Open Content Alliance: Alternative zur Google Buchsuche

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Es gibt inzwischen diverse Initiativen, um die Buchbestände dieser Welt zu scannen und anschliessend online durchsuchbar und lesbar zu machen. Die bekannteste – und umstrittenste – ist die Google Buchsuche, die an der Frankfurter Buchmesse 2004 erstmals vorgestellt wurde. Google offeriert Verlagen (Google Print) und Bibliotheken (Google Library) eine kostenlose Digitalisierung ihrer Verlagsprogramme bzw. Bestände. Die digitalisierten Bücher sind anschliessend über die Google Buchsuche im Volltext durchsuchbar und – je nach Copyright-Situation – auch online lesbar.

Konkurrent Microsoft hat mit Live Search Books Ende 2006 ein ähnliches Programm lanciert (vgl. Berichterstattung bei C-Net), und auch Yahoo! und Amazon befassen sich mit der Digitialisierung von Buchbeständen. Die Angebote der Privatwirtschaft sind für Verlage und Bibliotheken attraktiv, da sie meist beschränkte Mittel haben und den arbeitsintensiven Scan-Prozess nicht selbst finanzieren könnten. Den Verlagen eröffnet sich hier sogar ein neues Marketing-Konzept, denn wer über eine Buchsuche ein copyright-geschütztes Buch findet, muss es normalerweise kaufen, um es lesen zu können. Trotzdem werden die Anstrengungen von Google & Co. auch kritisiert, da auf diese Weise privatwirtschaftliche Unternehmen die faktische Kontrolle über riesige Informationsbestände erhalten, zumal sie für ihre Scan-Dienstleistung eine mehr oder weniger ausgeprägte Exklusivität beanspruchen.

Allein durch die Auswahl der Bücher, die digitalisiert (oder eben nicht digitalisiert) werden, beeinflusst Google das Wissen dieser Welt. So stellt etwa die Konzentration auf englischsprachige Bibliotheken eine Selektion dar, die bereits in Europa Bedenken weckt und in anderen Teilen der Welt sicher noch weit kritischer beurteilt wird. Und auch wenn Google mit seinem inoffiziellen Unternehmensmotto «Don’t be evil» entsprechende Bedenken zu zerstreuen versucht: Sowohl bei der Internet-Suche (Stichwort: China) als auch bei Google Earth (Stichwort: Irak-Krieg) hat Google in der Vergangenheit Informationen gefiltert und damit Zensur ausgeübt – es wäre also naiv, Zensur bei der Google Buchsuche grundsätzlich auszuschliessen.

Konkurrenz erwächst Google nicht nur von Microsoft, Yahoo! und Amazon, sondern auch von Behörden und Institutionen, welche das weltweite Schrifttum nicht einfach der Privatwirtschaft überlassen wollen. Bekannt ist etwa die Kritik von Jean-Noël Jeanneney, dem ehemaligen Direktor der Französischen Nationalbibliothek, der in seinem Buch «Googles Herausforderung» die nordamerikanische Vormachtsstellung beklagte und eine europäische Digitalisierungsinitiative forderte. In Frankreich gibt es mit Gallica schon seit einigen Jahren ein entsprechendes Projekt, die EU macht mit The European Library Schritte in die entsprechende Richtung, und auf globaler Ebene ist die geplante Word Digital Library der UNESCO zu erwähnen (vgl. World Digital Library: Die freie interkulturelle Online-Bibliothek). Daneben gibt es kleinere Projekte wie z.B. Zeno.org.(vgl. Zeno.org: Digitale Bibliothek mit gemeinfreien Büchern).

Als weitere Alternative etabliert sich die 2005 vom Internet Archive und dessen Gründer Brewster Kahle ins Leben gerufene Open Content Alliance (OCA). Diese Allianz konnte mit dem Beitritt des Boston Library Consortium und der Smithsonian Institution kürzlich interessante neue Partner vermelden (vgl. Berichterstattung bei Heise). Die OCA konzentriert sich auf Werke, deren Copyright bereits ausgelaufen ist. Sie macht den Bibliotheken keine Auflagen bezüglich der weiteren Nutzung der digitalisierten Bücher, verrechnet ihnen dafür 10 Cent pro gescannte Seite. Verwirrend ist allerdings, dass sowohl Yahoo! als auch Microsoft der Open Content Alliance angehören und zugleich eigene Digitalisierungsprogramme betreiben.

World Digital Library: Die freie interkulturelle Online-Bibliothek

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Im Moment ist es erst ein Projekt, hervorgegangen aus einer Idee, die James H. Billington von der Library of Congress im Juni 2005 der nationalen UNESCO-Kommission vortrug:

«The World Digital Library will make available on the Internet, free of charge and in multilingual format, significant primary materials from cultures around the world, including manuscripts, maps, rare books, musical scores, recordings, films, prints, photographs, archi­tectural drawings, and other significant cultural materials.»

Inzwischen sind nebst der UNESCO und der IFLA diverse namhafte Bibliotheken aus der ganzen Welt an diesem Projekt beteiligt. Erst kürzlich ging die Meldung durch die Medien, die UNESCO und die Library of Congress hätten einen Zusammenarbeitsvertrag betreffend die World Digital Library abgeschlossen. Interessanter scheint mir allerdings der Aspekt, dass dieser Tage im UNESCO-Hauptquartier in Paris ein Prototyp der World Digital Library gezeigt wurde – die aber offenbar der Öffentlichkeit vorenthalten blieb (abgesehen von einem vielversprechenden Video).


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open-access.net: Informationsplattform über frei zugängliche Literatur in Deutschland

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«Die Informationsplattform open-access.net hat das Ziel, den steigenden Informationsbedarf zum Thema Open Access zu decken. Sie bündelt bislang verstreute Informationen und bereitet diese für verschiedene Zielgruppen und Szenarien spezifisch auf.»

Am Projekt direkt beteiligt sind die Universitäten bzw. Universitätsbibliotheken von Berlin, Bielefeld, Göttingen und Konstanz. Zudem bieten die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft und die Max-Planck-Gesellschaft spezifische Informationen zu Open Access an.

Rezepte-Wiki: Die Wikipedia für Gourmets

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Das Rezepte-Wiki konzentriert sich ganz auf feste und flüssige Gaumenfreuden, wobei es nicht nur um reine Rezepte geht: Auch Warenkunde (z.B. Wein, Käse, Gewürze), Zubereitungstechniken (von «Aal häuten» bis «Zopf flechten») und Küchengeräte (von «Ananansschneider» bis «Zuckerthermometer») finden hier Platz und ergänzen die über 3’000 Rezepte.

Zwar gibt es auch in der «echten» Wikipedia ein Portal Essen & Trinken sowie ein Portal Wein, aber ein derart reichhaltiges Fachgebiet hat ganz sicher ein eigenes Wiki verdient. Es gibt meiner Meinung nach wenige Themen, für die ein Wiki dermassen prädestiniert ist, denn fast jede(r) hat Erfahrungen in der Küche gemacht.

Alle Inhalte des Rezepte-Wiki stehen unter einer Creative-Commons-Lizenz und dürften bei Quellenangabe frei verwendet werden.

Zeno.org: Digitale Bibliothek mit gemeinfreien Büchern

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Zeno.org ist eine Online-Bibliothek mit lexikalischen, wissenschaftlichen und literarischen Texten in deutscher Sprache, die im Volltext und in vielen Fällen auch als Faksimile vorliegen. Dass Zeno.org die Texte frei verfügbar machen kann liegt daran, das ihr Copyright ausgelaufen ist und sie deshalb als gemeinfrei (Public Domain) gelten. Daraus folgt, dass man hier keine aktuellen Werke findet, sondern solche aus den vorangehenden Jahrhunderten. Die Lexika von Brockhaus, Herder, Pierer & Co. etwa stammen aus dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert, die Autoren im Fachgebiet Geschichtswissenschaft heissen beispielweise Jacob Burckhardt, Johann Gustav Droysen oder Theodor Mommsen. Das Bedienungskonzept ist einfach, aber zweckmässig.

Persönlich frage ich mich einfach, ob es Sinn macht, eine weitere universelle digitale Bibliothek zu schaffen und damit in Konkurrenz zu Wikibooks bzw. Wikisource, Projekt Gutenberg oder Google Buchsuche zu treten. Es ist zwar spannend, in den verschiedenen alten Werken zu schmökern, insbesondere wenn diese auch als Faksimilie eingescannt sind. Für eine Bibliothek ist der Bestand im einzelnen Fachgebiet aber sehr dünn.

Die Nutzungsbedingungen stellen klar, dass man zwar einzelne Texte von Zeno.org kopieren und weiterverwenden darf, dass aber für die Gesamtheit des Angebots ein Urheberrecht gilt. Zudem wird im Sinne einer Creative-Commons-Lizenz eine Herkunftsangabe verlangt. Ob dies bei Texten, die gemeinfrei sind, rechtlich haltbar ist, kann ich nicht beurteilen, scheint mir aber nicht ganz schlüssig. Zudem wirkt es wenig konsequent, dass Zeno.org einerseits ein Urheberrecht auf der Datenbank als Ganzes beansprucht, andererseits aber die komplette deutsche Wikipedia übernimmt.

Spannend erscheint mir dagegen, dass auch hier das Prinzip der Buchpatenschaft existiert (vgl. DigiWunschbuch: Digitalisierung von alten Drucken über Buchpatenschaften). Wer ein urheberrechtsfreies Werk in der Bibliothek von Zeno.org vermisst, kann dessen Digitalisierung finanzieren und wird damit Buchpate.

WikiTimeScale: Wikipedia auf dem Zeitstrahl

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Das Prinzip ist bestechend: WikiTimeScale stellt Begriffe aus der Wikipedia auf einem Zeitstrahl dar und visualisiert auf diese Weise die zeitlichen Abläufe. Historische Perioden, Lebensdaten von Personen oder längere Ereignisse werden dadurch viel besser erfassbar, man erkennt leicht Parallelen und Abhängigkeiten.

Diese Timeline, wie man so etwas im englischen Sprachraum normalerweise bezeichnet, ist allerdings visuell nicht besonders attraktiv aufgemacht und krankt vor allem daran, dass es noch kaum Einträge gibt. Funktional gibt es dafür schon einige spannende Ansätze, und man kann nur hoffen, dass dieses Projekt nicht endet, bevor es richtig angefangen hat.

3. Schweizer Wikipedia-Tag 2007, Bern

Der dritte Schweizer Wikipedia-Tag findet am 29. September 2007 in der Aula der Pädagogischen Hochschule Bern statt. Hinter der Veranstaltung stehen Wikimedia CH, Digitale Allmend, PHBern sowie das Migros Kulturprozent. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Im Gegensatz zur internationalen Wikimedia-Konferenz Wikimania ist der Schweizer Wikipedia-Tag weniger ein Community-Event. Vielmehr sollen sogenannte Wissensarbeitende (Lehrpersonen, Studierende, Dozierende, Archivare, Bibliothekarinnen, Journalisten) angesprochen werden. Die acht Referate und die abschliessende Podiumsdiskussion versuchen, die Auswirkungen von frei verfügbarem und kollektiv erarbeitetem Wissen auf Ausbildung, Forschung und Medien auszuloten.

Erin McKean über Wörterbücher

Erin McKean: The joy of lexicography

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Zugegeben: Der Zusammenhang mit dem vorangehenden Video ist möglicherweise erst auf den zweiten Blick erkennbar. Trotzdem denke ich, dass das höchst amüsante Referat von Erin McKean, Chefredakteurin des Oxford American Dictionary, in gewisser Weise das Wikipedia-Prinzip für Wörterbücher propagiert.

Jimmy Wales über die Wikipedia

Jimmy Wales: How a ragtag band created Wikipedia

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Dieses 20-minütige Video zeigt einen Vortrag von Jimmy Wales, dem Gründer der Wikipedia, über die Ziele und Mechanismen der grössten freien Enzyklopädie der Welt. Die Aufnahme entstand 2005 im Rahmen der TED Talks. Wer die Wikipedia auch aus Sicht eines Autors kennt wird zwar wenig Neues erfahren, trotzdem ist es spannend, wie Wales mit einfachen Worten erklärt, warum dieses erstaunliche Experiment so erfolgreich ist.

WikiMindmap: Alternativer Zugang zur Wikipedia

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Eine spannende Alternative zur traditionellen Volltextsuche in Wikipedia bietet WikiMindmap: Das gesuchte Stichwort bildet die Wurzel einer Mindmap, die aus verwandten Begriffen aufgebaut wird. Durch einen Klick auf einen verwandten Begriff wird die Mindmap neu erstellt, so dass man sich assoziativ durch die Schlagwörter hangeln kann. In der technischen Umsetzung ist das Konzept noch verbesserungsfähig (die Mindmap wäre sicher dynamischer, wenn AJAX statt Flash eingesetzt würde), aber der Ansatz überzeugt.