations, as well as interaction with open source communities and companies.»

WikiTimeScale: Wikipedia auf dem Zeitstrahl

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Das Prinzip ist bestechend: WikiTimeScale stellt Begriffe aus der Wikipedia auf einem Zeitstrahl dar und visualisiert auf diese Weise die zeitlichen Abläufe. Historische Perioden, Lebensdaten von Personen oder längere Ereignisse werden dadurch viel besser erfassbar, man erkennt leicht Parallelen und Abhängigkeiten.

Diese Timeline, wie man so etwas im englischen Sprachraum normalerweise bezeichnet, ist allerdings visuell nicht besonders attraktiv aufgemacht und krankt vor allem daran, dass es noch kaum Einträge gibt. Funktional gibt es dafür schon einige spannende Ansätze, und man kann nur hoffen, dass dieses Projekt nicht endet, bevor es richtig angefangen hat.

Ohloh: Software Directory und Social Networking für Open Source

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Ohloh ist ein bemerkenswerte Plattform für Open Source Software, welche viele Prinzipien des sogenannten Web 2.0 umsetzt. Einfach gesagt bietet Ohloh einerseits ein Verzeichnis von Freier Software und andererseits ein Verzeichnis Personen, die an solchen Projekten mitarbeiten. Jeder registrierte Benutzer kann Projekte bewerten, mit Tags versehen und kommentieren. Zusätzlich wertet Ohloh das CVS-Repository der Projekte aus und versucht so Aussagen über den Code zu machen. All dies unterstützt die Suche nach einer geeigneten Open Source Software für einen bestimmten Zweck. Zusätzlich kann man sich auf Ohloh als Entwickler, Tester, Übersetzer oder Handbuchschreiber registrieren und so seine Aktivitäten für die Open-Source-Szene dokumentieren. Das schmeichelt nicht nur dem Ego, sondern hilft auch anderen, geeignete Mitarbeiter für ein Open-Source-Projekt zu finden.

CMS Showcase.com: Beispielhafte Websites mit Open Source CMS

Die Website CMS Showcase.com dient dem alleinigen Zweck, gut gemachte Websites, die auf Open Source CMS basieren, zu präsentieren. Derzeit werden Drupal, Expression Engine, Joomla, Mambo, MODx, Movable Type, Pligg, Protent, sNews, Textpattern, TYPO3, Typolight und WordPress berücksichtigt. Die gezeigten Beispiel eignen sich hervorragend, um allfällige Vorurteile zu zerstreuen, dass man mit einem Open Source CMS keine professionellen Websites bewirtschaften könne. Darüber hinaus ist der Erkenntniswert allerdings bescheiden, zumal die Showcases in keiner Weise kommentiert werden. Somit ist CMS Showcase.com letztlich nicht mehr als eine bebilderte Link-Sammlung.

(via ContentSchmiede)

MP3 Tag Tools: Das Schweizer Taschenmesser für MP3-Sammlungen

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Man schaut unwillkürlich zweimal hin, wenn man das Copyright-Datum der MP3 Tag Tools sieht: 2003 hat John George K. die letzte stabile Version veröffentlicht. Das ändert aber nichts daran, dass die MP3 Tag Tools ein leistungsfähiges, gut strukturiertes Werkzeug zur Bearbeitung von Dateinamen und ID3-Tags sind. Da die Entwicklung der ID3-Tags in den letzten Jahren nicht dramatisch vorangeschritten ist (Details auf id3.org), ist die Software durchaus noch aktuell – jedenfalls werden auch die heute üblichen ID3v2-Tags verarbeitet. Wer grössere Mengen an MP3-Dateien umbenennen oder taggen will, kommt an den MP3 Tag Tools nicht vorbei. Die Software unterliegt der GNU General Public Licence GPL.

TYPO3 Praxis: Korrupte Tabelle "pages" manuell wiederherstellen

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Die Datenbank-Tabelle «pages» ist zentral für eine TYPO3-Website: Hier werden alle Seiten und ihre Parameter (ID, Seitentyp, Position im Seitenbaum, Berechtigungen etc.) gespeichert. Verschiedene andere Tabellen verweisen auf die Tabelle «pages». Ist sie nicht mehr verfügbar, so ist das gesamte Frontend der Website lahmgelegt, und im Backend gähnt einem ein leerer Seitenbaum entgegen.

Der folgende Artikel beschreibt, wie man im Notfall die Tabelle «pages» manuell wiederherstellen kann. Die Methode ist nicht besonders kompliziert, aber aufwendig und nur dann zu empfehlen, wenn kein Backup der TYPO3-Datenbank verfügbar ist. Sie setzt ausserdem voraus, dass alle anderen Tabellen der TYPO3-Datenbank inklusive ihre Datensätze noch existieren, namentlich die Tabelle «tt_content», in welcher der eigentliche Content der Website gespeichert ist.

Der hier beschriebene Notfall ist also ein Spezialfall: Die Chance, dass genau die Tabelle «pages» (und nur diese) korrumpiert wird, ist relativ gering. Trotzdem trat genau dieser Spezialfall bei einer meiner TYPO3-Websites aufgrund eines Schreibfehlers des Datenbank-Servers auf. Und da mein Hosting Provider Hostpoint auch nach 72 Stunden nicht in der Lage war, mir das angeforderte Notfall-Backup einzuspielen, habe ich diese Methode benutzt – vielleicht nützt sie ja jemand anderem in einer ähnlichen Situation ebenfalls.

Schritt 1: Korrupte Tabelle «pages» löschen

Prüfen Sie zuerst, ob die Tabelle «pages» tatsächlich die Ursache Ihres Problems ist. Benutzen Sie hierfür phpMyAdmin (gibt es auch als TYP03 Backend Extension «phpmyadmin»). Wenn Sie damit die Datensätze der Tabelle nicht mehr anzeigen können (und das Phänomen auch nach einer Stunde unverändert ist), dann liegt der Verdacht nahe, dass die Tabelle korrupt ist. Löschen Sie sie in diesem Fall mit phpMyAdmin (DROP TABLE ‚pages‘).

Schritt 2: Tabelle «pages» neu anlegen

Um die Tabelle «pages» neu anzulegen brauchen Sie glücklicherweise die Tabellenstruktur nicht manuell zu definieren: Das Modul «Install» im TYPO3-Backend erledigt dies auf Knopfdruck. Gehen Sie zum Abschnitt 2. Database Analyser des Install-Moduls und rufen Sie dort den Befehl Update required tables COMPARE auf. Dadurch überprüft TYPO3, ob die aktuelle Datenbankstruktur korrekt und vollständig ist. Als Ergebnis erhalten Sie einen Bericht, der Ihnen nahelegt, die Tabelle «pages» neu zu erstellen (CREATE TABLE pages…). Klicken Sie den entsprechenden Button, um genau dies zu tun. Anschliessend sollten Sie in phpMyAdmin eine intakte Tabelle «pages» mit 0 Datensätzen vorfinden.

Schritt 3: Seitenbaum rekonstruieren

Die eigentliche Schwierigkeit besteht darin, den Seitenbaum der Website zu rekonstruieren. Entscheidend ist insbesondere, dass diejenigen Seiten, denen Templates zugewiesen wurden, mit der gleichen ID und auf derselben Hierarchiestufe wiederhergestellt werden.

Insbesondere bei einer grösseren/komplexeren Website kann es helfen, wenn Sie zunächst einige zentrale Seiten-IDs recherchieren. Aus der Tabelle «tt_content» können Sie in der Spalte «pid» die grösste existierende Seiten-ID ablesen; so viele Seiten werden Sie später erstellen müssen. Ferner können Sie in der Tabelle «sys_template» ablesen, welchen Seiten-IDs Templates zugewiesen sind; so lange die Seiten mit diesen IDs nicht neu angelegt wurden und an der richtigen Stelle im Seitenbaum stehen, werden Sie im Frontend keine sinnvolle Ausgabe erhalten.

Legen Sie nun im TYPO3-Backend so viele neue Seiten an, bis Sie die oben erwähnte grösste existierende Seiten-ID erreicht haben. Als Seitentitel geben Sie zunächst nur die Seiten-ID ein, alle anderen Felder belassen Sie leer bzw. auf dem Default-Wert. Am schnellsten geht dies über das Modul «Functions», wo Sie bis zu neun Seiten in einem einzigen Arbeitsgang erzeugen können.

Sobald eine Seite existiert, können Sie im Backend den darin enthaltenen Content sehen. Dies sollte Ihnen helfen, einen sinnvollen Seitentitel zu vergeben und die Seite an die korrekte Stelle im Seitenbaum zu verschieben. Stossen Sie auf Seiten ohne Content, so blenden Sie diese für den Moment aus – löschen Sie sie aber keinesfalls, da es sich um spezielle Seitentypen wie Shortcuts oder SysFolders handeln könnte, die für das Funktionieren der Website essentiell sind.

OpenProj: Open-Source-Alternative zu Microsoft Project

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OpenProj heisst ein neues Projektmanagement-Programm mit Open-Source-Lizenz, das sich explizit als Alternative zu Microsoft Project bezeichnet und damit auch in Konkurrenz zu GanttProject (vgl. GanttProject: Projektplanung für alle Betriebssysteme) und Open Workbench steht.

Als Java-Applikation läuft OpenProj auf allen gängigen Betriebssystemen (Windows, Mac OS X, Linux) – mit dem kleinen Nachteil, dass es sich nirgends als 100prozentig native Software anfühlt. Die Benutzeroberfläche ist sehr stark an Microsoft Project angelehnt, und auch bestehende Dateien im MS-Project-Format können mit OpenProj bearbeitet werden.

Insgesamt macht OpenProj einen sehr guten Eindruck, besonders im Vergleich zu den beiden Open-Source-Alternativen: Es ist leistungsfähiger als GanttProject und läuft im Gegensatz zu Open Workbench nicht nur unter Windows. Obwohl erst gerade als Open Source freigegeben wirkt das Programm sehr reif – was daran liegt, dass OpenProj aus dem kostenpflichtigen Project-On-Demand von Projity hervorgegangen ist.

In einem gewissen Sinn ist OpenProj natürlich Werbung für diesen Dienst: Wer irgendwann an die Grenzen einer Einzelplatz-Projektmanagement-Lösung stösst und online im Team planen will, wird zwangsläufig auf Project-On-Demand wechseln, mit dem Projity sein Geld verdient. Dazu passt, dass Projity die Software unter der Common Public Attribution License (CPAL) veröffentlich hat, die erst kürzlich von der Open Source Initiative OSI zertifiziert wurde. Die – nicht ganz unumstrittene – CPAL kann dem Benutzer vorschreiben, beim Einsatz einer Software nicht nur im Quelltext, sondern auch an gut sichtbarer Stelle auf die Herkunft des Codes zu verweisen (vgl. Anhang B).

Das Beispiel zeigt sehr schön, dass Open Source Software längst nicht immer ein Produkt von Enthusiasten und Idealisten ist, sondern zunehmend auch als Marketing-Instrument eingesetzt wird. An der Qualität von OpenProj ändert das allerdings nichts: Die Open-Source-Welt ist damit um ein attraktives Programm in einem bisher eher spärlich bestückten Anwendungsgebiet reicher geworden.

Origo: Macht die ETH Zürich Sourceforge Konkurrenz?

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Als Forschungsprojekt des Lehrstuhls für Software Engineering an der ETH Zürich ist dieser Tage die Software Development Platform Origo online gegangen. Origo selbst ist Open Source Software, die gehosteten Software-Projekte können aber sowohl Open Source als auch Closed Source sein. Zum Funktionsumfang der Plattform gehören klassische Komponenten wie Issue Tracker, Forum oder File Repository. Hervorzuheben sind die Plug-Ins, dank denen man aus einer Entwicklungsumgebung (z.B. Eclipse) heraus direkt auf Origo zugreifen kann.

Ob Origo allerdings wirklich eine Konkurrenz zu Sourceforge werden kann und will, wie das bei heise.de zu lesen ist, wird sich wohl noch zeigen müssen. Die Macher von Origo waren jedenfalls ziemlich überrascht von der Resonanz, die ihr Projekt erfahren hat, und was man derzeit auf der Plattform findet sind vor allem Demo-Projekte.