Monatsarchiv für Mai 2006

Oazapft is!

Sonntag, den 28. Mai 2006

Habe ich mich kürzlich über das Sammeln von Toastern lustig gemacht? Ich möchte mich in aller Form dafür entschuldigen. Denn verglichen mit dem Sammeln von Tanksäulen scheint mir die Beschäftigung mit Toastern geradezu bünzlig…

Blog-Buttons agogo

Samstag, den 27. Mai 2006

Was der Fuchsschwanz dem Manta-Fahrer und der Anti-AKW-Kleber dem 2CV-Reiter ist, sind Blog-Buttons dem status-bewussten Blogger. Weil man heute aber so viele Statements zu Hard- und Software, Websites und Technologien, Parteien und Fussballklubs, Religionen und Philosophien abgeben muss, um sich sauber zu positionieren, ist das Button-Designen ein ziemlicher Chrampf.

Zum Glück gibt es www.publicons.de, wo man sich ganze Sets bequem zusammenklicken kann. Ein (natürlich rein fiktives) Beispiel für einen Open-Source-Verfechter mit einem Hang zu Web-Standards, der gepflegten Getränken und gepflegter Lektüre nicht abgeneigt ist:

(Gefunden dank Christa)

Quatsch

Samstag, den 27. Mai 2006

Manchmal, so finde ich, fehlt es der deutschen Sprache an der nötigen Prägnanz. Zwar ist Quatsch ein sehr originelles und durchaus starkes Wort – aber an die Kraft von Bullshit kommt es einfach nicht heran. Mit einem einzigen “Bullshit!” stelle ich etwas unwidersprochen richtig, während ich mit einem “Quatsch!” auf lange Rechtfertigungen und Widerreden gefasst sein muss. (Und “Bullenscheisse!” konnte sich bei uns leider nie etablieren.)

Harry G. Frankfurt, Philosoph in Princeton, hat mir nun den Gefallen getan, das Wort “Bullshit!” mit unvergleichlicher Prägnanz zu definieren und zugleich die Schädlichkeit von Bullshit zu entlarven. Sein Büchlein On Bullshit (Suhrkamp) habe ich zwar noch nicht gelesen, aber das Interview im Magazin 13/2006 ist sehr verheissungsvoll.

Was bedeutet Bullshit?

“Es heisst, die Wahrheit zu entstellen, ohne sich einer Verzerrung bewusst zu sein. Sogar zu denken, es ist besser, etwas Unwahres zu sagen als gar nichts. […] Und es kann bedeuten, dass jemand dich manipulieren will. […] Bullshit ist eine Technik, die Wahrheit zu verbergen. Es geht dabei gar nicht so sehr darum, ob jemand lügt oder nicht. Es geht vielmehr darum, dass jemandem, der im System des Bullshit denkt und lebt, irgendwann das Gefühl dafür abhanden kommt, dass er womöglich auch mal die Wahrheit sagen könnte. Insofern ist Bullshit schlimmer als Lüge – weil dabei die Vorstellung von Wahrheit ganz verschwindet.”

Und warum gibt es so viel Bullshit?

“Bullshit ist ein Weg, ein Ziel zu erreichen. Einen Fernseher zu verkaufen, eine Wahl zu gewinnen, die öffentliche Meinung zu manipulieren. Aber das ist nicht der einzige Grund: Es gibt heute einfach so viele, die dafür bezahlt werden, dass sie reden. Und diese Leute müssen weiter und weiter reden, selbst wenn sie nicht wissen, wovon sie sprechen.”

Ist Bullshit schädlicher als Lügen?

“Der Lügner gibt wenigstens zu, dass es einen Unterschied gibt zwischen Wahr und Falsch – der Bullshitter leugnet diesen Unterschied. Und damit untergräbt er ein sehr wichtiges Fundament unserer Kultur, den Respekt vor der Wahrheit. […] Der Schaden durch Bullshit ist viel tief greifender. […] Sobald jemand anfängt, seinen eigenen Bullshit zu glauben, ist er in grosser Gefahr.”

Ist Bullshit nur negativ?

“Er ist ein effizientes Mittel, um soziale Beziehungen zu erleichtern. Ein soziales Schmiermittel. […] Bullshit füllt auch das aus, was wir über uns selbst nicht wissen. […] Bullshit kann sehr kreativ sein. Bullshit kann Spass machen und Neues in die Welt bringen.”

Und zum Schluss die ganz grosse Frage: Macht Wahrheit glücklich?

“Es ist auf jeden Fall das Einzige, das mich glücklich macht. Alles, was im Leben verlogen ist, ist deshalb unbefriedigend, weil es der Wirklichkeit widerspricht. Wenn das, was du tust, nicht wahrhaftig ist, dann ist es egal, ob du bekommst, was du willst oder nicht – denn das, wovon du denkst, dass du es willst, ist nicht das, was du wirklich willst. Nur wenn das Leben wahrhaftig ist, ist es auch harmonisch.”

1984 = 2009

Mittwoch, den 24. Mai 2006

Der Schnüffelstaat (ein Helvetismus, dessen Bedeutung nicht ganz so niedlich ist, wie er klingt) hat Pläne, welche die guten alten Fichen (auch so ein Helvetismus) geradezu harmlos wirken lassen:

“Der Bund will den gesamten Internetverkehr der Schweiz erfassen und speichern.”

Schreibt zumindest die SonntagsZeitung. Hierzu werden derzeit verschiedene Methoden erpropt:

“Diese dritte Variante läuft im Prinzip darauf hinaus, die so genannten ADSL-Router und Kabelmodems mit einer als Wanze funktionierenden Software auszurüsten, die im Bedarfsfall von aussen eingeschaltet werden kann. Bei UMTS-Mobiltelefonen mit ihren Internetzugängen ist das schon der Fall. Der schnelle Datenfunk hat auf Verlangen von Polizeibehörden und Geheimdiensten eine Schnittstelle für die Telefonüberwachung. Moderne Mobiltelefone können somit als Abhörstation verwendet werden.”

Sind sie nicht liebenswert, die Schweizer? Nicht in die EU wollen aus lauter Schiss vor Fremdbestimmung – aber die eigenen Bürger überwachen, dass es einem graust. George Orwell hatte eben doch recht – er hat sich nur im Datum geirrt: 2009 soll der digitale Schnüffelstaat Realität werden. Das wäre dann so etwa das Jahr, in dem alle Verbrecher dieses Landes ihren Internet-Anschluss kündigen und nur noch über die WLANs ihrer Nachbarn surfen. Oder sich zumindest eine nette Kryptografie- bzw. Steganografie-Software zulegen, damit sie weiterhin ungestört Informationen mit ihren Spezis austauschen können. 9/11 wäre jedenfalls mit dieser Massnahme ganz sicher nicht zu verhindern gewesen, denn wer einen Jet fliegen lernen kann, der wird sich auch in die Basics der Computersicherheit einarbeiten können.

Hängt nur weiterhin Vorhänge in Eure Fenster – Privatsphäre war mal!

Zum Glück

Sonntag, den 21. Mai 2006

Zum Glück habe ich ein deutsches Windows – ich hätte ja sonst keine Chance zu verstehen, was mein Rechner gerade macht:

Gedownloadet. Die meinen das tatsächlich ernst.

Schon wieder was gelernt [8]

Sonntag, den 14. Mai 2006

Ein Spa ist ein Spa ist ein Spa. Denkste! Auch hinter diesem Wort verbirgt sich eine Abkürzung. Bloss welche? Sanitas per aqua schlägt heute der Tages-Anzeiger vor, doch andernorts werden auch die Varianten Sanitas per aquas, Senare per aqua, Salus per aquam, Sanus per aquam und Solus per aqua angeboten. Da geht es mir nun allerdings wie im Lateinunterricht: So genau muss ich das gar nicht wissen.

Schlagzeilen

Samstag, den 13. Mai 2006

Manchmal kann die NZZ überraschend humorvoll sein. Zum Festakt “100 Jahre Postauto” mit Bundespräsident Moritz Leuenberger titelte die NZZ online:

Ein Hoch auf den gelben Wagen

Wobei aus dem Artikel nicht eindeutig hervorgeht, ob wir diesen Kalauer dem Redenschreiber Leuenberger oder den Redaktoren an der Falkenstrasse verdanken.

Diagnose positiv

Dienstag, den 9. Mai 2006

Endlich weiss ich, woran ich (und wohl auch viele andere Blogger) leide: am Zwang zum epistemischen Schreiben. Einfach gesagt bedeutet das, dass man nicht einfach aufschreibt, was man weiss, sondern dass man sein Wissen erweitert, indem man schreibt. Während man Sätze formuliert, formen sich auch die Gedanken. Wer schreibt, setzt sich mit seinen Gedanken auseinander und versteht dadurch besser. Oder umgekehrt: Wer sich Wissen aneignen will, schreibt. Ganz nach dem Motto: Wenn Du etwas verstehen willst, schreibe ein Buch darüber!

Giesskannenprinzip

Freitag, den 5. Mai 2006

Eigentlich bin ich ja der Meinung, dass eh schon alles erfunden, alles gedacht, alles ausprobiert ist. Aber manchmal scheint es doch noch eine neue Idee zu geben. Beispielsweise diese hier:

Ein kleines Plastikrohr, das aus jeder PET-Flasche eine Giesskanne macht. Oder wäre das eher zum stilvollen Ausschenken von Soft-Drinks gedacht?

Zu finden bei www.viceversa.com.

Ich bin auch ein fliegender Teppich

Mittwoch, den 3. Mai 2006

Ein Postauto mieten? Oder ein Tram? Den alten 6er oder eine Cobra? Einen Heissluftballon sogar? Wie einfallslos! Wer heute etwas auf sich hält, chartert einen Swiss-Jet!

“Möchten sie mit Freunden, Geschäftskunden oder ihrem Verein zur Premiére eines Musicals nach London, zum Besuch des Guggenheim Museums nach Bilbao oder zum Shopping nach Paris fliegen? Warum nicht ein ganzes Flugzeug chartern?”

Nobel geht die Welt zugrunde!