Archiv der Kategorie 'BloCosmos'

Analoger Exhibitionismus

Montag, den 21. März 2005

Also jetzt, wo ich weiss, dass es den Hämmerli tatsächlich gibt, frage ich mich schon, weshalb alle Welt so ein Geschrei darum macht, wie die Blogger ihre Privatsphäre entblössen, während in Zeitungskolumnen genau so offenherzig aus dem engeren Sozialbiotop rapportiert wird. Ich warte nur darauf, dass S. in einer Kolumne auftaucht, weil sie die Kolumnistinnen dann und wann bemailt, und dabei natürlich auch mich erwähnt, und schwupps kennt mich die halbe Welt, was ich mit diesem kümmerlichen Blog ja in Jahrzehnten nicht erreichen würde. Also Frau Knecht und/oder Frau Meier: Worauf warten Sie?

Nicht erschrecken!

Mittwoch, den 16. März 2005

Dieses Blog macht gerade eine kleine Metamorphose durch: Das Upgrade von WordPress 1.2 auf WordPress 1.5 war fällig. Leider funktioniert nun das alte Template nicht mehr richtig, und so kommt “Weitblick” momentan im WordPress-Standard-Theme “Kubrick” daher. Besser? Schlechter?

Und gleich noch was in eigener Sache: Der massive Kommentar-Spam erfordert leider weitere Massnahmen. Momentan teste ich verschiedene Anti-Spam-Plugins. Falls also ein Kommentar einmal nicht sofort erscheint, sondern sich im Spam-Filter verheddert: Bitte um etwas Geduld, die Moderations-Queue wird regelmässig abgearbeitet.

New and improved

Dienstag, den 15. Februar 2005

Für WordPress ist endlich das Update 1.5 erhältlich (Download). Heute findet aus diesem Anlass die Upgrade Party statt – leider in San Francisco, deshalb muss ich passen…

Digitaler Exhibitionismus

Sonntag, den 6. Februar 2005

Da gestaltet also der Künstler SISTM eine Ausstellung über Blogs. Er interessiert sich insbesondere für den Aspekt der Selbstdarstellung und der Selbstentblössung der Blogger. Die Tagesschau von SF DRS findet das – warum auch immer – einen Beitrag wert und schneidet ein paar pointierte Statements zusammen. Fertig ist das Klischee, das im wesentlichen besagt: Blogger sind gestörte Persönlichkeiten, die – getrieben von existentiellen Problemen und gefangen in ihrer Einsamkeit – im Internet ihr Innerstes preisgeben. Digitaler Exhibitionismus quasi. Blogs sind somit die dunkelste Ecke in der zwielichten Welt des Internets.

Schwer zu sagen ob dieser Tagesschau-Beitrag durch pure Ignoranz oder durch bewusste Boulevardisierung derart entgleist ist. Sogar SISTM fühlte sich bemüssigt, im Blog zur Ausstellung die Wogen zu glätten. Er habe das Bloggen nicht in seiner Gesamtheit bewerten wollen, sondern nur einen bestimmten Aspekt künstlerisch zugespitzt, nämlich die “Vereinsamung von Individuen in der Welt des Web”. Ausserdem will er die Schweizer Blogsphere dadurch beruhigen, dass hierzulande alles weniger dramatisch sei:

“Zudem hatte ich in dem, dem Tagesschau-Beitrag zugrunde liegenden Gespräch betont, dass es sich bei den Blog-Fragmenten um Texte aus GB, USA und Skandinavien handelt, wo ich Vereinsamung und Aspekte seelischer Störungen in stärkerem Masse beobachtet habe, als zum Beispiel in der Schweiz. […] Ich habe in diesem Zusammenhang von einer ‘Kultur des Exhibitionismus’ vor allem in den USA gesprochen, hinter der ich jedoch auch grosse inhaltliche Leere und seelische Störungen sehe.”

Diese halbherzige Rechtfertigung bestätigt mehr, als sie dementiert. Letztlich sind Blogger für SISTM eben doch irgendwie pathologisch. Es ist sein gutes Recht, dies zu glauben, und in Einzelfällen mag er ja sogar recht haben. Aber man sollte sich hüten, dies als einen Auswuchs des Internets zu sehen: Autobiografische Literatur gab es schon immer, und die psychische Verfassung vieler Schriftsteller dürfte nach den Massstäben von SISTM ebenfalls in die Kategorie der “seelischen Störungen” fallen. Wobei man ergänzen muss, dass wirklich relevante Literatur selten von Menschen geschaffen wird, die mit sich und der Welt absolut im Reinen sind.

(via Dienstraum)

Dreister Spammen

Freitag, den 14. Januar 2005

Die Kommentar-Spammer, die unsere Weblogs als Dreckschleudern missbrauchen, werden immer dreister. Besonders aktiv sind im Moment “poker”, “online poker” und “phentermine”. Und obwohl diese Wörter schon längst auf der Blacklist meines Spam-Filters stehen, schaffen sie es doch dann und wann, einen Spam-Kommentar an der manuellen Freischaltung (bzw. Löschung) vorbeizuschleusen. Das hat mich dann doch ein bisschen gewundert und Nachforschungen veranlasst.

Das Resultat: Die Spammer sind offenbar auf die gloriose Idee gekommen, die kritischen Wörter nicht mehr als normalen Text einzugeben, sondern mit willkürlich eingestreuten HTML-Codes für einzelne Buchstaben. So wird aus “online poker” beispielsweise “online poker” – was man aber nur im HTML-Quelltext sehen kann, während der Browser ganz normal “online poker” anzeigt.

Mein Spam-Filter kann inzwischen auch HTML…

Big Business

Donnerstag, den 6. Januar 2005

Auch die Blogsphere bleibt von Fusionitis nicht verschont: Six Apart (Anbieter der Blog-Software Movable Type und des Blog-Service TypePad) übernimmt den Blog-Service LiveJournal mit rund 5.5 Millionen Bloggern. Die Motivation von Six Apart: Wachstum und Einkauf von technischem Know-how. Die Motivation von Danga (LiveJournals): Verstärkung in den Bereichen Design, Usability, Marketing und Management. Wie das Mena und Brad im Detail sehen, liest man am besten selbst.

Die Sache mit dem TrackBack

Freitag, den 31. Dezember 2004

Jeder kennt dieses gruppendynamische Phänomen aus der Schule: Man denkt, man sei der/die einzige, der/die eine bestimmte Sache nicht kapiert hat, würde sich aber lieber die Zunge abbeissen als zu fragen. Dann bricht endlich jemand das Eis und stellt offen die entscheidende Frage – und plötzlich wird klar, dass es eigentlich niemand so richtig kapiert hat.

So ähnlich ging es mir als ich mich, auf das Eintreffen des deutlich verspäteten Sandmännchens harrend, dahinter machte, nach einem guten Monat aktiven Bloggens die Bedeutung des Wortes “TrackBack” zu entschlüsseln.

Lassen wir zunächst Zahlen sprechen: Der Suchstring “Was ist Trackback” liefert allein bei Google rund 9’890 Treffer, die englische Version “What is trackback” bringt es auf rund 85’300 Treffer.

Die knappe Zusammenfassung: Offenbar versteht fast niemand so wirklich, wie TrackBack funktioniert. Und jeder erklärt es ein bisschen anders. Nach intensiver Lektüre habe ich nun meine persönliche Erklärung, und die geht so:
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Privates und Öffentlichkeit

Freitag, den 24. Dezember 2004

“Ich verrate Dir etwas, aber Du darfst es unter gar keinen Umständen weitererzählen, und Du weisst es auch nicht von mir!” Viele Blogger erliegen dem Reiz, online Privates zu veröffentlichen, das sie ihren Partnern, Familien, Freunden, Nachbarn, Arbeitskollegen oder Vorgesetzten nie im Leben erzählen würden.

Unter dem Schutz einer vermeintlichen Anonymität und im naiven Glauben, ein Blog werde automatisch nur von den “richtigen” Leuten gelesen, finden so Erlebnisse und Gedanken den Weg in die Öffentlichkeit, die man auf gar keinen Fall in der lokalen Zeitung gedruckt sehen möchte. Solche Blogger vergessen, dass ein Blog sehr viel mit einer Kolumne und sehr wenig mit einem Tagebuch zu tun hat. Wer bloggt, publiziert – egal wie unscheinbar die Besucherstatistik im Moment aussehen mag. Und was einmal veröffentlicht ist, kann nicht mehr ungeschehen gemacht werden – dafür sorgen einerseits die Mund-zu-Mund-Propaganda in der Blogger-Szene und andererseits Dienste wie Way Back Machine, wo Websites über Jahre hinweg archiviert bleiben.

Es gibt einige prominente Beispiele von Blogs, die deutlich mehr Öffentlichkeit bekommen haben, als ihnen recht sein dürfte. Eines ist das Diary of a Flight Attendant, deren Autorin Ellen Simonetti ihren Job verlor, weil sie einige Fotos veröffentlichte, die sie in eher privaten (aber herzlich harmlosen) Posen im beruflichen Umfeld zeigten. Immerhin hat sie es damit bis in den Spiegel gebracht. Ebenfalls ihre Stelle gekostet hat das Bloggen Jessica Cutler, die ihrem Blog ihre (parallelen und teilweise bezahlten) Erlebnisse mit diversen Männern aus dem politischen Washington anvertraute. Die New York Times hat diesen Fall aufgegriffen und beschreibt in einem längeren Artikel die Gratwanderung zwischen Privatem und Öffentlichkeit, die viele Blogger bewusst oder unbewusst vollziehen.

In diesem Sinn ist zu hoffen, dass die anstehenden Festtage möglichst wenig Kollateralschäden durch exzessives Bloggen anrichten mögen. Frohe Weihnachten!

Vox populi

Donnerstag, den 23. Dezember 2004

Ein älterer, aber noch immer spannend zu lesender Artikel von Peter Glaser im NZZ Folio 2/2000 zur Frage, wie das Internet dem Begriff “Die Stimme des Volkes” eine ganz neue Bedeutung verleiht: David gegen Goliath.

Gerade für Konsumgüterhersteller kann die Dynamik des Internets je nach dem eine Chance oder eine Bedrohung sein. Was unter dem Stichwort Consumer Opinion bei Yahoo zu finden ist, reicht von vergleichsweise neutralen Produktetest-Websites bis hin zu Boykott-Aktionen gegen nahmhafte Unternehmen. Auch im Open Directory gibt es eine Kategorie mit Websites, die Brand- und Product-Managern schlaflose Nächte bereiten: Consumer Information: Complaints (deutsch: Verbraucherinformationen: Beschwerden).

The 3rd generation

Freitag, den 17. Dezember 2004

Bloggen ist nicht nur etwas für Kids: Das Weblog Generationen richtet sich – trotz des neutralen Namens – an Menschen im sogenannten dritten Lebensalter.